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Sechs besonders brisante Themen

04.06.2017  |  Manfred Gburek
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Draghis Geldpolitik hilft Italien, ja das Land ist von ihr so abhängig wie noch nie - und es nimmt das geldpolitische Geschenk dankend an, indem es weiter Schulden macht, statt durchgreifende Reformen anzugehen. DZ Bank-Chefvolkswirt Stefan Bielmeier traf neulich in einem Interview den Nagel auf den Kopf, als er feststellte: "Es handelt sich um den größten Schuldner im Euroraum mit den größten ökonomischen Herausforderungen und dem schwächsten politischen System."

Dabei wird es bleiben, unabhängig davon, ob bald ein Regierungswechsel kommt. Man kann sich das anhand der zig Wechsel während der vergangenen Jahrzehnte so vorstellen: Eine Parteienkoalition ergreift die Macht und verspricht Besserung. Dann vergehen ein paar Monate, und sie stellt fest, dass der Staatshaushalt nichts mehr hergibt, damit die Wirtschaft in Schwung kommt und Reformen durchgezogen werden. Daraufhin tritt die Regierung ab und macht der nächsten Platz. Und so weiter. Vor dem Euro-Zeitalter half einfach die nächste Lira-Abwertung, um die Wirtschaft wieder ein wenig zu beleben. Dagegen muss heute der ganze Euroraum für Italiens Schulden geradestehen.

In Anbetracht solcher Zustände erscheint Deutschland geradezu als Musterknabe. Doch diese Rolle ist gefährlich, und zwar nicht allein deshalb, weil andere Euroländer unter Italiens Führung den deutschen Finanzminister mehr oder weniger diskret um Geld bitten bzw. auf dem Umweg über die EZB und den Internationalen Währungsfonds bitten lassen. Nein, die Gefahr lauert auch bei der Bundesbank. Verkürzt dargestellt: Ihre Teilnahme am Anleihenkauf durch die EZB hat bereits dazu geführt, dass sie mit Anleihen vollgepumpt ist. Das lässt sogar Zweifel an der Budgethoheit des Bundestags aufkommen.

Zuletzt hat der Berliner Finanzwissenschaftler Markus C. Kerber dazu beim Bundesverfassungsgericht einen Antrag auf einstweilige Anordnung eingereicht, mit dem der weitere Anleihenkauf durch die Bundesbank auf dem Umweg über die EZB zurückgedreht werden soll. So entbrennt erneut ein Streit, mit dem sich neben diesem höchsten deutschen Gericht auch schon der Europäische Gerichtshof (EuGH) beschäftigt hat. Scheitert Kerber, bleibt erst mal alles beim Alten. Danach dürfte wieder der EuGH an die Reihe kommen. Setzt Kerber sich dagegen schlussendlich durch, ist mit einer neuen Finanzkrise zu rechnen.

Nun noch ein paar Anmerkungen zur Entwicklung des Goldpreises, der am Freitag rasant in die Höhe geschossen ist. Daraufhin haben die meisten Börsenkommentatoren den US-Arbeitsmarkt als vermeintliche Ursache ausgemacht.

Wie bitte? Der dazu servierte amerikanische Daten- und Meinungssalat ist wieder mal unerträglich: weniger neue Arbeitsplätze als erwartet, Löhne ohne klare Richtung, Arbeitslosenquote auf dem niedrigsten Stand seit Mai 2001, allerdings verbunden mit der Befürchtung, das sei es gewesen, und auf alldem basierend das irreführende Fazit, die US-Notenbank Fed werde in Anbetracht dieser und weiterer Daten bei ihrer nächsten Sitzung am 14. Juni den Leitzins erhöhen.

Was hat das mit dem Goldpreis zu tun? Sie haben es bestimmt schon geahnt: nichts. Nur vereinzelt findet sich der Hinweis auf eine möglicherweise sinkende Inflationsrate in den USA. Doch dann dürfte die Fed den Leitzins nicht erhöhen. Nein, all die Pseudo-Argumente bringen uns kaum weiter.

Wie steht es stattdessen um die Beobachtung, dass am Freitag trotz des nach oben geschossenen Goldpreises die Kurse der Gold- und Silberaktien, gemessen an den Indizes XAU und HUI, praktisch stagniert haben? Diese Beobachtung kann als Beleg dafür gelten, dass der Zusammenhang zwischen Edelmetallpreisen und -aktien manchmal nur marginal ist.

Das liegt ganz einfach daran, dass der Kursverlauf dieser Aktien nicht allein von den Preisen für Gold und Silber abhängt, sondern auch - manchmal, wie zurzeit, sogar ganz wesentlich - von Bewertungskriterien wie bei allen anderen Aktien. Nehmen Sie also in nächster Zeit neben Gold und Silber zusätzlich XAU und HUI enger ins Visier (hier auf goldseiten.de verfügbar). Sobald die Indizes im Vergleich zu den Gold- und Silberpreisen wieder wie Anfang 2016 relative Stärke zeigen, können Sie sicher sein, dass die Edelmetallparty weiter geht.

Neu bei gburek.eu: Deutschland, deine Aktienmuffel


© Manfred Gburek
www.gburek.eu


Manfred Gburek ist neben seiner Funktion als Kolumnist privater Investor und Buchautor.



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