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Die postfaktische Enteignung

01.01.2017  |  Manfred Gburek
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Nun zu den prognostizierten Daten: "Gemessen am harmonisierten Verbraucherpreisindex könnte sich die Preissteigerungsrate von 0,3% im laufenden auf 1,4% im kommenden Jahr erhöhen. Aufgrund des dann erwarteten stärkeren Anstiegs der Arbeitskosten könnte sich die Teuerung sowohl insgesamt als auch ohne Energie 2018 auf 1,7% und 2019 auf 1,9% verstärken."

In diesen Zahlen bleiben zwei Faktoren unberücksichtigt, weil die Bundesbanker sie bei der Abfassung ihres Monatsberichts noch nicht kennen konnten: Die aktuelle Euro-Abwertung zum Dollar, die aus europäischer Sicht Einfuhren verteuert, weil die Importpreise steigen und dann zügig an Investoren und Konsumenten weitergegeben werden, sowie die Eigendynamik der Inflation, das heißt, ihre Beschleunigung wegen immer höherer Inflationserwartungen.

Den absoluten Schutz vor Inflation gibt es bekanntlich nicht, allein schon deshalb nicht, weil Zentralbanken und Staaten die letztlich ausschlaggebenden Instanzen sind: Die einen manipulieren Inflationsraten, die anderen erlassen Gesetze, die auf legalen Diebstahl hinauslaufen. So wird es der EZB am Ende gelingen, nach mehrjährigen Versuchen die von ihr angepeilten knapp 2 Prozent Inflation zu erreichen; danach dürfte es auf dem weiteren Weg nach oben allerdings kein Halten mehr geben.

Und der Staat (Bund, Länder, Gemeinden) kann dafür sorgen, dass Immobilieneigentümer in Kauf nehmen müssen, wenn ihr scheinbar von der Inflation profitierendes Betongold über strengere Mietgesetze und später über erhöhte Grundsteuern an Wert verliert.

Gold und - mit Einschränkungen, weil sprunghaft - Silber als Schutz vor Inflation, das ist derzeit für die Masse der Anleger kein Thema, weil die Preise wie bereits vor Jahresfrist wieder mal unten sind. Die meisten Anleger bevorzugen Immobilien, falls sie sich diese überhaupt leisten können. Andere, eine Minderheit, setzen auf Aktien. Die meisten bunkern ihr Geld zu lächerlich niedrigen Zinsen auf Tages- und Festgeldkonten oder - viel schlimmer - in langfristigen, nicht inflationsgeschützten Lebensversicherungen und Riester-Verträgen.

In Anbetracht dieser Situation muss man sich fragen, was eigentlich dafür spricht, dem Gold aus dem Weg zu gehen. Es sind vor allem die beiden folgenden Argumente, die immer wieder auftauchen. Das erste: Der Goldpreis könnte weiter fallen, weil über Goldfonds engagierte Anleger ihre Bestände immer noch abbauen. Das zweite: Gold bringt keine Zinsen.

Zum ersten ist festzuhalten, dass Angebot und Nachfrage sich aus vielen Komponenten zusammensetzen, nicht zuletzt auch daraus, dass spekulativ orientierte Großanleger nur darauf warten, günstig einzusteigen. Das gab es ja schon vor Jahresfrist. Danach kannten die Preise von Gold und Silber und erst recht die Kurse der Minenaktien ein halbes Jahr lang kein Halten mehr.

Das Argument von der Zinslosigkeit des Goldes ist nicht neu. Es mag schwer wiegen, wenn die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen, wie zu Beginn der 80er Jahre, zweistellig nach oben ausschlägt. Doch jetzt ist sie nominal niedrig zweistellig, und der Clou: Zieht man von ihr die Inflationsrate ab, liegt sie real gerade mal eine Winzigkeit über Null.

Warten wir ab, wie Börsianer reagieren werden, sobald der designierte US-Präsident Donald Trump nach seinem Amtsantritt mit der Staatsverschuldung in die Vollen geht, damit Inflationserwartungen schürt und so dem Goldpreis indirekt auf die Sprünge hilft. Sie sollten Ihre Bestände an Gold, Silber und Minenaktien indes schon vorher so aufgestockt haben, wie es für Ihre persönliche Finanzplanung sinnvoll erscheint, am besten so hoch wie möglich. In diesem Sinn wünsche ich Ihnen ein erfolgreiches Jahr 2017!


© Manfred Gburek
www.gburek.eu


Manfred Gburek ist neben seiner Funktion als Kolumnist privater Investor und Buchautor.



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