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Interview: Michael Pento über die drohende Wirtschaftskatastrophe und die Trendwende für Gold

01.06.2017  |  Mike Gleason
Mike Gleason: In unserem heutigen exklusiven Interview haben wir Michael Pento von Pento Portfolio Strategies zu Gast, um die Aussichten für die Wirtschaft und die Edelmetalle in diesem Jahr sowie die Geld- und Zinspolitik zu diskutieren und auch einen kurzen Blick auf das Phänomen Bitcoin zu werfen. Michael, schön, dass Sie heute wieder bei uns sind. Wie geht’s Ihnen? Willkommen zurück.

Michael Pento: Gut, Mike, danke. Vielen Dank für die Einladung.


Mike Gleason: Bei unserem letzten Gespräch sagten Sie, dass der Markt ihrer Ansicht nach ein Szenario einpreist, in dem Präsident Trump praktisch alle Punkte seiner politischen Agenda durch den US-Kongress bringt - Steuererleichterungen, die Abschaffung der staatlichen Krankenversicherung Medicare usw. Zu sagen, dass Trump in Washington auf einigen Widerstand gestoßen ist, wäre eine Untertreibung. Die linken Politiker und die Mainstreammedien hassen ihn natürlich, aber auch das Establishment unter den Konservativen scheint ihn nicht gerade zu mögen.

Doch bevor wir darauf zu sprechen kommen, welche Auswirkungen diese Situation auf die Märkte haben wird, möchte ich Sie fragen: Wie stehen Ihrer Ansicht nach die Chancen dafür, dass Trump auf wundersame Weise genügend Verbündete im Kongress findet, um seine Pläne umzusetzen?


Michael Pento: Ich habe gesagt, dass der Markt die sofortige Wirkung einer massiven Steuererleichterung einpreist, und damit meinte ich wirklich eine Steuersenkung, kein umfassendes Steuerreformpaket. Anders ausgedrückt erwarteten die Märkte eine Senkung im Bereich von 15-30%, die nicht durch Ausgabenkürzungen oder die Abschaffung gewisser Steuervorteile wieder aufgewogen wird. Meiner Meinung nach preist der Markt noch immer viel Hoffnung und Hype mit ein. Ich hatte jedoch von Anfang an, d. h. direkt nach der Wahl, davor gewarnt, dass das Konjunkturprogramm zur "Stimulierung" der Wirtschaft sowohl aufgeweicht als auch verzögert würde.

Genau das scheint jetzt zu geschehen. Ich wäre sehr, sehr schockiert, wenn wir noch vor der Sommerpause im August eine Reform des Gesundheits- oder des Steuersystems erleben würden. Im Moment schätze ich, dass Trump vielleicht Anfang 2018 eine stark verfälschte und abgeschwächte Steuerreform durchsetzen kann. Diese wird wahrscheinlich überwiegend aus einer geringen Senkung der Steuersätze bestehen, welche jedoch größtenteils durch die Kürzung oder Einschränkung der möglichen Steuernachlässe ausbalanciert wird.

Anders gesagt ist der Markt extrem überbewertet. Das Einzige, was ihn auf dem Höhepunkt dieser gigantischen Blase jetzt noch zusammenhält, sind die stetigen quantitativen Lockerungen in der Eurozone und in Japan, auf die wir später noch eingehen werden. Ich gehe nicht davon aus, dass das japanische QE-Programm in absehbarer Zukunft gestoppt wird, obwohl ich durchaus erwarte, dass die Bank of Japan noch in diesem Jahr zumindest ein mögliches Ende der Assetkäufe am Offenmarkt andeutet. In Europa werden die Anleihekäufe im Rahmen der quantitativen Lockerungen meiner Einschätzung nach dagegen noch 2017 eingestellt werden.


Mike Gleason: Das führt mich direkt zu meiner nächsten Frage. Sie haben die Lage in Ihrem aktuellen Artikel 333084 für die Rubrik "Pentonomics" sehr gut zusammengefasst. Ich möchte gern einen Auszug daraus vorlesen und Sie dann bitten, diesen zu kommentieren:

"In Wahrheit ist eine Korrektur an diesem extrem selbstgefälligen und überbewerteten Markt schon seit Langem überfällig. Doch ebenso wie Präsident Trump verhält sich der Markt, als wäre er mit Teflon beschichtet. Nordkorea testet Atombomben, Russland mischt sich in die Wahlen ein, Trump wird vorgeworfen die Justiz zu behindern, die Unternehmensgewinne sinken, das Wirtschaftswachstum tendiert gegen Null - wen interessiert's? Hauptsache, eine Steuererleichterung ist in Aussicht und die anderen Zentralbanken rund um den Globus drucken weiterhin fleißig neues Geld. Was soll da schon schiefgehen?"

Welche Gefahr besteht nun angesichts dieser Gesamtsituation? Wo und auf welche Weise könnte es schließlich zum Crash kommen?


Michael Pento: Sehr gute Frage. Schauen wir uns doch einmal die Unternehmensgewinne an. Im ersten Quartal 2017 werden die Gewinne je Aktie beim S&P 500 nach Angaben von FactSet voraussichtlich bei 30,77 $ liegen. Im ersten Quartal 2015 beliefen sie sich auf 29,01 $. Die Unternehmensgewinne sind also gestiegen, doch nur um 6% innerhalb von zwei Jahren. Aber die Analysten der Wall Street lieben es, sich die besten Daten herauszupicken, und wenn man das Gewinnwachstum im Vergleich zum Vorjahr betrachtet, fällt es mit fast 15% viel stärker aus. Natürlich handelt es sich bei den Zahlen um Pro-forma-Berichterstattung, nicht um Bilanzen nach den GAAP-Standards.

Die Wall Street konzentriert sich auf den Vergleich zum Jahr 2016, weil wir damals einen heftigen Einbruch der Ölpreise erlebten und die Gewinne im Ölsektor negativ wurden. Jetzt verzeichnen die Ölunternehmen einen Gewinnzuwachs von 630% gegenüber dem Vorjahr. Ich kann Ihnen versichern, dass sich das in Zukunft nicht wiederholen wird. Wenn wir die Gewinne im Gesamtjahr betrachten, stellen wir fest, dass sie 2016 bei 119,27 $ und 2014 bei 118,96 $ lagen.


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