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David Morgan: Gold und Silber vor dem Ausbruch aus dem Abwärtstrend

31.07.2017  |  Mike Gleason
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In einem Wirtschaftssystem, dessen Fundament aus realen, physischen Werten besteht, und nicht aus einer Reihe von Fantasieprodukten und Derivaten, würde jeder Dollar im Laufe der Zeit an Wert gewinnen. Aber so funktioniert unser System nicht und daher befinden wir uns nun in einer Situation, in der dieses System in Frage gestellt wird. Die wichtigste Kampfansage kommt jedoch nicht von den Edelmetallen, sondern von den Kryptowährungen.

Bitcoin hat unter den rund 750 verschiedenen Kryptowährungen offensichtlich die Führungsrolle eingenommen. Wenn ich mir diesen Sektor so anschaue, Mike, sehe ich zahlreiche Ähnlichkeiten zum Internet- und Technologiesektor, bevor die Dotcom-Blase platze. Auch damals stiegen einige Aktien für kurze Zeit auf enorme Werte und die Anleger kauften immer mehr. Yahoo.com existiert heute allerdings noch immer, Amazon hat in der Branche eine führende Position aufgebaut und es gibt mit Sicherheit eine Reihe von Unternehmen, die auch damals schon echte Werte repräsentierten und sich seitdem bewährt haben.

Zahlreiche andere Firmen sind jedoch ganz schnell wieder in der Versenkung verschwunden. Ich denke, dass bei den Kryptowährungen das Gleiche geschehen wird. Manche werden auch langfristig erfolgreich sein. Ethereum zum Beispiel ist meiner Ansicht nach eigentlich keine Währung, sondern eine Plattform, und es gibt wahrscheinlich nur sehr wenige, die ihr Potential verstehen. Ethereum zählt jedenfalls zu meinen Favoriten. Es ist schwer, gegen Bitcoin zu argumentieren, wenn sich die Märkte so stark dafür aussprechen. Dash ist ebenfalls interessant. Aber ich kenne keineswegs alle digitalen Währungen und würde mich definitiv nicht als Experten bezeichnen.

Echte Bedenken habe ich allerdings in Bezug auf die Sicherheit der Kryptowährungen. Diese habe ich auch während meiner Präsentation in Vancouver angesprochen. Natürlich haben sofort einige der Anwesenden Einspruch erhoben und gesagt, dass man seine Kontoinformationen auch ausdrucken und unterm Schreibtisch verstecken kann usw. Es gab jedoch in der Vergangenheit bereits Sicherheitsprobleme bei Bitcoin und auch wenn es Möglichkeiten gibt, das eigene Konto besser abzusichern, bedeutet das noch lange nicht, dass die meisten Menschen die Möglichkeiten auch nutzen.

Die digitalen Währungen sind definitiv angreifbar, und das behaupte nicht nur ich, sondern auch die führenden Fachexperten, die vor Kurzem auf einer Technologiekonferenz versammelt waren. Sie wiesen beispielsweise auch darauf hin, wie angreifbar das sogenannte Internet der Dinge ist, welche Probleme sich aus Big Data ergeben usw. Die Sicherheitsfrage ist keineswegs abschließend geklärt, das sollte man unbedingt im Hinterkopf behalten.

Ob und wie viel Sie in Bitcoin oder eine andere Kryptowährung investieren wollen, müssen Sie natürlich selbst wissen, aber ich denke durchaus, dass Bitcoin noch einen weiten Weg vor sich hat. Diese Einschätzung basiert auf technischen Analysen. Vor meiner Präsentation habe ich mich sehr intensiv mit den Charts befasst und in den letzten Monaten war das Handelsvolumen bei Bitcoin extrem hoch. Der Kurs wird fraglos noch viel höher steigen. Die Dynamik verstärkt sich dabei selbst, insbesondere, wenn neue Hochs erreicht werden.

Es gibt nichts Bullischeres für einen Markt als ein neues Hoch, denn alle, die bereits investiert sind, wollen weiterhin halten, weil sie nicht einschätzen können, welche Preise wirklich hoch sind. In einer solchen Phase gibt es sehr wenige Verkäufe. Der ein oder andere Anleger wird sicherlich seine Gewinne realisieren, aber die meisten denken eher: "Wow, heute ist der Kurs um soundsoviel Prozent gestiegen!

Ich frage mich, wie hoch mein Gewinn morgen wohl sein wird." Der Verkaufsdruck ist also sehr gering und die Preise klettern weiter. Es handelt sich jedenfalls in verschiedener Hinsicht um einen äußerst interessanten Markt. Ich würde dabei vor allem die Tatsache hervorheben, dass die Kryptowährung eine Konkurrenz zu unserem derzeitigen Währungssystem darstellt, und dass sie offensichtlich einen kometenhaften Aufstieg verzeichnet.


Mike Gleason: Sie haben sich im Laufe Ihrer Karriere immer primär auf den Silbermarkt konzentriert. Ich weiß, dass ein Teil Ihrer Begeisterung für das weiße Metall und die Überzeugung, dass es letztlich eine viel bessere Performance zeigen könnte als Gold und alle anderen realen Vermögenswerte, auf den teilweise explosiven Kursbewegungen beruhen, die die Folge der geringen Marktgröße sind. Ich glaube, der Silbermarkt entspricht nur etwa einem Zehntel des Goldmarktes. Können Sie uns die Dynamik am Silbermarkt etwas genauer erklären? Schließlich können die plötzlichen, heftigen Kursbewegungen nicht nur abwärts, sondern auch aufwärts erfolgen.

David Morgan: Ganz genau. Ich habe vorhin angesprochen, dass China seit letztem Jahr mehr Gold kauft, und dass sich auch das Smart Money zunehmend für das gelbe Metall interessiert. Der Goldmarkt ist im Verhältnis zu den allgemeinen Finanzmärkten winzig, aber die Großinvestoren können sich mit Hilfe von Gold absichern. In den Silbermarkt können dagegen keine vergleichbar großen Kapitalmengen fließen, weil der Markt einfach zu klein ist. Was wird wohl am Silbermarkt geschehen, wenn sich Gold erst einmal aus seinen Fesseln befreit? Tatsächlich steht der Kurs des gelben Metalls kurz vor dem Ausbruch aus dem sechsjährigen Abwärtstrend. Es wird vermutlich noch nicht morgen soweit sein, aber in nicht allzu ferner Zukunft - wahrscheinlich 2018 - werden wir erleben, wie echter Schwung in die Edelmetallmärkte kommt.

Wenn wir uns den weltweiten Vermögensbestand ansehen, stellen wir fest, dass physisches Gold daran einen Anteil von 1% hat, Silber dagegen nur einen Anteil von 0,2%. Viele Marktteilnehmer werden ihre mit Hilfe von Bitcoin erzielten Gewinne eines Tages in echtes Metall umwandeln wollen. Ich sage nicht, dass das alle betrifft, aber ein gewisser Teil der Anleger wird sein Kapital in Edelmetalle investieren wollen. Wenn diese Entwicklung richtig Fahrt aufnimmt, wie wir das z. B. schon 2011 erlebt haben, wird jede Menge "Geld" in den Edelmetallsektor fließen.

Wie ich schon zu Beginn des Interviews gesagt hatte, wird eines Tages offenkundig werden, dass sich der Dollar im Niedergang befindet und niemand wird der US-Währung noch vertrauen. Eine Währungskrise ist definitiv eine Vertrauensfrage. Und die Währung, der die Menschen das meiste Vertrauen entgegenbringen, mehr noch als Bitcoin, sind definitiv die Edelmetalle. Das hat uns die Geschichte gezeigt.


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