Suche
 
Folgen Sie uns auf:

BofA: Don’t fight the FED!

02.09.2017  |  Markus Blaschzok
Die Chefs der großen Zentralbanken tagten Ende vergangener Woche im amerikanischen Jackson Hole und besprachen dort die weitere Vorgehensweise zur Rekapitalisierung des Bankensystems. Am Freitag hielten die Notenbanker Reden, so auch US-Notenbankchefin Janet Yellen und EZB-Chef Draghi. Yellen äußerte sich am Nachmittag weder zu weiteren Zinsanhebungen noch zu der geplanten Reduzierung der Notenbankbilanz, die deflationär wirken und so den US-Dollar stärken würde.

Die Märkte interpretierten diese Zurückhaltung als mögliche Abkehr von den "hawkischen" Plänen der US-Notenbank und reagierten mit Verkäufen des US-Dollars, worauf der Euro über den Widerstandsbereich um die 1,18 $ schoss. EZB-Chef Mario Draghi sagte etwas später am Abend, dass die ultralockere Geldpolitik weiter fortgesetzt und die Inflationsentwicklung noch nicht den Erwartungen entsprechen würde. Daraufhin kam es zu einem weiteren Preissprung auf 1,195 $ und letztlich erreichte am Dienstag der Euro sogar fast die 1,21 $.

An den Aussagen der Notenbanker in Jackson Hole hatte sich eigentlich nichts geändert und der Bias liegt immer noch zugunsten eines mittelfristig wieder stärkeren US-Dollars, weshalb der Anstieg des Euros unverständlich ist. Die Märkte stellen sich nun seit geraumer Zeit gegen die Notenbanken, was sich mittelfristig als Fehler herausstellen könnte.

"Don’t fight the FED" ist eine einfache Börsenweisheit, gegen die sich einige Analysten und Ökonomen vehement stellen und beispielsweise trotz der weltweit weiter anwachsenden Liquidität seit Jahren viel zu früh einen Einbruch des Aktienmarktes propagieren, da sie das Geldmengenwachstum in ihren Kalkulationen nicht berücksichtigt haben. Auch wenn die US-Notenbank seit zweieinhalb Jahren kein Geld mehr druckt, so haben die europäische und die japanische Notenbank mit der Ausweitung ihrer Käufe von Staats- und Unternehmensanleihen ihre Bilanzen vervielfacht, wobei diese mittlerweile beide größer sind, als die der amerikanischen Notenbank, wie der folgende Chart zeigt.

Open in new window
Die Bilanzen der EZB und die der Bank of Japan sind mittlerweile größer als jene der US-Notenbank


Nachdem der Euro zum US-Dollar in dieser Woche auf fast 1,21$ anstieg, sah sich die Europäische Zentralbank zu einer verbalen Intervention genötigt. Eine steigende Anzahl von EZB-Mitgliedern sei über den starken Euro in Sorge, da dieser deflationäre Tendenzen im Euroraum verstärken würde. Dies steht den Plänen der EZB natürlich entgegen und zwingt sie dazu, die lockere Geldpolitik fortzusetzen. Die Äußerungen führten sofort zu Verkäufen, worauf der Euro von fast 1,207 $ auf 1,183 $ deutlich einbrach.

Da die Ankündigung des europäischen QE-Programms in 2014 genügte, um den Euro von 1,40 $ auf 1,05 $ abstürzen zu lassen, wetten nun bereits seit einigen Monaten die Spekulanten auf einen erneuten Staffelwechsel der Notenbanken beim Gelddrucken. Man erwartet, dass die EZB entgegen ihren Ankündigungen das Ankaufprogramm drosseln und letztlich beenden wird, während die FED gleichzeitig entgegen ihren Ankündigungen die Bilanz nicht reduzieren, sondern zur lockeren Geldpolitik zurückkehren wird.

Folgender Chart des US-Terminmarktes für den Euro zeigt, wie extrem die Spekulation auf einen steigenden Euro entgegen der fundamentalen Situation bereits ist. Bleibt nun alles beim Alten und kommt es nicht zu einem erneuten Staffelwechsel bei den Notenbanken, so wird auch diese extreme spekulative Blase platzen und der Euro nicht nur das letzte Tief anlaufen, sondern vermutlich auch unterschreiten. Das entspräche einem Einbruch des Euros um mindestens 15%, was den Goldpreis in Euro deutlich um mindestens 10% ansteigen lassen könnte.

Nur dann, wenn die EZB ihre Käufe wirklich drosselt und letztlich beendet, während die FED ihre Geldpolitik wieder lockern wird, liegen die Spekulanten auf der richtigen Seite des Marktes.

Open in new window
Die Spekulation auf einen steigenden Euro ist so extrem wie seit zehn Jahren nicht mehr


Der obige Chart zeigt auch, dass die aktuelle Spekulation auf einen steigenden Euro zuletzt vor zehn Jahren so extrem war. In diesem Zeitraum kam es immer dann, wenn die Spekulation derart extreme Ausmaße erreichte, zu massiven Einbrüchen von 15 US-Cent bis zu 30 US-Cent beim Euro.


Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"