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Der aussichtslose Kampf der Zentralbanken gegen das Gold

28.05.2017  |  Manfred Gburek
Hat Ihr Anlageberater Ihnen eigentlich schon einmal empfohlen, Gold in Form von Barren und Münzen zu kaufen? Falls ja, handelt es sich um eine Ausnahme.

Denn so gut wie keine Bank oder Sparkasse und kaum ein Vermögensverwalter legt gesteigerten Wert darauf, mit Ihnen ins Edelmetallgeschäft einzusteigen. Dafür gibt es bekanntlich Gründe. Zum Beispiel, dass Gold, das irgendwo gehortet wird und dort jahrelang liegen bleibt, dem Finanzestablishment die Chance raubt, Vermögen provisionsträchtig zu drehen. Oder dass die sogenannte political correctness, ein aktuell besonders oft strapazierter Begriff, gegen Gold spricht. Oder, daraus abgeleitet, dass Gold als Schutz vor Geldentwertung eben diesem Establishment nicht in den Kram passt - man möchte ja solange wie möglich der Papiergeldillusion frönen.

Das gelingt für eine Weile besonders gut, indem Goldpreis-Ausreißer nach oben bekämpft werden. Als Vollstrecker in diesem Kampf bieten sich die Zentralbanken an. Wie lange sie damit Erfolg haben, bleibt zunächst offen. Aber dass ihre Waffen in absehbarer Zeit stumpf werden - etwa aus Anlass der nächsten Finanzkrise - und nicht erst in vielen Jahren, ist absehbar. Denn sie sind es ja, die mit ihrer extrem lockeren Geldpolitik den Boden für die Geldentwertung bereitet haben.

Anlageberatung ist längst zum Verkauf von Finanzprodukten ausgeartet, die hohe Provisionen und Gebühren abwerfen: Fonds, Zertifikate, Versicherungen, Riester-Sparpläne. Das führt unter anderem dazu, dass das Vertrauen der Anleger in die zu Verkäufern mutierten Anlageberater schwindet. Und nicht zuletzt ist auch darauf zurückzuführen, dass in Deutschland die Zahl der Zweigstellen von Banken und Sparkassen entsprechend der zuletzt veröffentlichten Bundesbank-Statistik im vergangenen Jahr nochmals kräftig um 5,9 Prozent auf 32.026 sank.

Hier ist nicht die richtige Stelle, um diese überwiegend von Banken und Sparkassen selbst verschuldete Entwicklung zu bedauern. Wohl aber, um aus Anlegersicht die Konsequenzen zu ziehen - womit wir zum Gold zurückkommen. Ist Ihnen nicht auch aufgefallen, dass dessen Preis seit Wochen hin und her pendelt und immer wieder zurückgeholt wird, sobald er Anstalten macht, nach oben auszubrechen? Da sind wir also erneut bei den eingangs angestellten Überlegungen zur Papiergeldillusion.

Die entspricht dem weit verbreiteten Glauben, dass ein Euro- oder Dollar-Schein den aufgedruckten Wert verkörpert. Solange man ihn gegen Lebensmittel, Kleidung, Autos oder sonst was eintauschen kann und solange allerlei Plastikkarten und unsichtbare Zahlungsmittel aus dem Smartphone als Geldersatz allgemein akzeptiert werden, bleibt es bei der Geldillusion. Doch wehe, die Akzeptanz hört auf, weil die Illusion im Zuge der Geldentwertung, sprich Inflation, schwindet!

Von daher gesehen, werden Zentralbanken und Regierungen alles daranzusetzen versuchen, um es nicht so weit kommen zu lassen. Aber letzten Endes werden sie ihren Kampf aufgeben müssen, weil sie sich nicht dauerhaft gegen eine massenweise aufkommende Geldwert-Desillusionierung wehren können.

Als Beispiele seien ein Mal mehr genannt: Erstens das Ende des Goldpools 1968 (in Wahrheit ein Anti-Goldpool der damals führenden Zentralbanken) mit der Folge, dass der Goldpreis in den 70er Jahren geradezu explodierte. Zweitens die Vorgeschichte zum Washington Agreement on Gold aus dem Jahr 1999 (vorher zwei Jahrzehnte lang Druck auf den Goldpreis, dann Einschränkung der Goldverkäufe durch Zentralbanken). Was später nach zweijähriger Pause folgte, war ein zehnjähriger Goldpreisanstieg.

Es wird spannend, darüber nachzudenken, womit dieses Mal zu rechnen sein könnte. Zweifellos werden wieder die Zentralbanken das Heft in die Hand nehmen, natürlich in Abstimmung mit den Regierungen. Aber mit welcher Methode und mit welchem Ergebnis? Zurzeit schieben sie einen riesigen Schuldenberg vor sich her, aber nicht ihren eigenen, sondern den der Staaten und Unternehmen, deren Anleihen sie aufgekauft haben.

Ihn abzutragen, ist unmöglich. Er wächst von Tag zu Tag und wird weiter wachsen. Gleichzeitig nimmt die Bereitschaft zu, alles so weiter schleifen zu lassen wie bisher. Also auch die Geldillusion aufrecht zu erhalten. Das ist zwar keine Lösung des Schuldenproblems, aber ach so bequem - ein fataler Fehler.

Aktuell lässt sich das Problem am besten aus Sicht der EZB darstellen. Der EZB-Rat wird am 8. Juni zusammenkommen. Ob er bereits dann zu gravierenden Änderungen seiner ultralockeren Geldpolitik bereit sein wird, ist zu bezweifeln. Allerdings dürfte EZB-Chef Mario Draghi nicht mit Andeutungen sparen, etwa der Art, dass alles auf einem guten Weg sei und der Zeitpunkt für das Erreichen des Inflationsziels von nachhaltig (nicht nur einmalig) etwas unter 2 Prozent näher rücke.

Entscheidende Beschlüsse, zumal restriktive, sind dann allerdings noch nicht zu erwarten, sondern wohl erst im September. Unter anderem aus diesem Grund: Besonders Euroländer mit hohem Finanzierungsbedarf sollen Gelegenheit erhalten, sich nochmals zu günstigen Konditionen zu verschulden.

Zu diesem Szenario passt, dass Bundesanleihen knapp geworden sind und die EZB sich zwecks Kauf weiterer Euroanleihen folglich mehr in Frankreich, Italien und anderswo rund ums Mittelmeer umsehen dürfte. Die Knappheit hat dazu geführt, dass Bundesanleihen mit Restlaufzeiten bis zu sieben Jahren negative "Renditen" haben. Sogar dreißigjährige bringen mit einer positiven Rendite von gerade mal 1,2 Prozent nicht eben üppige Erträge. Und je länger das alles andauert, in desto größere Schwierigkeiten geraten Banken und Sparkassen mit ihrem Kreditgeschäft. Nicht zu vergessen ihre Kunden wie auch die Kunden der Lebensversicherer: Beide Kundengruppen können kaum noch von ihren Ersparnissen leben.

Nun müsste man meinen, angesichts der beschriebenen positiven Perspektiven fürs Gold und der negativen fürs Geld sei es an der Zeit, endlich alles Geld in Gold anzulegen. Doch dem widerspricht die eine oder andere Erfahrung aus der Anlagepraxis. Danach bringt die Konzentration auf eine einzige Geldanlage dauerhaft weniger ein als die Streuung des Vermögens; das ist sogar wissenschaftlich belegt.

Es hat nebenbei auch mit dem Timing zu tun. Der Zeitpunkt, von dem an der Goldpreis in die Höhe geht, ist nicht absehbar, sodass besonders unruhige Anleger irgendwann an ihrer Entscheidung zu zweifeln beginnen, die Nerven verlieren und ihr Gold verkaufen. Die Konzentration ist nervlich umso weniger zu ertragen, je länger der Preisanstieg auf sich warten lässt.

Die Aufteilung eines kleinen bis mittleren Vermögens auf je ein Drittel Gold (einschließlich Silber), Geld auf dem Konto und ausgesuchte Aktien erscheint also - wiederum auch unter Beachtung des Timings - mehr als opportun. Bei größeren Vermögen kann getrost eine selbst genutzte Immobilie hinzukommen, sodass sich dann die Aufteilung in je ein Viertel ergibt.

Die Erfahrung lehrt übrigens noch etwas: Wer Geld auf nur eine Anlageklasse konzentriert, neigt dazu, ihr Auf und Ab besonders sensibel zu verfolgen und darauf extrem nervös zu reagieren - in Extremfällen sogar alle paar Minuten, wie etwa im Zuge schwankender Notierungen von Gold und Aktien. Da kann das Streuen allein schon psychologisch ungemein helfen. Aber nochmals: Dabei nicht das Timing vergessen. Aus aktueller Sicht bedeutet das: Gold einschließlich Silber bis auf Weiteres übergewichten, Aktien untergewichten. Intelligente Streuung und gutes Timing werden Ihnen ganz nebenbei enorm helfen, Ihre Nervosität abzulegen.

Neu bei gburek.eu: Von der Immobilienblase zur Finanzkrise


© Manfred Gburek
www.gburek.eu


Manfred Gburek ist neben seiner Funktion als Kolumnist privater Investor und Buchautor.



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