Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Goldpreis stürzt auf 9½-Monatstief

24.11.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Heute vor zwei Jahren fand die denkwürdige OPEC-Sitzung statt, auf welcher sich das Kartell von der alten Strategie verabschiedete, über Anpassungen der Fördermenge für einen ausgeglichenen Ölmarkt zu sorgen. Stattdessen beschloss man, den Marktausgleich über einen niedrigeren Ölpreis zu erreichen. Die Idee dahinter war, dass Ölproduzenten mit höheren Produktionskosten aus dem Markt ausscheiden und die OPEC diese Marktanteile zurückgewinnt. Zwei Jahre danach lässt sich ein gemischtes Fazit ziehen.

Zwar ist die US-Ölproduktion von der Spitze im Frühjahr 2015 um bis zu 1 Mio. Barrel pro Tag gefallen. Die US-Schieferölproduzenten erwiesen sich allerdings als deutlich wiederstandsfähiger als gedacht. Der Produktionsrückgang erfolgte deutlich später und war geringer als erwartet. Trotz eines niedrigeren Ölpreises im Vergleich zu Ende 2014 ist die Bohraktivität seit dem Frühsommer wieder am Steigen. Das heißt, die Schieferölproduzenten können inzwischen auch bei deutlich niedrigeren Preisen profitabel arbeiten.

Dagegen leiden die OPEC-Produzenten unter den dauerhaft niedrigen Preisen. Saudi-Arabien etwa benötigt Berechnungen unserer Emerging Market-Analysten zufolge einen Ölpreis von 74 USD je Barrel, um den Rückgang seiner Währungsreserven zu stoppen. Viele OPEC-Länder versuchten mit einer Ausweitung der Fördermenge die Einnahmeausfälle auszugleichen, vergrößerten damit aber das Überangebot. Die OPEC-Sitzung in der kommenden Woche könnte eine erneute Wende markieren, wenn sich das Kartell auf eine Kürzung der Fördermenge und die Wiedereinführung von Länderquoten verständigen sollte.


Edelmetalle

Der schon seit zwei Wochen anhaltende Verkaufsdruck auf Gold wurde gestern zu groß, so dass Gold unter die psychologisch wichtige Marke von 1.200 USD je Feinunze fiel, was zu technisch-bedingten Anschlussverkäufen führte. Mit gut 1.180 USD markierte Gold den tiefsten Stand seit Anfang Februar. Gute US-Konjunkturdaten, die in einem weiter aufwertenden US-Dollar resultierten, hatten gestern Nachmittag die nächste Verkaufswelle ausgelöst. Der US-Dollar-Index stieg auf den höchsten Stand seit März 2003. Zudem legten die US-Aktienmärkte weiter zu, was für einen anhaltend hohen Risikoappetit der Marktteilnehmer spricht, und die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen stieg erstmals seit Juli 2015 wieder über die Marke von 2,4%.

Darüber hinaus gab es bei den Gold-ETFs weitere massive Abflüsse. Die Bestände wurden gestern um 13,7 Tonnen auf ein 5-Monatstief von nur noch etwas mehr als 1.900 Tonnen abgebaut. Dies war bereits der zehnte Tagesabfluss in Folge. In Summe haben die ETFs in diesem Zeitraum 101 Tonnen Gold verloren. Für zusätzlichen Abgabedruck sorgten Gerüchte, wonach in Indien ein Importverbot für Gold eingeführt werden könnte. Indien importierte allein im Oktober fast 100 Tonnen Gold.

In Euro gerechnet hielt sich Gold wegen des festen US-Dollar zwar etwas besser, markierte mit 1.122 EUR je Feinunze aber den tiefsten Stand seit Anfang Oktober. Silber, Platin und Palladium wurden von Gold mit nach unten gezogen, hatten zum Handelsende hin aber einen Teil ihrer zwischenzeitlichen Verluste wieder aufgeholt. Mit 16,2 USD je Feinunze notierte Silber zeitweise auf einem 5½-Monatstief.

Open in new window

Industriemetalle

Gute US-Konjunkturdaten – die Auftragseingänge langlebiger Wirtschaftsgüter lagen im Oktober deutlich über den Erwartungen – gaben den Metallpreisen gestern Nachmittag spürbaren Auftrieb. Der LME-Industriemetallindex stieg gestern um fast 2% auf ein 18-Monatshoch. Der Aufwärtstrend setzt sich heute Morgen fort. Kupfer steigt zeitweise um über 3% auf 5.940 USD je Tonne und nähert sich damit den Höchstständen von vor zwei Wochen. Zink hat diese "Hürde" bereits überwunden und verteuert sich in der Spitze auf 2.750 USD je Tonne. Dies entspricht dem höchsten Wert seit März 2008.

Die Kupfer- und Zinkpreise an der LME in London vollziehen damit heute Morgen den starken Anstieg der Preise an der SHFE in Shanghai nach, wo beide Metalle ihren maximal möglichen Tagesgewinn (sog. limit up) erreichten. Der feste US-Dollar (siehe Edelmetalle auf Seite 1) stellt derzeit offenbar kein Hindernis für steigende Preise dar. Die Marktteilnehmer gehen anscheinend von einem starken Wirtschaftswachstum in den USA unter dem neuen Präsidenten Trump aus und verteilen schon jetzt Vorschusslorbeeren – unseres Erachtens etwas verfrüht. Denn es ist längst nicht klar, wie viele seiner teils großspurigen Wahlversprechen Trump auch tatsächlich umsetzen kann. Zudem werden negative Nachrichten wie die gestrigen schwachen US-Neubauverkäufe komplett ausgeblendet.

Für uns ist der starke Preisanstieg der Metalle vor allem spekulativ getrieben und mittlerweile überhitzt. Aus technischer Sicht sind einige Metalle bereits überkauft. Wir sehen daher kurzfristig beträchtliches Korrekturpotenzial für die Metallpreise.


Agrarrohstoffe

Heute wird in den USA Erntedankfest gefeiert. Zu feiern gibt es abermals rekordhohe Ernten an Mais und Sojabohnen, welche allerdings auch die Lagerbestände in den USA und weltweit deutlich anschwellen lassen. Als Kehrseite dieser Entwicklung sind die Preise für Mais, Weizen und Sojabohnen im Keller. Auf absehbare Zeit wird sich daran auch nichts ändern. Von daher ist die Bilanz der abgeschlossenen Ernte für die Landwirte in den USA durchaus gemischt.

Möglicherweise kommt den US-Landwirten die US-Umweltbehörde EPA zu Hilfe. Diese hat gestern die verpflichtende Beimischungsmenge für Biokraftstoffe im Jahr 2017 überraschend deutlich angehoben. Demnach müssen im nächsten Jahr 19,28 Mrd. Gallonen an Biokraftstoffen den herkömmlichen Kraftstoffen beigemischt werden. Das entspricht einem Anstieg um 6%. Im Mai lag der Vorschlag noch bei einer Beimischungsmenge von 18,8 Mrd. Gallonen. 15 Mrd. Gallonen entfallen auf herkömmliche Biokraftstoffe, hauptsächlich Ethanol. Der Rest sind sogenannte fortgeschrittene Biokraftstoffe. Damit nimmt die Obama-Administration den 2013 verlassenen Pfad der Förderung von Biokraftstoffen wieder auf. Möglich wurde dies durch den in den letzten zwei Jahren deutlich gestiegenen Kraftstoffverbrauch. Die Frage ist allerdings, ob der neue US-Präsident Trump daran festhalten wird.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"