Trotz jüngster Preisrückgänge positive Bilanz des Edelmetalljahres 2016 ...
31.12.2016 | Thorsten Proettel
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Renditeanstieg dürfte sich 2017 fortsetzenDer Ausgang der US-Präsidentschaftswahl führte außerdem zu einem Renditeanstieg von Anleihen mit längerer Laufzeit. Der Goldpreis, der sich bereits in den letzten Jahren gegenläufig zur Realrendite in den USA bewegte, brach deshalb ein (siehe dritter Chart). Sollte Donald Trump als Präsident seine Ankündigungen über Steuersenkungen und Ausgabenerhöhungen in die Tat umsetzen, dann ist ein weiterer Renditeanstieg 2017 bereits vorprogrammiert.
Auf der anderen Seite dürfte sich allerdings auch die Inflationsrate erhöhen. Ein Wert von 3,0% oder mehr Ende 2017 würde nicht überraschen. Vor diesem Hintergrund ist nicht ganz klar, in welche Richtung sich die US-Realrendite in den kommenden Monaten bewegen wird. Möglicherweise profitiert Gold sogar von steigenden Inflationsraten trotz höherer Anleihenrenditen.
Nichtsdestotrotz dürfte der Verkauf von Gold-ETCs durch institutionelle Anleger in den USA vor dem Hintergrund der Zinserhöhungen vermutlich anhalten und somit weiterhin Druck auf die Notierungen ausüben.
Keine Leitzinserhöhungen in der Eurozone
Vollkommen anders sieht die Lage in der Eurozone aus. Angesichts der schwachen Konjunktur im Süden und der Bankenmisere in Italien sind Leitzinserhöhungen 2017 sehr unwahrscheinlich. Gold wird deshalb als Anlagealternative voraussichtlich weiterhin attraktiv bleiben.
Kaum zu prognostizieren ist jedoch, inwiefern sich die latenten Risiken auswirken werden. Einerseits dürfte sich die Konjunktur in Deutschland und weiteren Staaten im nördlichen Europa 2017 weiterhin robust entwickeln. Hierauf deuten die Frühindikatoren wie der ifo-Index hin. Auch Spanien entwickelt sich angesichts des boomenden Tourismus gut.
Andererseits sieht es in den weiteren Ländern rund um das Mittelmeer unverändert widrig aus. Die derzeit laufenden Verhandlungen über eine Rettung der italienischen Krisenbank Monte die Paschi sind hierfür nur eine kleine Erinnerung. Für Thomas Mayer, Kolumnist der FAZ und Volkswirt, ist der Euro deshalb eine "sterbenskranke Währung". Die EZB tue alles, damit "sich der Todgeweihte noch so lange wir irgend möglich dahinschleppt".
Bislang ist sie damit jedoch sehr erfolgreich, so dass die Eurokrise 2017 in ihr achtes (!) Jahr gehen wird und die Probleme in den kommenden Monaten nicht unbedingt den Goldpreis beeinflussen müssen. Wichtige Faktoren, auf die es zu achten gilt, sind mögliche Neuwahlen in Italien, die dortige Bankenkrise ohnehin, die Präsidentschaftswahl in Frankreich sowie der Streit zwischen Deutschland und dem Internationalen Währungsfonds über einen Schuldenschnitt für Griechenland.
Wieder höhere Nachfrage in Asien
Der Schreck über die Demonetarisierung wichtiger Banknoten sitzt vielen Indern noch tief in den Knochen. 2017 dürfte sich die Goldnachfrage voraussichtlich aber wieder beleben. Ähnliches gilt für China, wobei die Rekordwerte der hohen Goldnachfrage 2010 bis 2013 eher nicht erreicht werden dürften. In der Summe rechnen wir deshalb für das kommende Jahr trotz des Gegenwindes durch weitere Leitzinserhöhungen in den USA mit einer Erholung des Goldpreises.
Weiße Edelmetalle tendenziell zu günstig
Ein Goldpreisanstieg dürfte auch den Silberpreis mitziehen, obwohl Silber grundsätzlich nicht knapp ist. Auch 2017 wird die Förderung vermutlich weiter ansteigen, während die Einsparmaßnahmen der industriellen Nutzer auch nach dem aktuellen Preisrückgang nicht wieder beendet werden. Palladium und Platin dürften angesichts von Feinstaubproblemen in Europa und dem Smog in chinesischen Metropolen weiterhin wichtige Rohstoffe für die Fahrzeugindustrie bleiben.
Aktuell erscheinen sie relativ günstig, insbesondere vor dem Hintergrund der erwarteten Konjunkturbeschleunigung durch die Präsidentschaft von Donald Trump. Da sich Dieselmotoren im PKW-Bereich aber immer mehr zu Auslaufmodellen entwickeln könnten, ist mittelfristig eine Angleichung der Preise von Platin und Palladium wahrscheinlich.
© Thorsten Proettel
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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