Der seltsame Fall des Schweizer Goldhandels
23.09.2016 | Lawrence Williams
Wir haben die seltsame Umkehr der Goldbewegungen in die Schweiz und aus der Schweiz heraus in diesem Jahr bereits zuvor auf diesem Blog kommentiert. Die wichtigsten Bezugsquellen für das Edelmetall sind derzeit Länder, an die die Schweiz in der Vergangenheit üblicherweise neu hergestellte Goldprodukte ausgeliefert hatte. Dabei handelte es sich hauptsächlich um Münzen und Barren in kleinen Stückelungen, deren Feingehalt zuvor weiter erhöht worden war.
Einige der bedeutendsten Zulieferer, die früher Gold zur Neuverarbeitung und Neuverteilung in die Schweiz exportiert hatten, zählen nun zu den Importeuren der Schweizer Goldprodukte. Wir hatten bereits darüber spekuliert, dass Letzteres durch die hohe physische Nachfrage der Gold-ETFs zu Jahresbeginn bedingt sein könnte, doch deren Goldzuflüsse sind seit dem Ende des zweiten Quartals stark eingebrochen, während die Goldbewegungen der Schweiz weiterhin entgegen ihrer früheren Richtung verlaufen - eine Tendenz, die sich sogar noch verstärkt hat.
Der folgende Chart von Nick Laird's hervorragender Webseite goldchartsrus.com stellt die Schweizer Goldexporte im August dieses Jahres dar.
Der Chart zeigt zwar, dass die Lieferungen an die Länder mit der größten Goldnachfrage - China plus Hongkong sowie Indien - wie erwartet fortgesetzt wurden, doch mehr als die Hälfte der Schweizer Exporte war für das Vereinigte Königreich bestimmt. Traditionell zählte Großbritannien jedoch selbst zu den Staaten, von denen die Schweiz Good-Delivery-Barren bezog, um sie einzuschmelzen und in die kleineren Stückelungen zu gießen, die in Asien nachgefragt werden. Ein Großteil des von den ETFs hinterlegten physischen Goldes, insbesondere das des größten Gold-ETFs SPDR (GLD), wird in den Londoner Tresoren verwahrt. Im August sanken die Goldbestände des GLD allerdings um 8,6 Tonnen. Dennoch beliefen sich die Schweizer Goldexporte nach UK im gleichen Monat auf 84,6 Tonnen und überstiegen damit sogar die Werte der Vormonate. Im Juni, als sich der GLD auf einem Höhenflug befand, hatte die Eidgenossenschaft 65 Tonnen nach Großbritannien geliefert, im Juli waren es 78,7 Tonnen gewesen.
Wir haben Spekulationen darüber gehört, dass die Bestände an nicht eindeutig zugewiesenem Gold in den Londoner Tresoren auf ein extrem niedriges Niveau gesunken seien. Ein Analyst führte sogar Daten an, die die Schlussfolgerung nahelegten, die Bestände des nicht zugeordneten Goldes seinen negativ geworden, weil sie den ETFs zugeschlagen werden mussten, die sich in der ersten Jahreshälfte so stark entwickelt hatten. Es wäre möglich, dass die jüngsten Goldlieferungen der Schweiz nach London diese Situation gerade rücken sollten - falls diese Vermutung tatsächlich zutraf. Es handelt sich jedoch, wie gesagt, um reine Spekulation.
Doch aus welchen Staaten stammen die Goldimporte der Schweiz? Das ist die andere seltsame Seite der Gleichung. Die wichtigsten Bezugsquellen sind in diesem Jahr Staaten, die in der Vergangenheit zu den traditionellen Abnehmern des Schweizer Goldes zählten, insbesondere die Vereinigten Arabischen Emirate und Hongkong. Sehen Sie sich hierzu den nächsten Chart von goldchartsrus.com an:
Viele der goldexportierenden Länder sind erwartungsgemäß Goldförderländer, doch die Exportmengen Hongkongs und der VAE stechen hervor. Auch andere Staaten, die eher als Herstellungsländer für Goldprodukte gelten, stehen auf der Liste, so z. B. Italien und Thailand. Wenn Sie die offiziellen Goldreserven der Zentralbanken verfolgen, werden Sie vielleicht mit Erleichterung feststellen, dass Venezuela im August offenbar kein Gold an die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in der Schweiz lieferte, nachdem der südamerikanische Staat in den vergangenen Monaten große Mengen seines Goldes verkauft hatte.
Die USA, der viertgrößte Goldproduzent weltweit, ist im August ebenfalls wieder in den Importdaten der Schweiz vertreten. Im Juni und Juli hatte die Schweiz dagegen signifikante Goldmengen in die Vereinigten Staaten exportiert, was zahlreichen US-Kommentatoren Anlass zu Spekulationen über mögliche Gründe gab.
In früheren Kommentaren haben wir die Goldimporte der Schweiz, und insbesondere die aus den Vereinigten Arabischen Emiraten und Hongkong stammenden Lieferungen, darauf zurückgeführt, dass die Goldnachfrage außerhalb der westlichen Hemisphäre in diesem Jahr bislang rückläufig ist. Goldhändler, die zuvor in Erwartung einer besseren Marktlage unter Umständen große Lagerbestände angehäuft hatten, nutzen nun die gestiegenen Kurse, um einen Teil ihrer Reserven zu höheren Preisen und mit guten Gewinnen zu verkaufen. An dieser Einschätzung hat sich bislang nichts geändert.
© Lawrence Williams
Dieser Artikel wurde am 22. September 2016 auf www.lawrieongold.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.
Einige der bedeutendsten Zulieferer, die früher Gold zur Neuverarbeitung und Neuverteilung in die Schweiz exportiert hatten, zählen nun zu den Importeuren der Schweizer Goldprodukte. Wir hatten bereits darüber spekuliert, dass Letzteres durch die hohe physische Nachfrage der Gold-ETFs zu Jahresbeginn bedingt sein könnte, doch deren Goldzuflüsse sind seit dem Ende des zweiten Quartals stark eingebrochen, während die Goldbewegungen der Schweiz weiterhin entgegen ihrer früheren Richtung verlaufen - eine Tendenz, die sich sogar noch verstärkt hat.
Der folgende Chart von Nick Laird's hervorragender Webseite goldchartsrus.com stellt die Schweizer Goldexporte im August dieses Jahres dar.
Der Chart zeigt zwar, dass die Lieferungen an die Länder mit der größten Goldnachfrage - China plus Hongkong sowie Indien - wie erwartet fortgesetzt wurden, doch mehr als die Hälfte der Schweizer Exporte war für das Vereinigte Königreich bestimmt. Traditionell zählte Großbritannien jedoch selbst zu den Staaten, von denen die Schweiz Good-Delivery-Barren bezog, um sie einzuschmelzen und in die kleineren Stückelungen zu gießen, die in Asien nachgefragt werden. Ein Großteil des von den ETFs hinterlegten physischen Goldes, insbesondere das des größten Gold-ETFs SPDR (GLD), wird in den Londoner Tresoren verwahrt. Im August sanken die Goldbestände des GLD allerdings um 8,6 Tonnen. Dennoch beliefen sich die Schweizer Goldexporte nach UK im gleichen Monat auf 84,6 Tonnen und überstiegen damit sogar die Werte der Vormonate. Im Juni, als sich der GLD auf einem Höhenflug befand, hatte die Eidgenossenschaft 65 Tonnen nach Großbritannien geliefert, im Juli waren es 78,7 Tonnen gewesen.
Wir haben Spekulationen darüber gehört, dass die Bestände an nicht eindeutig zugewiesenem Gold in den Londoner Tresoren auf ein extrem niedriges Niveau gesunken seien. Ein Analyst führte sogar Daten an, die die Schlussfolgerung nahelegten, die Bestände des nicht zugeordneten Goldes seinen negativ geworden, weil sie den ETFs zugeschlagen werden mussten, die sich in der ersten Jahreshälfte so stark entwickelt hatten. Es wäre möglich, dass die jüngsten Goldlieferungen der Schweiz nach London diese Situation gerade rücken sollten - falls diese Vermutung tatsächlich zutraf. Es handelt sich jedoch, wie gesagt, um reine Spekulation.
Doch aus welchen Staaten stammen die Goldimporte der Schweiz? Das ist die andere seltsame Seite der Gleichung. Die wichtigsten Bezugsquellen sind in diesem Jahr Staaten, die in der Vergangenheit zu den traditionellen Abnehmern des Schweizer Goldes zählten, insbesondere die Vereinigten Arabischen Emirate und Hongkong. Sehen Sie sich hierzu den nächsten Chart von goldchartsrus.com an:
Viele der goldexportierenden Länder sind erwartungsgemäß Goldförderländer, doch die Exportmengen Hongkongs und der VAE stechen hervor. Auch andere Staaten, die eher als Herstellungsländer für Goldprodukte gelten, stehen auf der Liste, so z. B. Italien und Thailand. Wenn Sie die offiziellen Goldreserven der Zentralbanken verfolgen, werden Sie vielleicht mit Erleichterung feststellen, dass Venezuela im August offenbar kein Gold an die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in der Schweiz lieferte, nachdem der südamerikanische Staat in den vergangenen Monaten große Mengen seines Goldes verkauft hatte.
Die USA, der viertgrößte Goldproduzent weltweit, ist im August ebenfalls wieder in den Importdaten der Schweiz vertreten. Im Juni und Juli hatte die Schweiz dagegen signifikante Goldmengen in die Vereinigten Staaten exportiert, was zahlreichen US-Kommentatoren Anlass zu Spekulationen über mögliche Gründe gab.
In früheren Kommentaren haben wir die Goldimporte der Schweiz, und insbesondere die aus den Vereinigten Arabischen Emiraten und Hongkong stammenden Lieferungen, darauf zurückgeführt, dass die Goldnachfrage außerhalb der westlichen Hemisphäre in diesem Jahr bislang rückläufig ist. Goldhändler, die zuvor in Erwartung einer besseren Marktlage unter Umständen große Lagerbestände angehäuft hatten, nutzen nun die gestiegenen Kurse, um einen Teil ihrer Reserven zu höheren Preisen und mit guten Gewinnen zu verkaufen. An dieser Einschätzung hat sich bislang nichts geändert.
© Lawrence Williams
Dieser Artikel wurde am 22. September 2016 auf www.lawrieongold.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.