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Rückkehr des Krisenmodus lässt Goldpreis steigen

13.02.2017  |  Thorsten Proettel
Gold wieder im Aufwind

In den vergangenen zwei Monaten machte der Goldpreis die Verluste seit der Wahl von Donald Trump im November fast wett. Die Notierung kletterte von knapp 1.130 USD Mitte Dezember auf zuletzt 1.226 USD je Feinunze. In den letzten Tagen wurden zwischenzeitlich sogar mehr als 1.240 USD bezahlt.

Der Höhenflug des Aktienmarktes stoppte zum Ende der Woche die Goldeuphorie jedoch etwas und er führte auch zu einem Aufatmen an den Anleihenbörsen. Ansonsten besteht aber wenig Zweifel darüber, dass sich am Goldmarkt erste Anzeichen für eine Rückkehr des Krisenmodus zeigen. Die physisch besicherten Goldfonds, die nach der Trump-Wahl noch heftige Verkäufe zu erleiden hatten, bauten in den zurückliegenden Tagen Bestände wieder auf (siehe Chart).


Le Pen veröffentlicht 144-Punkte-Plan

Woher kommt der plötzliche Stimmungswandel? Wie bereits oft an dieser Stelle geschrieben, ist die Eurokrise nicht gelöst, sondern nur aus dem Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit verschwunden. Dies ändert sich aktuell angesichts der bevorstehenden Wahltermine, die wir bereits in unserem Marktkommentar vom 30. September letzten Jahres ausführlich beschrieben haben.

Bei der am 15. März stattfindenden Parlamentswahl in den Niederlanden führt gemäß den Umfragen weiterhin Gert Wilders von der Freiheitspartei, der mit einem EU-Austritt liebäugelt. Schwerer wiegt der Ausgang der französischen Präsidentschaftswahl, deren entscheidender zweiter Durchgang am 7. Mai stattfinden wird. In ihrem zuletzt vorgestellten 144-Punkte-Plan versprach die Kandidatin des Front National, Marine Le Pen, kurz zusammengefasst verstärkte staatliche Eingriffe in die Realwirtschaft.

Es darf angezweifelt werden, ob dies gut für die Wettbewerbsfähigkeit der zweitgrößten Volkswirtschaft der Eurozone wäre. Außerdem plant Frau Le Pen Referenden über die Mitgliedschaft Frankreichs in der Eurozone und der EU sowie einen Nato-Austritt.


Macht Le Pen das Rennen?

Die angespannte Lage macht sich bereits seit einigen Tagen an den Anleihenmärkten bemerkbar. Die Zitterprämien auf französische und südeuropäische Staatsanleihen stiegen, während der Rendite deutscher Bundesanleihen zuletzt gegen diesen Trend sank (siehe Chart).

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Auch 10jährige US-Staatsanleihen entfernten sich wieder von der 2,50-%-Marke, die nach der Trump-Wahl erreicht wurde. Der Anleihenmarkt zeigt mit der "Flucht in die Sicherheit" somit erneut ein typisches Krisenmerkmal. Relevant ist natürlich, ob Frau Le Pen überhaupt das Rennen um die Präsidentschaft für sich entscheiden kann.

Laut den jüngsten Umfragen würde sie in der Stichwahl sowohl gegenüber dem bürgerlichen Kandidaten François Fillon wie auch gegenüber dem sozialliberalen Kandidaten Emmanuel Macron unterliegen. Angesichts der Erfahrungen mit Umfragen zum Brexit-Referendum (kein Brexit!) und zur USPräsidentschaftswahl (Hillary Clinton!) sind die Aussagen der Demoskopen jedoch mit Vorsicht zu genießen. Außerdem verliert der als Saubermann angetretene Fillon derzeit an Zustimmung, nachdem bekannt wurde,
dass er als Abgeordneter jahrelang seine Ehefrau und seine Kinder auf Staatskosten und offenbar ohne nennenswerte Gegenleistung beschäftigte.

Daneben beginnt sich die Presse derzeit für das Privatleben des 39jährigen Macron zu interessieren, der mit seiner ehemaligen, 24 Jahre älteren Lehrerin verheiratet ist. Eine Wahl von Frau Le Pen könnte jedenfalls das Ende des Euro zügig herbeiführen.

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Parlamentswahlen in Italien im Sommer?

Als ob diese Gemengelage noch nicht genug wäre, könnte demnächst auch wieder Italien die Schlagzeilen beherrschen. Zwar hält sich die noch junge Technokratenregierung nach dem gescheiterten Verfassungsreferendum im vergangenen Dezember und dem Rücktritt von Matteo Renzi im Hintergrund. Aber Neuwahlen sind noch nicht vom Tisch.

Möglicherweise kommt es im Sommer zu einem Urnengang und damit zur Frage, ob die 5-Sterne-Protestbewegung an die Macht kommt. Sie strebt ebenfalls ein Referendum über einen Euro-Austritt an. Interessant ist in diesem Zusammenhang die Antwort von EZB-Chef Mario Draghi auf eine Nachfrage von italienischen Abgeordneten. Draghi verwies darauf, dass bei einem Euro-Austritt die italienischen Verbindlichkeiten gegen das Target 2-System beglichen werden müssen. Diese belaufen sich derzeit auf über 300 Mrd. Euro, wohingegen die deutschen Forderungen rund 750 Mrd. Euro umfassen (siehe Grafik).

Wie Draghi im Fall der Fälle den souveränen Staat Italien zur Begleichung seiner Schulden zwingen kann, bleibt bislang sein Geheimnis. Fest steht jedoch, dass immer mehr Anleger mit Sorge auf die kommenden Wahltermine blicken und dass vor diesem Hintergrund Gold auch in den nächsten Monaten als Anlagealternative gefragt sein dürfte.


© Thorsten Proettel
Commodity Analyst

Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart



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