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Negative Stimmung am Gold- und Silbermarkt: Was bedeutet das für die Preise?

18.07.2017  |  Jordan Roy-Byrne
Ein Desaster im Edelmetallsektor wurde vorerst abgewendet, während sich die offenbar recht plötzlich übertrieben bearish gewordene Marktstimmung allmählich wieder normalisiert. Indikatoren wie der tägliche Sentiment-Index hatten in der vergangenen Woche sowohl für Gold als auch für Silber einstellige Werte erreicht, während die spekulativen Netto-Positionen an den Terminmärkten in den letzten Wochen dramatisch abgenommen hatten. Für bullische Edelmetallanleger ist das ein gutes Zeichen, denn diese Marktlage deutet auf eine Rally hin. Allerdings ist eine negative Stimmung allein noch nicht ausreichend, um den übergreifenden Trend zu ändern.

Im folgenden Chart betrachten wie den Goldkurs und seinen 200-tägigen gleitenden Durchschnitt, sowie die spekulativen Netto-Positionen (als Anteil am Open Interest), die Put/Call-Ratio des GLD und die 50-tägige rollierende Änderungsrate des Goldpreises. Die vertikalen Linien zeigen an, wann Gold entsprechend dieser drei Indikatoren am stärksten überverkauft war.
 
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Zu den besten Rallys kam es immer dann, wenn sich die spekulativen Netto-Positionen (die CoT-Daten) zwischen 0% - 4% bewegten, der 20-tägige Durchschnitt der Put/Call-Ratio bei etwa 1,00 lag und die rollierende Änderungsrate von 50 Tagen bei -10%. Im November 2014 stieg der Goldpreis zwar ebenfalls deutlich an, obwohl der CoT-Chart einen Wert von 11% anzeigte, aber beachten Sie dabei, dass die Put/Call-Ratio zu diesem Zeitpunkt den höchsten Stand im Chart erreichte.

Aktuell sind die spekulativen Netto-Positionen mit 16% zwar niedriger als während der letzten 16 Monate, aber die anderen Indikatoren haben keine Extremwerte erreicht. Die Kursentwicklung und die dargestellten Indikatoren sind daher am ehesten mit der Entwicklung im Sommer 2014 zu vergleichen.

Betrachten wir nun die gleichen Daten am Silbermarkt. Hier fällt sofort der massive Abbau der spekulativen Netto-Positionen auf. In nur wenigen Monaten sind diese von 55% der insgesamt ausstehenden Kontrakte auf lediglich 12% gesunken.
 
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Die jüngste Kursentwicklung und die umfassende Liquidierung der Terminmarkt-Positionen ähneln der Marktlage Anfang 2013. Damals bildete der Silberkurs nacheinander drei niedrigere Hochs und die spekulativen Positionen brachen ebenfalls ein. Im April 2013 notierte Silber bei 27 $, während die spekulativen Positionen rund 11% des Open Interest ausmachten. Innerhalb der nächsten drei Monate fiel der Silberpreis auf 18 $ - trotz des vorhergegangenen, massiven Abbaus der spekulativen Positionen! Die Spekulanten an den Futures-Märkten lagen also tatsächlich einmal richtig.

Ich gehe nicht davon aus, dass der Silberkurs heute ebenso abstürzt wie 2013. Dazu ist das weiße Metall langfristig viel zu stark überverkauft. Dennoch sollte man die Kursentwicklung der letzten Monate nicht auf die leichte Schulter nehmen. Der Silberkurs ist dreimal an seinem 200-tägigen gleitenden Durchschnitt gescheitert, welcher nach dem zweiten vergeblichen Versuch zu sinken begann. Der plötzliche Rückgang der Spekulationen ist bullisch zu bewerten, hat aber unter Umständen nur vorübergehend auch eine positive Wirkung. Der allgemeine Trend ist noch immer abwärts gerichtet.

Wir können aus diesen Charts einige Erkenntnisse ableiten. Zum einen ist das Sentiment an den Gold- und Silbermärkten plötzlich zu bearish geworden. Es wird eine Weile dauern, bis sich dieser Zustand korrigiert hat. Unter Berücksichtigung aller relevanten Daten glauben wir jedoch nicht, dass das länger als einen Monat dauern wird.

Zum anderen - und das ist der wichtigste Punkt - müssen die Sentiment-Indikatoren im Kontext des allgemeinen Markttrends betrachtet werden. Meiner Einschätzung nach befinden sich die Gold- und Silberpreise noch immer in einem übergreifenden Abwärtstrend. Aus diesem Grund könnte die negative Marktstimmung durchaus die Extreme von 2013-2015 erreichen, nicht nur die von 2016. Wenn ich falsch liege, werden die Edelmetallkurse dagegen in die Höhe schießen und die Sentiment-Indikatoren werden nachfolgen. Es ist aber in jedem Fall ratsam, das Sentiment nicht als Frühindikator an sich zu betrachten, sondern es immer im Kontext der Preisbewegungen zu analysieren.


© Jordan Roy-Byrne


Dieser Artikel wurde am 16. Juli 2017 auf www.thedailygold.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.


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