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Märkte vor spannender Woche

19.09.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise starten mit Gewinnen in die neue Handelswoche, machen damit aber lediglich die Verluste vom Freitag wieder wett. Brent handelt bei 46,5 USD je Barrel, WTI bei knapp 44 USD je Barrel. Brent verzeichnete am Freitag ein 2-Wochentief von 45,5 USD je Barrel, WTI war mit 42,8 USD je Barrel sogar so billig wie zuletzt Mitte August.

Gründe für den Preisanstieg sind Nachrichten aus Libyen, wo am Wochenende neuerliche Kämpfe zwischen rivalisierenden Gruppen um die Ölhäfen ausgebrochen sind. Die Erwartung einer schnellen Normalisierung der libyschen Ölexporte dürfte sich somit als trügerisch erweisen. Zudem erwartet der venezolanische Präsident Maduro, dass sich OPEC und Nicht-OPEC-Länder noch in diesem Monat auf ein Abkommen zur Stabilisierung des Ölmarktes verständigen werden. Ein informelles Treffen wichtiger Ölproduzenten findet nächste Woche in Algier statt.

Wir erachten eine Einigung, falls sie lediglich den Status Quo bestätigt, als viel Lärm um nichts. Denn derzeit produzieren fast alle maßgeblichen Produzenten auf bzw. nahe Rekordniveau. Der Iran etwa hat Verladedaten zufolge seine Rohölexporte im August um 15% gegenüber dem Vormonat auf mehr als 2 Mio. Barrel pro Tag erhöht, was dem höchsten Niveau seit 5 Jahren entspricht und damit fast wieder dem Vorsanktionsniveau.

Auch in den USA dürfte die Ölproduktion demnächst wieder steigen. Laut Baker Hughes ist die Zahl der aktiven Ölbohrungen zum 11. Mal in den letzten 12 Wochen gestiegen. Gleichwohl dürfte das bevorstehende Produzententreffen in Algier viele Marktteilnehmer (noch) davon abhalten, Short-Positionen aufzubauen.


Edelmetalle

Gold näherte sich am Freitag der psychologisch wichtigen Marke von 1.300 USD je Feinunze, hält sich bislang aber noch darüber. Das kann man als ein Zeichen relativer Stärke interpretieren. Denn trotz des Abbaus der Netto-Long-Positionen der spekulativen Anleger an der COMEX liegen diese mit rund 243 Tsd. Kontrakten auf einem weiterhin sehr hohen Niveau. Der Goldmarkt bleibt somit spekulativ überhitzt.

Dafür verzeichneten die Gold-ETFs am Freitag einen sehr starken Zufluss von über 10 Tonnen. Offensichtlich wurde der Preisrückgang von ETF-Anlegern als Kaufgelegenheit erachtet. Vielleicht wird Gold derzeit weniger als Schmuckmetall oder "sicherer Hafen" gesucht, sondern vielmehr als Kapitalschutz angesichts der weiterhin ultra-lockeren Geldpolitik der Weltzentralbanken, deren Schattenseiten immer mehr Anlegern bewusst werden.

Diese Woche sollte wegen der Tagungen der US-Fed und der japanischen Zentralbank BoJ für Spannung am Goldmarkt gesorgt sein. Während von der Fed-Sitzung angesichts der jüngsten eher schwachen US-Daten wohl keine Überraschungen zu erwarten sind, dürfte der Markt mit Spannung Richtung Tokio blicken, wo am Mittwoch die von BoJ-Gouverneur Kuroda angekündigte "grundsätzliche Neubewertung" der Geldpolitik verkündet werden sollte.

Obwohl die Commerzbank auch diesmal keinen "großen" Wurf der BoJ erwartet, könnte man den Fall Japans als Blaupause für die anderen Zentralbanken betrachten. Interessant zu sehen ist dabei die Tatsache, dass Japan im Juli so viel Gold importiert hat wie seit Ende 2013 nicht mehr.


Industriemetalle

Der Immobilienboom in China hat sich im August nicht nur fortgesetzt, sondern sogar verstärkt. In 64 von 70 Großstädten sind die Preise im Monatsvergleich gestiegen. In den Monaten zuvor haben weniger Städte Preisanstiege vermeldet. In den vier größten Städten lag der monatliche Preisanstieg mit 3,13% auf dem zweithöchsten Niveau seit mindestens Anfang 2009, über alle Städte gemessen war der Preisanstieg mit 1,22% ggü. Vormonat der höchste seit Anfang 2010.

Der Bauboom in China war einer der Hauptgründe für die starke Metallnachfrage und den Anstieg der Metallpreise in diesem Jahr. Allerdings zeigen sich aktuell die lokalen Regierungen und die zentrale Regierung in China über das Ausmaß des Immobilienpreisanstiegs beunruhigt, der bereits einige Anzeichen einer Blase aufweist. Eine weitere geldpolitische Lockerung für die Immobilienkäufer scheint daher unwahrscheinlich. Eher ist mit einer Verschärfung der Vorschriften für Immobilienkäufe zu rechnen, weshalb sich die Dynamik in diesem Sektor wieder abkühlen dürfte.

Die Marktteilnehmer am Metallmarkt rechnen wohl ohnehin nicht mehr damit, dass "die Bäume in den Himmel wachsen". Der Pessimismus der Großanleger bei Kupfer an der COMEX, gemessen an deren (weiterhin hohen) Netto-Short-Positionen, bleibt weiterhin hoch. An der LME sind die Anleger bei Kupfer zwar per saldo noch positiv gestimmt. Deren Netto-Long-Positionen sind allerdings von über 48.000 Kontrakten Anfang August auf mittlerweile nur noch 10.566 Kontrakte per 9. September gefallen.


Agrarrohstoffe

Der Preis für Rohzucker ist am Freitag geradezu explodiert. Im meistgehandelten Kontrakt mit Fälligkeit März 2017 stieg er um 6,2% auf 22,5 US-Cents je Pfund - ein 4-Jahreshoch. Die ab März 2017 deutlich nach unten geneigte Terminkurve (Backwardation) zeigt, dass es eher der kurzfristige Blick auf die Saison 2016/17 ist, der für Unruhe sorgt.

Zum einen hatte die brasilianische Zuckerindustrievereinigung Unica für die zweite Augusthälfte eine um 11% gegenüber Vorjahr niedrigere Zuckerproduktion gemeldet, was bereits am Donnerstag den Preisanstieg einläutete. Für die erste Septemberhälfte gibt es nun unterschiedliche Prognosen. Manche erwarten einen kräftigen Anstieg gegenüber den jüngsten Daten. Andere - so etwa Unica selbst - befürchten, dass in den letzten 14 Tagen viel noch nicht ganz ausgereiftes Rohr geerntet und verarbeitet wurde, nachdem es im Juni und Juli Frost gegeben hatte, der die Entwicklung störte.

Der Zuckergehalt, der bereits im August enttäuschte, könnte dann noch niedriger sein. Bis Ende August erbrachte die brasilianische Ernte 17% mehr Zucker als im Vorjahr. Es wurde mehr Zuckerrohr verarbeitet und der Anteil, der zur Zuckerproduktion genutzt wird, gegenüber Ethanol erhöht. Ein schwaches Ende der brasilianischen Verarbeitungssaison, die seit April läuft und bis Dezember dauert, würde ein bereits erwartetes zweites Defizit am globalen Zuckermarkt 2016/17 möglicherweise noch vergrößern. Bereits jetzt schätzt die Internationale Zuckerorganisation dieses auf 7 Mio. Tonnen.

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