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Stärkster Lagerabbau bei Rohöl seit Anfang 1999

09.09.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise machten gestern einen weiteren Satz nach oben: Brentöl verteuerte sich zwischenzeitlich auf 50 USD je Barrel, nachdem der Abbau der Rohölvorräte gemäß offizieller Daten den tags zuvor vom API berichteten sogar noch übertraf. Mit einem Rückgang um 14,5 Mio. Barrel gegenüber der Vorwoche meldete das US-Energieministerium den höchsten Abbau seit Januar 1999 bzw. den zweitstärksten seit Erhebung der Datenreihe 1982.

Ausschlaggebend war ein Einbruch der RohöIimporte. Mit gut 7 Mio. Barrel pro Tag wurden in der letzten Woche rund 1,9 Mio. Barrel pro Tag weniger eingeführt als in der Vorwoche. Rein rechnerisch lässt sich damit also fast der komplette Lagerabbau erklären. Maßgeblich ist der Einbruch der Importe dem Tropensturm Hermine zu zuschreiben: Er ließ die Importe im Golf von Mexiko (PADD 3) auf knapp 2,5 Mio Barrel pro Tag fallen, den niedrigsten Stand seit Erhebung der Reihe 1990. Der Sturm, der dann Richtung Nordosten weiterzog, dürfte zudem die Einfuhren an der Ostküste (PADD 1) behindert haben. Sie fielen rund 650 Tsd. Barrel pro Tag niedriger aus als in der Vorwoche.

Doch auch wenn mit "Hermine" der Störfaktor klar zu identifizeren ist, sind wir skeptisch, dass nächste Woche eine Gegenbewegung in vollem Umfang folgt. Schließlich waren die Rohölimporte seit Anfang Mai rund 800 Tsd. Barrel pro Tag höher als im Vorjahr. Die übervollen Lager, die übrigens trotz des massiven Abbaus in der letzten Woche noch immer gut 35% höher befüllt sind als im Durchschnitt der letzten fünf Jahre, sprechen eigentlich für geringere Importe. Schließlich besteht nun auch mit der Stabilisierung der Preise kaum noch ein Anlass für Raffineriebetreiber ihre Lager "überlaufen" zu lassen.

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Edelmetalle

Der Goldpreis ist gestern unter Druck geraten, nachdem die EZB entgegen der Erwartung vieler Marktteilnehmer die Geldpolitik nicht weiter gelockert hat. Gold fällt am Morgen auf 1.335 USD je Feinunze bzw. 1.185 EUR je Feinunze. So hat der EZB-Rat laut Präsident Draghi nicht einmal über die Verlängerung des Anleihekaufprogrammes über März 2017 hinaus gesprochen. Somit bestand für die EZB auch keine Notwendigkeit, Lösungen für das Knappheitsproblem von kauffähigen Anleihen aufzuzeigen.

Der Euro wertete daraufhin zwischenzeitlich deutlich auf, was den Goldpreis in Euro unter Druck setzte. Zudem ist durch die gestrige Entscheidung der EZB in den Augen der Marktteilnehmer offenbar die Wahrscheinlichkeit gestiegen, dass die US-Notenbank Fed in diesem Jahr die Zinsen erhöhen wird. Die Fed Fund Futures preisen die Wahrscheinlichkeit dafür wieder mit 60% ein. Zuvor lag diese noch bei 50%.

Sofern Gold heute nicht auf 1.325 USD je Feinunze fällt, dürfte es dennoch die zweite Woche in Folge ein Plus aufweisen. Denn zuletzt enttäuschende US-Konjunkturdaten haben einen Zinsschritt der Fed bei der Sitzung in der übernächsten Woche unwahrscheinlich gemacht. Im Zuge des Goldpreisrückgangs standen auch die Preise für die anderen Edelmetalle unter Druck. Silber handelt wieder deutlich unter der Marke von 20 USD je Feinunze, Platin unterhalb von 1.100 USD je Feinunze und Palladium merklich unter 700 USD je Feinunze.


Industriemetalle

Die Philippinen, der zuletzt größte Nickelerz-Exporteur der Welt, werden wohl in der folgenden Woche zumindest temporär weitere Minen im Rahmen der Prüfung durch die dortige Umweltministerin schließen. Seit Beginn der Untersuchungen wurden bereits 8 Nickelminen geschlossen. Dies löste zunächst Sorgen vor einer starken Unterversorgung am globalen Nickelmarkt aus. Diese Sorgen schwanden in den vergangenen Wochen allerdings merklich. Denn die von China veröffentlichten Handelsdaten deuten auf eine Substitution zu indonesischem Ferronickel hin.

Indonesien erwägt derzeit nach Aussage des Bergbauministers, die dreijährige Übergangsfrist für die vollständige Umsetzung des Exportverbotes für Erze zu lockern. Im Jahr 2014 sorgte die Einführung des Exportstopps von unbehandelten Erzen, vor allem von Nickelerz und Bauxit, zu einer dramatischen Markteinengung in China, das seinen Bedarf primär mit Nickel aus Indonesien gedeckt hatte.

Die Übergangsregelung gewährte den Bergwerken bis Januar 2017 eine Schonfrist, innerhalb derer immerhin die Ausfuhr von teilweise verarbeitetem Kupfer, Zink, Blei, Eisen und Mangan möglich ist. Allerdings sei die Schonfrist nach Aussagen des Bergbauministers von Anfang der Woche unzureichend. Zudem machte der Rückgang der Rohstoffpreise den Aufbau von Schmelzanlagen auch ökonomisch nicht mehr sinnvoll für die Produzenten. Nicht zuletzt benötigt die Regierung dringend mehr Steuereinnahmen.


Agrarrohstoffe

In den USA drohen in diesem Herbst die Lagerkapazitäten knapp zu werden, um die zu erwartenden Rekordernten von Mais und Sojabohnen unterbringen zu können. Die in diesem Jahr zu erwartende Erntemenge plus die Altbestände aus dem Vorjahr an Mais, Weizen und Sojabohnen belaufen sich Schätzungen zufolge auf 24,3 Mrd. Scheffel. Die verfügbaren Lagerkapazitäten werden auf 24,2 Mrd. Scheffel geschätzt.

In der Hoffnung auf höhere Preise hatten viele Landwirte mit Verkäufen gewartet. Einige Landwirte würden daher noch immer auf 10% ihrer letztjährigen Maisernte sitzen. Ihnen droht nun die Zeit auszugehen. Die Landwirte könnten daher gezwungen sein, Bestände unter Zwang zu verkaufen, um Platz für die neue Ernte zu schaffen. Dies würde die Preise weiter unter Druck setzen. Das US-Landwirtschaftsministerium gibt neue Ernte- und Lagerschätzungen nächste Woche bekannt.

Nicht nur in den USA steht eine Rekordernte von Sojabohnen ins Haus. Auch in Brasilien rechnen befragte Analysten und Marktteilnehmer für das bevorstehende Erntejahr 2016/17 mit einer rekordhohen Erntemenge von 103 Mio. Tonnen. Bis diese Ernte eingebracht wird, vergeht allerdings noch viel Zeit. Die Aussaat hat gerade erst begonnen. Von daher ist diese Prognose noch mit großen Unsicherheiten verbunden. Eine davon betrifft das Wetterphänomen La Niña. Neuesten Prognosen einer US-Wetterbehörde zufolge ist das Aufkommen von La Niña im Herbst- und Winterhalbjahr weniger wahrscheinlich geworden.



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