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USD legt zu - Steuerreform und Daten unterstützen!

06.11.2017  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1610 (08.06 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1596 im fernöstlichen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 114.36. In der Folge notiert EUR-JPY bei 132.77. EUR-CHF oszilliert bei 1.1635.

An Märkten werden relative Veränderungen und potentielle relative Veränderungen diskontiert. Bezüglich der Vereinigten Staaten gilt das grundsätzlich in nahezu perfekter Ausgestaltung bei positiven Entwicklungen.

Derzeit wird am Markt goutiert, dass mit Jerome Powell an der Spitze der Federal Reserve eine Politik der ruhigen Hand verankert wird. Er fuhr eng im Fahrwasser von Frau Yellen und er ist zumindest derzeit aus Sicht des Weißen Hauses handzahm. Den Märkten gefällt diese Konstellation äußerst gut.

Das vorgelegte US-Steuerprogramm, auch wenn es nur zu 70% durchgesetzt würde, wirkte auf die Wirtschaftsleistung der USA positiv.

Damit wäre eine schnelle, aber temporäre (wegen Schuldenbasierung) Rückkehr zu einem Wachstumsclip um 3% auf Basis der US-Berechnungsmethodik im hohen Maße wahrscheinlich, denn die Steuerentlastungen würden eine positive Adhoc-Wirkung auf quantitativer Ebene entfalten.

Märkte würden die negativen Implikationen der steigenden Staatsverschuldung dieser Steuerreform auf kurze und mittlere Sicht ausblenden.

Strukturell (qualitativ) bleibe die Situation in den USA kritisch. Da der Markt in den letzten Jahren nicht die Qualität, sondern die Quantität analog zu der Phase vor 2008 bewertete, würden die qualitativen Mängel der wirtschaftlichen Expansion in den USA voraussichtlich weiter ausgeblendet.

Anders ausgedrückt ergäbe sich mit einer US-Steuerreform unter quantitativen Gesichtspunkten Potential für eine Neubewertung des USD. Auch die Zinsdifferenz zum Euro würde dann wieder stärker in den Diskontierungsfokus kommen. Potential in das Feld von 1,10 - 1,12 wäre in diesem Fall nicht auszuschließen.


Der am Freitag veröffentlichte Datenpotpourri aus den USA lieferte überwiegend positive Daten:

Die Arbeitslosenrate sank in den USA per Oktober von zuvor 4,2% auf 4,1% (Kreativdarstellung). Die Arbeitslosenquote U-6 fiel von 8,3% auf 7,9% (in Ansätzen mit der Quote der Eurozone vergleichbar). Die Beschäftigung außerhalb der Landwirtschaft nahm um 261.000 Jobs zu. Der Vormonatswert wurde von -33.000 auf +18.000 revidiert. Damit ergab sich auf Zweimonatssicht ein wert nahe der Prognose.

Die durchschnittlichen Löhne waren im Monatsvergleich unverändert (Prognose +0,2%). Im Jahresvergleich sank die Zunahme unerwartet von 2,8% auf 2,4% (Prognose 2,7%). Das Handelsbilanzdefizit stellte sich per September auf 43,5 Mrd. USD nach zuvor -42,8 Mrd. USD (Prognose 43,2,Mrd. USD).

Der von Markit ermittelte Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor sank per Oktober laut finaler Berechnung von 55,9 auf 55,3 Zähler. Der Composite Index verlor von 55,7 auf 55,2 Punkte.

Der von ISM ermittelte Einkaufsmanagerindex für den Dienstleitungssektor legte dagegen per Oktober unerwartet von 59,8 auf 60,1 Punkte zu und markierte damit den höchsten Wert seit Sommer 2005. Was für eine Divergenz zu dem Pendant von Markit. Würde man den Daten des ISM folgen wollen befände sich die US-Wirtschaft in einem Boom …

Der Auftragseingang der US-Industrie stieg per September im Monatsvergleich um 1,4% nach zuvor +1,2%. Die Prognose lag bei 1,3%.

Die anziehende Weltwirtschaft spiegelt sich auch in der US-Konjunkturlage. Die im Vergleich zu Kontinentaleuropa versetzte Wirkung ist Ausdruck der strukturellen Hemmnisse der USA.

Fakt ist, dass die USA derzeit die positiven Überraschungswerte liefern und mit dem Steuerprogramm Trumps zusätzlich Phantasie auf quantitativer Ebene im Raum steht.

Die Daten, die uns heute früh aus der Eurozone erreichen, sind durch und durch erfrischend!

Unerwartet legte der deutsche Auftragseingang per September um 1,0% im Monatsvergleich zu. Die Prognose lag bei -1,5%. Der Vormonatswert wurde von +3,6% auf +4,1% revidiert. Der von dem IFO-Institut ermittelte Index des Wirtschaftsklimas der Eurozone stieg per 4. Quartal um 1,8 auf 37,0 Punkte. Damit ergab sich der höchste Wert seit Herbst 2000!

Sollte der Kreditzyklus stärker anspringen (derzeit 2,7%), sind für das kommende Jahr Wachstumsprognose von deutlich mehr als 2,5% gerechtfertigt.

Aktuell ergibt sich ein Szenario, das eine positive Haltung bezüglich der Bewertung des USD favorisiert. Erst ein Überwinden der Widerstandszone bei 1.1730 - 50 negiert den positiven Bias des USD.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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