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Aus der Hexenküche des Geldes

08.01.2017  |  Manfred Gburek
Noch knapp zwei Wochen, und Donald Trump wird US-Präsident. Sein Überraschungspotenzial ist gewaltig, das macht ihn unberechenbar. Jüngstes Beispiel: der Rüffel für Japans Vorzeigekonzern Toyota wegen dessen Ambitionen, mehr Autos in Mexiko fertigen zu lassen. Die deutschen Konkurrenten Daimler, BMW und vor allem VW einschließlich Audi sind also gewarnt. Wird es im Wildwest-Stil des designierten Präsidenten wie bisher weiter gehen? Ja! Dazu mehr in der 77-seitigen Studie "USA unter Trump: Untergang ante portas?" von Thorsten Schulte. (Nicht-Abonnenten: 39 Euro), www.silberjunge.de

Unliebsame Überraschungen drohen auch vonseiten der Inflation in der Eurozone. An 1,7 Prozent Geldentwertung in Deutschland und 1,1 Prozent in der Eurozone haben wir uns ja schon wenige Tage nach der Veröffentlichung dieser Zahlen gewöhnt, obwohl sie etwas höher ausgefallen sind als vorher erwartet. Doch was nun? "Eine Januar-Inflationsrate von 2,0 Prozent stellten wir in den Raum, jetzt mögen es 2,2 bis 2,4 Prozent sein", resümiert der Informationsdienst www.wellenreiter-invest.de Wie das?

Vor allem deshalb, weil der im Verlauf des Jahres 2006 gestiegene Ölpreis die Inflationsrate zeitversetzt noch mehr als im Dezember nach oben treiben wird. Das ist auf den sogenannten Basiseffekt zurückzuführen. Wer darüber hinaus noch mehr Denkanstöße haben möchte, sei auf den 128-seitigen Wellenreiter-“Ausblick 2017“ hingewiesen (Nicht-Abonnenten: ebenfalls 39 Euro).

EZB-Chef Mario Draghi peilt bekanntlich eine Inflation etwas unter 2 Prozent an, wird er also sein Ziel bereits im Januar oder Februar erreicht, ja sogar überschritten haben? Von nun an wird es spannend! Zunächst müssen wir sauber zwischen der höheren deutschen und der niedrigeren Eurozonen-Inflation trennen. Doch angenommen, die der Eurozone macht im Januar oder Februar tatsächlich beim Wunschergebnis von etwas unter 2 Prozent Halt, kann Draghi sich dann gemächlich zurücklehnen und die weitere Entwicklung einfach abwarten, weil er sein Inflationsziel erreicht hat? Nein, denn wie an dieser Stelle schon oft betont, ist Inflation keine statische Größe, sondern ein dynamischer Prozess.

Das heißt, sie schürt Inflationserwartungen, die dazu führen, dass Arbeiter und Angestellte auf einmal höhere Löhne verlangen und Unternehmen ihre Produkte verteuern. Wenn es ganz schlimm kommt, tendiert der Euro gegen den Dollar noch schwächer als ohnehin schon. Dadurch müssen für importierte, in Dollar abgerechnete Rohstoffe, wie Erdöl oder Industriemetalle, höhere Euro-Beträge gezahlt werden. Das wirkt sich am Ende wiederum in höheren Preisen für Endprodukte aus, und so weiter. Diesen Zusammenhang lernen Studenten der Volks- oder Betriebswirtschaftslehre schon im ersten Semester.

Was sie dagegen nicht lernen und wohl erst begreifen werden, wenn das Ende der ultralockeren EZB-Geldpolitik zu derzeit unabsehbaren Turbulenzen an den Finanzmärkten führen wird, ist etwas viel Wichtigeres: Die Wucht, mit der die Abkehr von dieser Geldpolitik uns alle zu treffen droht.

In Finanzkreisen wird jetzt neben der Frage, wie eine solche Abkehr ohne allzu viel Tamtam zu gestalten sei (bislang ergebnislos) sogar eine ungeheurliche Alternative diskutiert: Die Inflation einfach über 2 Prozent hochschießen lassen, um damit einen kräftigen Zinsanstieg rechtfertigen zu können - gewissermaßen als Ausgleich für alle Sparer, die zu Opfern der langen Niedrigzinsphase geworden sind! Sie haben richtig gelesen, so idiotisch ist mittlerweile ein Vorschlag, der ernsthaft an höchster Stelle diskutiert wird.

Wollen Sie noch mehr aus der Hexenküche des Geldes erfahren? Bitteschön: Banken dürften inzwischen über 1 Billion Euro an Liquidität bei der EZB parken. Das ist Geld, für das sie zum Teil Strafzinsen zahlen, die sie an ihre Sparer weiterreichen, indem sie von ihnen irgendwelche abstrusen Gebühren verlangen. Das kann nicht mehr lange gut gehen. Wobei sich die Frage aufdrängt: Worin besteht die Alternative? Nach allem zu urteilen, was man aus der EZB hört, gibt es noch keine.

Sparer, das sind nicht allein die Tages- und Festgeldanleger, das sind auch die Inhaber von Kapitallebensversicherungen. Sie erleben derzeit ihr blaues Wunder und werden es auch weiter erleben. Denn solche Versicherungen basieren überwiegend auf immer niedriger verzinslichen Geldwerten (Anleihen, Darlehen, Pfandbriefe u.a.), und zwar so lange, bis die Zinswende nach oben sich auf sie auswirkt - verbunden mit dem negativen Effekt, dass dann die Realzinsen (Nominalzinsen abzüglich Inflationsrate) unwillkürlich ins Minus rutschen und so die Kaufkraft schmälern.

Besonders schlimm dran sind übrigens Anleger, die ihre Immobilien mittels Kapitallebensversicherungen finanziert haben und damit rechnen müssen, dass zwischen deren Ablaufleistung (Auszahlung am Ende der Laufzeit) und der Restschuld eine riesige Lücke klafft.

In letzter Zeit höre und lese ich - wie schon vor zwei oder drei Jahren - immer häufiger, jetzt seien Aktien die einzig richtige Geldanlage. Das wird meistens pauschal behauptet, dummerweise besonders oft von Interviewpartnern im Spartensender n-tv, ohne Wenn und Aber, von Fall zu Fall versehen mit dem Zusatz, ETFs (börsengehandelte Aktienfonds) eigneten sich besonders für eine langfristige Geldanlage.

Zugegeben, ich mag Aktien, sei es so mancher deutsche Nebenwert oder eine Mischung aus vielversprechenden Minenaktien. Doch ich trage das Wissen zu meinem Depot nicht zu Markte, beschäftige mich mit Aktien seit vielen Jahren von morgens bis abends und achte auf das mittel- bis langfristige Timing (vom kurzfristigen Rein und Raus halte ich nichts) - Fehler inbegriffen, aus denen ich immer wieder zu lernen versuche.

Charts sind zwar für das Timing von Nutzen und dafür, dass man weiß, wie eine Aktie sich in der Vergangenheit entwickelt hat, aber bei der auf die Zukunft ausgerichteten mittel- bis langfristigen Aktienauswahl zählen in allererster Linie fundamentale Daten. Wer erfahren will, welche besonders wichtig sind, findet dazu seltsamerweise nur sehr wenig brauchbare praxisorientierte Lektüre vor. Ich empfehle Ihnen hier die beste (trotz einiger Tippfehler), die ich kenne und die sogar umsonst ist: Klicken Sie einfach auf www.alpha-star-aktienfonds.de/wissen

Darin finden Sie auch ein Kapitel zu Pensionsrückstellungen. Dieses - zugegeben sperrige - Thema wird ganz Deutschland noch jahrelang beschäftigen, denn es wirft die Altersvorsorge vieler Arbeiter und Angestellter über den Haufen. Wie und warum, steht aktuell im Monatsbericht der Bundesbank vom Dezember. Daraus nur dieses Zitat: "Die Erhöhung der Pensionsrückstellungen belastet die Gewinne der Unternehmen zum Teil erheblich." Das ist ein Grund mehr, in Aktien nicht pauschal, sondern nur selektiv zu investieren.

Heute habe ich mit Trump, der Inflation und der EZB-Hexenküche begonnen, nun lasse ich es mit allen drei ausklingen: Trump wird noch unberechenbarer, als er ohnehin schon ist. Die Inflation droht schlimmer als allgemein erwartet zu werden. Und aus der EZB-Hexenküche kommt Ungemach, weil ihrem Chefkoch Draghi die Geldpolitik aus der Hand gleiten dürfte. Das alles ist ein Umfeld, das unter anderem weiterhin für Anlagen in Gold und Silber spricht.


© Manfred Gburek
www.gburek.eu


Manfred Gburek ist neben seiner Funktion als Kolumnist privater Investor und Buchautor.



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