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"Trump-Trade" - warum die Rechnung der Wall Street nicht aufgehen kann!

15.11.2016  |  Uli Pfauntsch
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Die größten Gläubiger, Wells Fargo, JP Morgan, Bank of America, Citigroup und U.S. Banccorp, halten zusammen 206 Milliarden Dollar in US-Staatsanleihen - 74 Prozent mehr als noch vor drei Jahren.

Banken kaufen aus zwei Gründen: Erstens, weil neue Regularien nach der Finanzkrise in 2008 einen höheren Investment-Anteil in „hochqualitativen Assets“ erfordern. Und zweitens, weil die Banken mehr Kundengelder einnehmen als Kredite zu vergeben.


Inflation + Zinsen: Unterschätzte Gefahr!

Steigende Anleihe-Renditen resultieren in fallenden Anleihe-Preisen. Je länger die Laufzeit, desto stärker schlägt das Pendel steigender Zinsen auf die Kurse durch. Seit Juli summieren sich die Verluste im 10-jährigen U.S. Treasury Note Index bereits auf 4,5 Prozent. Offensichtlich noch nicht genug, um die Wall Street in Nervosität zu versetzen. Doch der Effekt steigender Anleihe-Renditen sollte nicht unterschätzt werden: Laut Bloomberg resultiert bereits ein Anstieg des Zinsniveaus um nur 1 Prozent in einem Verlust von 2,1 Billionen Dollar, den globale Anleihe-Besitzer erleiden.

Aber das ist längst nicht die einzige Gefahr: Seit 2010 haben sich U.S. Unternehmen mit 9,1 Billionen Dollar am Bond-Markt verschuldet. Das ist sogar noch 55 Prozent mehr als sie sich in den sieben Jahren geliehen haben, die in die Finanzkrise 2008/2009 mündeten.

Endlos billiges Geld hat die Unternehmen dazu verleitet, immer mehr Schulden aufzunehmen, obwohl die Gewinne seit 2014 konstant sinken. Deshalb sind die Bilanzen nun deutlich schwächer als zur letzten Finanzkrise. Wie das Wall Street Journal berichtet, beläuft sich die durchschnittlicher Verschuldung der mit "Junk" bewerteten Unternehmen auf das Fünffache des Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA). Zum Vergleich: In 2008 war es das 4,2fache. Die Verschuldung der mit "Investment-Grade" bewerteten Unternehmen beläuft sich auf das 2,6fache des EBITDA, verglichen mit dem 2,2fachen in 2009.

Das Vorhaben von Trump, alles auf eine Karte zu setzen und mit noch mehr Schulden die Wirtschaft anzukurbeln, in der Hoffnung, dadurch den haushohen Schuldenberg irgendwann abtragen zu können, ist brandgefährlich.

Denn sämtliche Schuldner am Anleihemarkt - ob Staat, Bundesstaat, Kommune oder Unternehmen -, müssen sich über die kommenden Jahre refinanzieren. Sind die Zinsen (Finanzierungskosten) dann erheblich höher als zuvor, droht ein Teufelskreislauf aus Zahlungsausfällen, Bankrotten und Schuldenschnitten.

Erhöht die US-Regierung die Schulden, kann sie sich voraussichtlich auf ein Entgegenkommen der Fed verlassen. Die verbleibenden Mittel reichen von zusätzlichen QE-Programmen über "Helicopter Money", bis zur direkten Staatsfinanzierung über die Notenpresse. Was wir am Markt erleben (steigende Anleihe-Renditen, steigende Rohstoffpreise, etwa Kupfer), sind bereits frühe Signale steigender Inflationserwartung.

Wenn es zu ernsthafter Inflation kommt, wird keine Notenbank der Welt in der Lage sein, diese bei Erreichen des Inflationsziels einfach so zu stoppen. Inflation ist wie ein Supertanker: langsam, schwer zu wenden und noch schwerer zu stoppen, wenn sie erst in Fahrt gekommen ist. Platz die Bond-Blase, wäre die Folge ein panikartiger Crash an den Märkten - überraschend, intensiv und schwerwiegend.


Darum deutet alles auf ein Szenario hin!

Große (schuldenfinanzierte) Infrastrukturprogramme helfen der Wirtschaft kurzfristig mehr, als unproduktive Schulden, die etwa zum Rückkauf eigener Aktien, Übernahmen oder anderen Taschenspielertricks verwendet werden. Auch Steuererleichterungen würden dazu beitragen, dass große U.S. Unternehmen ihre Billionen, die sie außerhalb der USA horten, ins Land zurückbringen.

Drakonische Einfuhrzölle aus Staaten wie China und Indien machen die Produktion in den USA möglicherweise wieder wettbewerbsfähig. Mit der Folge, dass die Preise für sämtliche Produkte, die bislang kosteneffizient in den Niedriglohnstaaten hergestellt worden sind, explodieren werden. Sämtliche Maßnahmen, die der US-Regierung als Option verbleiben, führen allesamt zum gleichen Ergebnis. Mehr Inflation!

Die Mehrheit der Amerikaner ist zurecht verärgert, weil sie in fast 20 Jahren keine Lohnerhöhung bekommen haben. Über das Land hinweg werden die Forderungen nach höheren Mindestlöhnen immer lauter. Derzeit liegt der staatliche Mindestlohn in den USA bei 7,25 Dollar und soll in den ersten Bundesstaaten auf 15 Dollar angehoben werden. Doch Mindestlöhne bedeuten Preisfestsetzung und damit garantierte Inflation. Man könnte den Mindestlohn auch auf 100 Dollar pro Stunde anheben. Doch es würde sich kein einziges Unternehmen finden, dass die höheren Preise nicht umgehend an die Verbraucher weitergibt.

Trump verspricht einfache Lösungen. Doch die Entwicklung aus der Vergangenheit zeigt, dass höhere Schulden im Verhältnis für immer weniger Wachstum sorgen (abnehmender Grenznutzen). Alles deutet darauf hin, dass die Wirtschaft in einen Zyklus eintritt, der seit den 70er Jahren nicht mehr vorgekommen ist. Stagflation! Die brutale Kombination von Inflation und stagnierendem Wachstum.


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