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Liquidität und Gold hui, Riester & Co. pfui

20.11.2016  |  Manfred Gburek
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Ist es auf Dauer nicht ertragreicher, selbst die Initiative zu ergreifen, statt Ihr Geld einem mit hohen Kosten behafteten Kollektiv anzuvertrauen (Bank, Sparkasse, Fonds, Versicherer, Finanzvertrieb), das primär auf den Verkauf von Finanzprodukten getrimmt ist? Ich denke ja.

In letzter Zeit, auch neulich auf der Edelmetall- und Rohstoffmesse, haben Anleger mich auf inflationsindexierte Bundesanleihen als Liquiditäts-Alternative zum Geld auf dem Konto angesprochen. Diese Anleihen gehören zur Gruppe der Linker, wie man sie kurz und knapp nennt. Da ihre Kurse, anders als Geld auf dem Konto, je nach Anleihenlaufzeit mehr oder weniger schwanken, gehe ich im Folgenden näher auf sie ein.

Die Kurse traditioneller, nicht inflationsindexierter Bundesanleihen sind zuletzt kräftig gefallen. Dabei haben sie die Kurse der Linker-Bundesanleihen mitgerissen. Warum ist das im Zuge der zurzeit steigenden Inflationsrate (im Euroraum aktuell 0,5 Prozent), die den Linkern von einer bestimmten Höhe an zugute kommen müsste, überhaupt möglich?

Erstens, weil die vergleichsweise niedrigen Zinsen der Linker mit zunehmenden Laufzeiten - ähnlich wie bei allen anderen Anleihen - zu heftigen Kursschwankungen führen. Zweitens, weil die Inflationsrate noch nicht hoch genug ist, um diesen Effekt zu kompensieren oder sogar ins Gegenteil zu verkehren. Und drittens, weil Linker komplexe Gebilde sind, auf deren Kurse neben Fakten - wie beispielsweise Laufzeiten, Nominal- und Realzinsen - auch Erwartungen der Anleger einwirken.

Sind die Erwartungen zu hochgesteckt oder ist die Inflationsrate noch nicht hoch genug, führt dies zu vorübergehenden Kursrückgängen. Doch im Gegensatz zu Anleihen ohne Schutz vor Inflation spricht für Linker, dass sie über ihren relativ geringen Nominalzins hinaus einen - mit der Inflation schwankenden - Realzins haben. Er wirkt sich im Vergleich zu sonstigen Anleihen umso günstiger aus, je höher die Inflation steigt. Der Realzins gilt sowohl für die laufende Verzinsung als auch für spätere Gewinnmitnahmen und für die Linker-Rückzahlung, sodass am Ende ein gehöriges Sümmchen zustande kommen kann.

Insofern ist der jüngste Kursrückgang der Linker eine gute Gelegenheit, sie als Liquiditätsersatz - besonders für Beträge ab 100.000 pro Kunde und Bank - zu kaufen oder nachzukaufen (bei Beträgen darunter gilt bekanntlich der gesetzliche Anlegerschutz). Die Kurse schwanken umso stärker, je länger die Laufzeit ist (s.o.). Am besten, Sie sehen sich erst einmal die betreffenden Charts im Internet an, zum Beispiel bei comdirect.de. Wertpapier-Kennnummern: 103052 (Fälligkeit im Jahr 2020), 103054 (Fälligkeit 2023), 103056 (Fälligkeit 2026), 103055 (Fälligkeit 2030) und 103057 (Fälligkeit 2046).

Der hier zuerst genannte Linker mit Fälligkeit im Jahr 2020 hatte bisher eine moderate Schwankungshöhe von maximal etwa 10 Prozentpunkten, der zuletzt genannte dagegen eine von insgesamt nahezu 30 Prozentpunkten. Entsprechend sind die Kurschancen und -risiken während der Laufzeit. Das ist beim Timing zu beachten. Für den Fall, dass Sie Ihren Liquiditätsanteil in Form von Linkern - sozusagen als eiserne Barreserve - bis zu deren Fälligkeit durchhalten wollen, empfehlen sich eher die mittleren Laufzeiten mit Fälligkeit im Jahr 2023 bzw. 2026. Wollen Sie die Barreserve dagegen in absehbarer Zeit anzapfen, dürften Sie mit der Fälligkeit im Jahr 2020 besser bedient sein.

Zu guter Letzt: Die derzeit wackeligen Börsen mit Seitwärtsdrall und zum Teil - überwiegend in vielen Schwellenländern - Abwärtstendenz sprechen außer für Gold und Silber auch für einen relativ hohen Liquiditätsanteil an Ihrem Gesamtportfolio. Und bis Sie später groß in Aktien einsteigen, können Sie ja schon mal auf die Suche nach interessant erscheinenden begeben.

Um nochmals auf die Internetseite comdirect.de zurückzukommen: Wenn Sie dort in der Rubrik Kurssuche den Namen einer Aktie oder deren Wertpapier-Kennummer eingeben, bekommen Sie auch die Rubrik Firmenporträt zu sehen. Klicken Sie darauf, und Ihnen offenbart sich neben einer kurzen Beschreibung der betreffenden Firma deren Internetseite einschließlich Emailadresse. Darüber können Sie dann erste Nachforschungen anstellen. Ich empfehle Ihnen, besonders auf Neben- und Spezialwerte zu achten, deren Kurschancen in der Regel besonders hoch sind.


© Manfred Gburek
www.gburek.eu


Manfred Gburek ist neben seiner Funktion als Kolumnist privater Investor und Buchautor.



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