Erwartete US-Leitzinsanhebung belastet Gold & Silber
11.03.2017 | Thorsten Proettel
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Dies entspricht rechnerisch etwa 13.200 Tonnen Silber beziehungsweise fast der Hälfte der weltweiten jährlichen Minenförderung. Zuletzt wurden ähnliche Werte im Sommer 2016 erreicht, als Silber noch über 20 USD je Feinunze notierte. Vermutlich haben die Spekulanten in den letzten Tagen ihre Wetten auf einen steigenden Preis abgebaut und durch die damit verbundenen Terminmarktgeschäfte zum Preiseinbruch des Silbers beigetragen.Aber dennoch dürfte sich die Netto-Long-Position weiterhin auf einem überdurchschnittlich hohen Niveau im Vergleich zu den letzten Jahren befinden. Mit anderen Worten ausgedrückt besteht damit immer noch erhebliches Enttäuschungspotenzial.
Wenn die Spekulanten zur Verlustbegrenzung zum Auflösen weiterer Wetten gezwungen sind, dann könnte der Silberpreis in den nächsten Wochen noch etwas nachgeben. Unsere Prognose von 18 USD je Feinunze zum Jahresende 2017 belassen wir unverändert.
Wahlen in den Niederlanden
Neben der Sitzung der US-Notenbank dürfte die Wahl in den Niederlanden das spannendste Ereignis der kommenden Woche werden. Wir rechnen zwar unabhängig vom Wahlausgang mit der Bildung einer Mehrparteienkoalition unter Ausschluss der Freiheitspartei. Ein deutlicher Stimmengewinn der Partei von Geert Wilders könnte der Kandidatin des Front National für die französische Präsidentschaftswahl, Marine Le Pen, aber Aufwind geben.
Momentan deuten die Umfragen jedoch den Einzug des sozial-liberalen Kandidaten Emmanuel Macron in den Pariser Élysée-Palast an. Und gemäß den Wettquoten der Buchmacher beträgt die Wahrscheinlichkeit hierfür etwa 55% (siehe Chart). In diesem Fall könnte der Goldpreis etwas nachgeben.
Politische Risiken bleiben
Die politischen Risiken bleiben jedoch hoch. Das Schicksal der europäischen Gemeinschaftswährung hängt letztlich vor allem vom politischen Willen ab, die Staatengemeinschaft trotz des ökonomischen Auseinanderdriftens zusammenzuhalten. Der Wahlsieg einer Protestgruppierung in einem wichtigen Land der Eurozone könnte den Burgfrieden der europäischen Regierungschefs gefährden beziehungsweise zu spekulativen Attacken von Außen führen.
Dass die Lage angespannt bleibt, belegen die Target II-Salden im Europäischen System der Zentralbanken. Die möglicherweise uneinbringlichen Forderungen der Deutschen Bundesbank gegenüber dem Eurosystem überstiegen zuletzt die Marke von 800 Mrd. Euro (siehe Chart).
Hieran zeigt sich, dass die internationalen Vermögensbesitzer das aus dem Verkauf von Anleihen an die EZB erlöste Geld lieber in Deutschland als in den südlichen Peripheriestaaten anlegen. Zuletzt ging übrigens gegen den Trend sogar der positive Saldo der Niederlande zurück. Möglicherweise ist dies das Ergebnis einer Vorsichtsmaßnahme von Kapitalbesitzern vor den Wahlen.
© Thorsten Proettel
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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