Seminar-Rückblick: "Da kippt der Vorstand um!"
Rohstoffseminare gab es bereits recht viele in Deutschland, doch diese Veranstaltung konnte trotz der seit fünf Jahre anhaltenden Rohstoffhausse und mittlerweile ständiger mediale Berieselung zu diesem Thema den Teilnehmer wirklich Mehrwert bieten. So präsentierten beispielsweise zwei Banker aus dem genossenschaftlichen bzw. dem Sparkassensektor ihre praktischen Erfahrungen bei der Implementierung von Rohstoffen in ihre Asset-Allokation.
Hierbei wurde für alle klar, dass die hohe Volatilität von passiven Produkten für institutionelle Investoren ein sehr großes Problem darstellt. So wurde von Herrn Köck von der Stadtsparkasse München sehr exemplarisch die Auswirkung einer 10%igen Korrektur bei einem 5%igen Rohstoffanteil im Depot-A auf den Unternehmensgewinn aufgezeigt. Hier wird nur zu verständlich, dass aktive Manager im Rohstoffbereich aktuell sehr gefragt sind. Auf die Frage ob dies nicht strategisch gesehen werden kann, gab es einen ehrlich und erfrischende Antwort: "Da kippt der Vorstand um!"
Diese Nachfragelücke wurde beim Seminar von Uwe Bergold und Markus Mezger gefüllt, die weitere Gründe für Rohstoffinvestments sowie ihre aktive Strategie bei Rohstofffutures sowie Rohstoffaktien präsentierten. Auch für eingefleischte Rohstoffinvestoren gab es auf der Konferenz neues zu entdecken.
So referierten Herr Dr. Ulreich von der E.ON sowie Herr Dr. Lange von der BayernLB zu Energiederivaten und zeigten auf was alles noch unentdeckt ist im Rohstoffuniversum. Rechtliche Hinweise und Hinweise auf die am Markt verfügbaren Produkte für institutionelle Investoren von ABN Amro, Indexchange und Clifford Chance beigetragen.
Neben dem fachlichen Know-How konnte man von der Konferenz vor allem mit nach Hause nehmen, dass der überwiegende Teil der institutionellen Investoren einerseits bei Rohstoffen noch massiv unterinvestiert ist, und andererseits der Hausse immer noch misstraut und Expertise zu diesem Bereich mit Ausnahme von externen Beratern selten ist. Eine anzustrebende Rohstoffquote von 1% wurde von vielen bereits als hoch angesehen, gleichwohl die Modelle für eine geeignete Risikostreuung mindestens das 5-10fache vorschreiben!
Rein sentimenttechnisch ist noch anzuführen, dass die ständigen Fragen nach einer möglichen Blase am Rohstoffmarkt eindeutig für eine Fortsetzung der Rohstoffrallye sprechen sollten, es ist auf jeden Fall noch genug Geld vorhanden, dass in den nächsten Jahren den Rohstoffmarkt und damit die Preise weiter anschwellen lässt!
Als Fazit des Seminar kann man somit betrachten, dass mittlerweile zwar jeder objektiv verstanden hat, dass Rohstoffe aus strategischer Sicht viel mehr als nur sinnvoll sind, bei der praktischen Handhabung jedoch noch reichlich Probleme bestehen.
Für alle die bei der Veranstaltung nicht teilnehmen konnten ist die Lektüre des neuen Buches von Uwe Bergold und Roland Eller, "Investmentstrategien mit Rohstoffen" zu empfehlen.
© Dr. Volkmar Riemenschneider