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Goldpreiscrash setzt sich nach US-Leitzinserhöhung fort

18.12.2016  |  Thorsten Proettel
Fed beschleunigt Talfahrt

Die Entscheidung der US-amerikanischen Notenbank, das Zielband für den Tagesgeldsatz um 25 Basispunkte auf 0,5% bis 0,75% anzuheben, bedeutete einen weiteren Nackenschlag für Gold. Der Preis des gelben Edelmetalls ermäßigte sich unmittelbar nach der Bekanntgabe am 14. Dezember von rund 1.160 USD um etwa 15 USD und fiel am Folgetag sogar bis auf 1.122 USD zurück.

Gemessen am bisherigen Jahreshoch von 1.374 USD in den Tagen nach dem Brexit-Schock bedeutet dies einen Rückgang um gut 250 USD beziehungsweise 18%. Da der Goldpreis in der ersten Jahreshälfte 2016 stark angestiegen ist, kostet Gold aktuell dennoch knapp 7% mehr als zum Jahresschluss 2015. Der größte Teil der Zugewinne wurde jedoch in den letzten Wochen wieder aufgefressen (siehe Chart).

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Auswirkungen auf Euro-Goldpreis begrenzt

Möglicherweise hat weniger die längst erwartete Anhebung des Leitzinses, sondern die implizite Ankündigung der Fed von drei weiteren Zinsschritten 2017 die Stimmung gegenüber der zinslosen Anlageform Gold eingetrübt. Bislang wurden für das kommende Jahr nur zwei Zinserhöhungen um jeweils 25 Basispunkte in Aussicht gestellt.

Diese Nachricht machte sich auch auf den Devisenmärkten bemerkbar. Der US-Dollar wertete gegenüber dem Euro bis auf 1,0368 USD je Euro auf (siehe zweiter Chart). In der Konsequenz bedeutet dies, dass der Goldpreis in Euro durch die Zinserhöhung kaum beeinflusst wurde. Gemessen am Jahreshoch beträgt der Rückgang bis jetzt übrigens "nur" etwa 12%.


Anleger in Deutschland greifen zu

Die Verbilligung des Edelmetalls seit der USPräsidentschaftswahl im November führte zu einem deutlichen Anstieg der Goldkäufe hiesiger Anleger. Gefragt sind in diesen Tagen vor allem Krügerrand-, Maple Leaf- und Känguru-Münzen in der Größe 1 Unze sowie Barrengold. Die höhere Nachfrage, die örtlich sogar zu Knappheiten führt, bedeutet jedoch keinen Widerspruch zum rückläufigen Preis.

In der Summe sind die Käufe der Privatanleger in Mitteleuropa zu gering, um den Weltgoldmarkt zu beeinflussen. Die Goldverkäufe, insbesondere durch US-amerikanische ETCs, gehen unvermindert weiter. Seit der Präsidentschaftswahl umfassen sie bereits rund 200 Tonnen.

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Erinnerungen an 2013

In der Summe erinnert die aktuelle Situation damit sehr stark an die Lage im Frühling 2013. Damals löste die US-Notenbank mit der Aussicht auf eine schrittweise Rückführung ihrer Anleihenkäufe und damit auf eine Normalisierung der Geldpolitik ebenfalls starke Goldverkäufe durch ETCs und einen Goldpreisrückgang aus.

Deutsche Anleger aber auch Käufer in Asien sorgten damals für rekordhohe Umsätze bei Banken, Sparkassen und Juwelieren. Aus heutiger Sicht wurden jedoch keine Schnäppchen gemacht, denn der Goldpreisrückgang hielt noch mehrere Monate lang an.


Asiatische Märkte fallen aus

Der aktuelle Crash des Goldpreises verursachte übrigens im Gegensatz zur Vergangenheit keine Kaufwelle in den beiden größten Märkten China und Indien. In der Volksrepublik werden derzeit zwar Aufschläge von rund 40 USD je Feinunze auf den Weltmarktpreis gezahlt.

Dies liegt aber weniger an einem allgemeinen Nachfrageanstieg, sondern eher an der zuletzt wieder restriktiveren Einfuhrpolitik der Chinesen. Und in Indien sitzt interessierten Käufern die Angst im Nacken, die Regierung könnte den privaten Goldbesitz einschränken. Zwar dementierte die Regierung entsprechende Gerüchte.

Es fehlt aber immer noch an den für Goldkäufe nötigen Zahlungsmitteln, nachdem die Außerkraftsetzung der 500- und 1.000-Rupien-Scheine Anfang November rund 86% des damaligen Banknotenumlaufes unbenutzbar machte.


Hohe politische Risiken

Als Fazit lässt sich festhalten, dass in den USA momentan alle Zeichen auf Zinswende zu stehen scheinen und die ETCs mit ihren Verkäufen den Goldpreis drücken und damit im Zweifel neue Verkäufe auslösen. Der Druck auf das gelbe Edelmetall und in der Folge ebenso auf Silber könnte damit in den kommenden Tagen weiter anhalten.

Die wichtigen Märkte in Asien als typischer Ausgleichsfaktor fallen momentan aus. Es ist jedoch festzuhalten, dass Gold aus charttechnischer Sicht derzeit überverkauft ist. Das bedeutet, die Zeit für eine Gegenbewegung ist reif. Da außerdem in den kommenden Monaten wichtige Wahlen anstehen und die politischen Risiken hoch bleiben, lassen wir unsere Prognosen unverändert.


© Thorsten Proettel
Commodity Analyst

Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart



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