Die sogenannte Geldpolitik und ihre verheerenden Folgen
28.03.2017 | Mark J. Lundeen
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Die erste Umkehr der Zinsstrukturkurve erfolgte Mitte der 1960er Jahre. Es handelte sich um eine verhaltene Inversion, auf die ein schwacher Konjunkturrückgang folgte. Doch aufgrund der steigenden Verbraucherpreise kletterten die Anleiherendite in den folgenden Jahren immer weiter nach oben und zwangen die Federal Reserve, die Kurve immer stärker umzukehren und die Geldpolitik immer länger und immer deutlicher zu straffen.Im Oktober 1981 war die Rendite der langfristigen US-Staatsanleihen auf 15% gestiegen und die Fed hob den Leitzins auf 22%, um den Inflationsdruck von den Verbraucherpreisen zu nehmen und das wachsende Geldangebot an die Finanzmärkte umzulenken. Nachdem sie drei Jahrzehnte lang bei dem Versuch gescheitert waren, die Verbraucherpreise von der monetären Inflation abzuschirmen, hatten die Notenbanker nun endlich Erfolg.
Die Renditen erreichten im Oktober 1981 ihr Hoch und markierten damit den Beginn des vier Jahrzehnte währenden Bullenmarktes an den Anleihemärkten. Im August 1982 setzte dann auch an den Aktienmärkten die größte Aufwärtsbewegung des 20. Jahrhunderts ein, da das neu geschöpfte Geld nun die Preise der finanziellen Assets anstelle der Verbraucherpreise nach oben trieb.
Die nächste "geldpolitische Epoche" reicht von 1983 bis 2007. In dieser Zeit versuchten die Zentralbanker in erster Linie eine Deflation der Finanzmärkte zu verhindern, deren Kurse sie aufgebläht hatten. Die Ökonomen sprechen nicht gern darüber, aber Tatsache ist, dass es erst nach einem inflationären Preisanstieg zu einer Deflation kommen kann. Zwischen 1983 und 2007 haben die "Entscheidungsträger" mit ihrer Geldpolitik Spekulationsblasen an den Aktien-, Anleihe- und Immobilienmärkten geschaffen.
Die erste Blase, die platzte, war die der fremdfinanzierten Übernahmen ("Leveraged Buyouts") Mitte der 1980er Jahre. Oliver Stones Film "Wall Street" von 1987 fasst diese Zeit sehr schön zusammen, erklärt aber nicht, woher Gordon Gekko all das Geld hat, das er für seine Unternehmensübernahmen verwendet. Letztlich sind alle Finanzmittel Kredite des Zentralbankensystems, die von den Geschäftsbanken weitergegeben werden.
Anders als die Straffungen der Geldpolitik in den vorhergegangenen Jahrzehnten, in denen die Notenbanker die Inflation bekämpften, waren die Umkehrungen der Zinsstrukturkurve zwischen 1983 und 2007 zwar weniger stark ausgeprägt, entfalteten jedoch eine größere zerstörerische Wirkung, wenn sie auftraten. Im Zuge der leicht umgekehrten Zinskurve der späten 1980er Jahre begann die Blase rund um die fremdfinanzierten Übernahmen zu platzen, zusammen mit den Spekulationsblasen am japanischen Aktienmarkt und an den Immobilienmärkten.
Die Zeiten waren schlecht, nicht nur an der Wall Street. Anfang der 1990er Jahren senkte Alan Greenspan daher die Federal Funds Rate auf damals unglaublich niedrige 3,00% und gab damit den Startschuss zur Dotcom-Blase im Sektor der High-Tech-Aktien.
Diese Blase war aber ebenfalls zum Platzen verurteilt, als Greenspan den US-Leitzins zwischen Januar 2000 und März 2001 wieder über die Rendite der langfristigen US-Staatsanleihen hob. Werfen Sie noch einmal einen Blick auf die Umkehr der Zinsstrukturkurve kurz nach der Jahrtausendwende. Das war wirklich kaum der Rede wert. Doch im Gegensatz zu den Leveraged Buyouts war die High-Tech-Blase der 1990er Jahre eine echte Manie, die auch die Öffentlichkeit erfasst hatte. Ihre anschließende Deflation richtete folglich viel größeren Schaden an.
Die Antwort der Notenbanker auf das Platzen der Dotcom-Blase zu Beginn des neuen Jahrtausends glich ihrer Reaktion auf die Deflation der Spekulationsblase im Zusammenhang mit den fremdfinanzierten Übernahmen: Sie senkten den Leitzins weit unter die Rendite der langfristigen US-Anleihen.
Diesmal sorgte Greenspan, mit voller Unterstützung des US-Kongresses, auf diese Weise allerdings für die Entstehung einer Blase am Subprime-Hypothekenmarkt. Die Wirtschaft erlebte ein schier unglaubliches "Wachstum", zumindest wenn man die Preissteigerungen der Einfamilienhäuser zum Maßstab nimmt. Dann beschloss die Federal Reserve im Juni 2006, den Leitzins erneut anzuheben, sodass sich die Zinskurve umkehrte. Dies blieb September 2007 so.
Wie der obenstehende Chart zeigt, was die Inversion der Zinsstrukturkurve von 2006-2007 nicht gerade beeindruckend. Tatsächlich handelte es sich um die kleinste Umkehrung seit 1954, doch die Marktwerte im Immobiliensektor waren durch das jahrzehntelange "Wirtschaftswachstum", welches aus dem Zentralbankensystem an die Märkte floss, so grotesk aufgebläht, dass der resultierende Crash drohte, das gesamte globale Bankensystem zum Einsturz zu bringen.
Die Antwort der Notenbanken auf die Kreditkrise war exakt die gleiche, wie bei früheren Crashs - nur diesmal mit noch mehr Nachdruck. Dies bringt uns zur dritten und aktuellen geldpolitischen Ära, in der die Zentralbanker um ihr Überleben kämpfen. Seit Dezember 2007 verfolgt die Fed die am stärksten inflationäre Geldpolitik ihrer gesamten Geschichte, wie sich an den Charts oben und der Tabelle unten unschwer ablesen lässt.
Die Gesamtzahlen am Ende der Tabelle spiegeln die Geschichte der US-Geldpolitik wider. Als die Notenbanker zwischen 1954 und 1982 gegen die Inflation ankämpften, verfolgten sie 30% der Zeit eine straffe Geldpolitik.
Beim Kampf gegen die Deflation zwischen 1983 und 2007 konnte die Geldpolitik immerhin noch über 14% der gesamten Zeitdauer als "straff" beschrieben werden. Seit Januar 2008 hat die Federal Reserve jedoch nicht eine einzige Woche lang eine straffe Geldpolitik durchgesetzt und den Leitzins über die langfristige Rendite gehoben - aus Angst vor den deflationären Konsequenzen, die das an den Finanzmärkten hätte. Oder anders gesagt, aus Angst vor dem gewaltigen Crash, zu dem es dann zwangsläufig käme.
© Mark J. Lundeen
Der Artikel wurde am 26. März 2017 auf www.gold-eagle.com veröffentlicht und in Auszügen exklusiv für GoldSeiten übersetzt.