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Je schlechter, desto besser

07.09.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis ist dank eines schwächeren US-Dollar wieder auf 47,5 USD je Barrel gestiegen, nachdem er gestern zwischenzeitlich unter 47 USD gefallen war und damit sämtliche Gewinne vom Montag wieder abgab. Die Aussichten für eine Einigung auf Produktionsobergrenzen, welche dem Ölmarkt wirklich hilft, sind denkbar schlecht. Der Iran hat zwar Bereitschaft signalisiert, mit Russland und Saudi-Arabien zusammenzuarbeiten, um den Ölmarkt zu stabilisieren und einen höheren Ölpreis zu erreichen.

Der Iran verlangt aber weiterhin gewisse Ausnahmen für sich, bis das Vorsanktionsniveau erreicht ist. Dieses sieht der Iran bei 4 Mio. Barrel pro Tag. Abgesehen vom Iran gibt es weitere Stolpersteine. Einer davon ist Nigeria. Laut dem nigerianischen Vizepräsidenten hat das Land in den letzten sechs Monaten aufgrund der Anschläge auf Ölpipelines rund 1 Mio. Barrel pro Tag an Ölproduktion verloren. Es ist kaum vorstellbar, dass Nigeria freiwillig dauerhaft auf diese Fördermenge verzichtet.

Ähnlich ist die Situation in Libyen, wo die Ölproduktion seit Monaten nur einen Bruchteil der möglichen Fördermenge beträgt. Bei einer Stabilisierung der Lage dort würde die Ölproduktion steigen. Allein aus Nigeria und Libyen könnten bis zu 1,5 Mio. Barrel pro Tag zusätzlich an den Markt kommen. Heute Abend gibt die US-Energiebehörde EIA neue Angebots- und Nachfrageschätzungen bekannt. Es ist gut möglich, dass die EIA die Produktionsschätzung für die USA nochmals nach oben revidiert, nachdem es bislang keine hurrikanbedingten Ausfälle gegeben hat. Dies würde das Überangebot weiter erhöhen.


Edelmetalle

"Je schlechter, desto besser" könnte man den aktuellen Zusammenhang zwischen den US-Wirtschaftsdaten und den Edelmetallpreisen beschreiben. Nach einer großen Enttäuschung - der US-Dienstleistungsindex ist unerwartet auf 51,4 gefallen, den niedrigsten Stand seit März 2010 - ist der Goldpreis um rund 2% auf über 1.350 USD je Feinunze gestiegen.

Wir bleiben zwar angesichts eines extrem hohen Optimismus der spekulativen Finanzanleger in Bezug auf die Nachhaltigkeit der Preiserholung etwas skeptisch. Dennoch kann man angesichts der starken Preisdynamik und der USD-Schwäche weitere Preisanstiege nicht ausschließen. Hinzu kommt, dass die Gold-ETFs erneut starke Zuflüsse verzeichnen.

So hat der größte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, seit Freitag Zuflüsse von über 14 Tonnen Gold vermeldet. Damit ist allein diesem ETF innerhalb von zwei Tagen mehr Gold zugeflossen als allen von Bloomberg erfassten Gold-ETFs zusammen über den gesamten Monat August.

Bei Platin kann man aktuell von einem perfekten Sturm sprechen. Zum einen wird der Preis durch den Goldpreisanstieg unterstützt. Zum anderen hat der südafrikanische Rand zuletzt gegenüber dem US-Dollar wieder zugelegt. Seit Jahresbeginn betrug die Aufwertung rund 10%.

Der Kostendruck dürfte damit weiter zunehmen. Denn die wichtige Minengewerkschaft AMCU, deren Streik vor zwei Jahren die Platinminenindustrie für mehrere Monate lahmgelegt hatte, hat am Montag verlauten lassen, dass die seit Juli andauernden Lohnverhandlungen gescheitert seien. Südafrika verantwortet rund 75% der weltweiten Platinminenproduktion.


Industriemetalle

Unerwartet schwache Daten zum US-Dienstleistungssektor (siehe Edelmetalle) und in Folge dessen ein schwächerer US-Dollar haben den Metallpreisen heute Morgen Auftrieb gegeben. Kupfer verteuert sich auf ein 2-Wochenhoch von 4.680 USD je Tonne, während Aluminium leicht auf 1.600 USD je Tonne anzieht. Allerdings gehen wir von keiner nachhaltigen Bewegung aus. Denn die chinesische Zollbehörde wird wohl in der kommenden Nacht für August enttäuschend niedrige Kupferimporte des mit Abstand wichtigsten Konsumentenlands melden. Darauf deuten zumindest die außerhalb Chinas stark gestiegenen LME-Kupfervorräte hin.

Zwar sind die LME-Lagerbestände bei Aluminium seit März 2014 um gut 60% von 5,435 Mio. auf 2,212 Mio. Tonnen gefallen. Dies deutet dennoch nicht zwangsläufig auf eine Markteinengung hin. Denn bei den aktuellen Verhandlungen in Japan zeichnet sich ab, dass die physischen Prämien im vierten Quartal weiter fallen werden (siehe TagesInfo vom 02.09.).

Die ersten Prämien-Kontrakte lägen wohl schon mit 75 USD je Tonne deutlich unter dem Niveau für das 3. Quartal mit 90-93 USD/Tonne. Auch in Europa und in den USA fielen die physischen Prämien auf ein Mehrjahrestief. Damit zahlen wohl die Lagerhalter die Zeche, nachdem sie in den Jahren 2013-2015 durch eine künstliche Verknappung und einen eingeschränkten Zugang zu den LME-Lagerbeständen die physischen Prämien auf teilweise über 500 USD je Tonne steigen ließen.

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Agrarrohstoffe

Der Preis für Arabica-Kaffee schloss gestern bei 153,75 US-Cents je Pfund und damit so hoch wie zuletzt im Februar 2015. Und dies trotz einer hohen Arabica-Ernte in Brasilien, die inzwischen vor dem Abschluss steht. Konkrete Zahlen zu ihrem Ergebnis gibt es noch nicht. Bisherige Schätzungen liegen mit 40 bis 45 Mio. Sack deutlich höher als im schwachen Vorjahr (32 Mio. Sack). Dass die brasilianische Robusta-Ernte dagegen ein weiteres Mal rückläufig ist, stellt ebenfalls keine Neuigkeit dar.

Gestern nahm das Brasilianische Institut für Geografie und Statistik IBGE seine Schätzung allerdings weiter nach unten. Demnach wurden nur 8,1 Mio. Sack Robusta geerntet, nach 11,2 Mio. Sack im letzten Jahr. Die einzige offizielle Prognose der brasilianischen Prognosebehörde Conab stammt noch aus dem Mai. Die dort angenommenen 9,4 Mio. Sack Robusta dürften tatsächlich nicht erreicht worden sein.

Bei Arabica lautet die Conab-Prognose auf realistischere 40,3 Mio. Sack, IBGE setzt sie leicht darunter an. Dass gestern der Arabica-Preis trotzdem stärker zulegte als der Robusta-Preis, hat zum einen damit zu tun, dass Arabica in New York notiert wird, wo die Börse am Montag geschlossen war. Gestern verlor zudem der US-Dollar an Wert, was die Notierungen stützt. Zum anderen meldete gestern eine staatliche Stelle einen erhöhten Pilz-Befall im mit Abstand wichtigsten brasilianischen Arabica-Anbaustaat Minas Gerais. Dieser droht das Produktionspotenzial in der nächsten Saison zu belasten.


© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets



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