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Schwache chinesische Rohstoffimporte

08.11.2017  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Höhenflug der Ölpreise ist vorerst gestoppt. Brent schloss gestern nach anfänglichen Gewinnen ein Prozent im Minus. Heute setzt sich der Rückgang zunächst fort. Am Morgen handelt Brent bei 63,5 USD je Barrel. Vom gestern Vormittag verzeichneten 28-Monatshoch hat sich der Preis damit gut einen US-Dollar entfernt.

Die Preisrally wurde gleich von mehreren Faktoren ausgebremst. Die OPEC erwartet zwar in ihrem gestern veröffentlichten World Oil Outlook einen Anstieg der globalen Ölnachfrage auf 102,3 Mio. Barrel pro Tag bis 2022. Das sind immerhin 2,24 Mio. Barrel pro Tag mehr als bislang erwartet. Die OPEC hat aufgrund eines steigenden Nicht-OPEC-Angebots davon allerdings nichts. So soll das globale Angebot von Öl aus Gesteinsschichten (tight oil) bis 2020 auf 7,0 Mio. und bis 2030 auf 9,22 Mio. Barrel pro Tag steigen. Vor einem Jahr lagen die Schätzungen jeweils 2,5 Mio. Barrel pro Tag niedriger. Der von der OPEC erwartete Bedarf an OPEC-Öl wurde für 2019 um 600 Tsd. auf gut 33 Mio. Barrel pro Tag reduziert. Bis 2025 soll er in etwa auf diesem Niveau verharren.

Aktuell produziert die OPEC nur etwas weniger. Mit anderen Worten hat die OPEC in den nächsten acht Jahren so gut wie keinen Spielraum, die Produktion auszuweiten. Die US-Energiebehörde erwartet für das nächste Jahr einen weiteren Anstieg der US-Rohölproduktion. Die entsprechende Schätzung wurde nochmals leicht auf ein neues Rekordniveau von 9,945 Mio. Barrel pro Tag angehoben. Die Rohölimporte Chinas sanken im Oktober laut Zollbehörde auf ein 12-Monatstief von 7,3 Mio. Barrel pro Tag. Im September hatten sie noch bei gut 9 Mio. Barrel pro Tag gelegen.

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Edelmetalle

Gold und die anderen Edelmetalle wurden gestern lange Zeit durch einen festen US-Dollar in Schach gehalten. Die US-Währung wertete gegenüber dem Euro zeitweise auf ein 4-Monatshoch auf. Die Preise stemmten sich im späten Handelsverlauf aber gegen den festen US-Dollar, so dass sich die Verluste schlussendlich in Grenzen hielten. Heute Morgen legen die Preise wieder leicht zu. Gold handelt bei knapp 1.280 USD je Feinunze und Silber kostet 17 USD je Feinunze.

Heute vor einem Jahr hatte die indische Regierung überraschend eine Bargeldreform durchgeführt. Sie erklärte Geldscheine mit großem Nennwert für ungültig und ersetzte diese durch neue, was zu einem Run auf die Schmuckhändler führte, die Goldnachfrage in den darauffolgenden Monaten aber stark belastete. Ein Jahr später hat sich die Lage deutlich beruhigt. Die indischen Goldimporte sollen gut informierten Kreisen zufolge im Oktober im Vergleich zum Vorjahr um über 30% auf 66,8 Tonnen zurückgegangen sein. Seit der Einführung der Mehrwertsteuer auf Goldkäufe zum 1. Juli hat Indien deutlich weniger Gold importiert. Allerdings wurden im ersten Halbjahr Goldkäufe vorgezogen, so dass sich offenbar hohe Lagerbestände aufgebaut hatten.

Die chinesische Zentralbank (PBoC) hat auch im Oktober kein Gold gekauft. Die Goldreserven liegen seit mittlerweile zwölf Monaten bei 59,24 Mio. Unzen bzw. gut 1.840 Tonnen. Die Währungsreserven der PBoC sind zwar in den letzten Monaten leicht gestiegen, lagen im Oktober aber noch unter dem Vorjahresniveau.


Industriemetalle

Ein festerer US-Dollar hat gestern auf den Industriemetallpreisen gelastet, so dass diese gemessen am LME-Industriemetallindex um 1,8% nachgaben. Der Preisrückgang setzt sich heute Morgen mit geringerer Dynamik fort. Kupfer kostet weniger als 6.800 USD je Tonne, Zink notiert unter 3.200 USD je Tonne und Nickel handelt bei rund 12.500 USD je Tonne.

China hat im Oktober Daten der Zollbehörde zufolge deutlich weniger Kupfer importiert. Die Einfuhren von Kupfer und Kupferprodukten gingen im Vergleich zum Vormonat um 23% auf 330 Tsd. Tonnen zurück. Dies war die geringste Menge seit sechs Monaten. Die Importe lagen aber leicht über dem (schwachen) Vorjahresniveau. Chinesischen Handelskreisen zufolge ist dies auf eine verhaltene Nachfrage zurückzuführen. Die Importe von Kupferkonzentrat fielen auf ein 5-Monatstief.

Ein ebenso starker Rückgang wie bei Kupfer ist auch bei den Einfuhren von Eisenerz zu beobachten. Diese fielen im Vergleich zum Vormonat ebenfalls um 23% auf nur noch 79,5 Mio. Tonnen, was die geringste Menge seit 20 Monaten darstellt. Die chinesischen Stahlhersteller haben offenbar deutlich weniger Eisenerz nachgefragt, nachdem die Behörden umfangreiche Produktionskürzungen während der Wintermonate angeordnet hatten. Die Kürzungen dürften sich auch in den nächsten Monaten negativ auf die Eisenerzimporte auswirken. In Singapur steigt der Eisenerzpreis heute allerdings leicht auf 62,5 USD je Tonne.


Agrarrohstoffe

In kleinen Schritten arbeitet sich der Sojabohnenpreis wieder zur Marke von 1.000 US-Cents je Scheffel hoch. Und das, obwohl die Daten aus China diese Nacht enttäuschten. Demnach importierte China im Oktober 5,86 Mio. Tonnen Sojabohnen. Dies sind zwar 12% mehr als im Vorjahresmonat, jedoch 28% weniger als im September. Allerdings liegt der Grund wohl vor allem darin, dass Hurrikan Harvey in den USA zu logistischen Problemen geführt hatte und daher Schiffe verspätet ihre Reise antraten. Hinzu kamen allerdings auch Qualitätsprobleme, ebenfalls in Verbindung mit Schäden in Folge der Stürme. Es ist daher wahrscheinlich, dass die Importmengen im November und Dezember wieder deutlich höher liegen. Beobachter erwarten jeweils rund 9 Mio. Tonnen.

Die Internationale Kaffeeorganisation ICO hat ihre Angabe für die globale Kaffeeproduktion in der abgelaufenen Saison 2016/17 um 3,7 Mio. Sack auf rekordhohe 157,4 Mio. Sack angehoben. Dies waren 3,4% mehr als 2015/16. Grund sind vor allem Aufwärtsrevisionen bei der Arabica-Produktion in Mexiko und Mittelamerika. Dies hat zur Folge, dass die ICO nun nicht mehr wie zuvor für 2016/17 von einem globalen Defizit am Kaffeemarkt spricht, sondern einen Überschuss von 2,4 Mio. Sack ausweist. Diese Einschätzung passt auch besser zur seit Monaten negativen Preisentwicklung bei (Arabica- und auch Robusta-) Kaffee. Auch für 2017/18 wird allgemein ein Überschuss erwartet. Nun attestiert die ICO schon zu Saisonbeginn einen gut versorgten Markt – dies verspricht wenig Aufwärtspotenzial für die Preise.



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