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Rally der Metallpreise gewinnt an Dynamik

28.11.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise haben am Freitag knapp 4% verloren und setzen ihre Abwärtsbewegung zum Auftakt in die neue Handelswoche fort. Brent fällt zwischenzeitlich auf 46,3 USD je Barrel, WTI auf gut 45 USD je Barrel. Der Preisrückgang setzte ein, nachdem Saudi-Arabien seine Teilnahme an informellen Gesprächen mit Nicht-OPEC-Produzenten für heute abgesagt hat. Gestern erklärte der saudi-arabische Ölminister außerdem, dass der Ölmarkt sich im nächsten Jahr auch ohne Senkung der Fördermenge ausgleichen würde. Damit ist eine Einigung auf eine Kürzung der OPEC-Ölproduktion bei der OPEC-Sitzung am Mittwoch wieder sehr unsicher geworden.

Über die Gründe der saudi-arabischen Haltung kann man nur spekulieren. Möglicherweise will der wichtigste OPEC-Produzent die anderen Länder in die Pflicht nehmen, sich ebenfalls an einer Produktionskürzung zu beteiligen und sich nicht nur auf Saudi-Arabien zu verlassen. Aktuell produziert die OPEC ca. 700 Tsd. Barrel pro Tag mehr als benötigt. Daran würde sich bei einer Beibehaltung der aktuellen OPEC-Produktion bis Mitte 2017 nichts ändern.

Einen Marktausgleich würde es erst Ende 2017 geben, unter der Voraussetzung, dass die OPEC ihre Produktion nicht weiter erhöht. Doch damit ist nach den Erfahrungen der letzten Monate nicht zu rechnen, zumal Libyen und Nigeria jede Möglichkeit nutzen dürften, ihre aktuell gedämpfte Produktion auf ein normaleres Niveau anzuheben. Verzichtet die OPEC am Mittwoch tatsächlich auf die seit zwei Monaten versprochene Produktionskürzung, wäre mit einem Rückgang der Ölpreise in Richtung 40 USD je Barrel zu rechnen.


Edelmetalle

Gold zeigt sich zum Wochenauftakt etwas erholt und nähert sich der Marke von 1.200 USD je Feinunze. Silber legt um etwa 2% und damit doppelt so stark wie Gold auf 16,9 USD je Feinunze zu. Auch Platin und Palladium verteuern sich. Letzteres steigt sogar auf den höchsten Stand seit Juni 2015 von mehr als 750 USD je Feinunze. Unterstützt werden die Edelmetalle wohl vor allem durch einen schwächeren US-Dollar.

Auf Gold wirken sich zudem offenbar Nachrichten aus China positiv aus, wonach die Regierung dort die Goldeinfuhren begrenzen könnte. Industriekreisen zufolge hat die chinesische Regierung die Anzahl der Importlizenzen reduziert. Die Prämien in China gegenüber den Weltmarktpreisen waren daher Ende letzter Woche laut Thomson Reuters auf den höchsten Stand seit fast drei Jahren gestiegen (etwa 25 USD je Feinunze).

Die Prämien könnten zunächst auch hoch bleiben, da chinesische Goldhändler und Schmuckhersteller wohl vor dem chinesischen Neujahrsfest Ende Januar viel Gold nachfragen dürften. In Indien dagegen sind die Prämien deutlich zurückgekommen, da die Goldnachfrage vor allem der ländlichen Bevölkerung eingebrochen ist, nachdem die indische Regierung ihr de facto das Bargeld entzogen hat.

Daten der Zollbehörde zufolge hat China im Oktober wieder mehr Silber importiert. Mit 352 Tonnen waren die Einfuhren im letzten Monat die bislang höchsten in diesem Jahr. Sie lagen auch etwa 25% über dem Vorjahresniveau. Nach zehn Monaten hat China damit 2.600 Tonnen Silber importiert, 3% weniger als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum.


Industriemetalle

Die Rally an den Metallmärkten geht nicht nur weiter, sie nimmt zum Auftakt der neuen Handelswoche sogar nochmal deutlich Fahrt auf. Kupfer steigt wieder über die Marke von 6.000 USD je Tonne und markiert bei knapp 6.050 USD auch ein neues 18-Monatshoch. Wesentlich stärker als Kupfer legen heute Morgen Zink und Blei zu. Zink verteuert sich um über 5% auf 2.970 USD je Tonne, was dem höchsten Stand seit neun Jahren entspricht.

Blei, das am Freitag schon um annähernd 7% zulegte, steigt heute nochmals um 5,5% auf 2.565 USD je Tonne, den höchsten Stand seit September 2011. Neue Nachrichten, die diese Preisanstiege erklären könnten, gibt es nicht. Nach wie vor herrscht unter den Marktteilnehmern offensichtlich Euphorie hinsichtlich einer möglichen höheren Nachfrage nach Metallen.

Einige Marktteilnehmer positionieren sich zudem anscheinend bereits in Erwartung positiver Konjunkturdaten aus China und den USA. In beiden Ländern werden zum Beispiel am Donnerstag die Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe veröffentlicht. Aus den USA gibt es Ende der Woche zusätzlich noch Daten zum Arbeitsmarkt.

Wir erachten den Preisanstieg der Metalle weiterhin als klar überzogen und spekulativ überhitzt. Das Korrekturpotenzial wird unserer Meinung nach jeden Tag größer. Zumal sich an der Fundamentalsituation an den Märkten bislang nichts geändert hat. Im Gegenteil, die Netto-Importe Chinas von Kupfer sind im Oktober auf den niedrigsten Wert seit dreieinhalb Jahren gefallen.

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Agrarrohstoffe

Der Sojabohnenpreis ging am Freitag auf einem 4-Monatshoch von 1.046 US-Cents je Scheffel aus dem Handel und setzt seinen Höhenflug heute fort. Neben einem leicht nachgebenden US-Dollar sorgen deutlich über den Markterwartungen liegende US-Exportzahlen für Rückenwind. In der jüngsten Berichtswoche lagen die Verkäufe bei 1,9 Mio. Tonnen. Die gesamte seit Saisonbeginn ins Ausland verkaufte Menge an Sojabohnen zur Lieferung in der Saison 2016/17 ist derzeit 26% höher als zum Vorjahreszeitpunkt.

Der mit Abstand größte Kunde ist China, das für Oktober extrem starke Importe an US-Sojabohnen meldete. Im Gegenzug waren die chinesischen Importe aus Brasilien im Oktober sehr viel niedriger als in den Vorjahren. In den USA konnte zur Bedienung der starken Nachfrage auf hohe Bestände aus den Vorjahresernten zurückgegriffen werden, zu der nun die aktuelle Rekordernte hinzukommt.

Die Gesamtimporte Chinas an Sojabohnen 2016/17 schätzt das China National Grain and Oils Information Center auf 85 Mio. Tonnen, das US-Landwirtschaftsministerium auf 86 Mio. Tonnen, nach gut 83 Mio. Tonnen im Vorjahr.

Auch die Entscheidung der US-Regierung von letzter Woche, die Beimischungsverpflichtung von Biokraftstoffen zu konventionellen Kraftstoffen deutlich zu erhöhen, gibt dem Sojabohnenpreis einen kräftigen Schub. Der Preis für Sojaöl, das zur Herstellung von Biodiesel verwendet wird, war nach der ersten euphorischen Reaktion am Freitag zuletzt aber wieder etwas rückläufig.



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