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USA: Kreditstandards - ein Qualitätscheck

30.05.2017  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1131 (07.34 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1118 im asiatischen Handel markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 110.94. In der Folge notiert EUR-JPY bei 123.47. EUR-CHF oszilliert bei 1.0894.

Bisweilen weisen wir in diesem Report auf die liederlichen Kreditstandards in den USA hin, die wesentlicher Katalysator des US-Konsums und Wachstums sind.

Die FICO-Scores sind das gängige Instrument, das die Basis der Kreditgewährung im Konsum-, Auto- und Hypothekensektor der USA darstellt. Nachfolgend finden Sie die Skala:

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Wie das Wall Street Journal schreibt, kommt es zu einer weiteren Verwässerung der Kreditstandards.

O-Ton: "many tax liens and civil judgments soon will be removed from people’s credit reports, the latest in a series of moves to omit negative information from these financial scorecards. The development could help boost credit scores for millions of consumers, but could pose risks for lenders"

Übersetzung in Kurzform: Steuerpfändungen und zivilrechtliche Urteile werden zukünftig keine Rolle bei der Beurteilung der Bonität spielen. So schaufelt man Freiraum für mehr Kreditvergabe minderer Qualität.

Erkennen Sie unter Umständen das Modell? War es nicht das Modell der Verwässerung, das zur Krise 2008/2009 führte? Es steht im diametralen Gegensatz zu dem auf Einkommen basierten Modell der Eurozone!

Wenn wir über Verwässerung reden, kommen wir um die Debatte der Konjunkturlage der Eurozone, maßgeblich getragen von wiederkehrenden Einkommen, nicht herum. Hier liegt die Verwässerung in der akuten Nichtwahrnehmung über den Zeitraum der letzten 15 Monate bezüglich Qualität als auch Quantität! Das gilt für die EZB, aber auch die Märkte …

EZB-Präsident Draghi erkennt die positive Konjunkturlage in der Eurozone in Breite und Tiefe jetzt nach mehr als 14 (!) Quartalen Wachstums in Folge an. Er sieht auch rückläufige Risiken. So weit, so gut! Die Betonung, dass aber weiter eine leichte Geldpolitik angemessen sei, brachte den Euro unter Druck. "Chapeau!"

Wann gedenkt der EZB-Rat, den Fakten Rechnung zu tragen und die Politik zu normalisieren oder erkennt man ausgehend von den USA begründete Risiken und kann das aus politischer Korrektheit nicht unmissverständlich ausdrücken?

Fakt ist, dass „Finanzdrogen (Negativzins, QE) abhängig machen. Je länger sie vergeben werden, desto höher die Abhängigkeit, da sich neue und nicht belastbare Strukturen im Umfeld einer solchen Politik etablieren!

Nachdem Bundeskanzlerin Merkel in Bayern bezüglich der Beziehung zu den USA und den sich daraus ergebenden Notwendigkeiten in Kontinentaleuropa erfrischenden Klartext redete, ruderte gestern der Regierungssprecher schon wieder zurück.

Unsere 5 Cent:

Die Welt verändert sich in belastbarer Form, Europa ist spät dran, es zu erkennen und angemessen darauf zu reagieren. Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben!

Die britische Premierministerin May betonte im britischen TV, dass sie bereit sei, den Austritt auch ohne Brexit-Vertrag vorzunehmen. Kein Brexit-Vertrag sei besser als ein schlechter Vertrag.

Weiß sie, was sie dort sagt? Ist ihr bewusst, dass sie mit dem Kapitalstock des UK spielt, der das UK als Plattform für die Bedienung der EU (450 Mio. Menschen ohne UK) gewählt hat? Ist ihr bewusst, dass bereits Verlagerungen stattfinden, die die Einkommensbasis der Menschen im UK schmälern? Ist ihr bewusst, dass eine isolierte Position außerhalb der EU bei Haushaltsdefiziten im Dunstkreis von 3% des BIP und Leistungsbilanzdefiziten in Höhe von circa 6% Probleme darstellen können? Ist ihr bewusst, dass die spezielle Partnerschaft mit den USA seitens der USA ein disponibles Gut sein kann, wenn das UK ein finanzieller Belastungsfaktor würde? Trump sagt ja „America first“ und nicht "UK first" ….

Das war hohler Wahlkampf mit unlauteren Mitteln, wie sie Farage & Co. angewandt hatten. Schade, Lernkurven im politischen Anstand gegenüber den Wählern sind im UK unausgeprägt.

Die gestern veröffentlichten Daten aus der Eurozone deuten weiter in Richtung einer soliden Expansion des BIP auf dem erhöhten Niveau. Die Geldmenge M-3 wuchs im letzten Berichtsmonat um 4,9%. Die Kreditvergabe nahm im Jahresvergleich an private Haushalte als auch Unternehmen um jeweils 2,4% zu.

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© Reuters


Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Erst ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.0970-1.1000 dreht den Bias zu Gunsten des USD.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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