Unklare Gemengelagen ...
14.08.2017 | Folker Hellmeyer
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Der Blick auf diese Welt liefert ein Bild, das durch unklare Gemengelagen definiert ist.
So gibt es viele positive Konjunkturdaten. Zuletzt setzte Japan mit für Japan äußerst sportlichem Wachstum von 1% im Quartalsvergleich einen nachhaltigen positiven Akzent.
Per Juni war das auch China mit den Monatsdaten im Jahresvergleich gelungen. Dafür enttäuschten jetzt die Daten per Juli. Einzelhandelsumsätze nahmen im Jahresvergleich per Juli um 10,4% nach zuvor 11,0% zu (Prognose 10,8%). Die Industrieproduktion stieg im Jahresvergleich per Juli um 6,4% (Prognose 7,2%) nach zuvor 7,6%.
Politisch ist die Gemengelage diffus:
Die Zwistigkeiten in der britischen Regierung scheinen bezüglich der Strategie des Brexit beigelegt zu sein. Finanzminister Philipp Hammond und Handelsminister Liam Fox sprachen sich für eine Übergangsphase aus. Sie dürfe aber keinesfalls genutzt werden, um den Brexit zu stoppen.
Wir fragen uns, was diese letzte Äußerung ausdrücken soll. Sollte sich die wirtschaftliche Lage wegen des Brexit massiver als erwartet eintrüben und in Umfragen deutlich werden, dass die Bevölkerung die Meinung zum Brexit ändert, wäre es doch wohl im höchsten Maße fragwürdig unter der Maßgabe demokratischer politischer Grundlagen, diesen Willen zu ignorieren. Das gilt um so mehr, als dass die Brexitfreunde mit unlauteren und unwahren Versprechungen agierten. Auch der von den Briten nicht erwartete Erfolg der Reformen der Eurozone mag den einen oder anderen Briten bezüglich der eigenen Politik des UK Fragen stellen lassen.
Der Blick nach Nordkorea lässt viele Beobachter irritiert zurück - atemlos in die nächste Krise. Es gibt offensichtlich noch nicht genug Krisen und Leid im Mittelmeerraum, im arabischen Raum von Somalia bis Jemen oder im Schwarzen Meer. Auch Nordkorea mag nicht genug sein. US-Militäroptionen gibt es laut Trump mittlerweile auch für Venezuela.
Es scheint so,als ob es viele Kriegsfürsten gibt - wir brauchen aber wohl eher Friedensfürsten …
Hinsichtlich der US-Zinspolitik wurden uns monatelang analog zu den Vorjahren relativ sportlich Vorgaben der Zinserhöhungen geliefert. Im Jahresverlauf nahm man dann davon seitens der Fed wieder Abstand.
Der Gouverneur der Federal Reserve Dallas Robert Kaplan betonte, dass es derzeit angemessen sei, auf eine Erhöhung des US-Leitzinses wegen schwacher Preisinflation zu verzichten. Kaplan wies darauf hin, dass es in zeitlicher Nähe eine Ankündigung bezüglich des Abbaus der Bilanz der Federal Reserve geben werde.
Dieses oben angesprochen Muster ereilt uns auch dieses Jahr aller Voraussicht nach, aber zwei Zinserhöhungen sind dann im Vergleich der letzten Jahre doch durchaus sportlich.
In der Tendenz dürfte diese Nivellierung im Zinserhöhungszyklus ansatzweise negativ in der Bewertung des USD diskontiert werden. Der gegebene Zinsvorteil, den der USD gegenüber Euro und JPY geniesst, bietet unter dem Aspekt der Zinspolitik jedoch keinen Raum für nachhaltige Verwerfungen auf der Zinsbasis an den Devisenmärkten.
Die US-Verbraucherpreise per Berichtsmonat Juli lieferten ein mildes Inflationsbild.
Die Gesamtrate legte im Monatsvergleich um 0,1% (Prognose 0,2%) zu. Im Jahresvergleich stellte sich eine Zuinahme um 1,7% nach zuvor 1,6% (Prognose 1,8%) ein.
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© Reuters
Die US-Kernrate stieg auch nur um 0,1% (Prognose 0,2%) im Monatsvergleich. Im Jahresvergleich verharrte sie bei 1,7%.
Die westlichen Zentralbanken haben die Finanzmärkte darauf konditioniert, dass Preisinflation unter 2% kategorisch als Existenzrisiko unseres Finanzsystems klassifiziert wird. Das irritiert sehr und ist mehr Ausdruck einer finanzideologischen Spielart, die nicht notwendig etwas mit rationalen analytischen Ansätzen zu tun hat.
Preisstabilität bedeutet 0% Preisinflation - 2% Preisinflation bedeutet 2% Kaufkraftverlust.
Mehr gibt es da nicht zu sagen!
Aktuell ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung bezüglich EUR-USD favorisiert. Eine neue Bandbreite ist etabliert. 1.10 - 1.12 stellt eine solide Unterstützungszone dar, während das Niveau 1.18 - 1.20 eine (noch) markante Widerstandszone liefert. "Buy the Euro-Dip" Strategien sind in der Bandbreite favorisiert.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank
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