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Trump-Faktor geringer als erwartet

09.11.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise haben zunächst mit deutlichen Abschlägen auf den inzwischen bestätigten Wahlsieg von Donald Trump reagiert. Brent fiel zwischenzeitlich auf ein 3-Monatstief von 44,4 USD je Barrel, WTI auf ein 7-Wochentief von 43 USD je Barrel. Der Monatsbericht der US-Energiebehörde EIA fand wenige Stunden vor der Wahlentscheidung ebenso wenig Beachtung wie die Lagerdaten des American Petroleum Institute.

Beide Berichte deuten auf einen weiterhin reichlich versorgten Ölmarkt hin. Die EIA revidierte die Schätzung für die US-Ölproduktion nochmals nach oben und erwartet für dieses Jahr nur noch einen Rückgang um 580 Tsd. Barrel pro Tag, dem im nächsten Jahr ein geringer Rückgang um 110 Tsd. Barrel pro Tag folgen soll.

Das API berichtete für die letzte Woche einen kräftigen Anstieg der US-Rohölvorräte um 4,4 Mio. Barrel. Daraus auf einen ähnlich starken Anstieg bei den offiziellen Lagerdaten heute Nachmittag zu schließen, wäre allerdings verfrüht. Denn der Lageraufbau beim US-Energieministerium war in der vorherigen Woche bereits 5 Mio. Barrel höher ausgefallen als beim API und der stärkste seit Beginn der Datenreihe vor 34 Jahren.

Was die möglichen Auswirkungen der Wahl Trumps auf die Energiemärkte betrifft, verweisen wir auf unsere Publikation "Rohstoffe kompakt – US-Wahl: It is the energy market, stupid!" vom 14. Oktober. Darüber hinaus bleibt abzuwarten, ob Trump als US-Präsident das von ihm heftig kritisierte Atomabkommen mit dem Iran aufkündigen wird. Vielleicht auch deshalb konnten die Ölpreise einen Teil der zwischenzeitlich starken Verluste wieder wettmachen.


Edelmetalle

Gold reagierte zunächst wie erwartet auf den Wahlsieg des Republikaners Donald Trump und sprang in einer ersten Reaktion um 5% bzw. gut 60 USD auf knapp 1.340 USD je Feinunze nach oben. Mittlerweile hat es aber die Hälfte der Gewinne wieder abgegeben. Im Einklang mit einem sich erholenden US-Dollar, der nach einer ersten Schockreaktion ebenfalls wieder Boden gut macht, kommt Gold wieder auf rund 1.300 USD je Feinunze zurück.

Dies ist etwas überraschend für uns, bedeutet doch der Wahlsieg von Trump große Unsicherheit sowohl wirtschaftlich als auch politisch. Denn unter Trump, der sich im Wahlkampf höchst protektionistisch gab, drohen Handelskonflikte mit einigen Ländern. Zudem gibt der Wahlerfolg Trumps den Anti-Establishment-Parteien in Europa Aufwind.

In den nächsten Monaten stehen in Europa in verschiedenen Ländern Wahlen und Referenden an, die die politische Landkarte verändern könnten. Darüber hinaus ist die Zinserhöhung der US-Notenbank Fed im Dezember nun fraglich geworden. Auch wenn man diese noch nicht ganz abschreiben sollte - zahlreiche Konjunkturdaten in den USA fielen zuletzt besser aus -, wird sie von den Marktteilnehmern zusehends ausgepreist.

Die Wahrscheinlichkeit für einen Zinsschritt im Dezember liegt jetzt bei unter 40%, nach über 80% gestern. Dies, gepaart mit der möglicherweise monatelang andauernden wirtschaftlichen und politischen Unsicherheit, spricht unseres Erachtens für höhere Goldpreise. Denn in Zeiten von Unsicherheit ist Gold normalerweise als sicherer Hafen gefragt.

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Industriemetalle

Der Ausgang der US-Präsidentschaftswahl hat die Metallmärkte bislang nur kurz durchgeschüttelt. Die Verluste in den frühen Morgenstunden, die sich zudem in Grenzen hielten, wurden schnell aufgeholt. Alle Metalle handeln bereits wieder im Plus. Kupfer legt zeitweise sogar um fast 4% zu und steigt auf ein 16-Monatshoch von 5.440 USD je Tonne.

Die Preisreaktion scheint uns allerdings übertrieben und nicht ganz nachvollziehbar. Eine mögliche Erklärung für den Anstieg der Metallpreise könnte sein, dass unter dem US-Präsidenten Trump Handelskonflikte mit China drohen, im Zuge derer China nicht mehr so viel Material exportieren würde. In einem solchen Fall wären die Märkte wohl nicht mehr so gut versorgt. Dies würde aber eher Stahl und Aluminium betreffen, und weniger Kupfer.

Der Preisanstieg gerade von Kupfer dürfte stark spekulativ getrieben sein, wie schon die massive Ausweitung der Netto-Long-Positionen an der LME in der letzten Woche auf den höchsten Stand seit 1½ Jahren zeigt. Dies birgt Korrekturpotenzial, wenn die spekulativen Finanzinvestoren Gewinne mitnehmen.

Wie aus den Daten der Zollbehörde hervorgeht, hat China schon im Oktober deutlich weniger Aluminium und Aluminiumprodukte exportiert als in den Vormonaten. Die Ausfuhren von 350 Tsd. Tonnen entsprechen der niedrigsten Menge seit Februar. Dies dürfte aber den stark gestiegenen Aluminiumpreisen in China selbst geschuldet sein, die Exporte weniger attraktiv gemacht haben. Stattdessen wurden wohl große Mengen Aluminium an lokale Abnehmer verkauft.


Agrarrohstoffe

Die mit 5,21 Mio. Tonnen schwachen Sojabohnenimporte Chinas im Oktober geben wenig Anlass zur Sorge. Traditionell ist der Oktober der Monat, in denen die Lieferungen aus Südamerika auslaufen und die Ware aus den USA noch nicht in größerem Stil verfügbar ist. Auch in den Vorjahren waren die Sojabohnenimporte Chinas im Oktober mit 5,5 Mio. (2015) und 4,1 Mio. (2014) Tonnen niedrig. Der Februar ist wegen der erneuten Umkehr der Handelsströme und des Neujahrsfestes ebenfalls ein schwacher Monat für die chinesischen Sojabohnenimporte.

Seit Jahresbeginn importierte China 66,4 Mio. Tonnen. Im Vorjahr waren es in diesem Zeitraum 65,2 Mio. Tonnen gewesen. Für die Saison 2016/17, die seit September läuft, hat das USDA einen Anstieg von 82,5 Mio. Tonnen 2015/16 auf dann 86 Mio. Tonnen eingestellt. Das rasante Importwachstum hat sich in den letzten Jahren nur leicht abgeschwächt. Chinas Eigenproduktion an Sojabohnen war über Jahre stark rückläufig, und China produziert nur den kleinsten Teil seines Verbrauchs selbst.

Der Abwärtstrend bei der Produktion ist nun aber gestoppt, nachdem sich die massive Flächenumwidmung zugunsten von Mais zuletzt um¬gekehrt hat. Das China National Grain and Oils Information Center CNGOIC rechnet damit, dass sich dies 2017 fortsetzt und die Produktion weiter steigt. In den nächsten 3-5 Jahren rechnet es mit einem Produktionsanstieg von jetzt rund 13 Mio. Tonnen auf 18 Mio. Tonnen. Insbesondere als Tierfutter werden aber weiterhin steigende Mengen an Sojabohnen importiert werden.



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