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Wieviel Gold?

13.10.2017  |  Dr. Jürgen Müller
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Die Kurven zeigen, dass die Verbräuche um mehrere Größenordnungen (sprich Potenzen) steigen, wenn der Erzgehalt abnimmt. Dass dies für jegliche Metallgewinnung der Fall ist, wurde im letzten Artikel "Peak Gold" anhand mehrerer Graphen verifiziert.

Mit anderen Worten: Steigende Förderkosten sind ein ständiger Begleiter von Minenunternehmen, was u.A. dazu führt, dass in Phasen niedriger Metallpreise die besten und ergiebigsten Lagerstätten ausgebeutet werden müssen, um wirtschaftlich überleben zu können. So ist auch zu erklären, dass die globale Goldförderung in den letzten Jahren bis auf 3.100 t massiv stieg.

Die Frage, wieviel Gold in der Menschheitsgeschichte bereits gefördert wurde, läßt sich durch folgende Quellen errechnen, abschätzen bzw. belegen.

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Mit der aktuellen Förderrate von 3.100 t/a [9] wird die vorhandene Goldmenge um + 1,8% pro Jahr ausgeweitet. Zum Vergleich: Die Geldmenge M3 des Euro stieg von August 2016 bis August 2017 um + 4,6% [10].

Ich werde in einem späteren Artikel die sog. "Hubbert-Linearisierung" für Gold vorstellen, die, wie bereits erwähnt, für Gold das Ergebnis liefert, dass Q∞ zwischen 245.000 t und 440.000 t liegen wird. Der arithmetische Mittelwert aus diesem Wertebereich ergibt 340.000 t und damit nahezu exakt das Doppelte der bisherigen Förderung von 175.000 t (siehe Tabelle oben). Aus dieser rein geometrischen Betrachtung ließe sich demnach ableiten, dass wir mit Q₂₀₁₆ = 175.000 t in der Tat bereits in der Mitte des globalen Gold-Förderzyklus angekommen wären: Peak Gold.

Aus diesen mathematischen, geologischen, geschichtlichen und statistischen Betrachtungsweisen abgeleitet, liegt eine fundamentale wirtschaftliche Problematik zugrunde: Wir sind ein "immer mehr von allem" nicht nur gewohnt, ja uns wurde es bis in die letzte Zelle unseres Hirns sozusagen implantiert. Geht mein Handy kaputt?

Egal, hol ich mir das Nächste. Nicht erst seit dem in den 1920er Jahren gegründeten sog. "Phoebuskartell" [11] wissen wir, dass technische Geräte mit einer gewissen maximalen Lebensdauer gebaut werden, bzw. andersherum ausgedrückt, dass die technischen Geräte die uns alltäglich umgeben, weitaus robuster und langlebiger gebaut und konstruiert werden könnten.

Unser aktuelles Wirtschafts- und auch Geldsystem ist auf dieses Wachstum angewiesen, sonst fällt es in sich zusammen. Gold ist nach Angaben von Historikern vermutlich das erste Metall, dass von der Menschheit systematisch gesucht, abgebaut und gewonnen wurde. Insofern kann angenommen werden, dass es auch das erste Metall sein wird, welches zur Neige gehen wird. Dabei muß betont werden, dass "Peak Gold" lediglich bedeutet, dass 50 Prozent der förderbaren Menge erreicht sind.

Je nach Betrachtungsweise ist das Glas also noch halb voll oder schon halb leer. Der Maximalpunkt der jährlichen Fördermenge bedeutet keineswegs, dass im nächsten Jahr das förderbare Gold ausgegangen sein wird. Verbliebe die jährliche Förderrate beim aktuellen Stand von 3.100 t/a [9], würden die Reserven noch für über 56 Jahre reichen. Das wirkliche Ende des industriellen Goldbergbaues werden also die allermeisten Leser definitiv nicht mehr persönlich miterleben.

Aber: Die meisten der Leser werden in wenigen Jahren ebenso definitiv erleben, wie die Goldförderrate sinken wird und trotz aller Anstrengung der Minenbetreiber dieses Sinken irreversibel sein wird. Gold wird insofern der Lackmustest dafür sein, wie wir Menschen auf die verringerte Verfügbarkeit dieses Metalles reagieren werden.

Nun kann man dem Gold zugute halten, dass es für technische Produkte zum Glück nicht sehr relevant ist. Insofern wird das Abfallen der Goldförderkurve unser tägliches Leben vermutlich zunächst nicht beeinflussen. Wie wird es aber sein, wenn wir "Peak-Copper" oder "Peak-Zinc" erreichen?

Ich glaube es war ein afrikanisches Sprichwort, das sagt, dass der kluge Mann Bäume pflanzt, auch wenn er sehr wohl weiß, dass er selbst nicht mehr unter ihnen sitzen wird. Ein heutiges Investment in Gold ist aus meiner Sicht im ungünstigsten Falle das Pflanzen eines solchen Baumes. Man kann jedoch erahnen, dass man selbst noch im Schatten desselben sitzen wird.


© Dr. Jürgen Müller
Einkaufsgemeinschaft für Sachwerte GmbH
www.goldsilber.org
Aussteller der Edelmetallmesse 2017: Stand Nr. 40


Quellen:

[1] Skinner B.J. (1979): "Earth resources“, Proc. Nat. Acad. Sci. USA, Vol. 79, No. 9, Sept. 1979, p. 4212 – 4217, Vortrag zum 100-jährigen Bestehen des U.S. Geological Survey.

[2] Jürgen Müller (2012): Modellierung der globalen Goldproduktion durch Anwendung der Hubbert'schen Peak-Oil Methodik, Dissertation an der Universität Würzburg 2012, im BoD-Verlag oder über den Autor als Buch erhältlich.

[3] Abbott D. et al. (2000): "Quantifying precambrian crustal extraction: the root is the answer", Tectonophysics Vol. 322, 2000, S. 163 - 190.

[4] Albarède F. (2003): "Geochemistry, An introduction", Camebridge University Press, Cambridge, 248 Seiten.

[5] Frimmel H.E. (2008): "Earth's continental crustal gold endowment", Earth and Planetary Science Letters 267, 2008, S. 45 – 55.

[6] Müller J., Frimmel H.E. (2011): "Abscissa-transforming second order polynomial functions to approximate the unknown historic production of non-renewable resources", Mathematical Geosciences Vol. 43, 2011, S. 625 - 634.

[7] Govett M.H. und Harrowell M.R. (1982): "Gold: world supply and demand", Australian Mineral Economics Pty Ltd. (AME), Dezember 1982, Sydney, NSW.

[8] http://www.chamberofmines.org.za/

[9] https://minerals.usgs.gov/minerals/pubs/commodity/gold/

[10] Europäische Zentralbank: http://www.ecb.europa.eu/press/pr/stats/md/html/index.en.html

[11] Phoebuskartell (1924): Absprache der Glühbirnenhersteller hinsichtlich Aufteilung von Märkten und Begrenzung der Lebendauer von Glühbirnen auf 1.000 h.

[12] Mudd G.M. (2007): "Global trends in gold mining: Towards quantifying environmental and resource sustainability?”, Resources Policy Vol. 32, S. 42-56




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