Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Die EZB gibt eine Inflationsgarantie

05.02.2017  |  Manfred Gburek
- Seite 2 -
Der EZB-Wirtschaftsbericht geht umfangreich auch auf ein Thema ein, das mit der Inflation verknüpft ist und sich wie folgt umreißen lässt: Der Anteil tarifgebundener Arbeitnehmer im Euroraum ist enorm hoch, er liegt im Durchschnitt bei fast drei Vierteln. Am höchsten ist er in Italien, gefolgt von Spanien und Frankreich - der Inflations-Club-Med lässt grüßen. Übrigens rangiert Deutschland mit knapp der Hälfte im Mittelfeld. Damit nähern wir uns allmählich dem Phänomen, das man gern mit dem Begriff Zweitrundeneffekte umschreibt, im Klartext: Erreicht die Inflation eine bestimmte Höhe, beginnen Arbeitnehmer und ihre Gewerkschaften zur Durchsetzung höherer Löhne zu streiken.

Die EZB fasst das Phänomen so zusammen: "Je höher der Anteil der tarifgebundenen Arbeitnehmer in einem Unternehmen ist, desto niedriger ist die Wahrscheinlichkeit einer Lohnsenkung und desto höher die Wahrscheinlichkeit einer Lohnsteigerung." Kurzum, vor allem Italiener, Spanier und Franzosen werden wie gewohnt weiterhin über ihre Verhältnisse leben, weil sie ja eher keine Lohnsenkungen zu erwarten brauchen. Und sobald sie fürchten müssen, von ihren Arbeitgebern entlassen zu werden, treten sie in den Streik - mit der Folge, dass die Zweitrundeneffekte immer intensiver werden.

Dass die Deutschen weniger streiken, ist zwar nachgewiesen, aber beim Anteil von knapp der Hälfte an tarifgebundenen Arbeitnehmern sind Streiks hierzulande nicht gerade ausgeschlossen. Dafür spricht auch, dass die deutsche Konjunktur sich besonders positiv entwickelt.

Wenn es wie erwähnt im Euroraum zur Inflationsgarantie kommt, gilt es, die Anlagestrategie darauf auszurichten. Nur wie? Solange die Tages- und Festgeldzinsen zu wünschen übrig lassen, die Aktien- und Anleihenkurse einschließlich der Immobilienpreise oben stehen, solange die Gold- und Silberpreise eher stockend als durchgehend steigen, solange die Brexit-Folgen nicht absehbar sind und der amerikanische Präsident mal hü und mal hott sagt, ist es wichtig, bei der Anlagestrategie den Faktor Zeit und damit Geduld ins Kalkül einzubeziehen. Dazu gleich drei naheliegende Überlegungen:

Erstens: Da Inflation Geldentwertung bedeutet, sollte man sich mit dem Gedanken anfreunden, dass davon auch viele Unternehmen und deren Aktien betroffen sind - außer solchen, die über Preissetzungsmacht verfügen und sonstige Qualitätsmerkmale aufweisen, wie ein gutes Management und ein gewinnträchtiges Geschäftsmodell. Deren Aktien erhalten üblicherweise das Attribut Value, also Wert. Sie sind an ihrer relativen Stärke zu erkennen, ablesbar an Charts, dies allerdings erst im Lauf der Zeit.

Zweitens: Dass Immobilien grundsätzlich vor Inflation schützen, ist ein Märchen. Vielmehr kommt es auf die bekannten Qualitätskriterien an, wie Lage, Bauqualität, Infrastruktur u.a. Es gibt Zeiten, da geht mit Immobilien nichts, wie von 1995 bis 2005. Und es gibt andere Zeiten, da scheint alles zu gehen, wie jetzt. Doch der Schein trügt. Nur wer antizyklisch investiert, kann mit Immobilien reich werden; wer dagegen prozyklisch kauft, kann froh sein, wenn der Einstandspreis samt Nebenkosten in zehn Jahren erreicht ist.

Drittens: Inwieweit schützen Gold und Silber vor Inflation? Das World Gold Council (Internet: gold.org) hat gerade die neuen "Gold Demand Trends" veröffentlicht, aus denen hervorgeht, dass ein Großteil der Goldnachfrage im vergangenen Jahr auf ETF-Käufe zurückzuführen war. Darin spiegeln sich erst Inflationserwartungen wider, weniger die Inflation selbst. Die Entwicklung des Goldpreises sieht derzeit gut, aber noch nicht überragend aus. Er wird seine beste Zeit haben, sobald hohe Inflationserwartungen mit der Geldentwertung einhergehen und alle Versuche von Regierungen und Zentralbanken, den Goldpreis nach unten zu manipulieren, erfolglos bleiben. Silber wird sich im Trend ähnlich entwickeln wie Gold, allerdings unter stärkeren Schwankungen.

Abschließendes Fazit: Das Timing spricht nur für gezielte Aktienkäufe, vorwiegend, wenn es sich um Value-Aktien handelt. Es spricht im Großen und Ganzen eher gegen Immobilien. Gold und Silber befinden sich vor einem größeren Aufschwung.


© Manfred Gburek
www.gburek.eu


Manfred Gburek ist neben seiner Funktion als Kolumnist privater Investor und Buchautor.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"