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Preissprung bei Rohöl zum Wochenauftakt

05.09.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise starten mit deutlichen Gewinnen in die neue Handelswoche. Brent legt um mehr als 5% auf gut 49 USD je Barrel zu. Es gibt anscheinend Gerüchte, wonach sich Saudi-Arabien und Russland am Rande des G20-Treffens auf eine Zusammenarbeit verständigt haben. Ob dies wirklich der Fall ist und wie diese Kooperation konkret aussehen soll, ist allerdings unklar. Der Druck auf die Ölproduzenten nimmt allerdings zu, sich zumindest auf Produktionsobergrenzen zu verständigen. Denn momentan steigt die Produktion immer weiter.

Einer Bloomberg-Umfrage zufolge ist die Ölproduktion der OPEC im August um 120 Tsd. Barrel pro Tag auf ein Rekordniveau von 33,69 Mio. Barrel pro Tag gestiegen. Insbesondere die Länder der Golfregion waren dafür verantwortlich. Saudi-Arabien erhöhte seine Produktion auf ein Rekordniveau von 10,69 Mio. Barrel pro Tag. Der Irak produziert mit 4,48 Mio. Barrel pro Tag nahezu auf Rekordniveau.

Der Iran steigerte seine Ölproduktion auf 3,62 Mio. Barrel pro Tag, was dem höchsten Niveau seit über fünf Jahren entspricht. Eigenen Angaben zufolge produziert der Iran derzeit sogar 3,8 Mio. Barrel pro Tag und könnte seine Produktion binnen 2-3 Monaten auf 4 Mio. Barrel pro Tag erhöhen. Die OPEC produziert damit mehr Rohöl als vom Markt benötigt wird.

Nimmt man die Schätzungen der IEA zum Maßstab, so liegt der Bedarf im zweiten Halbjahr 2016 bei 33,3 Mio. Barrel pro Tag. Selbst bei einer Deckelung der OPEC-Ölproduktion auf dem jetzigen Niveau würde der Ölmarkt erst im zweiten Halbjahr 2017 nicht mehr überversorgt sein. Wir sehen daher für höhere Ölpreise aus fundamentaler Sicht keine Rechtfertigung.


Edelmetalle

Die schwächeren US-Arbeitsmarktdaten am Freitag haben den Goldpreis beflügelt und um über 20 USD je Unze steigen lassen. Damit ist die Wahrscheinlichkeit einer Zinsanhebung bei der US-Fed-Sitzung im September, die den Goldpreis belasten könnte, wieder gesunken. Aufgeschoben ist aber nicht aufgehoben! Denn nach einem Hin und Her hat der US-Dollar letztlich fester tendiert. Umso beachtlicher ist also die Goldpreisstärke, wobei der Goldpreis in Euro heute mit fast 1.190 Euro pro Unze auf ein 2-Wochenhoch gestiegen ist.

Insgesamt dürfte in den kommenden Tagen womöglich mehr Bewegung beim Goldpreis in Euro drin sein. Am Donnerstag trifft sich die EZB und könnte weitere geldpolitische Lockerungsmaßnahmen beschließen. Gold dürfte daher angesichts negativer Nominal- und Realzinsen im Euroraum stark nachgefragt bleiben. Die Goldanleger dürften jedoch merken, dass die "Selbstgefälligkeit" der Finanzmärkte zumindest kurzfristig keinen weiteren starken Preisanstieg bei Gold rechtfertigt.

Daher nehmen die Finanzanleger bei den Edelmetallen die Gewinne mit. So haben sie in der Woche zum 30. August die Netto-Long-Positionen bei Gold um 22 Tsd. auf 231,6 Tsd. Kontrakte reduziert, den niedrigsten Stand seit Mitte Juni. Auch bei Silber liegen die Netto-Long-Positionen auf einem 2½-Monatstief. Bei Platin und Palladium ging der zuvor überhöhte Optimismus der Anleger zuletzt ebenfalls zurück, bei Silber sogar die fünfte Woche in Folge.


Industriemetalle

Die Metallpreise starten weitgehend unverändert in die neue Handelswoche. Mit Ausnahme von Nickel, das heute Morgen leicht unter dem Schlusswert vom Freitag bei 10.025 USD je Tonne notiert, legen Aluminium, Zink, Zinn und Blei marginal zu. Kupfer notiert weiterhin nahe seines 2-Monatstiefs von letzter Woche. Zurückzuführen ist dies wohl auf die zunehmend pessimistische Einschätzung der Marktteilnehmer bezüglich der fundamentalen Marktsituation bei Kupfer.

Der Kupfermarkt ist derzeit gut versorgt. Auch wenn es in der vergangenen Woche immer wieder Nachrichten zu kurzfristigen Minenschließungen im Zuge von Arbeiterstreiks in Chile gab, so waren diese jedoch bislang unbedeutend für das globale Kupferangebot. Im Gegenteil: Seit Mitte August 2016 sind die LME-Kupferbestände nahezu ununterbrochen auf inzwischen fast 330 Tsd. Tonnen gestiegen (Grafik des Tages).

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Zudem trübt sich die Stimmung der spekulativen Finanzanleger bei Kupfer zunehmend ein. Gemäß Daten der CFTC zur Marktpositionierung vom Freitag gab es in der Woche zum 30. August einen Anstieg der Netto-Short-Positionen um fast 21 Tsd. auf knapp 27 Tsd. Kontrakte. Zurückzuführen ist dies auf einen massiven Aufbau von Short-Positionen um gut 17,5 Tsd. Kontrakte beziehungsweise knapp 36% im Vergleich zur Vorwoche. Gleichzeitig sanken die Long-Positionen um fast 3,3 Tsd. Kontrakte. Damit hat diese Anlegergruppe wohl zum Preisrückgang bei Kupfer in der Beobachtungsperiode beigetragen.


Agrarrohstoffe

Solange die Hurrikan-Saison andauert und die US-Baumwollernte noch nicht eingebracht ist, kann die Sorge um Sturmschäden und Überschwemmungen den Baumwollmarkt immer wieder in Aufruhr versetzen. So war es letzte Woche, als die Gefahr bestand, dass der Hurrikan Hermine insbesondere in Georgia, in South Carolina und in North Carolina zu Überschwemmungen führt und die Pflanzen beschädigt.

Auch war es in Texas, dem wichtigsten Anbaustaat, in der vergangenen Woche zu Starkregen und Überschwemmungen gekommen. Zudem hatte das International Cotton Advisory Committee seine Schätzung für die globalen Endbestände an Baumwolle in der Saison 2016/17 wegen einer Kürzung bei der indischen Produktion nach unten korrigiert. Entsprechend zog der Baumwollpreis am Donnerstag um fast 4% auf über 68 US-Cents je Pfund an. Am Freitag gab er dann wieder leicht nach, nachdem sich die Gefahr durch Sturmschäden in den USA reduziert hatte.

Die Nachricht, dass Russland seine Exportsteuer für zwei Jahre aussetzen wird, dürfte vor allem eine weiter erhöhte Konkurrenz für europäischen Weizen bedeuten. Denn aufgrund der Rekordernte steht in Russland viel Ware zur Ausfuhr zur Verfügung. Das russische Landwirtschaftsministerium und das USDA rechnen mit Weizenexporten von 30 Mio. Tonnen, was einem Anstieg um 5 Mio. Tonnen gegenüber dem Vorjahr entsprechen würde. Die niedrigen Weizenpreise führen derzeit allerdings dazu, dass sowieso nur die minimale Exportsteuer anfällt.


© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets



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