Goldpreis leidet unter der Wahl Donald Trumps
14.11.2016 | Thorsten Proettel
Donald Trump wird nächster US-Präsident
Nach der US-amerikanischen Präsidentschaftswahl ist zumindest eine Sache unstrittig: Die Demoskopen und die Presse haben auf ganzer Linie enttäuscht, denn selbst am Tag des Urnengangs wurde in Deutschland teilweise unverdrossen behauptet, dass ein Sieg von Hillary Clinton quasi eine ausgemachte Sache sei.
Auch wenn die Kandidatin der Demokraten nach der Anzahl der Stimmen bundesweit einen hauchdünnen Vorsprung gegenüber ihrem republikanischen Herausforderer verbuchen konnte, ist an dessen Übermacht gewonnener Wahlmännerstimmen in den Einzelstaaten nicht zu rütteln. Der nächste Präsident der USA, dessen Vereidigung am 20. Januar ansteht, heißt deshalb Donald Trump.
Ein wirtschaftspolitischer Poltergeist?
Bekanntlich ist Trump im Wahlkampf nicht unbedingt durch staatsmännische Manieren aufgefallen und auch nicht durch ein klares wirtschaftspolitisches Konzept. Vor diesem Hintergrund gingen viele Meinungsmacher bislang davon aus, dass sein Einzug in das Weiße Haus in Washington für die Wirtschaft eine Katastrophe wäre.
Hierzu beigetragen hat vor allem seine Forderung nach einer Neuverhandlung des Abkommens zur Nordamerikanischen Freihandelszone NAFTA, nach Zöllen für chinesische Importe und seine Geringschätzung für das TTIP-Abkommen. Die Ablehnung des Freihandels, die hierdurch zum Ausdruck kommt, steht diametral zum akademischen und politischen Mainstream.
Deshalb ist es auch kein Wunder, wenn der Nobelpreisträger Paul Krugman in seiner Kolumne in der New York Times nach der Wahl schrieb, "… wahrscheinlich blicken wir auf eine weltweite Rezession, bei der kein Ende in Sicht ist."
Goldpreis reagiert nur kurz
Das "Krisenmetall" Gold schien Krugmans Sicht zunächst zu bestätigen, denn am Morgen nach der Wahl kletterte die Notierung innerhalb von wenigen Stunden von 1.270 USD bis auf 1.337 (siehe Chart oben). Der Höhenflug war jedoch nur von kurzer Dauer und mittlerweile ist Gold mit 1.259 USD sogar billiger als vor der Verkündung des Wahlergebnisses.
Auch auf anderen Märkten überwiegen die positiven Reaktionen. Die Aktienmärkte steigen und die Industriemetalle Nickel und Kupfer notieren auf Jahreshöchstständen. Der Grund hierfür sind die auf den jetzt vorgenommenen zweiten Blick außerordentlich wirtschaftsfreundlichen Ziele Donald Trumps.
Renditen und Leitzinsen dürften ansteigen
Der künftige US-Präsident plant nicht nur, die Unternehmenssteuer von derzeit 35% auf 15% zu senken. Er möchte auch eine umfassende Erneuerung der stark heruntergekommenen Infrastruktur erreichen. Beide Faktoren zusammengenommen sind wiederum für den Goldpreis stark relevant. Sinkende Steuereinnahmen bei gleichzeitig steigenden Ausgaben bedeuten nämlich, dass die Staatsschuld steigt und mehr Anleihen ausgegeben werden.
Die Renditen der US-Treasuries befinden sich deshalb im Steigflug. Anfang November rentierten 10jähriger Papiere noch bei 1,8%, während es jetzt 2,15% sind. Ein weiterer Anstieg bis Ende nächsten Jahres ist absehbar. Außerdem möchte Trump die Notenbankchefin Yellen nach Ende ihrer Amtszeit im Frühjahr 2018 durch eine weniger zaghafte Person ersetzen. Dies spricht für zukünftig tendenziell höhere Leitzinsen.
Höhere Inflationsrate erwartet
In der Summe ist es somit kein Wunder, wenn der US-Dollar gegenüber dem Euro stärker notiert. Auch dieser Umstand lastet auf Gold (siehe zweiter Chart). Allerdings darf nicht ausgeblendet werden, dass eine Verringerung der Importe aus China mit einem Rückgang des inflationsdämpfenden Effektes für die US-Geldentwertung einhergehen würde.
Ebenso würde eine Erhöhung der Staatsausgaben vermutlich die Inflationsrate antreiben, die im kommenden Jahr in den USA voraussichtlich auf 2,5% steigen wird. Gold hat vor diesem Hintergrund Potenzial - selbst wenn die unzähligen Mahner vor den angeblich negativen konjunkturellen Wirkungen einer Präsidentschaft von Donald Trump am Ende nicht Recht bekommen sollten.
© Thorsten Proettel
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
Diese Publikation beruht auf von uns nicht überprüfbaren, allgemein zugänglichen Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit und Vollständigkeit wir jedoch keine Gewähr übernehmen können. Sie gibt unsere unverbindliche Auffassung über den Markt und die Produkte zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses wieder, ungeachtet etwaiger Eigenbestände in diesen Produkten. Diese Publikation ersetzt nicht die persönliche Beratung. Sie dient nur zu Informationszwecken und gilt nicht als Angebot oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf. Für weitere zeitnähere Informationen über konkrete Anlagemöglichkeiten und zum Zwecke einer individuellen Anlageberatung wenden Sie sich bitte an Ihren Anlageberater.
Nach der US-amerikanischen Präsidentschaftswahl ist zumindest eine Sache unstrittig: Die Demoskopen und die Presse haben auf ganzer Linie enttäuscht, denn selbst am Tag des Urnengangs wurde in Deutschland teilweise unverdrossen behauptet, dass ein Sieg von Hillary Clinton quasi eine ausgemachte Sache sei.
Auch wenn die Kandidatin der Demokraten nach der Anzahl der Stimmen bundesweit einen hauchdünnen Vorsprung gegenüber ihrem republikanischen Herausforderer verbuchen konnte, ist an dessen Übermacht gewonnener Wahlmännerstimmen in den Einzelstaaten nicht zu rütteln. Der nächste Präsident der USA, dessen Vereidigung am 20. Januar ansteht, heißt deshalb Donald Trump.
Ein wirtschaftspolitischer Poltergeist?
Bekanntlich ist Trump im Wahlkampf nicht unbedingt durch staatsmännische Manieren aufgefallen und auch nicht durch ein klares wirtschaftspolitisches Konzept. Vor diesem Hintergrund gingen viele Meinungsmacher bislang davon aus, dass sein Einzug in das Weiße Haus in Washington für die Wirtschaft eine Katastrophe wäre.
Hierzu beigetragen hat vor allem seine Forderung nach einer Neuverhandlung des Abkommens zur Nordamerikanischen Freihandelszone NAFTA, nach Zöllen für chinesische Importe und seine Geringschätzung für das TTIP-Abkommen. Die Ablehnung des Freihandels, die hierdurch zum Ausdruck kommt, steht diametral zum akademischen und politischen Mainstream.
Deshalb ist es auch kein Wunder, wenn der Nobelpreisträger Paul Krugman in seiner Kolumne in der New York Times nach der Wahl schrieb, "… wahrscheinlich blicken wir auf eine weltweite Rezession, bei der kein Ende in Sicht ist."
Goldpreis reagiert nur kurz
Das "Krisenmetall" Gold schien Krugmans Sicht zunächst zu bestätigen, denn am Morgen nach der Wahl kletterte die Notierung innerhalb von wenigen Stunden von 1.270 USD bis auf 1.337 (siehe Chart oben). Der Höhenflug war jedoch nur von kurzer Dauer und mittlerweile ist Gold mit 1.259 USD sogar billiger als vor der Verkündung des Wahlergebnisses.
Auch auf anderen Märkten überwiegen die positiven Reaktionen. Die Aktienmärkte steigen und die Industriemetalle Nickel und Kupfer notieren auf Jahreshöchstständen. Der Grund hierfür sind die auf den jetzt vorgenommenen zweiten Blick außerordentlich wirtschaftsfreundlichen Ziele Donald Trumps.
Renditen und Leitzinsen dürften ansteigen
Der künftige US-Präsident plant nicht nur, die Unternehmenssteuer von derzeit 35% auf 15% zu senken. Er möchte auch eine umfassende Erneuerung der stark heruntergekommenen Infrastruktur erreichen. Beide Faktoren zusammengenommen sind wiederum für den Goldpreis stark relevant. Sinkende Steuereinnahmen bei gleichzeitig steigenden Ausgaben bedeuten nämlich, dass die Staatsschuld steigt und mehr Anleihen ausgegeben werden.
Die Renditen der US-Treasuries befinden sich deshalb im Steigflug. Anfang November rentierten 10jähriger Papiere noch bei 1,8%, während es jetzt 2,15% sind. Ein weiterer Anstieg bis Ende nächsten Jahres ist absehbar. Außerdem möchte Trump die Notenbankchefin Yellen nach Ende ihrer Amtszeit im Frühjahr 2018 durch eine weniger zaghafte Person ersetzen. Dies spricht für zukünftig tendenziell höhere Leitzinsen.
Höhere Inflationsrate erwartet
In der Summe ist es somit kein Wunder, wenn der US-Dollar gegenüber dem Euro stärker notiert. Auch dieser Umstand lastet auf Gold (siehe zweiter Chart). Allerdings darf nicht ausgeblendet werden, dass eine Verringerung der Importe aus China mit einem Rückgang des inflationsdämpfenden Effektes für die US-Geldentwertung einhergehen würde.
Ebenso würde eine Erhöhung der Staatsausgaben vermutlich die Inflationsrate antreiben, die im kommenden Jahr in den USA voraussichtlich auf 2,5% steigen wird. Gold hat vor diesem Hintergrund Potenzial - selbst wenn die unzähligen Mahner vor den angeblich negativen konjunkturellen Wirkungen einer Präsidentschaft von Donald Trump am Ende nicht Recht bekommen sollten.
© Thorsten Proettel
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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