Märkte: EZB wie erwartet – Deutschland: Baugenehmigungen sinken deutlich – Deutschland: Potentielle Kosten der Klima-Neutralität – Merz mit interessanten Tönen
19.07.2024 | Folker Hellmeyer
Der EUR eröffnet gegenüber dem USD bei 1,0889 (05:53 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0887 im fernöstlichen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 157,35. In der Folge notiert EUR-JPY bei 171,34. EUR-CHF oszilliert bei 0,9679.
Märkte: EZB wie erwartet
An den Finanzmärkten dominierte in den letzten 24 Handelsstunden Risikoaversion oder neutraler ausgedrückt Liquiditätspräferenz. Das erstaunt ein Stück weit hinsichtlich des Nachrichten-, als auch des Datenkranzes.
In den USA verdichtet sich die Wahrscheinlichkeit eines klaren Wahlsiegs Trumps. Das gilt als positives Vorzeichen für Aktienmärkte. Trump hat die Nominierung angenommen, sich weitgehend konziliant gezeigt und Bidens vorzeitiger Abtritt wird stündlich wahrscheinlicher. Weitere Fed-Vertreter (Goolsbee, Logan) lieferten milde Töne, die eine erste Zinssenkung der Federal Reserve im September nahelegen.
Ja, Frau Lagarde, die die Inflation, als sie wirklich in die Höhe schoss (Makro), nicht erkennen konnte/wollte, liefert jetzt Verbalakrobatik der Extraklasse auf Mikroebene trotz des massiven Inflationsrückgangs der letzten 12 Monate. Toll, ich bin schwer beeindruckt so kurz vor dem dreiwöchigen Urlaub und verweise auf Japan als Anmerkung für Frau Lagarde, um mir weitere Auseinandersetzung zur Verbalakrobatik zu ersparen: Japan hat trotz massiver importierter Inflation (JPY-Schwäche, Unterschied Eurozone) und ohne massive Zinserhöhungen einen vergleichbaren Trackrecord wie EZB, Fed und BoE. „Think twice!“ – Hilfestellung endogen/exogen.
Das Datenpotpourri (siehe unten) war durchwachsen, ein wenig Sonne, ein wenig Regen. In Europa waren die Kfz-Registrierungen weitgehend positiv, dagegen die Daten der Bauleistung prekär. Noch prekärer sieht das Bild der deutschen Baugenehmigungen (siehe unten) aus. Die Daten aus dem UK waren dagegen ohne Fehl und Tadel. In Philadelphia hellt sich die Stimmung auf.
Aktienmärkte gewandet in fast nur „rot“: Late DAX -0,65%, EuroStoxx 50 -0,30%, S&P 500 -0,78%, US Tech 100 -0,52%. In Fernost ergibt sich Stand 07:35 Uhr folgendes Bild: Nikkei (Japan) -0,14%, CSI 300 (China) +0,29%, Hangseng (Hongkong) -2,06% und Sensex (Indien) -0,39%.
Rentenmärkte: 10-jährige Bundesanleihen rentieren mit 2,41% (Vortag 2,42%), 10-jährige US-Staatsanleihen mit 4,21% (Vortag 4,17%).
Der USD gewann an Boden. Gold und vor allen Silber wurden aggressiv abverkauft.
Deutschland: Baugenehmigungen sinken deutlich
Im Wohnungsbau ist keine Trendwende in Sicht. Die Zahl der Baugenehmigungen sank laut Statistischem Bundesamt per Mai 2024 um 24,2% oder 5700 zum Vorjahresmonat auf 17.800. Von Januar bis Mai dieses Jahres wurden damit 89.000 Wohnungen genehmigt. Das waren 21,5% oder 24.400 weniger als im Vorjahr. Im Vergleich zum Mai 2022 gab es einen Rückgang um knapp 44%. Nachfolgende Grafik bildet die Entwicklung bis April 2024 ab. Der aktuelle Berichtsmonat ist nicht inkludiert (© Statistisches Bundesamt Dashboard).
Kommentar: Die Situation spitzt sich weiter zu, sie wird zunehmend dramatisch. Die Handlungsraster der Regierung kommen spät (ergo nicht vorausschauende Politik) und in überschaubarer Dosis. Ob das für eine Stabilisierung reicht, darf diskutiert werden. Für eine Trendwende reicht es nicht! Aber wir brauchen eine Trendwende zur Erreichung der von der Regierung selbst gesetzten Ziele (400.000 Wohnungen).
Expertenmeinungen: Der Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Bauhauptgewerbe kommentierte, dass der Absturz weitergehe. Deutschland schlittere in eine tiefe Wohnungsbaukrise. Er verwies darauf, dass nur wenn Bauherren und Investoren ihre Projekte genehmigen ließen, kämen circa zwei Jahre später neue Wohnungen auf den Markt.
Hintergründe: Der Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Bauhauptgewerbe verwies darauf, dass hohe Bauzinsen und überambitionierte energetische Anforderungen Bauwillige und Investoren verschreckten. Mittlerweile sei eine Zinsstütze für viele Bauwillige, insbesondere junge Familien, die einzige Möglichkeit, überhaupt noch den Traum vom Eigenheim anzugehen. Es fehle für sie das passende Förderinstrument. Er sagte, Bauen müsse einfacher und damit auch billiger und schneller gemacht werden, mit weniger Auflagen und Vorschriften.
Oberste Priorität müsse sein, dass nicht immer der Stand der Technik, sondern auch das technisch Notwendige rechtssicher gebaut werden dürfe. Die Politik könne helfen, den Wohnungsbau anzukurbeln. Es sei ein Lichtblick, dass die Politik mit einem Gesetzentwurf zum sogenannten Gebäudetyp E die Initiative dazu ergreife. Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) erklärte, neben einer ausreichenden Förderung könne ein Befreiungsschlag nur durch einen Abbau der "schier unendlichen Anforderungen" an Wohngebäude erreicht werden.
Märkte: EZB wie erwartet
An den Finanzmärkten dominierte in den letzten 24 Handelsstunden Risikoaversion oder neutraler ausgedrückt Liquiditätspräferenz. Das erstaunt ein Stück weit hinsichtlich des Nachrichten-, als auch des Datenkranzes.
In den USA verdichtet sich die Wahrscheinlichkeit eines klaren Wahlsiegs Trumps. Das gilt als positives Vorzeichen für Aktienmärkte. Trump hat die Nominierung angenommen, sich weitgehend konziliant gezeigt und Bidens vorzeitiger Abtritt wird stündlich wahrscheinlicher. Weitere Fed-Vertreter (Goolsbee, Logan) lieferten milde Töne, die eine erste Zinssenkung der Federal Reserve im September nahelegen.
Ja, Frau Lagarde, die die Inflation, als sie wirklich in die Höhe schoss (Makro), nicht erkennen konnte/wollte, liefert jetzt Verbalakrobatik der Extraklasse auf Mikroebene trotz des massiven Inflationsrückgangs der letzten 12 Monate. Toll, ich bin schwer beeindruckt so kurz vor dem dreiwöchigen Urlaub und verweise auf Japan als Anmerkung für Frau Lagarde, um mir weitere Auseinandersetzung zur Verbalakrobatik zu ersparen: Japan hat trotz massiver importierter Inflation (JPY-Schwäche, Unterschied Eurozone) und ohne massive Zinserhöhungen einen vergleichbaren Trackrecord wie EZB, Fed und BoE. „Think twice!“ – Hilfestellung endogen/exogen.
Das Datenpotpourri (siehe unten) war durchwachsen, ein wenig Sonne, ein wenig Regen. In Europa waren die Kfz-Registrierungen weitgehend positiv, dagegen die Daten der Bauleistung prekär. Noch prekärer sieht das Bild der deutschen Baugenehmigungen (siehe unten) aus. Die Daten aus dem UK waren dagegen ohne Fehl und Tadel. In Philadelphia hellt sich die Stimmung auf.
Aktienmärkte gewandet in fast nur „rot“: Late DAX -0,65%, EuroStoxx 50 -0,30%, S&P 500 -0,78%, US Tech 100 -0,52%. In Fernost ergibt sich Stand 07:35 Uhr folgendes Bild: Nikkei (Japan) -0,14%, CSI 300 (China) +0,29%, Hangseng (Hongkong) -2,06% und Sensex (Indien) -0,39%.
Rentenmärkte: 10-jährige Bundesanleihen rentieren mit 2,41% (Vortag 2,42%), 10-jährige US-Staatsanleihen mit 4,21% (Vortag 4,17%).
Der USD gewann an Boden. Gold und vor allen Silber wurden aggressiv abverkauft.
Deutschland: Baugenehmigungen sinken deutlich
Im Wohnungsbau ist keine Trendwende in Sicht. Die Zahl der Baugenehmigungen sank laut Statistischem Bundesamt per Mai 2024 um 24,2% oder 5700 zum Vorjahresmonat auf 17.800. Von Januar bis Mai dieses Jahres wurden damit 89.000 Wohnungen genehmigt. Das waren 21,5% oder 24.400 weniger als im Vorjahr. Im Vergleich zum Mai 2022 gab es einen Rückgang um knapp 44%. Nachfolgende Grafik bildet die Entwicklung bis April 2024 ab. Der aktuelle Berichtsmonat ist nicht inkludiert (© Statistisches Bundesamt Dashboard).
Kommentar: Die Situation spitzt sich weiter zu, sie wird zunehmend dramatisch. Die Handlungsraster der Regierung kommen spät (ergo nicht vorausschauende Politik) und in überschaubarer Dosis. Ob das für eine Stabilisierung reicht, darf diskutiert werden. Für eine Trendwende reicht es nicht! Aber wir brauchen eine Trendwende zur Erreichung der von der Regierung selbst gesetzten Ziele (400.000 Wohnungen).
Expertenmeinungen: Der Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Bauhauptgewerbe kommentierte, dass der Absturz weitergehe. Deutschland schlittere in eine tiefe Wohnungsbaukrise. Er verwies darauf, dass nur wenn Bauherren und Investoren ihre Projekte genehmigen ließen, kämen circa zwei Jahre später neue Wohnungen auf den Markt.
Hintergründe: Der Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Bauhauptgewerbe verwies darauf, dass hohe Bauzinsen und überambitionierte energetische Anforderungen Bauwillige und Investoren verschreckten. Mittlerweile sei eine Zinsstütze für viele Bauwillige, insbesondere junge Familien, die einzige Möglichkeit, überhaupt noch den Traum vom Eigenheim anzugehen. Es fehle für sie das passende Förderinstrument. Er sagte, Bauen müsse einfacher und damit auch billiger und schneller gemacht werden, mit weniger Auflagen und Vorschriften.
Oberste Priorität müsse sein, dass nicht immer der Stand der Technik, sondern auch das technisch Notwendige rechtssicher gebaut werden dürfe. Die Politik könne helfen, den Wohnungsbau anzukurbeln. Es sei ein Lichtblick, dass die Politik mit einem Gesetzentwurf zum sogenannten Gebäudetyp E die Initiative dazu ergreife. Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) erklärte, neben einer ausreichenden Förderung könne ein Befreiungsschlag nur durch einen Abbau der "schier unendlichen Anforderungen" an Wohngebäude erreicht werden.