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Ist Gold wirklich ein guter Wertspeicher?

02.04.2017  |  Steve Saville
Die Antwort auf diese Frage ist nein, aber es ist auch eine Fangfrage. Wert ist ein subjektives Konzept und kann daher nicht gespeichert werden. Folglich kann es auch keinen universellen Wertspeicher geben. Eine Unze Gold ist für verschiedene Menschen beispielsweise von unterschiedlichem Wert. Auch die gleiche Person wird dem Gold in verschiedenen Situationen einen unterschiedlichen Wert beimessen. In Ihrer aktuellen Situation schätzen Sie Gold vielleicht als wertvolles Edelmetall, doch wenn Sie allein auf einer Insel gestrandet wären und keine Aussicht auf Rettung bestünde, wäre das Metall für Sie womöglich fast wertlos. Statt zu fragen, ob Gold ein guter Wertspeicher ist, sollte man also eher die Frage stellen, ob Gold in der modernen Wirtschaft ein guter Speicher für Kaufkraft ist. Darauf gibt es keine Ein-Wort-Antwort. Die Antwort ist "Ja, aber..."

Gold hat sich in der Vergangenheit als gutes Mittel zum Erhalt der Kaufkraft erwiesen, aber nur, wenn es ursprünglich zu einem vernünftigen Preis gekauft wurde und wenn man einen extrem langen Zeitraum betrachtet. Damit meine ich, dass Sie nicht erwarten können, dass Ihr Gold seine Kaufkraft behält, wenn Sie es zu einem lächerlich hohen Preis erworben haben - nicht einmal, wenn Sie planen, es jahrzehntelang zu behalten. Ich meine damit auch, dass Sie selbst dann einen Kaufkraftverlust riskieren, wenn Sie es zu einem vernünftigen Preis kaufen - es sei denn, Sie sind bereit, das Gold jahrzehntelang zu halten.

Es ist unmöglich, eine einzelne Zahl zu finden, die widerspiegelt, wie sich die Kaufkraft einer bestimmten Währung innerhalb einer Volkswirtschaft verändert hat. Wenn wir die Entwicklung des Goldpreises in US-Dollar im Laufe der Zeit betrachten und einige grundlegende Annahmen zur Entwicklung der Kaufkraft des US-Dollars treffen, können wir jedoch eine Vorstellung davon bekommen, wie sich die Kaufkraft von Gold verändert hat. Hier sind einige Beispiele.

Erstens hat der Goldpreis in US-Dollar zwischen seinem Hoch im September 2011 und seinem Tief im Dezember 2015 einen Rückgang von rund 45% verzeichnet. Es gibt keine Möglichkeit, die tatsächliche Änderung der Kaufkraft des US-Dollars in diesem Zeitraum zu berechnen, denn der offizielle Verbraucherpreisindex und alle inoffiziellen Verbraucherpreisindices sind falsch. Wir können jedoch mit Sicherheit davon ausgehen, dass die amerikanische Währung an Kaufkraft verloren hat. Folglich können wir uns auch sicher sein, dass Gold innerhalb dieser vier Jahre mehr als 45% seiner Kaufkraft eingebüßt hat.

Zweitens fiel Gold von seinem Hoch im Januar 1980 bis zur Bildung des Bodens im Februar 2001 in US-Dollar um rund 70%. Es gibt, wie gesagt, keine zuverlässige Methode, um zu berechnen, wie stark die Kaufkraft des Dollars in diesem Zeitraum gesunken ist, aber mit Sicherheit war sie im Februar 2001 deutlich niedriger als im Januar 1980. Wir können also einen Zeitraum von 21 Jahren identifizieren, in dem das Edelmetall signifikant mehr als 70% seiner Kaufkraft eingebüßt hat.

Drittens sind die Anleger, die Gold vor 37 Jahren in der Nähe des Kurshochs von 1980 gekauft haben, in Hinblick auf die Kaufkraft des gelben Metalls heute noch immer weit davon entfernt, die Gewinnzone zu erreichen - obwohl der nominelle Preis seitdem 50% gestiegen ist. Es ist außerdem durchaus vorstellbar, dass die Goldbesitzer, die damals zu Höchstpreisen gekauft haben, die Gewinnschwelle in Bezug auf die tatsächliche Kaufkraft ihres Investments niemals erreichen werden, ganz egal, wie lange sie das Gold noch halten.

Viertens können wir festhalten, dass es innerhalb der letzten mehr als 50 Jahre zwei Phasen von jeweils 8-10 Jahren gab, in denen sich die Kaufkraft von Gold extrem stark erhöht hat (wenn wir die gleichen groben, aber realistischen Annahmen zur Entwicklung der Kaufkraft des US-Dollars zugrunde legen).

Fazit: Wenn Gold kein Geld (d. h. das vorherrschende Zahlungsmittel innerhalb eines Wirtschaftsraums) ist, behält es seine Kaufkraft innerhalb eines Zeitraums, den die meisten Menschen als normalen Investitionszeitraum betrachten würden, tendenziell eher nicht. Die Kaufkraft des Edelmetalls unterliegt stattdessen typischerweise starken Schwankungen. Wenn man gut informiert ist und emotionslos an die Sache herangeht, kann man sich diese Schwankungen zunutze mache. Sie sollten jedoch nicht erwarten, dass Sie Ihre Kaufkraft erhalten können, wenn Sie einfach gedankenlos Gold horten, ohne dabei auf den Preis zu achten.


© Steve Saville
www.speculative-investor.com


Dieser Artikel wurde am 29. März 2017 auf www.tsi-blog.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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