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Wie geht es weiter für Gold, den Dollar und die Aktien?

27.03.2017  |  Axel Merk
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Das britische Pfund

Wenn wir über den Dollarkurs sprechen, gibt es immer auch eine Währung auf der anderen Seite des Handels. Das britische Pfund Sterling gehört zu den Währungen, die unter der Einführung von Handelsbarrieren (und nichts anderes ist der Brexit) leiden, denn die Briten haben ebenfalls ein Außenhandelsdefizit. Wir glauben, dass diese Barrieren künftig immer deutlicher spürbar werden, denn die Chancen auf ein vernünftiges Handelsabkommen zwischen dem Vereinigten Königreich und der EU stehen eher schlecht.

Grund für diese Schlussfolgerung ist die institutionelle Struktur der EU, die auf der einen Seite die einstimmige Verabschiedung neuer Handelsabkommen verlangt, auf der anderen Seite aber auch eine knappe Frist für das Verlassen der EU setzt, sobald das Austrittsverfahren nach Artikel 50 eingeleitet wurde.

Was uns in Bezug auf das britische Pfund zu echten Pessimisten macht, ist die Finanzlage des Landes. Sicher kann es früher oder später zu einer Rally kommen, weil andere ihre Short-Positionen eindecken (Short Squeeze), aber mittel- bis langfristig glauben wir, das Großbritannien wahrscheinlich den "italienischen Weg" einschlagen wird.

Das würde bedeuten, dass der Staat seine Defizite mit einer zu lockeren Geldpolitik finanziert, was im Laufe der Zeit einen Wertverlust der Währung zur Folge hätte. Wir sehen keine andere Möglichkeit zur Finanzierung des britischen Haushalts. Als die Briten einen Sparkurs verfolgten, besserte sich ihre Finanzlage von "entsetzlich" zu "schlecht". Nun könnte sie erneut entsetzlich werden, wenn die Regierung die Ausgaben erhöht, um die Folgen des Brexits abzumildern.


Der Euro

Was ist mit der Währung, die die Investoren mit Hingabe hassen? Ich möchte noch einmal daran erinnern, dass alles davon abhängt, was bereits eingepreist ist. Der Euro hat sich in diesem Jahr bislang gut entwickelt, weil den Marktteilnehmern unserer Ansicht nach zunehmend bewusst wird, dass die Zinstiefs eventuell bereits erreicht sind. Der Dollar hatte starke Kursgewinne verzeichnet, nachdem es erste Hinweise auf eine weniger lockere US-Geldpolitik gab - obwohl die erste Zinsanhebung noch in weiter Ferne lag. In ähnlicher Weise könnte auch der Euro durchaus wieder steigen, lange bevor die Zinsen in der Eurozone tatsächlich erhöht werden.

Der Vorsitzende der Europäischen Zentralbank Mario Draghi hat kürzlich bei einer Pressekonferenz eine optimistische Darstellung der Lage abgegeben. Er deutete an (und jetzt lege ich ihm Worte in den Mund), dass wir uns hinsichtlich der verschiedenen, mit einem gewissen Risiko verbundenen künftigen Ereignisse (zu diesem Zeitpunkt die Wahlen in den Niederlanden und in Frankreich) nicht allzu viele Sorgen machen sollten.

Zum einen, weil wir ohnehin nichts daran ändern können, und zum anderen weil er, falls etwas Schlimmes passieren sollte, tun wird, was auch immer nötig ist. Dann haben sich die Niederländer gegen den Populismus entschieden. Anschließend kam das Gerücht auf, dass die EZB die Zinsen anheben könnte, bevor sie ihre Anleihekäufe beendet. Dieses Gerücht gewann an Glaubwürdigkeit, als der österreichische Vertreter des EZB-Rats anmerkte, dass es viele verschiedene Zinssätze gibt, und ja, dass einige davon erhöht werden könnten, bevor die Anleihekäufe eingestellt werden.

Unabhängig davon glauben wir, dass der Euro zunehmend zu einer sogenannten Finanzierungswährung geworden ist, u. a. weil die Zinsen so niedrig sind. Investoren leihen also Euros, um andere Assets mit höherer Rendite zu kaufen. Sollte ein Ereignis, z. B. ein steiler Einbruch der Aktienkurse, die Risikofreudigkeit der Marktteilnehmer verringern, müssen diese Spekulanten ihre Positionen eventuell abbauen und im Zuge dessen auch den Euro zurückkaufen. Das Eindecken von Short-Positionen wird vielleicht nicht zu einer längeren Rally des Euros führen, aber es ist zumindest ein Puzzleteil, das man im Auge behalten sollte.


Schwellenmarkt-Währungen

Die Währungen der Schwellenländer entwickeln sich tendenziell analog zu den riskanteren Anlageprodukten. In guten Zeiten läuft alles glatt, doch im Falle eines heftigen Abverkaufs ist unseren Analysen nach auch hier mit Verlusten zu rechnen. Wir glauben nicht, dass die Währungen der Schwellenmärkte heute ebenso gefährdet sind wie in früheren Zeiten, in denen die Investoren auf der Suche nach hohen Renditen waren (an den Schwellenmärkten sind meist höher verzinsliche Anleihen verfügbar). Anleger mit Exposure an diesem Markt sollten die Risiken bei der allgemeinen Ausrichtung ihres Portfolios dennoch berücksichtigen.


Make your portfolio great again...

Bevor Sie sich überlegen, wie Sie Ihre Anlagen am besten ausbalancieren, denken Sie einmal darüber nach, wie institutionelle Investoren die Sache angehen würden. Die US-Aktienmärkte haben sich überdurchschnittlich entwickelt und der Dollar ist gestiegen. Wir vermuten daher, dass institutionelle Investoren ihre Assets verstärkt ins Ausland verlagern könnten, um ihre Portfolios auszubalancieren. Dies würde die internationalen Aktienmärkte begünstigen und den Abwärtsdruck auf den Dollar verstärken.

Wie Sie sich wahrscheinlich denken können, bin ich der Ansicht, dass die meisten Anleger zu stark in US-Aktien investiert sind. Die Aktienmärkte haben sich so gut entwickelt, dass kaum jemand diese Sorge ernst nimmt. Genau diese Marktumgebung ist jedoch der fruchtbarste Nährboden für Spekulationsblasen.


© Axel G. Merk
Founder, Portfolio Manager at Merk Investments LLC
www.merkfund.com



Dieser Artikel wurde am 22.03.2017 auf www.merkinvestments.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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