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Neuer Angriff auf die Gold- und Silberpreise - ein aussichtsloses Unterfangen?

07.10.2016  |  Andrew Hoffman
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Die Aktien- und Anleihekurse notieren indes bei absoluten Spitzenwerten, obwohl uns zweifellos der schlimmste Konjunktureinbruch seit der Großen Depression bevorsteht. Der Schuldenstand hat heute zudem in allen privaten und öffentlichen Sektoren ein Rekordniveau erreicht und der Anteil an fremdfinanzierten Spekulationen und Investments ist dank der von der Wall Street in rauen Mengen fabrizierten "finanziellen Massenvernichtungswaffen", auch bekannt als Derivate, höher als je zuvor. Die größte Exposure gegenüber diesen derivaten Finanzprodukten hat niemand anderes als die Deutsche Bank. Auf dem zweiten Platz folgt nur knapp dahinter JP Morgan - die Bank, die ihre Bilanz mit einer "Festung" vergleicht.

Selbst wenn die Angst vor steigenden Zinsen tatsächlich der Grund für den jüngsten Absturz der Edelmetallpreise zur Eröffnung der COMEX war, ergibt das logisch betrachtet nicht allzu viel Sinn. Seit die US-Notenbank sich im letzten Monat gegen eine Zinserhöhung entschieden hat, haben sich die Wirtschaftsindikatoren merklich verschlechtert. Die gleichzeitige Ausweitung der Krise um Monte Paschi und die Deutsche Bank macht es der Fed nun praktisch unmöglich, die Zinsen anzuheben.

Ende August war die Furcht vor höheren Zinssätzen nach eindringlichen Warnungen vor einer bevorstehenden Anpassung zudem viel ausgeprägter, doch damals fielen die Gold- und Silberpreise nicht tiefer als 1.320 $ bzw. 18,80 $ - als hätte eine Anhebung des Leitzinses um mickrige 0,25% überhaupt negative Auswirkungen auf die Edelmetallnachfrage.

Warum manche Marktteilnehmer der Ansicht sind, dass die Federal Reserve die Zinsen nur eine Woche vor der Wahl erhöhen wird, entzieht sich meinem Verständnis. Am Geldmarkt wird die Wahrscheinlichkeit einer Zinsanpassung im November derzeit mit 24% angegeben. Für den Dezember liegt die Wahrscheinlichkeit schon seit einem Monat bei 50-60%, ungeachtet der sich verschlechternden Wirtschaftsdaten und der Implosion an den Finanzmärkten, die ebenso wie im vergangenen Jahr voraussichtlich auf eine Anhebung folgen würde.

Zudem würde zusammen mit den Zinsen auch der Wechselkurs des Dollars steigen und auch die letzten Unternehmensgewinne noch vernichten, nachdem diese nun schon seit sechs Quartalen rückläufig sind. Und dann wäre da noch das offensichtlichste Problem: Die Bedienung der gigantischen weltweiten Schulden würde zusätzlich erschwert. Betroffen wären davon in erster Linie der größte Schuldner der Welt - die US-Regierung - und die Schwellenmärkte, deren effektive Verschuldung sich durch einen Anstieg des Dollarkurses dramatisch erhöhen würde.

Zahlreiche Kommentatoren äußerten die Vermutung, dass der Einbruch der Edelmetallkurse vom "steilen Anstieg" des US-Dollars ausgelöst wurde, obwohl dessen bescheidener Gewinn von nur 0,3% nicht einmal statistische Relevanz besitzt. Zudem beruhte der Kursschwung des Dollars hauptsächlich auf den Verlusten zweier anderer Währungen: dem britischen Pfund, das infolge der offiziellen Ankündigung eines Zeitplans für den Brexit auf den tiefsten Stand seit 31 Jahren fiel, und dem Yen, der 1% nachgab, weil Japan - anders kann man es nicht sagen - ein hoffnungsloser Fall ist.

Der Euro stieg dagegen selbst in dem Moment nicht signifikant an, als die (mittlerweile widerlegten) Gerüchte über eine mögliche Verringerung der quantitativen Lockerungen durch die EZB die Runde machten. Die meisten anderen Währungen bewegten sich ebenfalls kaum.

Der Dollarindex, der nebenbei bemerkt schon seit einem Jahrzehnt keine eindeutige Korrelation zu den Edelmetallkursen mehr aufweist, notierte in den letzten 12 Monaten zwischen 92 und 100. Der Schlussstand am Dienstag lag mit 96 Punkten genau in der Mitte dieser Spanne, von einem "steilen Anstieg" kann also keine Rede sein. Beim letzten Zwischenhoch des Dollars, das Ende Juli bei 97,5 Punkten verzeichnet wurde, notierten die Edelmetalle übrigens bei 1.320 $ bzw. 19,50 $ je Unze.

Doch kommen wir noch einmal auf die Deutsche Bank zu sprechen. Deren Aktien haben am Freitag deutlich zugelegt, nachdem Gerüchte über eine baldige Beilegung des Rechtsstreits mit dem US-Justizministerium bekannt geworden waren. Allerdings hat der Vorstand der Bank sich mit dieser Angelegenheit noch nicht einmal auseinandergesetzt. Selbst wenn es zu einem Vergleich über 5,4 Milliarden Dollar kommen sollte, wäre das ein Desaster.

Zahlreiche Wall-Street-Unternehmen haben darauf hingewiesen, dass schon eine Strafzahlung von 3-4 Milliarden Dollar den Großteil der Reserven der Deutschen Bank vernichten würde. Die Vermutungen, die derzeit über mögliche Maßnahmen zur Kapitalbeschaffung angestellt werden, sollten Ihnen alles sagen, was Sie über die tatsächliche finanzielle Lage der Bank wissen müssen.

Bedenken Sie außerdem Folgendes: Wenn 5 Milliarden Dollar bereits ausreichen, um über das Schicksal eines Unternehmens mit Aktiva im Wert von mehr als 200 Milliarden Dollar zu entscheiden, dann können Sie sich vorstellen, wie schlecht es wirklich um die Bank steht. Beim IWF hat man offenbar ähnliche Überlegungen angestellt, denn der Währungsfonds bezeichnete die Deutsche Bank als die Institution, von der weltweit die "größte systemische Gefahr" ausgehe. Thomas Hoenig, der Vizevorsitzende des US-Einlagensicherungsfonds FDIC, sagte schon vor drei Jahren, sie sei "schrecklich unterkapitalisiert".


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