Die Vorboten steigender Gold- und Silberpreise
04.12.2016 | Manfred Gburek
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An der amerikanischen Börse wird Trump gefeiert, als hätte er seine vollmundigen Versprechen zur Stimulierung der Wirtschaft schon längst eingelöst. Das macht sich besonders bei den Kursen von Aktien aus der zweiten und dritten Reihe bemerkbar, die zahlreich vor allem im Index Russell 2000 vertreten sind. Der Börseninformationsdienst wellenreiter-invest.de hat ihre Entwicklung im November mit der von Aktien aus anderen Indizes verglichen. Ergebnis: Russell 2000 wartet mit einem stolzen Plus von 11 Prozent auf, der Dow Jones hat es immerhin noch auf 5,4 Prozent gebracht, der Standard & Poor's 500 auf 3,4 Prozent und der technologielastige Nasdaq 100 auf 0,2 Prozent. Dagegen sieht der Dax mit minus 0,2 Prozent ziemlich alt aus, und das, obwohl in ihn - anders als bei den amerikanischen Indizes - neben den Kursen auch die Dividenden einbezogen werden.
Aus der relativen Stärke der amerikanischen Aktien im Vergleich zu den europäischen den Schluss zu ziehen, drüben werde es zu einem Kurswunder kommen, ist verfrüht. Die herausragende Entwicklung des Russell-Index deutet zwar einerseits darauf hin, dass die Aktienhausse in Amerika die ganze Breite der Börse erfasst hat. Aber sie zeigt andererseits auch deutlich, dass die Spekulation bereits bis in die kleinsten Winkel volatiler Nebenwerte vorgedrungen ist. Und nicht zu vergessen: Die relative Schwäche des mit Technologieaktien gespickten Nasdaq 100-Index signalisiert, dass aus den Kursen der überbewerteten Highflyer des Silicon Valley Luft abgelassen wird.
Aus den bisherigen Überlegungen eine komplett neue Anlagestrategie für das Jahr 2017 und darüber hinaus abzuleiten, ist aus heutiger Sicht noch nicht möglich. Immerhin spricht viel dafür, dass Gold, Silber und Minenaktien im Rückblick auf die vergangenen Monate ihre schlimmste Zeit erst mal hinter sich haben und dass aus überbewerteten Aktien weltweit noch mehr Luft abgelassen wird. Dazu braucht man sich nur die erwähnten Störfaktoren durch den Kopf gehen zu lassen: Italien, Zahlmeister Deutschland, mehr Inflation, noch im Dezember anstehende Entscheidungen von EZB und Fed, der unberechenbare Donald Trump und Ansteckungsgefahr durch fallende Kurse der Technologieaktien.
Bei alldem ist ein Störelement, das über den anderen schwebt, noch gar nicht berücksichtigt: die weltweite Schuldenblase. Bekanntlich ist Gold ihr Antipode. Bisher hat sie sich nur hin und wieder - überwiegend für kurze Zeit - nachteilig auf die verschiedenen Anlageklassen ausgewirkt. Im Gegenteil, Aktien, Immobilien und sogar Anleihen haben von ihr die meiste Zeit lang profitiert. Das nennt man Asset Inflation, abzugrenzen von der gängigen Inflation der Preise für Güter und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs.
Wann die Schuldenblase platzt, ist ungewiss; das kann von heute auf morgen geschehen oder noch Jahre auf sich warten lassen. Aber wenn sie platzt, werden die Folgen radikal sein. Lassen Sie sich dazu den folgenden Satz des leider zu früh verstorbenen FAZ-Herausgebers Frank Schirrmacher durch den Kopf gehen: "Wir sind buchstäblich blind für das, was wir nicht erwarten." Da kann ich nur noch eine von mir wiederholt geäußerte Bemerkung anfügen, die auch mit Blick auf die Preise von Gold und Silber gilt: Bewahren Sie die Nerven und üben Sie sich in Geduld!
Dafür sprechen nicht zuletzt auch die eingangs erwähnten, am vergangenen Freitag vollständig ins Plus gedrehten Gold- und Silberaktien-Indizes XAU und HUI. Solche Entwicklungen sind oft Vorboten steigender Preise für physisches Gold und Silber – zumal der prozentual zweistellige Anstieg der hochvolatilen Silberaktie First Majestic für massive Käufe und Short-Eindeckungen der den Trend bestimmenden Anleger spricht.
© Manfred Gburek
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Manfred Gburek ist neben seiner Funktion als Kolumnist privater Investor und Buchautor.