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Brexitchaos? Inflation? Überhitzung?

09.11.2017  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1612 (07.53 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1579 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 113.53. In der Folge notiert EUR-JPY bei 131.81. EUR-CHF oszilliert bei 1.1582.

Die weitere Entwicklung der Preisinflation ist ein ernst zu nehmendes Thema, da die Geldschwemme und das Niedrigzinsniveau mit der dogmatischen Doktrin des 2% Ziels (Verbraucherpreise), die die Finanzwelt erst seit kurzem kennt und die zuvor in dieser Form nie akademisch fundiert wurde, als Basis der Diskontierung aller anderen Anlageklassen wirkt.

Anders ausgedrückt ist die unipolare Fixierung der westlichen Zentralbanken auf die 2% Marke Grundlage für die aktuelle Fortführung der laxen Geldpolitik. Sie ist aber auch ein latentes Risiko für einen absehbar notwendigen Ausstieg.

Fakt ist, dass die Weltwirtschaft an Dynamik zunimmt. Fakt ist, dass die knallharten Profis der Prognose, die in der medialen Welt hofiert werden, ob bei EZB, ob bei dem IWF oder im Mainstream und bei den Wirtschaftsweisen bezüglich der Eurozone seit 2013 zu tief stapelten, um dann Prognosen nach oben korrigieren zu müssen.

Das galt die letzten beiden Jahre auch für China. Es gilt nur selten für die USA. Ob das einen politischen Nachgeschmack inkludiert, ist diskutierbar.

Die zunehmende Dynamik hat Traktion (Rohstoffe) und gewinnt sukzessive an Traktion (Arbeitsmärkte):

1. Die Nachfrage nach Rohstoffen steigt (Seidenstraße …) - Beispiel Kupfer

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2. Die Arbeitsmärkte ziehen an - Thema Lohn - Preisspirale - das galt bisher nur partiell. Mit zunehmender Dynamik wird dieses Thema virulent. Es geht nicht um die Frage des "ob", sondern nur des "wann".

China ist heute die größte Wirtschaftsnation der Welt. Die jüngsten Entwicklungen an der Preisfront könnten bezüglich des vorher aufgemachten Themas von Bedeutung sein. Die Verbraucherpreise legten per Oktober im Jahresvergleich um 1,9% nach zuvor 1,6% zu.

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© Reuters


Erzeugerpreise verzeichneten per Oktober eine Zunahme um 6,9% (Prognose 6,6%).

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© Reuters


Ergo ist verstärktes Augenmerk auf die Preisentwicklung angemahnt. Absehbar nimmt der Druck auf westliche Zentralbanken zu, das positive Konjunkturumfeld für eine Normalisierung zu nutzen.


Der Brexit lässt uns nicht los:

Laut Handelsblatt wird London heute in der sechsten Verhandlungsrunde mit der EU hinsichtlich des Brexit erneut kein neues finanzielles Angebot vorlegen. Gemäß EU-Diplomaten ist eine Krise im Brexit vorgezeichnet, wenn London diesbezüglich bis Dezember nicht lieferte. Auch bei den Bürgerrechten gibt es laut Quellen der EU keine markanten Fortschritte.

Neben diesen Dilemmata bestimmen Rücktritte und Eskapaden das Geschehen in der britischen Regierung.

Der Unternehmerverband CBI des UK ist zunehmend desillusioniert ob der britischen Verhandlungsführung. Das Risiko, das sich das UK "ökonomisch selbst versenkt" nimmt zu. Aus einer solchen Situation würde eine markante Verlegung des Kapitalstocks vom UK nach Kontinentaleuropa die Folge sein (wachsender Kapitalstock, wachsende Lohnsumme/Sozialkontribution).

Wie sagt man im Norden: Watt de een sien Uhl, is de anneren sien Nachtigall ….


Überhitzung:

Der Sachverständigenrat hat die Wachstumsprognose per 2017 von 1,4% auf 2,0% angepasst. Per 2018 wurde die Prognose von 1,6% auf 2,2% gesetzt. Nachdem die Wirtschaftsweisen ihre Kompetenz im Sektor der Nacherzählung umfänglich darlegten, kommt die Debatte über eine Konjunkturüberhitzung auf. Dabei bezieht man sich unter anderem auf Potentialwachstumsraten, die für Deutschland und die Eurozone bei circa 1,0% - 1,5% BIP-Wachstum liegen. Diesbezüglich ist die Debatte akademisch gerechtfertigt.

Für Deutschland ist sie hinsichtlich der Kapazitätsauslastungen und des Arbeitsmarkts nahezu zwingend. In der Gesamtbetrachtung der Eurozone gilt das jedoch noch nicht. Hier sind in den Bereichen der Kapazitäten und des Arbeitsmarkts als Konsequenz der zuvor ausgeprägten Krise nach wie vor keine Verspannungen in Breite und Tiefe gegeben, aber auch hier wird die Luft dünner!

Aktuell ergibt sich ein Szenario, das eine positive Haltung bezüglich der Bewertung des USD favorisiert. Erst ein Überwinden der Widerstandszone bei 1.1730 - 50 negiert den positiven Bias des USD.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.



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