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Gold & Silber 2017: Trends, Faktoren und Prognosen

07.01.2017  |  Lawrence Williams
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Die innen- und außenpolitischen Ungewissheiten könnten der entscheidende Faktor für die Wiederbelebung des Goldpreises im Jahr 2017 sein. Diese Entwicklung hat unter Umständen bereits 2016 begonnen, doch die starken Eingriffe in den Finanzsektor haben Mitte des Jahres dafür gesorgt, dass die Goldhausse im Keim erstickt wurde. Trotz allem verzeichnete der Goldkurs ein Jahresplus von rund 8% und Silber schnitt mit einem Preisanstieg von 15% sogar noch besser ab.

Direkt nach dem Unabhängigkeitstag in den USA hatten die Edelmetalle noch 25% bzw. 45% im Plus gelegen. Dann kehrte sich der Trend jedoch um und die Zuflüsse in den weltweit größten Gold-ETF verwandelten sich in Abflüsse. (Im Dezember 2016 habe ich einen Artikel zu diesem Thema verfasst, der das Phänomen beleuchtet, dass wichtige US-Feiertage oft einen ausschlaggebenden Einfluss auf den Edelmetallsektor zu haben scheinen und offenbar häufig zur völligen Umkehr der Marktstimmung führen.)

All die politische und wirtschaftliche Unsicherheit, die nun vor uns liegt, wird sich aller Wahrscheinlichkeit nach vor allem auf den US-Dollar auswirken. Der befindet sich derzeit auf einem Höhenflug, welcher zum Teil der Zinserhöhung um 25 Basispunkte durch die Fed und der Aussicht auf zwei bis drei weitere solcher Anhebungen im Laufe dieses Jahres geschuldet ist.

Sie werden sich aber vielleicht daran erinnern, dass die Federal Reserve 2016 das Gleiche versprochen hatte - ohne ihren Worten Taten folgen zu lassen. Womöglich werden wir ein Déjà-vu erleben. Wir wagen zu bezweifeln, dass die Fed die Geldpolitik weiter straffen wird, bevor sie die ersten Auswirkungen von Trumps Präsidentschaft auf das Sentiment an den Märkten abschätzen kann.

Die Sitzungen des Offenmarktausschusses der Notenbank sind für den 31. Januar - 1. Februar, 14.-15. März, 2.-3. Mai, 13.-14. Juni, 25.-26. Juli, 19.-20. September, 31. Oktober - 1. November und 12.-13. Dezember anberaumt. Wir gehen daher davon aus, dass der US-Leitzins frühestens bei dem Treffen im Mai oder im Juni ein weiteres Mal erhöht wird - es sei denn, es kommt zu einer (unserer Ansicht nach völlig ungerechtfertigten) starken Hausse an den Aktienmärkten unmittelbar nach Trumps Amtseinführung. Wenn die angeblich unternehmensfreundlichen Initiativen des designierten Präsidenten im Kongress jedoch auf ernsthaften Widerstand stoßen, könnte der Dollarkurs darunter leiden.

Es besteht jedenfalls kaum Zweifel darüber, dass die Performance des US-Dollars für den Goldpreis von großer Bedeutung ist. Die Aussichten auf einen Handelskrieg mit China und das Aufkündigen einiger anderer Handelsabkommen, das Trump offenbar plant, könnten die amerikanische Währung destabilisieren. Davon abgesehen ist ein weiterer Anstieg des Dollarkurses unter Umständen gar nicht im Interesse der USA. Der Dollarindex (DXY) notiert derzeit deutlich über 103 Punkten und hat damit ein neues Hoch erreicht, nachdem er sich 2016 zwischen 91 und 103 Punkten bewegt hatte.

Das könnte die zinspolitische Haltung der Fed ebenfalls beeinflussen. Ein starker Dollar mindert die Wettbewerbsfähigkeit der US-Exporte (aus diesem Grund ist auch ein großer Teil der Fertigungsindustrie ins Ausland abgewandert) und macht Importe günstiger. Fortgesetzte Kursgewinne wären folglich ein weiterer Rückschlag für den Versuch, eine ausgeglichenere Leistungsbilanz zu erzielen. Wir vermuten daher, dass die Fed im Laufe des Jahres insgeheim Schritte unternehmen wird, um den Dollarindex auf ein Niveau von etwa 95 Punkten zu senken. Dies spricht gegen eine weitere Anhebung des Zinsniveaus, würde sich aber positiv auf den Goldpreis auswirken.

Zu Beginn des neuen Jahres öffnete Gold zwar zunächst im Plus, verlor anschließend aber rasch an Boden und fiel in Europa unter die Schlüsselmarke von 1.150 $. Doch auch 2016 begann der Goldkurs zunächst schwach, nur um kurz darauf sprunghaft anzusteigen. Wird sich das in diesem Jahr wiederholen?

Wenn sich unsere Annahmen als korrekt erweisen und es am Goldmarkt zu ähnlichen Entwicklungen wie 2016 kommt, bedeutet das gleichzeitig, dass der Silberkurs noch höhere Gewinne verzeichnen wird. Das Gold/Silber-Verhältnis ist von etwa 66 beim Hoch des Silberpreises gegen Mitte des Jahres 2016 wieder auf über 72 gestiegen (zu Jahresbeginn hatte es bei 80 gelegen und war zwischenzeitlich auf knapp 84 angestiegen).

Wir denken jedoch, dass das Verhältnis wieder auf 65 fallen könnte, wenn sich der Goldkurs gut entwickelt, da Silber in einem solchen Szenario meist eine noch bessere Performance zeigt. Wenn Gold die 1.400-$-Linie erreicht, könnte der Silberpreis auf über 21 USD steigen. Damit wäre er noch immer weit entfernt von seinem Hoch bei knapp 50 USD, das 2011 vor dem starken Rückgang der Kurse verzeichnet wurde.

Im vor uns liegenden Jahr rechnen wir im Allgemeinen mit einer positiven Entwicklung des Goldpreises und mit einer vielleicht noch besseren Performance des Silberkurses. Wenn sich die Prognosen der zahlreichen Unheilspropheten jedoch bewahrheiten und es zu einem Börsencrash kommt (die Ungewissheit im Zusammenhang mit der Präsidentschaft Trumps erhöht womöglich die Wahrscheinlichkeit dieses Szenarios), dann könnten auch Gold und Silber stark unter dem finanziellen Fall-out leiden. Tröstlich daran ist immerhin, dass der Einbruch wohl nicht so stark ausgeprägt wäre wie bei den Aktien, und dass die anschließende Erholung viel schneller verlaufen dürfte.


© Lawrence Williams


Dieser Artikel wurde am 4. Januar 2016 auf www.lawrieongold.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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