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Geopolitische Sorgen treiben den Ölpreis nach oben

16.10.2017  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Ölmarkt befindet sich aktuell fest im Griff geopolitischer Risiken. Nachdem US-Präsident Trump letzten Freitag dem Iran eine mangelnde Einhaltung des Atom-Abkommens attestierte, hat der US-Kongress nun 60 Tage Zeit, über die Wiederaufnahme von Wirtschaftssanktionen zu entscheiden. Auch wenn das Abkommen selbst nach Aussage des US-Außenministers Tillerson vorerst nicht zur Debatte steht und die anderen Länder den USA kaum folgen werden, erhöht die Debatte um einen härteren Kurs gegen den Iran die politischen Risiken im Nahen Osten.

Diese haben sich nach dem Unabhängigkeitsreferendum im kurdischen Teil Nordiraks vor drei Wochen ohnehin massiv erhöht. Schätzungsweise über 30 Mio. Kurden leben in der Region außerhalb Iraks, vor allem im Iran und der Türkei, und diese dürften auch nach Unabhängigkeit streben. Die Türkei hat daraufhin mit der Schließung einer wichtigen Ölpipeline gedroht. Neben diesen grenzüberschreitenden Spannungen beschäftigt den Ölmarkt die Situation um die ölreiche Region Kirkuk, die die kurdischen Peschmerga-Einheiten seit 2014 unter ihrer Kontrolle halten. Jüngste Meldungen über Kämpfe zwischen kurdischen Einheiten und der irakischen Armee haben den Brentölpreis heute über 58 USD je Barrel steigen lassen.

Wir haben in den letzten Monaten mehrfach betont, dass die Spannungen und die möglichen Auswirkungen auf die Produktions- und Transportinfrastruktur in der Region das größte Risiko für unsere eher konservativen Preisprognosen sind. Denn ansonsten attestieren wir dem Ölmarkt eine weiterhin gute Versorgung, die eher einen Brentölpreis von 50 USD je Barrel rechtfertigt.


Edelmetalle

Gold handelt zum Wochenauftakt knapp über 1.300 USD je Feinunze, nachdem es diese psychologisch wichtige Marke am Freitag im Zuge schwächerer US-Inflationsdaten überwunden hatte. Die Daten führten unter den Marktteilnehmern offenbar zu der Ansicht, dass die US-Notenbank Fed die Zinsen langsamer erhöhen könnte, was sich auch in den Fed Fund Futures widerspiegelte. Bis Ende nächsten Jahres sind nur knapp zwei Zinsschritte eingepreist, während die Fed-Mitglieder selbst von vier Schritten ausgehen.

Obwohl der Goldpreis in den letzten beiden Wochen wieder gestiegen war, haben sich die spekulativen Finanzinvestoren bei Gold weiter zurückgezogen. Gemäß CFTC-Statistik wurden die Netto-Long-Positionen in der Woche zum 10. Oktober auf ein 9-Wochentief von 171,3 Tsd. Kontrakten reduziert. Dies war der vierte Wochenrückgang in Folge. Auch die ETF-Investoren haben sich zuletzt zurückgehalten. Seit Monatsbeginn verzeichnen die von Bloomberg erfassten Gold-ETFs Abflüsse von 4,6 Tonnen.

Da Gold also nicht durch die Investmentnachfrage unterstützt war, muss es anderweitig nachgefragt gewesen sein. So dürfte die Goldnachfrage in China nach der Rückkehr der chinesischen Händler aus der Feiertagswoche eine Rolle gespielt haben. Auch dürfte Indien im Rahmen der Feiertagssaison mehr Gold nachgefragt haben.

Palladium setzt seinen Höhenflug fort und überwindet heute erstmals seit Februar 2001 die Marke von 1.000 USD je Feinunze. Neben einer offenbar robusten Nachfrage aus der Autoindustrie halten auch die spekulativen Finanzinvestoren Palladium weiterhin die Stange.


Industriemetalle

Kupfer springt zu Beginn der neuen Handelswoche um über 3% nach oben und überwindet scheinbar mühelos die Marke von 7.000 USD je Tonne. Mit zeitweise über 7.100 USD je Tonne wurde dabei der höchste Stand seit August 2014 erreicht. Erst hat wohl die Nähe zur psychologisch wichtigen Marke von 7.000 USD Käufer angelockt, anschließend hat das Überschreiten dieser zu technisch bedingten Anschlusskäufen geführt, die den Preisanstieg noch verstärkt haben.

An der SHFE in Shanghai steigt der meistgehandelte Futures-Kontrakt heute erstmals seit 4½ Jahren über 55.000 CNY je Tonne. Offenbar sind Kupfer wie auch die anderen Industriemetalle in Erwartung guter chinesischer Konjunkturdaten gefragt - am Donnerstag werden das BIP für das dritte Quartal sowie weitere Konjunkturdaten für September veröffentlicht. Der Chef der chinesischen Zentralbank hatte bereits am Wochenende angedeutet, dass das Wachstum gut ausfallen dürfte. China wird diese Woche auch wegen des alle fünf Jahre stattfindenden Parteikongresses, der am Mittwoch beginnt, im Fokus der Marktteilnehmer stehen.

Die spekulativen Finanzanleger dürften ebenfalls ihren Beitrag dazu geleistet haben, dass Kupfer die 7.000 USD-Marke übersprungen hat. Schon in der Woche zum 10. Oktober hatten sie sich gemäß CFTC-Statistik wieder optimistischer gezeigt und ihre Netto-Long-Positionen an der Comex in New York erstmal seit fünf Wochen wieder ausgeweitet. Die Daten der LME dürften morgen ein ähnliches Bild zeigen.

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Agrarrohstoffe

Bis auf die abgesenkte Ertragsschätzung bei Sojabohnen in den USA enthielt der letzte WASDE-Bericht des US-Landwirtschaftsministeriums wenig preisunterstützende Nachrichten. Die Ernteschätzung blieb unverändert, da gleichzeitig die unterstellte Erntefläche höher ausgewiesen wurde. Auch weltweit betrachtet blieb die Erntemenge von Sojabohnen unverändert, da auch die Ernten in Brasilien und Argentinien bestätigt wurden.

Die leichte Abwärtsrevision der weltweiten Endbestände 2017/18 ist nahezu ausschließlich einem geringeren Anfangsbestand in den USA geschuldet, was nach den Ende September veröffentlichten US-Getreidebeständen zum 1. September keine Überraschung mehr darstellte. Dass der Sojabohnenpreis dennoch deutlich stieg, ist wohl auf die Sorge der Marktteilnehmer zurückzuführen, dass die US-Ertrags- und Ernteschätzungen noch niedriger ausfallen könnten. Denn die Sojabohnenernte in den USA hinkt dem langjährigen Durchschnitt deutlich hinterher und Pflanzen mit späterer Entwicklung könnten noch schlechtere Erträge aufweisen.

Bei Mais kam es sowohl in den USA als auch auf globaler Ebene zu einer leichten Aufwärtsrevision der Ernteschätzungen. Die Abwärtsrevision der weltweiten Endbestände 2017/18 war größtenteils auf einen niedrigeren Anfangsbestand in den USA zurückzuführen. Wie bei Sojabohnen stellte dies nach dem Lagerbericht von Ende September keine Überraschung mehr dar. Mais handelt nur wenig über dem am Donnerstag verzeichneten 10-Monatstief bei 350 US-Cents je Scheffel.



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