Wie Sie sich auf den nächsten Crash vorbereiten
16.04.2017 | Manfred Gburek
Goldpreis und Anleihenkurse gleichzeitig aufwärts, wie reimt sich das? Vordergründig betrachtet, scheinbar ganz einfach: Diese Entwicklung spiegelt die Flucht in Sicherheit wider. Oder treffender: Was man allenthalben für sicher hält. Beim Gold kann man das von der historischen Betrachtung her verstehen. Aber auch bei Anleihen, jenen "Wert"-Papieren, deren realer Wert - außer dem von inflationsindexierten Anleihen - langfristig gegen Null tendiert?
Dafür müsste eigentlich jedes Verständnis fehlen. Und wie sieht die Realität aus? Kaum zu glauben: Am vergangenen Mittwoch sackten die Finanzminister Deutschlands, Italiens, Portugals und Irlands mit der Ausgabe neuer Staatsanleihen zu aus ihrer Sicht extrem günstigen, aus Anlegersicht ganz miesen Konditionen nahezu 16 Milliarden Euro ein. So viel zur Schein-Sicherheit, exemplarisch dargestellt anhand des öffentlichen Schulden-Festivals an einem einzigen Tag.
Wahrscheinlich wollen Sie jetzt wissen, welche Konsequenzen das hat, und vor allem, wie Sie als Anleger finanziell auf Nummer sicher gehen können. Der erste Teil der Frage lässt sich leicht beantworten: Solange die EZB bereit ist, immer mehr Null- und Negativzins-Anleihen zu kaufen, bleibt alles beim Alten.
Das Ziel der EZB steht ja seit längerer Zeit fest: Zinsen so niedrig wie möglich halten und die Inflation anheizen, in der Absicht, dass die Euroländer sich im Lauf der Zeit mit mehr oder weniger entwerteten Geld entschulden können. So weit die Konsequenzen ohne Aufzählung der Zwischenschritte. Da viele Banken wegen zu niedriger oder negativer Zinsen jedoch pleite zu gehen drohen, muss die EZB ihr Hauptaugenmerk in nächster Zeit vor allem auf das Inflationsziel richten.
Persönlich finanziell auf Nummer sicher gehen, das ist kompliziert, aber besonders in dieser Zeit enorm wichtig. Oberstes Ziel sollte die reale Erhaltung von Kaufkraft und Vermögen sein. Wenn das Vermögen dabei real, also nach Abzug der Inflationsrate, sogar wächst - umso besser. Machen Sie sich frei vom Gedanken, bestimmte Anlagen seien per se sicher. Gold ist es ganz bestimmt in einer Zeit wie jetzt, doch in den 80er und 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts war seine Preisentwicklung über weite Strecken enttäuschend.
Immobilien gelten nach Ansicht vieler Anleger als sicher; doch abgesehen von der Vielzahl der immobilen Varianten - Wohnungen, ganze Häuser, selbst genutzt oder vermietet, Gewerbeimmobilien aller Art, Fonds, Immobilienaktien u.a. - unterliegen sie allemal nicht vorhersehbaren Zyklen. Aktuell sind viele von ihnen überteuert, besonders in den deutschen Metropolen und Universitätsstädten.
So lässt sich jede Anlageklasse auf ihre Vor- und Nachteile, auf Chancen und Risiken abklopfen. Das erfordert umfangreiche Recherchen, für die wahrscheinlich niemand genug Zeit hat. Folglich gilt es zu improvisieren. Das bedeutet aktuell zum Beispiel: Lieber auf Tagesgeld mit 0,5 oder 0,2 Prozent Verzinsung setzen als auf Anleihen mit Minus-“Renditen“. Oder unter den Aktien lieber auf Neben- und Spezialwerte mit einem Management setzen, das Aktien des von ihm geleiteten Unternehmens hält, als dem Mainstream der Standardwerte aus dem Dax mit Vorständen zu folgen, die eher verwalten als gestalten.
Idealerweise sollte die Improvisation mit einer gewissen Diversifikation einhergehen: ausgehend vom Anlageziel, Zeitbudget, Alter, Timinggespür, von der Risikobereitschaft, von Nerven und Geduld eine Mischung aus Tagesgeld, Aktien, Gold einschließlich Silber und gegebenenfalls - je nach Höhe des gesamten Vermögens - Immobilien. Das Ganze dynamisch angelegt, also mal mit dem Schwerpunkt auf einer Anlageklasse, mal auf einer anderen.
Es gibt Anlagen, die bereits in sich diversifiziert sind. Dazu gehören an erster Stelle Fonds in zig Varianten, als nationale oder internationale Aktienfonds, Mischfonds, börsengehandelte ETFs und ETCs, auf Fonds basierende Vermögensverwaltungen und Riester-Finanzprodukte, darüber hinaus auch Beteiligungsgesellschaften wie Aurelius, MBB, Shareholder Value, Polytec, BB Biotech, Gesco, Indus und Deutsche Beteiligung.
All diese Anlagen sind mindestens ebenso verwirrend wie einzelne Aktien. Deshalb dürfte Ihnen kein Anlageberater mit dem Ziel der Diversifikation Aktien von Beteiligungsgesellschaften empfehlen - allein schon deshalb, weil er mit seinem Rat nichts verdienen könnte und dabei sogar Haftungsrisiken einginge. Mit hoher Wahrscheinlichkeit rät er Ihnen zu irgendwelchen Fonds mit Ausgabeaufschlag, der seiner Bank oder Sparkasse neben den laufenden Gebühren zusätzliche Provisionseinnahmen auf Ihre Kosten beschert. Das ist ein gegenüber den Kunden äußerst unfaires Verhalten, aber in den Geschäftsmodellen der Institute fest verankert.
Idealerweise dürfte eine gut getimte Mischung aus Aktien der genannten Beteiligungsgesellschaften eine optimale, weil doppelte Diversifikation des Aktienanteils an Ihrem Vermögen sein. Das Timingrisiko könnte dadurch minimiert werden, dass Sie in aller Ruhe den nächsten Börsencrash abwarten, unter dem erfahrungsgemäß für kurze Zeit alle Aktien leiden würden. Aber wahrscheinlich handeln die wenigsten Anleger danach.
Stattdessen lassen sie sich primär die vom Marketing der Banken und Sparkassen getriebenen Fonds aufschwatzen. Diese könnten jetzt sogar mit dem zwischenzeitlichen Kurssturz der Aurelius-Aktie argumentieren, die vorübergehend zum Opfer einer Attacke dubioser Börsenspieler wurde und in wenigen Minuten um mehr als 30 Prozent in die Tiefe stürzte.
In diesem Zusammenhang sei an ein Schmankerl vom 19. Oktober 1987 erinnert, als das amerikanische Börsenbarometer Dow Jones an nur einem Tag um 22,6 Prozent in die Tiefe stürzte. Daraufhin wurde André Kostolany, der als Beruf vorzugsweise Spekulant angab, gefragt, wie viel Geld er aus diesem Anlass verloren habe. Er antwortete nur lakonisch mit der Gegenfrage: „Warum verloren? Ich habe in diesem Tag doch keine einzige Aktie verkauft.“
Tatsächlich erholten sich die Aktienkurse nach dem damaligen Crash in Amerika wieder ganz schnell, in Europa etwas langsamer. Das wird beim nächsten Crash nicht zwangsläufig so sein.ein Aber wie sonst? Zum Glück gibt es relativ zuverlässige Kennzahlen, um zu ergründen, ob ein Crash bereits kurz darauf ausgestanden ist oder noch nicht, an erster Stelle die Volatilitätsindizes VIX in den USA und VDax in Deutschland.
Auf ihre mathematische Ableitung sei verzichtet. Hier nur so viel: Klicken Sie beispielsweise bei comdirect.de auf Kurssuche und tippen Sie VIX bzw. VDax mit dem Unendlich-Zeichen ganz rechts ein. Dann erscheint in beiden Fällen ein Chart mit flachem Verlauf seit Anfang 2009 und danach nochmals seit Herbst 2011, als es die beiden letzten größeren Kurseinbrüche gab und beide Indizes nach oben schossen.
Sobald es in Zukunft zu einer ähnlichen Formation kommt, sollten Sie hellwach sein und die darauf folgende Entwicklung genau beobachten. Wenn dann beide Indizes nicht mehr weiter in die Höhe schießen, sondern zu fallen beginnen (gleichbedeutend mit Tiefstkursen der Aktien), können Sie in aller Ruhe vielversprechende Aktien zu besonders günstigen Kursen einsammeln.
Wie steht es in diesem Zusammenhang um die vielfach diskutierte negative Korrelation, also gegenläufige Entwicklung der Aktienkurse und der Preise von Gold und Silber? Klare Antwort: Sie kommt zwar vor, besonders deutlich erkennbar in der Zeit von Sommer 2011 bis Ende 2015, aber im aus Anlegersicht schrecklichen Börsenjahr 2008 fiel die negative Korrelation aus. In den Jahren davor war sie nur zeitweise vorhanden, in den Jahren von 1970 bis 2000 ebenfalls. VIX und VDax sind da zuverlässiger. Fazit: Mit dem Aktienkauf warten, Gold und Silber mit jeweils nur kurzen Unterbrechungen weiter steigen lassen. Ich wünsche Ihnen in diesem Sinn goldene und silberne Ostern!
© Manfred Gburek
www.gburek.eu
Manfred Gburek ist neben seiner Funktion als Kolumnist privater Investor und Buchautor.
Neu bei gburek.eu: Aktien, die in den Blickpunkt rücken werden.
Dafür müsste eigentlich jedes Verständnis fehlen. Und wie sieht die Realität aus? Kaum zu glauben: Am vergangenen Mittwoch sackten die Finanzminister Deutschlands, Italiens, Portugals und Irlands mit der Ausgabe neuer Staatsanleihen zu aus ihrer Sicht extrem günstigen, aus Anlegersicht ganz miesen Konditionen nahezu 16 Milliarden Euro ein. So viel zur Schein-Sicherheit, exemplarisch dargestellt anhand des öffentlichen Schulden-Festivals an einem einzigen Tag.
Wahrscheinlich wollen Sie jetzt wissen, welche Konsequenzen das hat, und vor allem, wie Sie als Anleger finanziell auf Nummer sicher gehen können. Der erste Teil der Frage lässt sich leicht beantworten: Solange die EZB bereit ist, immer mehr Null- und Negativzins-Anleihen zu kaufen, bleibt alles beim Alten.
Das Ziel der EZB steht ja seit längerer Zeit fest: Zinsen so niedrig wie möglich halten und die Inflation anheizen, in der Absicht, dass die Euroländer sich im Lauf der Zeit mit mehr oder weniger entwerteten Geld entschulden können. So weit die Konsequenzen ohne Aufzählung der Zwischenschritte. Da viele Banken wegen zu niedriger oder negativer Zinsen jedoch pleite zu gehen drohen, muss die EZB ihr Hauptaugenmerk in nächster Zeit vor allem auf das Inflationsziel richten.
Persönlich finanziell auf Nummer sicher gehen, das ist kompliziert, aber besonders in dieser Zeit enorm wichtig. Oberstes Ziel sollte die reale Erhaltung von Kaufkraft und Vermögen sein. Wenn das Vermögen dabei real, also nach Abzug der Inflationsrate, sogar wächst - umso besser. Machen Sie sich frei vom Gedanken, bestimmte Anlagen seien per se sicher. Gold ist es ganz bestimmt in einer Zeit wie jetzt, doch in den 80er und 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts war seine Preisentwicklung über weite Strecken enttäuschend.
Immobilien gelten nach Ansicht vieler Anleger als sicher; doch abgesehen von der Vielzahl der immobilen Varianten - Wohnungen, ganze Häuser, selbst genutzt oder vermietet, Gewerbeimmobilien aller Art, Fonds, Immobilienaktien u.a. - unterliegen sie allemal nicht vorhersehbaren Zyklen. Aktuell sind viele von ihnen überteuert, besonders in den deutschen Metropolen und Universitätsstädten.
So lässt sich jede Anlageklasse auf ihre Vor- und Nachteile, auf Chancen und Risiken abklopfen. Das erfordert umfangreiche Recherchen, für die wahrscheinlich niemand genug Zeit hat. Folglich gilt es zu improvisieren. Das bedeutet aktuell zum Beispiel: Lieber auf Tagesgeld mit 0,5 oder 0,2 Prozent Verzinsung setzen als auf Anleihen mit Minus-“Renditen“. Oder unter den Aktien lieber auf Neben- und Spezialwerte mit einem Management setzen, das Aktien des von ihm geleiteten Unternehmens hält, als dem Mainstream der Standardwerte aus dem Dax mit Vorständen zu folgen, die eher verwalten als gestalten.
Idealerweise sollte die Improvisation mit einer gewissen Diversifikation einhergehen: ausgehend vom Anlageziel, Zeitbudget, Alter, Timinggespür, von der Risikobereitschaft, von Nerven und Geduld eine Mischung aus Tagesgeld, Aktien, Gold einschließlich Silber und gegebenenfalls - je nach Höhe des gesamten Vermögens - Immobilien. Das Ganze dynamisch angelegt, also mal mit dem Schwerpunkt auf einer Anlageklasse, mal auf einer anderen.
Es gibt Anlagen, die bereits in sich diversifiziert sind. Dazu gehören an erster Stelle Fonds in zig Varianten, als nationale oder internationale Aktienfonds, Mischfonds, börsengehandelte ETFs und ETCs, auf Fonds basierende Vermögensverwaltungen und Riester-Finanzprodukte, darüber hinaus auch Beteiligungsgesellschaften wie Aurelius, MBB, Shareholder Value, Polytec, BB Biotech, Gesco, Indus und Deutsche Beteiligung.
All diese Anlagen sind mindestens ebenso verwirrend wie einzelne Aktien. Deshalb dürfte Ihnen kein Anlageberater mit dem Ziel der Diversifikation Aktien von Beteiligungsgesellschaften empfehlen - allein schon deshalb, weil er mit seinem Rat nichts verdienen könnte und dabei sogar Haftungsrisiken einginge. Mit hoher Wahrscheinlichkeit rät er Ihnen zu irgendwelchen Fonds mit Ausgabeaufschlag, der seiner Bank oder Sparkasse neben den laufenden Gebühren zusätzliche Provisionseinnahmen auf Ihre Kosten beschert. Das ist ein gegenüber den Kunden äußerst unfaires Verhalten, aber in den Geschäftsmodellen der Institute fest verankert.
Idealerweise dürfte eine gut getimte Mischung aus Aktien der genannten Beteiligungsgesellschaften eine optimale, weil doppelte Diversifikation des Aktienanteils an Ihrem Vermögen sein. Das Timingrisiko könnte dadurch minimiert werden, dass Sie in aller Ruhe den nächsten Börsencrash abwarten, unter dem erfahrungsgemäß für kurze Zeit alle Aktien leiden würden. Aber wahrscheinlich handeln die wenigsten Anleger danach.
Stattdessen lassen sie sich primär die vom Marketing der Banken und Sparkassen getriebenen Fonds aufschwatzen. Diese könnten jetzt sogar mit dem zwischenzeitlichen Kurssturz der Aurelius-Aktie argumentieren, die vorübergehend zum Opfer einer Attacke dubioser Börsenspieler wurde und in wenigen Minuten um mehr als 30 Prozent in die Tiefe stürzte.
In diesem Zusammenhang sei an ein Schmankerl vom 19. Oktober 1987 erinnert, als das amerikanische Börsenbarometer Dow Jones an nur einem Tag um 22,6 Prozent in die Tiefe stürzte. Daraufhin wurde André Kostolany, der als Beruf vorzugsweise Spekulant angab, gefragt, wie viel Geld er aus diesem Anlass verloren habe. Er antwortete nur lakonisch mit der Gegenfrage: „Warum verloren? Ich habe in diesem Tag doch keine einzige Aktie verkauft.“
Tatsächlich erholten sich die Aktienkurse nach dem damaligen Crash in Amerika wieder ganz schnell, in Europa etwas langsamer. Das wird beim nächsten Crash nicht zwangsläufig so sein.ein Aber wie sonst? Zum Glück gibt es relativ zuverlässige Kennzahlen, um zu ergründen, ob ein Crash bereits kurz darauf ausgestanden ist oder noch nicht, an erster Stelle die Volatilitätsindizes VIX in den USA und VDax in Deutschland.
Auf ihre mathematische Ableitung sei verzichtet. Hier nur so viel: Klicken Sie beispielsweise bei comdirect.de auf Kurssuche und tippen Sie VIX bzw. VDax mit dem Unendlich-Zeichen ganz rechts ein. Dann erscheint in beiden Fällen ein Chart mit flachem Verlauf seit Anfang 2009 und danach nochmals seit Herbst 2011, als es die beiden letzten größeren Kurseinbrüche gab und beide Indizes nach oben schossen.
Sobald es in Zukunft zu einer ähnlichen Formation kommt, sollten Sie hellwach sein und die darauf folgende Entwicklung genau beobachten. Wenn dann beide Indizes nicht mehr weiter in die Höhe schießen, sondern zu fallen beginnen (gleichbedeutend mit Tiefstkursen der Aktien), können Sie in aller Ruhe vielversprechende Aktien zu besonders günstigen Kursen einsammeln.
Wie steht es in diesem Zusammenhang um die vielfach diskutierte negative Korrelation, also gegenläufige Entwicklung der Aktienkurse und der Preise von Gold und Silber? Klare Antwort: Sie kommt zwar vor, besonders deutlich erkennbar in der Zeit von Sommer 2011 bis Ende 2015, aber im aus Anlegersicht schrecklichen Börsenjahr 2008 fiel die negative Korrelation aus. In den Jahren davor war sie nur zeitweise vorhanden, in den Jahren von 1970 bis 2000 ebenfalls. VIX und VDax sind da zuverlässiger. Fazit: Mit dem Aktienkauf warten, Gold und Silber mit jeweils nur kurzen Unterbrechungen weiter steigen lassen. Ich wünsche Ihnen in diesem Sinn goldene und silberne Ostern!
© Manfred Gburek
www.gburek.eu
Manfred Gburek ist neben seiner Funktion als Kolumnist privater Investor und Buchautor.
Neu bei gburek.eu: Aktien, die in den Blickpunkt rücken werden.