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Gold unter Anlegern in Deutschland derzeit sehr beliebt

23.01.2017  |  Thorsten Proettel
Hohe Goldnachfrage von Privatanlegern

Für viele Anleger war der Einbruch des Goldpreises nach der US-Präsidentschaftswahl offenbar kein Grund zur Trauer, sondern eine günstige Kaufgelegenheit. In der zweiten Novemberhälfte stieg hierzulande der Goldabsatz spürbar an. Dies ist kurz vor Weihnachten zwar keine seltene Beobachtung, denn Münzen und Barren eignen sich hervorragend als Geschenk für all diejenigen Menschen, denen eine passende Idee für ein Präsent fehlt, aber denen Geldscheine oder Gutscheine zu schlicht sind.

An diesem Jahreswechsel stieg die Nachfrage jedoch überproportional an. Manche Bank und Sparkasse berichtet vom doppelten Umsatz im Vergleich zum Dezember 2015. Außerdem wurden vielfach größere Einheiten ab einer Feinunze aufwärts bis hin zu Kilobarren gekauft, die nur in einem kleinen Teil der Haushalte als Gabe für das Weihnachtsfest verwendet werden.


Große Einheiten stellenweise knapp

Die hohe Nachfrage führte in Europa zu einem Versorgungsengpass, der sich erst in diesen Tagen aufzulösen beginnt. Knapp sind noch die stark gesuchten Barren zu 100 Gramm, 250 Gramm und 1 Kilogramm aber beispielsweise auch Krügerrand-Münzen. Etwas ungewöhnlich an der Kaufwelle ist ihr plötzliches Auftreten, ohne dass einer der bekannten Krisenherde aufloderte.

Vermutlich war die Beliebtheit des gelben Edelmetalls in den letzten Wochen einer Mischung aus günstigem Preis, des allgemeinen Anlagenotstandes in Verbindung mit wieder ansteigenden Inflationsraten und der Nachrichtenlage geschuldet. Der Anschlag auf dem Berliner Weihnachtsmarkt verdeutlichte, dass der Terror endgültig in Deutschland angekommen ist.

Und mancher zugespitzte Pressebericht liest sich so, als ob nach der Vereidigung von Donald Trump zum 45. Präsidenten der USA der Dritte Weltkrieg oder ein amerikanischchinesischer Waffengang oder zumindest ein Handelskrieg befürchtet werden müsse.

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Unsicherheitsfaktor Donald Trump

Tatsächlich stellt der Stabswechsel im Weißen Haus seit ein paar Wochen eine neue große unbekannte Variable für die Weltfinanzmärkte dar. Ein Mann, der Zeitungsinterviews gibt und dabei auf die nachträgliche Überarbeitung durch Kommunikationsberater verzichtet, ist vermutlich auch wenig empfänglich für die Ratschläge von anderen Einflüsterern, Verbänden und Lobbyisten.

Positiv formuliert ließe sich sagen: Wer einen eigenen Kopf hat, diesen durchsetzt und auf die Fesseln der Staatsräson verzichtet, gilt in einem komplexen System schnell als Risikofaktor. Allerdings bestätigte Trump bekanntlich durch widersprüchliche und unbedachte Aussagen sowie vielfach durch Unkenntnis der Materie das von ihm gezeichnete Bild.


Goldpreis hängt am US-Dollar

Auch wenn wir definitiv nicht mit dem Eintritt der oben angesprochenen Negativszenarien rechnen, ist Trump für den Goldmarkt ausgesprochen wichtig. Das zeigen die letzten Wochen. Trumps Wahl im November führte zuerst zu einer Aufwertung des US-Dollars und einem Rückgang des Goldpreises.

Umgekehrt sorgten zuletzt Zweifel, ob nicht doch zu viele Vorschusslorbeeren an Trump verteilt wurden, zu einer leichten Abwertung der US-Währung gegenüber dem Euro. Der Goldpreis vollzog diesen Wechsel ebenfalls und verteuerte sich um rund 70 US-Dollar (siehe Chart).

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Trotz Gegenwind für Gold…

Unabhängig von den erhofften oder befürchteten wirtschaftspolitischen Eingriffen des neuen US-Präsidenten dürften in den kommenden Monaten mindestens zwei Faktoren auf dem Goldpreis lasten.

Erstens befindet sich die US-Konjunktur weiterhin im Aufwind und die Inflationsrate steigt derzeit deutlich an (siehe Chart). An Leitzinserhöhungen durch die Notenbank dürfte 2017 deshalb kein Weg vorbeiführen und steigende Zinsen sind bekanntlich schlecht für zinslose Edelmetalle.

Zweitens dürfte ein fortgesetzter Renditeanstieg die Attraktivität des US-Dollars erhöhen, so dass sich der Wechselkurs wieder in Richtung Parität bewegen dürfte. Dies ist grundsätzlich ebenfalls eine Hiobsbotschaft für die internationale Goldnotierung. Wenn Trump für eine Beschleunigung der Konjunktur beziehungsweise der Inflation und einen stärkeren US-Dollar sorgt, dann verstärkt sich der Effekt. Wenn der Immobilienmogul im umgekehrten Fall die Märkte enttäuschen wird, dann dürfte der Druck abnehmen.


…höherer Preis erwartet

Nichtsdestotrotz rechnen wir in den kommenden Monaten mit einem allmählichen Anstieg der Notierungen in Richtung der 1.300-US-Dollar-Marke. Voraussichtlich steigt die Inflationsrate in den USA schneller als die Zinsen, so dass die Realrendite für Anleger weiterhin niedrig bleibt oder sogar noch weiter abschmilzt. Die besser als erwartet laufende Konjunktur in China dürfte 2017 zu wieder höheren Goldkäufen führen. Und daneben bleibt die desolate Lage in Europa weiterhin bestehen.


© Thorsten Proettel
Commodity Analyst

Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart



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