Goldpreis weiterhin auf Talfahrt
20.11.2016 | Thorsten Proettel
Notierung an charttechnischer Unterstützung
Der Mini-Crash des Goldpreises nach der US-Präsidentschaftswahl schien in den letzten Tagen beendet zu sein. Die Notierung erreichte am Montag, den 14. November mit 1.212 USD zunächst ein Mehrmonatstief und pendelte in der Folgezeit um die Marke von 1.225 USD. Zuletzt wendete sich jedoch das Blatt und der Goldpreis setzte seine Talfahrt fort.
Das Edelmetall wird derzeit mit nur noch 1.206 USD bewertet. Bevor nachfolgend auf die fundamentale Situation eingegangen wird, soll kurz erwähnt werden, dass sich in diesem Bereich eine wichtige charttechnische Unterstützung befindet: Im Zuge einer vorübergehenden Talfahrt erreichte der Goldpreis Ende Mai letztmalig diesen niedrigen Stand und verteuerte sich anschließend wieder (siehe 1. Chart).
Auch der Relative-Stärke-Index, der sich derzeit mit 26,5 deutlich im überverkauften Bereich befindet, spricht für eine Trendwende.
Starker US-Dollar lastet auf Gold
Ein wichtiger Grund für die Goldpreisschwäche ist die gegenwärtige Stärke des US-Dollars, die zu einem Teil auf geänderte Perspektiven nach der Trump-Wahl zurückgeht aber auch den jüngst gemeldeten guten Konjunkturdaten geschuldet ist.
Die für den Monat Oktober in den USA gemeldeten Neubaubeginne ("Housing Starts") fielen mit 1,323 Millionen deutlich höher aus als im September (1,047 Millionen) und auch höher als von Analysten erwartet worden war (1,156 Millionen neue Baustellen). Außerdem ist die Inflationsrate von 1,5% im September auf 1,6% im Oktober angestiegen.
Beides war eine Bestätigung für alle diejenigen Marktteilnehmer, die eine Erhöhung des Leitzinses durch die US-Fed auf der Sitzung im Dezember erwarten. Letzte Zweifel an dem nächsten Zinsschritt räumte Fed-Chefin Yellen am Donnerstagabend bei einer Anhörung im Kongress aus. Sie sagte, dass eine Zinsanhebung "relativ bald" angebracht sein könne. Der USD/EURWechselkurs fiel danach unter die Marke von 1,06. Insofern dürfte der letzte Rutsch des Goldpreises auf Frau Yellens Aussagen zurückgehen.
Euro-Goldpreis kaum verändert
Der starke US-Dollar ist wiederum derjenige Grund, warum sich Gold aus europäischer Sicht trotz des Einbruchs der USD-Notierung in den letzten Tagen kaum verbilligte. Der Preis für eine Feinunze des gelben Edelmetalls fiel seit dem Wahltag in den USA um lediglich 24 Euro beziehungsweise 2%.
Goldpreiserholung erwartet
Generell gehen wir zum gegenwärtigen Zeitpunkt von einer Erholung des Goldpreises aus und lassen deshalb unsere Prognosen vorerst unverändert. Für diese Einschätzung spricht nicht nur die bereits geschilderte "Überverkauftheit" des Marktes, sondern auch unsere schon mehrfach an dieser Stelle vorgetragene Ansicht, dass die Inflationsraten weltweit vermutlich schneller ansteigen werden als die Zinsen.
Die Kernrate der Inflation ohne Energie- und Lebensmittelpreise befindet sich in den USA schon seit einiger Zeit über der 2-Prozent-Marke. Vor diesem Hintergrund und angesichts gestiegener Ölnotierungen dürfte die Verbraucherpreisinflation in den Vereinigten Staaten im kommenden Jahr vermutlich auf 2,5% klettern. Der Realzins für US-Sparer bleibt deshalb weiterhin negativ. Hinzu kommen weitere politische Risiken.
Nach den letzten Umfragen über das italienische Verfassungsreferendum am 4. Dezember ist das Nein-Lager weiterhin in Führung oder konnte seinen Vorsprung sogar noch ausbauen. Unterdessen hat Regierungschef Renzi seine Ankündigung untermauert, bei einem Scheitern des Referendums zurücktreten zu wollen.
Dieser Schritt könnte Italien politisch in ein Chaos stürzen und Befürchtungen über ein Auseinanderbrechen des Euroraumes bestärken. An den Börsen wird das Risiko, das von dem Referendum ausgeht, nach unserer Ansicht bislang vollkommen unterschätzt.
© Thorsten Proettel
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
Diese Publikation beruht auf von uns nicht überprüfbaren, allgemein zugänglichen Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit und Vollständigkeit wir jedoch keine Gewähr übernehmen können. Sie gibt unsere unverbindliche Auffassung über den Markt und die Produkte zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses wieder, ungeachtet etwaiger Eigenbestände in diesen Produkten. Diese Publikation ersetzt nicht die persönliche Beratung. Sie dient nur zu Informationszwecken und gilt nicht als Angebot oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf. Für weitere zeitnähere Informationen über konkrete Anlagemöglichkeiten und zum Zwecke einer individuellen Anlageberatung wenden Sie sich bitte an Ihren Anlageberater.
Der Mini-Crash des Goldpreises nach der US-Präsidentschaftswahl schien in den letzten Tagen beendet zu sein. Die Notierung erreichte am Montag, den 14. November mit 1.212 USD zunächst ein Mehrmonatstief und pendelte in der Folgezeit um die Marke von 1.225 USD. Zuletzt wendete sich jedoch das Blatt und der Goldpreis setzte seine Talfahrt fort.
Das Edelmetall wird derzeit mit nur noch 1.206 USD bewertet. Bevor nachfolgend auf die fundamentale Situation eingegangen wird, soll kurz erwähnt werden, dass sich in diesem Bereich eine wichtige charttechnische Unterstützung befindet: Im Zuge einer vorübergehenden Talfahrt erreichte der Goldpreis Ende Mai letztmalig diesen niedrigen Stand und verteuerte sich anschließend wieder (siehe 1. Chart).
Auch der Relative-Stärke-Index, der sich derzeit mit 26,5 deutlich im überverkauften Bereich befindet, spricht für eine Trendwende.
Starker US-Dollar lastet auf Gold
Ein wichtiger Grund für die Goldpreisschwäche ist die gegenwärtige Stärke des US-Dollars, die zu einem Teil auf geänderte Perspektiven nach der Trump-Wahl zurückgeht aber auch den jüngst gemeldeten guten Konjunkturdaten geschuldet ist.
Die für den Monat Oktober in den USA gemeldeten Neubaubeginne ("Housing Starts") fielen mit 1,323 Millionen deutlich höher aus als im September (1,047 Millionen) und auch höher als von Analysten erwartet worden war (1,156 Millionen neue Baustellen). Außerdem ist die Inflationsrate von 1,5% im September auf 1,6% im Oktober angestiegen.
Beides war eine Bestätigung für alle diejenigen Marktteilnehmer, die eine Erhöhung des Leitzinses durch die US-Fed auf der Sitzung im Dezember erwarten. Letzte Zweifel an dem nächsten Zinsschritt räumte Fed-Chefin Yellen am Donnerstagabend bei einer Anhörung im Kongress aus. Sie sagte, dass eine Zinsanhebung "relativ bald" angebracht sein könne. Der USD/EURWechselkurs fiel danach unter die Marke von 1,06. Insofern dürfte der letzte Rutsch des Goldpreises auf Frau Yellens Aussagen zurückgehen.
Euro-Goldpreis kaum verändert
Der starke US-Dollar ist wiederum derjenige Grund, warum sich Gold aus europäischer Sicht trotz des Einbruchs der USD-Notierung in den letzten Tagen kaum verbilligte. Der Preis für eine Feinunze des gelben Edelmetalls fiel seit dem Wahltag in den USA um lediglich 24 Euro beziehungsweise 2%.
Goldpreiserholung erwartet
Generell gehen wir zum gegenwärtigen Zeitpunkt von einer Erholung des Goldpreises aus und lassen deshalb unsere Prognosen vorerst unverändert. Für diese Einschätzung spricht nicht nur die bereits geschilderte "Überverkauftheit" des Marktes, sondern auch unsere schon mehrfach an dieser Stelle vorgetragene Ansicht, dass die Inflationsraten weltweit vermutlich schneller ansteigen werden als die Zinsen.
Die Kernrate der Inflation ohne Energie- und Lebensmittelpreise befindet sich in den USA schon seit einiger Zeit über der 2-Prozent-Marke. Vor diesem Hintergrund und angesichts gestiegener Ölnotierungen dürfte die Verbraucherpreisinflation in den Vereinigten Staaten im kommenden Jahr vermutlich auf 2,5% klettern. Der Realzins für US-Sparer bleibt deshalb weiterhin negativ. Hinzu kommen weitere politische Risiken.
Nach den letzten Umfragen über das italienische Verfassungsreferendum am 4. Dezember ist das Nein-Lager weiterhin in Führung oder konnte seinen Vorsprung sogar noch ausbauen. Unterdessen hat Regierungschef Renzi seine Ankündigung untermauert, bei einem Scheitern des Referendums zurücktreten zu wollen.
Dieser Schritt könnte Italien politisch in ein Chaos stürzen und Befürchtungen über ein Auseinanderbrechen des Euroraumes bestärken. An den Börsen wird das Risiko, das von dem Referendum ausgeht, nach unserer Ansicht bislang vollkommen unterschätzt.
© Thorsten Proettel
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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