Das große Abkassieren mit Fonds
29.01.2017 | Manfred Gburek
Von Lesern werde ich immer wieder gefragt, warum ich denn so oft empfehle, die eigenen Finanzen soweit wie möglich selbst in die Hände zu nehmen und erst bei allzu kniffligen Fragen Berater des Vertrauens heranzuziehen. Die doppelte Antwort: Weil es in allererster Linie um Ihr Geld geht und nicht um das von Herrn Mustermann. Und weil Sie vertrauenswürdige Berater wie eine Stecknadel im Heuhaufen suchen müssen. Dazu nur ein paar Beispiele:
Der klassische Anlageberater einer Bank oder Sparkasse ist längst zum Auslaufmodell geworden. An seine Stelle ist – im selben Haus, aber als Hoppla, jetzt komme ich – der Verkäufer getreten, der nach Vorgaben von oben mal Fonds, mal Riester-Renten, mal Bausparverträge verkaufen soll. Er begegnet am Finanzmarkt im weiteren Sinn den provisionsgetriebenen selbständigen Verkäufern, die zu einem großen Teil aus der Versicherungsbranche kommen.
Von ihnen grenzen sich Honorarberater ab, die dem Wohl ihrer Kunden zugetan sind und von Honoraren leben müssen, was in Deutschland nach wie vor eher die Ausnahme als die Regel ist. Immer mehr von ihnen verkaufen ihren Kunden ETFs (Exchange Traded Funds, also börsennotierte Fonds). Doch weil es davon weit über tausend allein in Deutschland gibt, fällt die Auswahl schwer. Und siehe da, schon blüht - seit ein paar Jahren mit steigender Tendenz - die digitale Vermögensverwaltung auf ETF-Basis, nicht ganz treffend auch Robo Advice genannt.
Was die zuletzt genannte Spezies betrifft, habe ich mir vorige Woche bei einer Investorenkonferenz den Vortrag von Erik Podzuweit angehört, Gründer der Firma Scalable Capital. Daraus sind zwei Erkenntnisse erwähnenswert. Erstens: Anlageberatung und Vermögensverwaltung gehen ineinander über und finden zunehmend elektronisch statt. Zweitens: Die Kosten für Anleger lassen sich auf ein Minimum senken, etwa auf eine jährliche Total Expense Ratio oder kurz TER (alle Kosten, die Kunden aufbringen müssen) von 0,75 Prozent des Vermögens im Vergleich zu adäquaten Mischfonds, für die Anleger 1,5 Prozent berappen müssten.
Zugegeben, hier handelt es sich um eine etwas trockene Materie. Doch es geht um Ihr Geld, und das sollte Ihnen wichtig genug sein, um es sich nicht von anderen legal klauen zu lassen. Da die Renditen am Kapitalmarkt seit längerer Zeit im Keller sind, wird es umso wichtiger, die Kosten zu senken, damit es nicht zur sukzessiven Kapitalvernichtung kommt. Dieses Themas haben sich zuletzt besonders einige Manager der Beratungsfirma Faros angenommen. Sie sind zu erstaunlichen Ergebnissen gekommen:
So gipfelt eine Erkenntnis von Faros-Berater Oliver Dräger in dem Satz: "Es ist statistisch kein Zusammenhang zwischen hohen Kosten und guter Performance nachweisbar." Wie denn auch, zählt Dräger doch allein bei der institutionellen Vermögensverwaltung nicht weniger als 17 Kostentypen auf, einschließlich der Untertypen sogar 23. Da können Fonds, Pensionskassen und ähnliche Institutionen schon mal kräftig abkassieren, ohne dass ihre Kunden auch nur einen Schimmer davon mitbekommen.
Und wer meint, das Abkassieren sei auf hohe Kosten von Allerwelts-Fonds beschränkt, lasse sich die folgende Bemerkung von Faros-Berater Uwe Rieken zum vermeintlich professionellen Geschäft der Spezialfonds auf der Zunge zergehen: "Die verdienen sich alle dumm und duselig."
Wenn der Fondsverband BVI seine jeweils aktuellen Zahlen präsentiert, weist er immer gern auf den wieder mal kräftig gestiegenen Absatz von Spezialfonds hin. Dahinter steckt Geld von gigantischer Größenordnung, das der finanziellen Altersvorsorge dienen soll. So berauschend die Zahlen dann auch jeweils erscheinen mögen, nie handelt es sich um Leistungsnachweise zugunsten der zu Versorgenden, geschweige denn um Ergebnisse nach Abzug der Kosten. Insofern sei hier ein soeben erschienenes Buch empfohlen, an dem auch Dräger und Rieken mitgewirkt haben. Es heißt "Kostentransparenz im institutionellen Asset Management". Sein brisanter Inhalt wiegt den Preis von 39,99 Euro vielfach auf.
In zwei Jahren werden deutsche Fonds ihr siebzigjähriges Jubiläum feiern. Von der ursprünglichen Fondsidee, Geld der Anleger so zu verwalten, dass der Ertrag stimmt und das Risiko begrenzt wird, ist bereits heute kaum noch etwas übrig geblieben. Stattdessen: Fondsdschungel mit allerlei Wildwuchs und sonderbaren Spezialitäten, Performancerennen, dominierender Verkauf aufgrund von Ergebnissen aus der Vergangenheit, ETF-Manie, fehlgeleitete Altersvorsorge und auf Publizität bedachte Fondsmanager, für die der Jahrmarkt der Eitelkeiten wichtiger zu sein scheint als der langfristige Erfolg ihrer Anleger.
Es kann sein, dass Sie nun einwenden: Erstens sei das kollektive Sparen mittels Fonds trotz der genannten Nachteile auf Dauer immer noch lukrativer als das individuelle Tages- oder Festgeld zu Minizinsen. Und zweitens könne man sich neben Beruf und Familie nicht auch noch intensiv mit den Finanzen beschäftigen. Dem ist zu entgegnen: Schön, wenn Sie aufgrund langjähriger Erfahrung oder durch Mundpropaganda endlich den richtigen Berater aufgestöbert haben, der Sie neutral berät und sein Honorar wirklich wert ist. Doch Hand aufs Herz: Ist Ihnen das wirklich gelungen? Und was die Beschäftigung mit Ihren Finanzen betrifft: Dazu sind Sie ohnehin gezwungen, denn es geht um Ihr Geld und nicht um das Geld irgendeines Klons.
Es ist wichtig, zur gegebenen Zeit über genug Vermögen zu verfügen. Zum Beispiel fallen auf einmal höhere laufende Kosten an, sobald eines Ihrer Kinder mit dem Studium beginnt. Und wenn Sie im Alter vom angesparten Vermögen leben müssen, ist es notwendig, dass Sie damit vom Tag x an wirklich disponieren können, ohne allzu lange Wartezeiten in Kauf nehmen zu müssen.
Und wie sieht die Realität aus? Weder Fonds noch Kapitallebensversicherungen, weder Auszahlungen von Pensionskassen noch aus Riester-Rentenverträgen sind Ihnen zu einer bestimmten Zeit und in eindeutiger Höhe wirklich sicher, nicht nominal und erst recht nicht real unter Berücksichtigung der Inflation. Daraus folgt, dass Sie allemal individuell vorsorgen müssen.
Was ich hier zur Nicht-Vorhersehbarkeit der Ergebnisse kollektiver Anlagen geschrieben habe, gilt selbstverständlich auch für individuelle Anlagen, zum Beispiel Aktien, Immobilien und Gold. Nur werden Sie hier nicht gezwungen, überflüssige Kosten zu übernehmen. Fazit: Wenn Sie solche Kosten vermeiden wollen, führt an der individuellen Finanzplanung kein Weg vorbei.
© Manfred Gburek
www.gburek.eu
Manfred Gburek ist neben seiner Funktion als Kolumnist privater Investor und Buchautor.
Der klassische Anlageberater einer Bank oder Sparkasse ist längst zum Auslaufmodell geworden. An seine Stelle ist – im selben Haus, aber als Hoppla, jetzt komme ich – der Verkäufer getreten, der nach Vorgaben von oben mal Fonds, mal Riester-Renten, mal Bausparverträge verkaufen soll. Er begegnet am Finanzmarkt im weiteren Sinn den provisionsgetriebenen selbständigen Verkäufern, die zu einem großen Teil aus der Versicherungsbranche kommen.
Von ihnen grenzen sich Honorarberater ab, die dem Wohl ihrer Kunden zugetan sind und von Honoraren leben müssen, was in Deutschland nach wie vor eher die Ausnahme als die Regel ist. Immer mehr von ihnen verkaufen ihren Kunden ETFs (Exchange Traded Funds, also börsennotierte Fonds). Doch weil es davon weit über tausend allein in Deutschland gibt, fällt die Auswahl schwer. Und siehe da, schon blüht - seit ein paar Jahren mit steigender Tendenz - die digitale Vermögensverwaltung auf ETF-Basis, nicht ganz treffend auch Robo Advice genannt.
Was die zuletzt genannte Spezies betrifft, habe ich mir vorige Woche bei einer Investorenkonferenz den Vortrag von Erik Podzuweit angehört, Gründer der Firma Scalable Capital. Daraus sind zwei Erkenntnisse erwähnenswert. Erstens: Anlageberatung und Vermögensverwaltung gehen ineinander über und finden zunehmend elektronisch statt. Zweitens: Die Kosten für Anleger lassen sich auf ein Minimum senken, etwa auf eine jährliche Total Expense Ratio oder kurz TER (alle Kosten, die Kunden aufbringen müssen) von 0,75 Prozent des Vermögens im Vergleich zu adäquaten Mischfonds, für die Anleger 1,5 Prozent berappen müssten.
Zugegeben, hier handelt es sich um eine etwas trockene Materie. Doch es geht um Ihr Geld, und das sollte Ihnen wichtig genug sein, um es sich nicht von anderen legal klauen zu lassen. Da die Renditen am Kapitalmarkt seit längerer Zeit im Keller sind, wird es umso wichtiger, die Kosten zu senken, damit es nicht zur sukzessiven Kapitalvernichtung kommt. Dieses Themas haben sich zuletzt besonders einige Manager der Beratungsfirma Faros angenommen. Sie sind zu erstaunlichen Ergebnissen gekommen:
So gipfelt eine Erkenntnis von Faros-Berater Oliver Dräger in dem Satz: "Es ist statistisch kein Zusammenhang zwischen hohen Kosten und guter Performance nachweisbar." Wie denn auch, zählt Dräger doch allein bei der institutionellen Vermögensverwaltung nicht weniger als 17 Kostentypen auf, einschließlich der Untertypen sogar 23. Da können Fonds, Pensionskassen und ähnliche Institutionen schon mal kräftig abkassieren, ohne dass ihre Kunden auch nur einen Schimmer davon mitbekommen.
Und wer meint, das Abkassieren sei auf hohe Kosten von Allerwelts-Fonds beschränkt, lasse sich die folgende Bemerkung von Faros-Berater Uwe Rieken zum vermeintlich professionellen Geschäft der Spezialfonds auf der Zunge zergehen: "Die verdienen sich alle dumm und duselig."
Wenn der Fondsverband BVI seine jeweils aktuellen Zahlen präsentiert, weist er immer gern auf den wieder mal kräftig gestiegenen Absatz von Spezialfonds hin. Dahinter steckt Geld von gigantischer Größenordnung, das der finanziellen Altersvorsorge dienen soll. So berauschend die Zahlen dann auch jeweils erscheinen mögen, nie handelt es sich um Leistungsnachweise zugunsten der zu Versorgenden, geschweige denn um Ergebnisse nach Abzug der Kosten. Insofern sei hier ein soeben erschienenes Buch empfohlen, an dem auch Dräger und Rieken mitgewirkt haben. Es heißt "Kostentransparenz im institutionellen Asset Management". Sein brisanter Inhalt wiegt den Preis von 39,99 Euro vielfach auf.
In zwei Jahren werden deutsche Fonds ihr siebzigjähriges Jubiläum feiern. Von der ursprünglichen Fondsidee, Geld der Anleger so zu verwalten, dass der Ertrag stimmt und das Risiko begrenzt wird, ist bereits heute kaum noch etwas übrig geblieben. Stattdessen: Fondsdschungel mit allerlei Wildwuchs und sonderbaren Spezialitäten, Performancerennen, dominierender Verkauf aufgrund von Ergebnissen aus der Vergangenheit, ETF-Manie, fehlgeleitete Altersvorsorge und auf Publizität bedachte Fondsmanager, für die der Jahrmarkt der Eitelkeiten wichtiger zu sein scheint als der langfristige Erfolg ihrer Anleger.
Es kann sein, dass Sie nun einwenden: Erstens sei das kollektive Sparen mittels Fonds trotz der genannten Nachteile auf Dauer immer noch lukrativer als das individuelle Tages- oder Festgeld zu Minizinsen. Und zweitens könne man sich neben Beruf und Familie nicht auch noch intensiv mit den Finanzen beschäftigen. Dem ist zu entgegnen: Schön, wenn Sie aufgrund langjähriger Erfahrung oder durch Mundpropaganda endlich den richtigen Berater aufgestöbert haben, der Sie neutral berät und sein Honorar wirklich wert ist. Doch Hand aufs Herz: Ist Ihnen das wirklich gelungen? Und was die Beschäftigung mit Ihren Finanzen betrifft: Dazu sind Sie ohnehin gezwungen, denn es geht um Ihr Geld und nicht um das Geld irgendeines Klons.
Es ist wichtig, zur gegebenen Zeit über genug Vermögen zu verfügen. Zum Beispiel fallen auf einmal höhere laufende Kosten an, sobald eines Ihrer Kinder mit dem Studium beginnt. Und wenn Sie im Alter vom angesparten Vermögen leben müssen, ist es notwendig, dass Sie damit vom Tag x an wirklich disponieren können, ohne allzu lange Wartezeiten in Kauf nehmen zu müssen.
Und wie sieht die Realität aus? Weder Fonds noch Kapitallebensversicherungen, weder Auszahlungen von Pensionskassen noch aus Riester-Rentenverträgen sind Ihnen zu einer bestimmten Zeit und in eindeutiger Höhe wirklich sicher, nicht nominal und erst recht nicht real unter Berücksichtigung der Inflation. Daraus folgt, dass Sie allemal individuell vorsorgen müssen.
Was ich hier zur Nicht-Vorhersehbarkeit der Ergebnisse kollektiver Anlagen geschrieben habe, gilt selbstverständlich auch für individuelle Anlagen, zum Beispiel Aktien, Immobilien und Gold. Nur werden Sie hier nicht gezwungen, überflüssige Kosten zu übernehmen. Fazit: Wenn Sie solche Kosten vermeiden wollen, führt an der individuellen Finanzplanung kein Weg vorbei.
© Manfred Gburek
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Manfred Gburek ist neben seiner Funktion als Kolumnist privater Investor und Buchautor.