David Morgan: Gold und Silber vor dem Ausbruch aus dem Abwärtstrend
31.07.2017 | Mike Gleason
Mike Gleason: Heute habe ich das Vergnügen, unseren Freund David Morgan, den Herausgeber des Börsenbriefs The Morgan Report, zum Interview begrüßen zu dürfen. David, schön, dass Sie bei uns sind. Wir haben heute wieder spannende Themen auf dem Programm. Wie geht es Ihnen?
David Morgan: Gut, Mike, danke.
Mike Gleason: Gleich zu Beginn möchte ich mit Ihnen über die Gefahren der Selbstzufriedenheit und Bequemlichkeit an den Märkten sprechen, denn ich denke, dass das in unserer heutigen Zeit ein äußerst passendes Thema ist. Sie, ich und viele andere Anleger mit einer ähnlichen Sichtweise können jede Menge Gründe für den Besitz von Edelmetallen aufzählen.
In vielen Regionen der Welt droht Krieg, in den USA ist ein Präsident an der Macht, den große Teile des politischen Establishments hassen und am liebsten absetzen würden und die Zentralbanken zahlreicher Staaten drucken beispiellose Mengen der jeweiligen Fiatwährungen. In Europa sind womöglich die gesamte politische Einheit sowie die Währungsunion bedroht, die Terrorgefahr spitzt sich zu, die Flüchtlingskrise ist noch nicht gelöst usw. Die Liste ließe sich fortsetzen.
Unterdessen werden am den Aktienmärkten immer neue Allzeithochs verzeichnet. Die Leute scheinen zu glauben, dass alles in bester Ordnung ist und ignorieren sowohl den geopolitischen als auch den geldpolitischen Gegenwind. Selbst diejenigen, die sich all der problematischen Entwicklungen bewusst sind, gelangen womöglich langsam zu der Überzeugung, dass nichts davon eine Rolle spielt, weil es den Planern und Entscheidungsträgern in den zentralen Schaltstellen auch weiterhin gelingen wird, alles unter Kontrolle zu halten.
Erklären Sie uns diese Selbstzufriedenheit, David. Warum suchen zumindest in der westlichen Hemisphäre nicht mehr Anleger die sicheren Häfen der Investmentwelt auf? Welche Gefahren drohen uns, wenn wir beginnen zu glauben, dass sich "ohnehin nie etwas ändern wird"?
David Morgan: Das ist eine schwierige Frage. An erster Stelle sollte meiner Ansicht nach immer Achtsamkeit stehen, denn die Freiheit jedes Einzelnen hängt davon ab. Meine Grundannahme war schon immer, dass alle Fiatwährungen eines Tages versagen werden, und dass ich das in meinem Leben noch erleben werde. Heute bin ich deutlich älter als damals, als ich zu dieser Überzeugung gelangte, aber an meiner Sichtweise hat sich nichts geändert. Jeder sollte einen Teil seines Vermögens in Form von Ersparnissen zurücklegen.
Kapitalismus sollte eigentlich so funktionieren, dass jeder seine Ersparnisse als Basis zur Kapitalbildung nutzen kann, dass er darauf aufbauen kann. Wenn etwas für die Gesellschaft Nützliches erschaffen wird, ganz gleich, ob es sich dabei um Hardware, Software, ein Gebäude oder Autos handelt, kann jeder am Markt mit seinem Geld darauf bieten und dieses Projekt sozusagen unterstützen. Die Hersteller machen einen Gewinn, die Investoren werden daran beteiligt und so geht es immer weiter. Das ist zumindest die Idealvorstellung.
In Zeiten wie der unseren reicht es jedoch nicht mehr, ein wahrer Kapitalist zu sein, wie ich ihn eben beschrieben habe. Es sind zusätzliche Ersparnisse nötig, weil es zu viele Ungewissheiten gibt, während eine Sache gewiss ist: Jede Fiatwährung, die es in der Geschichte der Menschheit auf dieser Erde gab, ist gescheitert. Zu sagen, dass der Dollar nicht scheitern wird, ist daher eine Falschaussage, zumindest historisch betrachtet. Wird es denn diesmal wirklich anders sein?
Ich schätze, dass das theoretisch möglich wäre. Aber wenn wir die Sache objektiv betrachten und uns ansehen wollen, was wirklich mit dem Dollar geschieht, brauchen wir nur die Webseite der US-Notenbank zu besuchen. Dort gibt die Federal Reserve ganz offen zu, dass ein Dollar von 1913 heute praktisch nur noch 3 Cents entspricht. Der Verlust der Kaufkraft beträgt also 97%, obwohl es die Aufgabe der Fed war, die Währung stabil zu halten. Die Notenbank hat kläglich versagt.
Die meisten Leute, die meine Arbeit und die anderer Kommentatoren im Gold- und Silbersektor mitverfolgen, verstehen das natürlich, aber sie sind müde, erschöpft. Vor langer Zeit habe ich einmal gesagt, dass der Silbermarkt die Anleger entweder verschreckt oder auslaugt. Im Moment trifft definitiv Letzteres zu. Auch hier lauert die Bequemlichkeit. Der Markt ist manipuliert und wir haben sogar Beweise dafür. Die Deutsche Bank hat es zugegeben und bei der US-Börsenaufsicht CFTC läuft ein entsprechendes Verfahren.
Es wurde sogar ein einzelner Trader identifiziert, der den Ermittlern nun zusätzliche Belege zum Spoofing am Silbermarkt aushändigen und vielleicht weitere Personen belasten wird, aber ein signifikanter Einfluss auf den Preis ist nicht zu beobachten.
Die gleichgültig gewordenen Investoren sagen sich: "Ja, ich weiß schon, was da vor sich geht, aber es macht keinen Unterschied. Diese Leute haben die Kontrolle und sie werden immer die Kontrolle haben." Ich muss dabei an das englische Sprichwort denken, dass die Nacht kurz vor der Dämmerung immer am dunkelsten ist. So wie ich das sehe, stehen wir kurz vor dem Wendepunkt.
In der zweiten Maiwoche habe ich eine Nachricht verschickt, in der ich schrieb, dass die fundamentale Verschiebung von Papierassets zu echten Vermögenswerten womöglich begonnen hat. Wir wissen es noch nicht mit Sicherheit, aber ich glaube, dass es für Gold und Silber künftig wieder aufwärts gehen wird, während an den Aktienmärkten ein Abwärtstrend beginnt. Ich will nicht verschweigen, dass die Aktienkurse seitdem auf neue Rekordhochs geklettert sind.
Dennoch habe ich den Eindruck, dass wir am Goldmarkt aktuell die Bestätigung für die Trendwende sehen. Der Goldkurs steht kurz vor dem Ausbruch aus seinem sechsjährigen Abwärtstrend und wird dabei hauptsächlich durch Käufer gestützt, die das Edelmetall als Safe-Haven-Asset schätzen. Dabei handelt es sich nicht um die eben erwähnte, resignierte Mehrheit der Marktteilnehmer, sondern um das sogenannte Smart Money, d. h. um Großinvestoren, Hedgefonds und vor allem chinesische Investoren.
Die chinesische Goldnachfrage soll in diesem Jahr um ca. 50% auf insgesamt rund 1.000 Tonnen anwachsen. Auch die Nachfrage nach Goldbarren wird sich 2017 in China voraussichtlich um 50% erhöhen. Das internationale geopolitische Risiko ist wahrscheinlich so hoch wie schon seit sehr langer Zeit nicht mehr und das führt dazu, dass wieder mehr Nachfrage nach Gold in seiner Funktion als sicherer Hafen besteht.
Verantwortlich für diese Nachfrage sind vor allem Staaten, das Smart Money sowie Marktinsider und Investoren, die ihre Aktien schon vor Längerem verkauft haben und jetzt über Barreserven verfügen. Dieses Kapital sickert nun Schritt für Schritt in den Goldmarkt. Faktoren wir die Wahlen in Großbritannien, der globale Terrorismus und die Spannungen im Nahen Osten spielen natürlich ebenfalls eine Rolle. All das stützt den Goldpreis.
David Morgan: Gut, Mike, danke.
Mike Gleason: Gleich zu Beginn möchte ich mit Ihnen über die Gefahren der Selbstzufriedenheit und Bequemlichkeit an den Märkten sprechen, denn ich denke, dass das in unserer heutigen Zeit ein äußerst passendes Thema ist. Sie, ich und viele andere Anleger mit einer ähnlichen Sichtweise können jede Menge Gründe für den Besitz von Edelmetallen aufzählen.
In vielen Regionen der Welt droht Krieg, in den USA ist ein Präsident an der Macht, den große Teile des politischen Establishments hassen und am liebsten absetzen würden und die Zentralbanken zahlreicher Staaten drucken beispiellose Mengen der jeweiligen Fiatwährungen. In Europa sind womöglich die gesamte politische Einheit sowie die Währungsunion bedroht, die Terrorgefahr spitzt sich zu, die Flüchtlingskrise ist noch nicht gelöst usw. Die Liste ließe sich fortsetzen.
Unterdessen werden am den Aktienmärkten immer neue Allzeithochs verzeichnet. Die Leute scheinen zu glauben, dass alles in bester Ordnung ist und ignorieren sowohl den geopolitischen als auch den geldpolitischen Gegenwind. Selbst diejenigen, die sich all der problematischen Entwicklungen bewusst sind, gelangen womöglich langsam zu der Überzeugung, dass nichts davon eine Rolle spielt, weil es den Planern und Entscheidungsträgern in den zentralen Schaltstellen auch weiterhin gelingen wird, alles unter Kontrolle zu halten.
Erklären Sie uns diese Selbstzufriedenheit, David. Warum suchen zumindest in der westlichen Hemisphäre nicht mehr Anleger die sicheren Häfen der Investmentwelt auf? Welche Gefahren drohen uns, wenn wir beginnen zu glauben, dass sich "ohnehin nie etwas ändern wird"?
David Morgan: Das ist eine schwierige Frage. An erster Stelle sollte meiner Ansicht nach immer Achtsamkeit stehen, denn die Freiheit jedes Einzelnen hängt davon ab. Meine Grundannahme war schon immer, dass alle Fiatwährungen eines Tages versagen werden, und dass ich das in meinem Leben noch erleben werde. Heute bin ich deutlich älter als damals, als ich zu dieser Überzeugung gelangte, aber an meiner Sichtweise hat sich nichts geändert. Jeder sollte einen Teil seines Vermögens in Form von Ersparnissen zurücklegen.
Kapitalismus sollte eigentlich so funktionieren, dass jeder seine Ersparnisse als Basis zur Kapitalbildung nutzen kann, dass er darauf aufbauen kann. Wenn etwas für die Gesellschaft Nützliches erschaffen wird, ganz gleich, ob es sich dabei um Hardware, Software, ein Gebäude oder Autos handelt, kann jeder am Markt mit seinem Geld darauf bieten und dieses Projekt sozusagen unterstützen. Die Hersteller machen einen Gewinn, die Investoren werden daran beteiligt und so geht es immer weiter. Das ist zumindest die Idealvorstellung.
In Zeiten wie der unseren reicht es jedoch nicht mehr, ein wahrer Kapitalist zu sein, wie ich ihn eben beschrieben habe. Es sind zusätzliche Ersparnisse nötig, weil es zu viele Ungewissheiten gibt, während eine Sache gewiss ist: Jede Fiatwährung, die es in der Geschichte der Menschheit auf dieser Erde gab, ist gescheitert. Zu sagen, dass der Dollar nicht scheitern wird, ist daher eine Falschaussage, zumindest historisch betrachtet. Wird es denn diesmal wirklich anders sein?
Ich schätze, dass das theoretisch möglich wäre. Aber wenn wir die Sache objektiv betrachten und uns ansehen wollen, was wirklich mit dem Dollar geschieht, brauchen wir nur die Webseite der US-Notenbank zu besuchen. Dort gibt die Federal Reserve ganz offen zu, dass ein Dollar von 1913 heute praktisch nur noch 3 Cents entspricht. Der Verlust der Kaufkraft beträgt also 97%, obwohl es die Aufgabe der Fed war, die Währung stabil zu halten. Die Notenbank hat kläglich versagt.
Die meisten Leute, die meine Arbeit und die anderer Kommentatoren im Gold- und Silbersektor mitverfolgen, verstehen das natürlich, aber sie sind müde, erschöpft. Vor langer Zeit habe ich einmal gesagt, dass der Silbermarkt die Anleger entweder verschreckt oder auslaugt. Im Moment trifft definitiv Letzteres zu. Auch hier lauert die Bequemlichkeit. Der Markt ist manipuliert und wir haben sogar Beweise dafür. Die Deutsche Bank hat es zugegeben und bei der US-Börsenaufsicht CFTC läuft ein entsprechendes Verfahren.
Es wurde sogar ein einzelner Trader identifiziert, der den Ermittlern nun zusätzliche Belege zum Spoofing am Silbermarkt aushändigen und vielleicht weitere Personen belasten wird, aber ein signifikanter Einfluss auf den Preis ist nicht zu beobachten.
Die gleichgültig gewordenen Investoren sagen sich: "Ja, ich weiß schon, was da vor sich geht, aber es macht keinen Unterschied. Diese Leute haben die Kontrolle und sie werden immer die Kontrolle haben." Ich muss dabei an das englische Sprichwort denken, dass die Nacht kurz vor der Dämmerung immer am dunkelsten ist. So wie ich das sehe, stehen wir kurz vor dem Wendepunkt.
In der zweiten Maiwoche habe ich eine Nachricht verschickt, in der ich schrieb, dass die fundamentale Verschiebung von Papierassets zu echten Vermögenswerten womöglich begonnen hat. Wir wissen es noch nicht mit Sicherheit, aber ich glaube, dass es für Gold und Silber künftig wieder aufwärts gehen wird, während an den Aktienmärkten ein Abwärtstrend beginnt. Ich will nicht verschweigen, dass die Aktienkurse seitdem auf neue Rekordhochs geklettert sind.
Dennoch habe ich den Eindruck, dass wir am Goldmarkt aktuell die Bestätigung für die Trendwende sehen. Der Goldkurs steht kurz vor dem Ausbruch aus seinem sechsjährigen Abwärtstrend und wird dabei hauptsächlich durch Käufer gestützt, die das Edelmetall als Safe-Haven-Asset schätzen. Dabei handelt es sich nicht um die eben erwähnte, resignierte Mehrheit der Marktteilnehmer, sondern um das sogenannte Smart Money, d. h. um Großinvestoren, Hedgefonds und vor allem chinesische Investoren.
Die chinesische Goldnachfrage soll in diesem Jahr um ca. 50% auf insgesamt rund 1.000 Tonnen anwachsen. Auch die Nachfrage nach Goldbarren wird sich 2017 in China voraussichtlich um 50% erhöhen. Das internationale geopolitische Risiko ist wahrscheinlich so hoch wie schon seit sehr langer Zeit nicht mehr und das führt dazu, dass wieder mehr Nachfrage nach Gold in seiner Funktion als sicherer Hafen besteht.
Verantwortlich für diese Nachfrage sind vor allem Staaten, das Smart Money sowie Marktinsider und Investoren, die ihre Aktien schon vor Längerem verkauft haben und jetzt über Barreserven verfügen. Dieses Kapital sickert nun Schritt für Schritt in den Goldmarkt. Faktoren wir die Wahlen in Großbritannien, der globale Terrorismus und die Spannungen im Nahen Osten spielen natürlich ebenfalls eine Rolle. All das stützt den Goldpreis.