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Gold: Was wird die Zukunft bringen?

24.11.2016  |  Axel Merk
- Seite 3 -
Abbau der Regulierungen

Auch wenn der Kongress nicht alle Gesetzesvorschläge des künftigen Präsidenten passieren lassen wird, sollte Trump die Arbeitsweise der Behörden maßgeblich beeinflussen können. Folglich wird er voraussichtlich auch in der Lage sein, sein Versprechen zu halten und die regulatorischen Belastungen der Unternehmen zu verringern. Die Geschichte zeigt, dass das Pendel wahrscheinlich nicht so stark ausschlagen wird, wie gehofft (oder befürchtet - je nachdem, wo man in dieser Debatte steht).

Unterm Strich sollte sich der neue Kurs dennoch positiv auf die Unternehmensinvestitionen auswirken. Die Tatsache, dass viele Konzerne es vorgezogen hatten, Finanzwerte zu kaufen (z. B. durch Aktienrückkäufe), statt in ihr eigentliches Geschäft zu investieren, zählt zu den Ursachen der geringen Rendite auf langfristige Anleihen. In dem Maße, in dem der Sell-off an den Anleihemärkten das neugewonnene Interesse der Unternehmen an Investitionen in neue Projekte widerspiegelt (und nicht allein die Aussicht auf steigende Inflationsraten), rechnen wir mit einem negativen Einfluss auf den Goldpreis.

Darüber hinaus stehen noch die vorgeschlagenen Steuersenkungen zur Debatte. Wir werden abwarten müssen, inwiefern die diesbezüglichen Pläne umgesetzt werden können, aber jede Vereinfachung des Steuersystems könnte potentiell ebenfalls höhere Investitionsausgaben begünstigen.

Bislang hat Donald Trump noch keine ernsthafte Lösung für die in Zukunft womöglich explodierenden Sozialleistungskosten vorgeschlagen. Das Haushaltsdefizit könnte sich daher in den kommenden Jahren weiter aufblähen, selbst ohne die von Trump geplante Erhöhung der Staatsausgaben.

Die potentiellen Auswirkungen eines Handelskrieges haben wir bisher unberücksichtigt gelassen. Im Moment scheinen die Märkte den Schluss nahezulegen, dass Trump von seiner handelsfeindlichen Rhetorik abrücken könnte. Wir gehen davon aus, dass der US-Dollar in einem Handelskrieg leicht angreifbar wäre, weil die Vereinigten Staaten das Ausland zur Finanzierung ihrer Haushaltsdefizite brauchen.

Großbritannien ist das jüngste Beispiel eines Landes, das auf ausländische Finanzierung angewiesen ist und dessen Währung unter zunehmenden Hemmnissen für den internationalen Handel leidet (die Entscheidung für den Brexit macht die Errichtung von Handelsbarrieren wahrscheinlich). Gegenüber dem mexikanischen Peso oder den Währungen anderer Schwellenländer wird der Dollar eventuell nicht nachgegeben, aber im Verhältnis zu den bedeutendsten Währungen und Gold könnte er an Wert verlieren.


Wie geht es für den Goldpreis weiter?

Wir erwarten einen Kampf zwischen den verschiedenen oben diskutierten Kräften. Bislang scheinen die Märkte basierend auf dem Abbau von Regulierungen ein stärkeres reales Wirtschaftswachstum einzupreisen und davon auszugehen, dass die Federal Reserve den Leitzins angesichts einer sich verbessernden Wirtschaftslage anheben kann. Die Aufführung dieses Stücks haben wir in verschiedenen Variationen bereits mehrfach gesehen - der Markt erwartet aufgrund von besseren Fundamentaldaten eine Zinserhöhung.

Das Problem ist allerdings, dass unsere Wirtschaft so stark auf Krediten beruht, dass steigende Anleiherendite und die Aussicht auf ein höheres Zinsniveau auch zu einem Anstieg der Risikoaufschläge führen können. Die Volatilität an den Märkten würde dann zunehmen und die Aktienkurse könnten einbrechen. Durch diese Volatilität wird sich die Lage an den Finanzmärkten womöglich so stark verschlechtern, dass die Federal Reserve von allen Plänen zur Straffung der Geldpolitik Abstand nimmt. Die Aussichten auf höhere Zinsen könnten sich daher auch dieses Mal wieder in Luft auflösen und den Goldkurs dadurch stützen.

Abgesehen davon, dass steigende Zinssätze zur Zunahme der Volatilität an den Märkten führen können, wird möglicherweise auch Trumps politischer Kurs selbst - beispielsweise durch die Einführung von Handelsbarrieren - die Volatilität und den Goldpreis nach oben treiben lassen.

Kurz gesagt: Wenn die Investoren an eine strahlende Zukunft glauben, in der die Unternehmen ihre Investitionsausgaben erhöhen und die Fed mit ihrer Magie auf wunderbare Weise dafür sorgt, dass der Inflationsdruck genau das richtige Maß hat, ohne dabei viel Aufsehen zu erregen, wird Gold voraussichtlich nicht im Wert steigen.

Sind die Anleger dagegen der Meinung, dass das Tauziehen zwischen den unterschiedlichen Triebkräften des Marktes letztlich dazu führen wird, dass die US-Notenbank mit ihrer Zinspolitik hinter der Inflation zurückbleibt und der Inflationsdruck zunimmt, dann wird sich das gelbe Metall weiterhin als wichtiges Mittel zur Diversifizierung und Absicherung von Kapitalanlagen erweisen. Gleiches gilt auch, wenn die Investoren mit einer weiteren Baisse an den Aktienmärkten rechnen.

Falls Sie glauben, dass wir nun eine Wiederholung der Wirtschaftspolitik unter US-Präsident Ronald Reagan erleben werden, möchten wir auf Folgendes hinweisen: Als Reagan ins Amt gewählt wurde, war die Arbeitslosenquote viel höher und der Vorsitzende der Federal Reserve verfolgte eine viel straffere Geldpolitik.

Zu alldem kommt noch die gigantische Bilanz der US-Notenbank, die bislang vor dem Hintergrund eines schleppenden Wachstums kein Problem darstellte. Sowohl für die Anleihen als auch für Aktien sehen wir in Zukunft jedoch enorme Herausforderungen, falls das Wirtschaftswachstum in den nächsten Jahren tatsächlich deutlich zulegen sollte. In künftigen Analysen werden wir diese Risiken ausführlicher erörtern.

Wir haben keine Kristallkugel, die uns die Zukunft weist, aber wir glauben an vernünftiges Risikomanagement. Aus diesem Grund raten wir allen Anlegern dazu, die Risiken unter verschiedenen Szenarien abzuschätzen. Wenn wir zudem berücksichtigen, dass Gold langfristig eine äußerst geringe Korrelation gegenüber Anleihen und Aktien aufweist, gelangen wir zu der Überzeugung, dass Investoren das Edelmetall zur Absicherung und Diversifizierung ihrer Investments ernsthaft in Erwägung ziehen sollten.


© Axel G. Merk
Founder, Portfolio Manager at Merk Investments LLC
www.merkfund.com



Dieser Artikel wurde am 16.11.2016 auf www.safehaven.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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