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Dollarstärke hinterlässt Spuren

18.11.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Der anhaltende Höhenflug des US-Dollar (siehe Edelmetalle) hinterlässt auch sichtbare Bremsspuren bei den Ölpreisen. Brent verbilligt sich auf weniger als 46 USD je Barrel, WTI auf 44,5 USD je Barrel. Dennoch liegen die Ölpreise seit Wochenbeginn weiterhin im Plus. Grund hierfür sind die anhaltenden Spekulationen auf Produktionskürzungen der OPEC.

Gestern äußerte sich der saudi-arabische Ölminister al-Falih optimistisch hinsichtlich der Chancen auf einen entsprechenden Beschluss der OPEC bei der bevorstehenden Sitzung am 30. November. Al-Falih sprach dabei explizit von einer Produktionskürzung auf 32,5 Mio. Barrel pro Tag. Dies würde eine Kürzung um mehr als 1 Mio. Barrel pro Tag verglichen mit dem aktuellen Produktionsniveau bedeuten.

Wie dieses Ziel erreicht werden soll, bleibt aber vollkommen offen. Denn außer Saudi-Arabien und die mit ihm verbündeten Golfanrainerstaaten hat bislang noch kein OPEC-Mitglied Bereitschaft für eine Produktionskürzung signalisiert. Viele Länder fordern davon ausgenommen zu werden. Einige wollen ihre Produktion sogar anheben. Vielleicht gelingt heute bei einem Treffen der Ölproduzenten in Doha eine Annäherung in dieser Frage.

Die US-Rohstoffbehörde USGS hat in dieser Woche einen gigantischen Ölfund im Permian Basin bekanntgegeben. Dieser ist mit geschätzten 20 Mrd. Barrel das größte neu hinzugekommene Vorkommen auf dem US-Festland aller Zeiten. Den USA wird das (Schiefer-)Öl also so schnell nicht ausgehen. Laut BP Statistical Review beliefen sich die nachgewiesenen Ölreserven der USA Ende 2015 noch auf 55 Mrd. Barrel.


Edelmetalle

Gold fällt heute Morgen unter die Tiefs von Anfang der Woche und markiert bei rund 1.205 USD je Feinunze den niedrigsten Wert seit Ende Mai. Die Gründe für den weiteren Preisrückgang sind die gleichen wie schon in den letzten Tagen: Der US-Dollar wertet nach guten US-Konjunkturdaten und falkenhaft interpretierten Äußerungen von Fed-Chefin Yellen zur bevorstehenden Zinserhöhung weiter auf und steigt gegenüber dem Euro auf den höchsten Stand seit fast einem Jahr.

Der US-Dollar-Index liegt sogar auf dem höchsten Stand seit März 2003, was die Dollarstärke auch gegenüber anderen wichtigen Handelswährungen ausdrückt. Daneben legen die Anleiherenditen weiter stark zu - die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen zum Beispiel erreicht ebenfalls den höchsten Wert seit fast zwölf Monaten. Außerdem setzen sich die ETF-Abflüsse fort. Gestern gab es einen weiteren Abbau der Bestände um 8,5 Tonnen.

Die ETFs haben damit sämtliche Zuflüsse seit Anfang Juli wieder abgegeben. Ein Rutsch unter die Marke von 1.200 USD je Feinunze könnte zu technisch-bedingten Anschlussverkäufen führen. Gold in Euro gerechnet hält sich besser und gibt heute Morgen nur leicht auf rund 1.140 EUR je Feinunze nach.

Palladium ist gestern auf ein 3-Monatshoch von 735 USD je Feinunze gestiegen - trotz großer ETF-Abflüsse. Die südafrikanische Standard Bank meldete für ihren Palladium-ETF einen Abfluss von fast 45 Tsd. Unzen, ETF Securities einen Abfluss von 11,6 Tsd. Unzen. Die Bestände der von Bloomberg erfassten Palladium-ETFs insgesamt sind dadurch erstmals seit Januar 2013 wieder unter die Marke von 2 Mio. Unzen gefallen.


Industriemetalle

Gute US-Konjunkturdaten - sowohl die Baubeginne als auch die Baugenehmigungen sind im Oktober stärker gestiegen als erwartet - gaben den Metallpreisen gestern Nachmittag Auftrieb. Heute Morgen stehen sie allerdings im Zuge des festen US-Dollar unter Druck und geben ihre gestrigen Gewinne wieder ab.

Kupfer nähert sich wieder der Marke von 5.400 USD je Tonne, Nickel handelt nur noch leicht oberhalb von 11.000 USD je Tonne. Während die Kupfervorräte in den Lagerhäusern der LME seit Anfang Oktober um 32% bzw. fast 119 Tsd. Tonnen abgebaut wurden, gab es zuletzt Zuflüsse von etwa 37 Tsd. Tonnen in die Lagerhäuser der SHFE. Der Abbau der LME-Bestände erfolgte ausschließlich in den asiatischen LME-Lagerhäusern, was für eine Umschichtung spricht und auf solide Kupferimporte Chinas im November hindeutet.

Laut Angaben der Nationalen Entwicklungs- und Reformkommission wurde in China das diesjährige Ziel, in der Stahlindustrie Produktionskapazitäten von 45 Mio. Tonnen p.a. zu schließen, schon vor Ende Oktober erreicht. Bis 2020 sollen jährliche Produktionskapazitäten von 100-150 Mio. Tonnen vom Markt genommen werden.

Trotz der Stilllegungen in diesem Jahr hat China im Oktober aber fast 4% mehr Stahl produziert als im Vorjahr, was wohl auf die stark gestiegenen Stahlpreise zurückzuführen ist und die Produktion in den nicht von Stilllegungen betroffenen Anlagen attraktiv macht. Nach zehn Monaten liegt die chinesische Stahlproduktion etwa 1% über Vorjahr und ist damit auf Jahresbasis auf dem Weg zu einem neuen Rekordhoch.


Agrarrohstoffe

Gute Nachrichten für die bevorstehende Weihnachtszeit: Schokolade dürfte preiswerter werden. Der Kakaopreis in London ist gestern kurzzeitig auf ein 19-Monatstief von weniger als 1.960 GBP je Tonne gefallen. Kakao in New York war mit 2.360 USD je Tonne zwischenzeitlich sogar so billig wie zuletzt vor mehr als drei Jahren. Seit Anfang November haben die Kakaopreise mehr als 10% nachgegeben.

Auslöser für den Preisrutsch ist die Aussicht auf beträchtliche Angebotsüberschüsse in diesem und im nächsten Erntejahr aufgrund sehr guter Ernten in Westafrika (siehe auch TagesInfo Rohstoffe vom 15.11.).

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Im Gegensatz dazu stieg der Baumwollpreis gestern auf ein 3-Monatshoch von knapp 73 US-Cents je Pfund. Auslöser hierfür waren Short-Eindeckungen im nächstfälligen Terminkontrakt (aktuell Dezember), für welchen ab Mitte nächster Woche physische Auslieferungen angemeldet werden können. Hinzu kommt eine Knappheit von Baumwolle in Indien, seit die Regierung die alten 500- und 1.000-Rupien-Banknoten eingezogen hat, was zu Zahlungsschwierigkeiten, Lieferverzögerungen und einem Anstieg der inländischen Baumwollpreise geführt hat.

Anstatt täglich 150-200 Tsd. Ballen wie zu dieser Jahreszeit üblich, kommen derzeit in Indien täglich nur 30-40 Tsd. Ballen Baumwolle an den Markt. Da Indien ein bedeutender Baumwollexporteur ist, verknappt sich damit auch das verfügbare Angebot auf dem Weltmarkt.



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