Gold: Klar überverkauft, aber auf Messers Schneide
28.09.2017 | Florian Grummes
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Können die Bullen nun jedoch das Kursgeschehen oberhalb der 50-Tagelinie (1.095 EUR) halten, dürfte eine zweite Attacke in Richtung der 200-Tagelinie in Kürze folgen. Rutschen die Kurse jedoch unter das untere Bollinger Band (1.085 EUR) ab, wäre auch der seit Juli entstandene Aufwärtstrend gebrochen und das Tor in Richtung 1.050 EUR und tiefer weit geöffnet.Angesichts der klar überverkauften Stochastik, welche zudem bereits wieder nach oben gedreht hat, liegen die Chancen jedoch eher auf der Oberseite. Neben der 200-Tagelinie (1.124 EUR) als logisches erstes Kursziel verläuft im Bereich um 1.140 EUR die alte Dreiecksbegrenzung, welche ebenfalls erneut angelaufen werden könnte.
Zusammengefasst macht der Goldpreis in Euro eher einen lethargischen Eindruck. Die sich abzeichnende Kursschwäche des Euro gegen den US-Dollar dürfte die Goldnotierungen jedoch gegen allzu große Verwerfungen schützen. Mit viel Optimismus lässt sich ein überschaubares Aufwärtspotential in Richtung 1.125 - 1.140 EUR aus dem überverkauften Chart herauslesen.
Handelsempfehlung:
Der Sommerschlussverkauf brachte nochmals wirklich gute Einstiegskurse für europäische Goldinvestoren. Jetzt muss der Markt aber liefern. Dennoch sind Kurse unterhalb von 1.100 EUR langfristig betrachtet sicherlich immer noch günstig. Wer aber schon ausreichend investiert ist, sollte sich derzeit besser gedulden und erst bei unwahrscheinlichen Kursen unterhalb von 1.050 EUR weiter aufstocken.
7. Euro & US-Dollar
Ausgehend von einem Tief bei 1,0341 USD legte der Euro in den letzten neun Monaten eine fulminante und von fast allen Marktteilnehmern nicht erwartete Rally aufs Parkett. Erst bei 1,2068 USD wurde am 8. September das bisherige Hoch dieser Aufwärtsbewegung erreicht. Im Anschluss liefen die Notierungen zunächst auf hohem Niveau seitwärts, bevor es zu Wochenbeginn zu einem etwas deutlicheren Rücksetzer gegen den US-Dollar kam.
Natürlich dürfte der Ausgang der deutschen Bundestagswahlen einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Trendwende bei dem Währungspärchen gehabt haben. Deutschland wird nun nicht mehr als verlässlicher Partner einfach blind jedes Euro-Rettungspaket durchwinken können. Außerdem drohen möglicherweise sogar Neuwahlen, sollte die "sogenannte" Jamaika-Koalition nicht zustande kommen. Wie wir wissen, mögen die Börsen fast alles außer eben Unsicherheit. Diese hat nun aber für die gesamte Euro-Zone deutlich zugenommen.
Mit Peter Boehringer sitzt zudem ab jetzt der Hauptinitiator der Bürgerinitiative „Holt unser Gold heim“ im deutschen Bundestag. Der erfahrene Ökonom wird sich in Zukunft sicher noch stärker für eine stabile Euro-, Geld- sowie Währungspolitik und damit auch für die Interesse der Edelmetallanleger einsetzen.
Charttechnisch hat sich die Euroschwäche bereits seit Anfang August zunehmend abgezeichnet, denn seitdem bestätigten weder der MACD-Indikator noch der RSI- Indikator die neuen Hochs. Diese negative Divergenz ist der klassische Vorläufer einer Trendwende.
Nun hat der Abverkauf in den letzten Tagen allerdings bereits für eine überverkaufte Stochastik gesorgt. Ebenso muss klar sein, dass den Euro-Bären auf dem Weg nach unten jede Menge Unterstützungen entgegenstehen und das ganze sicherlich keine Kaffeefahrt werden wird.
Bestärkt werden die Euro-Bären bzw. US-Dollar-Bullen aber in einer extrem einseitigen Positionierung der kommerziellen Händler am Terminmarkt. Demnach sind die Profis erstmals seit dem Januar 2014 wieder "long" auf den US-Dollar.
Noch allerdings ist die Stochastik auf dem Euro-Wochenchart oberhalb von 80 bullisch eingebettet. Kippt dieses bullische Signal, dürfte es der Goldpreis während einer Erholung des US-Dollars sehr schwer haben.
8. Goldminen GDX
Parallel zum Goldpreis erreichten die Minen Anfang September ebenfalls ein neues und mehrmonatiges Hoch. Der GDX (Market Vektor Goldminers ETF) konnte dabei bis auf 25,58 USD ansteigen, bevor die Korrektur in den letzten zweieinhalb Wochen fast alle Gewinne zurückforderte.
Aktuell hängt der GDX an seiner 50-Tagelinie (23,39 USD), ohne dass es bislang zu einer nennenswerten Reaktion gekommen wäre. Knapp unterhalb der 50-Tagelinie liefern sowohl das untere Bollinger Band (22,99 USD) als auch die 200-Tagelinie (22,80 USD) zusätzliche Unterstützung. Das Abwärtsrisiko bleibt zunächst also überschaubar. Gleichzeitig ist die Stochastik klar überverkauft und bemüht sich nach oben zu drehen.
Angesichts des schwachen Goldpreises könnte der GDX aber in den kommenden Wochen weiter zurückfallen und möglicherweise seine Aufwärtstrendlinie im Bereich um 22,00 USD testen. Für antizyklische Käufe fehlt momentan jedenfalls jegliches Momentum, vielmehr besteht die Gefahr hier in ein fallendes Messer hineinzugreifen.
Zusammengefasst ist der GDX trotz der überverkauften Lage mit "leicht bärisch" zu bewerten. Können sich die Notierungen jedoch im Bereich um 23,00 USD doch stabilisieren, besteht erneut Anstiegspotential bis ca. 25,00 bis 26,00 USD.
9. Zusammenfassung & Konklusion
Die erwartete Korrektur hat sich in den letzten Tagen doch recht deutlich ausgeweitet und wichtige Chartmarken mittlerweile klar unterschritten. Das Momentum liegt eindeutig in den Händen der Bären. Noch kann sich der Goldpreis aber oberhalb der Marke von 1.280 USD halten.
Nun fehlt meiner Berechnung nach nur noch ein weiterer schwacher Handelstag, bevor die Stochastik auf dem Tageschart in den gefürchteten "bärisch eingebetteten" Status wechselt. Dann dürfte ein baldiges Wiedersehen mit der 200-Tagelinie im Bereich um 1.245 USD sehr wahrscheinlich werden.
Gleichzeitig ist der Goldpreis aber klar überverkauft, so dass scharfe Zwischenerholungen oder sogar doch der Start einer neuen Aufwärtsbewegung jederzeit möglich sind. Angesichts des nach wie vor vorhandenen Korrekturbedarfs auf dem Wochenchart sowie der ungünstigen Terminmarktkonstellation ist aber aktuell nicht der Zeitpunkt für kühne, antizyklische Manöver. Vielmehr sind jetzt Geduld und eine abwartende Haltung angesagt.
Ein Anstieg über das Hoch vom Dienstag bei 1.313 USD würde jedoch ein erstes prozyklische Startsignal für eine neue Aufwärtswelle liefern.
© Florian Grummes
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Quelle: pro aurum Goldedition vom 27.09.2017
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