Edelmetalle Aktuell
29.11.2006 | Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und die Platingruppenmetalle Palladium, Iridium, Osmium, Ruthenium und Rhodium gehören zum Kerngeschäft der W.C. Heraeus GmbH mit Stammsitz in Hanau. Das Tochterunternehmen Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH ist für den weltweiten Handel der Edelmetalle im Konzern tätig. In einem wöchentlich erscheinenden Marktbericht veröffentlicht das Unternehmen einen Marktüberlick in mehreren Sprachen.
In der vergangenen Woche war das Platin der einsame Star unter den Edelmetallen, während Gold, Silber und Palladium zwar zulegen konnten, aber rein gefühlsmäßig ganz klar im Abseits standen. Das Platin selbst erreichte dabei zunächst ein neues Allzeithoch, nur um dann kaum glaubliche 260 $ auf gerade einmal noch 1.140 $ je Unze zu fallen, den Tiefstkurs schon in der vorletzten Woche.
Wenn es diese Achterbahnfahrt nicht gegeben hätte, hätte das Abschneiden der anderen Metalle sicher sehr viel mehr Aufmerksamkeit gefunden. Immerhin konnte das Gold einen vernünftigen Drei-Prozent-Gewinn verzeichnen und war dabei vor allem angetrieben von einem höheren Ölpreis (momentan wieder über 60 $ je Barrel), sowie von einer Euro/US- Dollar-Rate, die nach zahlreichen Anläufen nun endlich doch noch über die Marke von 1,30 gestiegen ist. Das Silber erreichte in diesem Umfeld außerdem fast unbemerkt das höchste Niveau seit Mai 2006.
Für den Rest der Woche erwarten wir nicht, dass sich das Platin noch einmal derart von den anderen Metallen abkoppeln kann, wie es das in der ersten Hälfte der vergangenen Woche getan hat. Stattdessen dürfte das Edelmetallquartett weitgehend im Gleichschritt marschieren und dabei vor allem von den Bewegungen des US-Dollars angetrieben werden. Aber auch der Ölpreis sollte in den nächsten Tagen nicht ganz aus den Augen verloren werden, immerhin spricht sich inzwischen eine stattliche Anzahl der zuständigen Ölminister für eine weitere Produktionskürzung aus. Dies dürfte für die Notierung des schwarzen Goldes langfristig nicht ohne Folgen bleiben und träfe bei den Edelmetallen aktuell auf ein ohnehin schon freundliches Umfeld.
Im Gegensatz zu den Platinmetallen befand sich das Gold in der vergangenen Woche im positiven Sinne in eine Einbahnstraße. Es begann am Montag bei 621 $ je Unze und stieg kontinuierlich auf das Wochenhoch bei 640 $ je Unze kurz vor dem Wochenende an. Zunächst gab es für das gelbe Metall einige Unterstützung durch den explodierenden Platinpreis. Später, als dem Platin dann der Boden unter den Füßen weggezogen wurde, gab es Beistand vor allem durch den Ölpreis, der wieder über 60 $ je Barrel gestiegen war, und den schwachen Dollar, der gegenüber dem Euro auf über 1,30 gefallen war.
Heute Morgen schließlich erreichte die amerikanische Währung dann ein 21-Monatstief bei 1,3172. Die wieder gestiegene, inzwischen ziemlich hohe Korrelation zwischen dem Goldpreis und dem Wert des US-Dollars wird auch durch die Tatsache unterstrichen, dass sich die Handelsspanne des Goldpreises in Euro in der vergangenen Woche auf gerade einmal 7 $ je Unze belief, während die Spanne im internationalen Markt bei immerhin 20 $ je Unze lag.
Nach Aussage von Banken war das Interesse von Privatkunden in der vergangenen Woche vergleichsweise limitiert und das sowohl auf der physischen Seite, wie auch bei den börsennotierten Derivaten.
Was den Ausblick angeht, befindet sich das Metall aktuell zumindest charttechnisch betrachtet eindeutig in einem Aufwärtstrend. Sollte es in nächster Zeit den technischen Widerstand bei 650 $ je Unze durchbrechen können, könnte es leicht zu einer Kursrallye kommen, die Kurse von bis zu 680 $ je Unze mit sich brächte. Auf der anderen Seite der Handelsspanne bräuchte es aktuell einem Preisverfall unter 620 $ je Unze, um das Bild nachhaltig einzutrüben. Aber selbst dann würde schon bei 610 $ je Unze wieder eine charttechnische Unterstützungslinie warten und zu neuen Käufen anregen.
Die Europäische Zentralbank berichtete am Dienstag, dass drei ihrer Mitgliedsbanken in der Vorwoche zusammen etwa 6 Tonnen Gold abgegeben hätten. Dies waren nur etwa die Hälfte dessen, was in der entsprechenden Vorperiode verkauft worden war.
In der Minenindustrie hält derweil das beinahe alltägliche Übernahmespektakel an: Die in New Orleans beheimatete Gesellschaft Freeport-McMoRan Copper & Gold kündigte an, den Konkurrenten Phelps Dodge für 25,9 $ Milliarden in bar und Aktien übernehmen zu wollen. Dies wäre weltweit die bisher größte Übernahme in Minensektor. Freeport würde dadurch zum größten börsennotierten Kupferproduzenten der Welt werden und die Firma würde neben Kupfer immerhin auch 1,7 Millionen Unzen Gold pro Jahr ausbringen.
Auch das Silber konnte in der vergangenen Woche kein Eigenleben entwickeln. Spät am Montag erreichte sein Wochentief bei 12,70 $ je Unze und von dort aus stieg es langsam, aber sicher auf 13,10 $ je Unze am Freitagmittag an. Danach beschleunigte sich die Bewegung sogar noch einmal und als der Goldpreis über die Marke von 633 $ je Unze stieg, erreichte das Silber schließlich sein Wochenhoch bei 13,48 $ je Unze. Am heutigen Montag gab es weitere Gewinne, die Spitze mit 13,55 $ je Unze markierte das höchste Niveau seit Mai 2006.
Das weiße Metall hat nun seinen alten charttechnischen Widerstand überstiegen und befindet sich wie das Gold auch klar in einem Aufwärtstrend. Charttechnisch betrachtet hat es nun Luft, bis auf ein Niveau von 14,20 $ je Unze zu steigen. Sollte der Trend allerdings unerwartet kippen, läge die nächste Unterstützung auf unteren Seite dann bei 13,10 $ je Unze.
Das weiße Metall begann in der vergangenen Woche bei rund 1.180 $ je Unze und damit genau auf dem Schlusskurs der Vorwoche in New York. Schon kurz nach dem Handelsstart im Fernen Osten legte das Platin deutlich zu und der Preis erreichte rasch ein Niveau von 1.265 $ je Unze. Der unmittelbare Anlass für die Käufe wurde auch im weiteren Verlauf der Woche nicht ganz klar, allerdings ist es wohl nicht verkehrt, die Diskussionen um einen möglichen Platin-Fonds(-ETF) als eine der Hauptursachen zu vermuten. So gab es kurz vor dem vorletzten Wochenende Gerüchte, dass es in den darauffolgenden Tagen Neuigkeiten bezüglich eines solchen Investmentproduktes geben würde. Wäre das tatsächlich so gekommen, hätte es wohl nur bedeuten können, dass der ETF trotz des steigenden Widerstands von industriellen Verbrauchern, wie auch von südafrikanischen Produzenten, an der Börse hätte eingeführt werden sollen. Allein diese Umstand löste schon spekulative Käufe aus, hinzu kam aber, Gerüchten zufolge, noch der Umstand, dass ein Hedge-Fonds auf dem Weg nach oben Deckungskäufe für eine Minuspositionen bei Kaufoptionen habe vornehmen müssen. Gerüchteweise sei es dabei um einen Betrag von rund 200.000 Unzen gegangen.
Am Dienstagmorgen geriet die Situation schließlich außer Kontrolle: In Japan kam es zu panikartigen Käufen und der Platinpreis stieg innerhalb von Stunden auf 1.400 $ je Unze an. Damit übertraf die Notierung das bisherige Allzeithoch bei 1.340 $ je Unze vom Mai dieses Jahres mehr als deutlich.
Zusammen mit dem steigenden Kassapreis erreichten auch die Zinsen auf Platin bisher ungekannte Höhen. Während am Montag Leihenehmer für eine Periode von einem Monat noch einen Zinssatz von 15 Prozent p.a. zu zahlen hatten, stieg diese Rate am Dienstagmorgen bereits auf 200 Prozent an. Die Spanne zwischen Geld- und Briefsatz bei den Leihen betrug in dieser Situation bis zu 125 Prozent. So weit wir uns erinnern können, sind die höchsten Leiheraten, die jemals für ein Edelmetall verlangt wurden. Selbst in den Jahren der Palladiumkrise zwischen 1999 und 2001 waren die Zinssätze nie über 140 Prozent p.a. gestiegen. Die Finanzierung einer Minusposition kostete am letzten Dienstag acht bis zehn Dollars pro Unze und Tag. Ein Resultat dieser hohen Zinsen war, dass sich Käufer auf Termin einen schönen Kursabschlag hätten sichern können. In der Phase der größten Übertreibungen beim Preis hätte dies zumindest eine eingeschränkte Entlastung für die industriellen Käufer bedeuten können. Ein Hauptnachteil, der neben dem Zeitfaktor dann am Ende sicher größere Umsätze verhinderte, war jedoch die oben schon erwähnte, superbreite Spanne bei den Zinsen.
Aber nicht nur der Kassapreis und die Zinsen erreichten am vergangenen Dienstag Rekordniveaus. Auch die für die Berechnung von Optionspreisen wichtigen Volatilitäten stiegen in ungeahnte Höhen. So lag die entsprechende Berechnungsgrundlage für einen Monat bei 80 zu 140 Prozent, für ein Jahr bei 35 zu 70 Prozent.
Am Dienstag während der Mittagszeit in Europa kam es schließlich zur Trendwende: Das völlige Fehlen von Anschlusskäufen (wie auch -leihen) wurde von den Inhabern von Pluspositionen als Entschuldigung für erste Gewinnmitnahmen genutzt. Dazu kam, dass auch die Abgaben aus der Industrie in dieser Situation massiv zunahmen. Nur selten haben wir in der Vergangenheit derartig viele Verkaufsanfragen von Recyclingfirmen und Händlern gesehen, wie in diesen Stunden. Dass ein Großteil des angebotenen Materials noch nicht in Form von Standardbarren, sondern als Schwamm zur Verfügung stand, und deshalb mit extremen Abschlägen von bis zu 50 $ je Unze gehandelt wurde, schien in dieser Situation kein Hinderungsgrund zu sein. Zu allem Überfluss musste in den fallenden Markt hinein sicher auch wieder ein Teil des Platins verkauft werden, das vorher zur Deckung der offenen Optionspositionen gekauft worden war.
Der Preis für das weiße Metall fiel in dieser Situation noch am Dienstag um 150 $ je Unze und am Mittwochmorgen wie ein Stein weiter auf nur noch 1.140 $ je Unze. Auf diesem Niveau trat dann erst einmal Ruhe ein, nicht zuletzt wegen des anstehenden, langen Feiertagswochenendes in den USA. Erst kurz vor dem Wochenende legte das weiße Metall in Asien und Europa dann wieder zu, allerdings folgte es dabei dem Gold und entwickelte keine eigenen Impulse mehr. Für den Rest dieser Woche erwarten wir nun, dass sich die Notierung zwischen 1.140 $ und 1.200 $ je Unze stabilisiert. Die Preisschwankungen dürften dabei innerhalb dieses Bandes auch weiterhin vergleichsweise groß ausfallen, in keinem Fall jedoch werden sie das Niveau der Vorwoche erreichen.
Die Leiheraten haben mit dem Kassapreis auf den Weg nach unten nicht Schritt gehalten. Während die längerfristigen Zinssätze (über sechs Monate) sich relativ rasch wieder normalisiert haben, erreichten die kurzfristigen Zinsen ihr Ausgangsniveau noch nicht wieder. Der Satz für einen Monat liegt noch immer zwischen 10 und 12 Prozent. Da allerdings so ziemlich jeder professionelle Marktteilnehmer in der ersten Hälfte der vergangenen Woche überschüssiges Material auf den Weg nach Zürich gebracht haben dürfte, um so die eigene Liquidität zu erhöhen und gegebenenfalls auch den Refinanzierungsbedarf zu verringern, ist wohl spätestens zum Ende dieser Woche hin eine weitere Entspannung auch bei den kurzfristigen Zinssätzen für Platin zu erwarten.
Angesichts der dramatischen Vorgänge auf den internationalen Märkten war in der vergangenen Woche nur wenig Zeit für fundamentale Nachrichten. Einige wenige finden sich allerdings unter den es Internet-Links auf der zweiten Seite dieses Berichts.
Das Palladium hat in dieser Woche auf die Vorgänge auf dem Platinmarkt nur sehr verhalten reagiert und dies war wohl eine der besten Bestätigungen, die dafür möglich war, dass es sich bei der kurzlebigen Platinhausse nur um ein künstliches Ereignis ohne jeden fundamentalen Hintergrund gehandelt hatte.
Ganz ohne Folgen blieb der Anstieg des Platins für das Palladium allerdings nicht und so legte es von einem Niveau bei 318 $ am vorletzten Freitag auf 333 $ je Unze am Dienstag zu. Als sich das Platin anschließend aber wieder nach Süden orientierte, fiel auch das Palladium rasch wieder auf 323 $ je Unze zurück. Auf diesem Niveau blieb es dann bis zum Freitag, bevor es der Anstieg des Goldpreises wieder in Richtung der Marke von 330 $ je Unze befördern konnte.
Wir glauben nicht, dass sich das Palladium in irgendeiner Weise von der Entwicklung bei den anderen Edelmetallen abkoppeln kann. Das heißt, dass es in der nächsten Zeit mit großer Wahrscheinlichkeit in einer Handelsspanne zwischen 310 $ je Unze auf der unteren Seite und dem Wochenhoch vom Dienstag am entgegengesetzten Ende verbleiben wird.
Das Rhodium war ein weiteres Metall, für dass die Händler in den vergangenen Tagen kaum Zeit aufbringen konnten. Entsprechend hat sich der Preis seit der Vorwoche auf einem Niveau von 4.860 $ je Unze festgesetzt. Angesichts vergleichsweise hoher Leihezinsen (>15 Prozent je nach Zeitraum auf der Briefseite) rechnen wir aber nicht damit, dass das Metall noch viel Luft auf der unteren Seite hat.
Die zweite Woche in Folge hat das Ruthenium fast 15 Prozent an Wert gewonnen. Heute handelte es zuletzt bei 320 $ je Unze, wobei die industrielle Nachfrage unverändert anhält. Das Iridium liegt dagegen weiterhin unverändert bei 400 $ je Unze, hier nimmt das Kaufinteresse allerdings langsam zu.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (27.11.2006)
Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.
In der vergangenen Woche war das Platin der einsame Star unter den Edelmetallen, während Gold, Silber und Palladium zwar zulegen konnten, aber rein gefühlsmäßig ganz klar im Abseits standen. Das Platin selbst erreichte dabei zunächst ein neues Allzeithoch, nur um dann kaum glaubliche 260 $ auf gerade einmal noch 1.140 $ je Unze zu fallen, den Tiefstkurs schon in der vorletzten Woche.
Wenn es diese Achterbahnfahrt nicht gegeben hätte, hätte das Abschneiden der anderen Metalle sicher sehr viel mehr Aufmerksamkeit gefunden. Immerhin konnte das Gold einen vernünftigen Drei-Prozent-Gewinn verzeichnen und war dabei vor allem angetrieben von einem höheren Ölpreis (momentan wieder über 60 $ je Barrel), sowie von einer Euro/US- Dollar-Rate, die nach zahlreichen Anläufen nun endlich doch noch über die Marke von 1,30 gestiegen ist. Das Silber erreichte in diesem Umfeld außerdem fast unbemerkt das höchste Niveau seit Mai 2006.
Für den Rest der Woche erwarten wir nicht, dass sich das Platin noch einmal derart von den anderen Metallen abkoppeln kann, wie es das in der ersten Hälfte der vergangenen Woche getan hat. Stattdessen dürfte das Edelmetallquartett weitgehend im Gleichschritt marschieren und dabei vor allem von den Bewegungen des US-Dollars angetrieben werden. Aber auch der Ölpreis sollte in den nächsten Tagen nicht ganz aus den Augen verloren werden, immerhin spricht sich inzwischen eine stattliche Anzahl der zuständigen Ölminister für eine weitere Produktionskürzung aus. Dies dürfte für die Notierung des schwarzen Goldes langfristig nicht ohne Folgen bleiben und träfe bei den Edelmetallen aktuell auf ein ohnehin schon freundliches Umfeld.
- Gold
Im Gegensatz zu den Platinmetallen befand sich das Gold in der vergangenen Woche im positiven Sinne in eine Einbahnstraße. Es begann am Montag bei 621 $ je Unze und stieg kontinuierlich auf das Wochenhoch bei 640 $ je Unze kurz vor dem Wochenende an. Zunächst gab es für das gelbe Metall einige Unterstützung durch den explodierenden Platinpreis. Später, als dem Platin dann der Boden unter den Füßen weggezogen wurde, gab es Beistand vor allem durch den Ölpreis, der wieder über 60 $ je Barrel gestiegen war, und den schwachen Dollar, der gegenüber dem Euro auf über 1,30 gefallen war.
Heute Morgen schließlich erreichte die amerikanische Währung dann ein 21-Monatstief bei 1,3172. Die wieder gestiegene, inzwischen ziemlich hohe Korrelation zwischen dem Goldpreis und dem Wert des US-Dollars wird auch durch die Tatsache unterstrichen, dass sich die Handelsspanne des Goldpreises in Euro in der vergangenen Woche auf gerade einmal 7 $ je Unze belief, während die Spanne im internationalen Markt bei immerhin 20 $ je Unze lag.
Nach Aussage von Banken war das Interesse von Privatkunden in der vergangenen Woche vergleichsweise limitiert und das sowohl auf der physischen Seite, wie auch bei den börsennotierten Derivaten.
Was den Ausblick angeht, befindet sich das Metall aktuell zumindest charttechnisch betrachtet eindeutig in einem Aufwärtstrend. Sollte es in nächster Zeit den technischen Widerstand bei 650 $ je Unze durchbrechen können, könnte es leicht zu einer Kursrallye kommen, die Kurse von bis zu 680 $ je Unze mit sich brächte. Auf der anderen Seite der Handelsspanne bräuchte es aktuell einem Preisverfall unter 620 $ je Unze, um das Bild nachhaltig einzutrüben. Aber selbst dann würde schon bei 610 $ je Unze wieder eine charttechnische Unterstützungslinie warten und zu neuen Käufen anregen.
Die Europäische Zentralbank berichtete am Dienstag, dass drei ihrer Mitgliedsbanken in der Vorwoche zusammen etwa 6 Tonnen Gold abgegeben hätten. Dies waren nur etwa die Hälfte dessen, was in der entsprechenden Vorperiode verkauft worden war.
In der Minenindustrie hält derweil das beinahe alltägliche Übernahmespektakel an: Die in New Orleans beheimatete Gesellschaft Freeport-McMoRan Copper & Gold kündigte an, den Konkurrenten Phelps Dodge für 25,9 $ Milliarden in bar und Aktien übernehmen zu wollen. Dies wäre weltweit die bisher größte Übernahme in Minensektor. Freeport würde dadurch zum größten börsennotierten Kupferproduzenten der Welt werden und die Firma würde neben Kupfer immerhin auch 1,7 Millionen Unzen Gold pro Jahr ausbringen.
- Silber
Auch das Silber konnte in der vergangenen Woche kein Eigenleben entwickeln. Spät am Montag erreichte sein Wochentief bei 12,70 $ je Unze und von dort aus stieg es langsam, aber sicher auf 13,10 $ je Unze am Freitagmittag an. Danach beschleunigte sich die Bewegung sogar noch einmal und als der Goldpreis über die Marke von 633 $ je Unze stieg, erreichte das Silber schließlich sein Wochenhoch bei 13,48 $ je Unze. Am heutigen Montag gab es weitere Gewinne, die Spitze mit 13,55 $ je Unze markierte das höchste Niveau seit Mai 2006.
Das weiße Metall hat nun seinen alten charttechnischen Widerstand überstiegen und befindet sich wie das Gold auch klar in einem Aufwärtstrend. Charttechnisch betrachtet hat es nun Luft, bis auf ein Niveau von 14,20 $ je Unze zu steigen. Sollte der Trend allerdings unerwartet kippen, läge die nächste Unterstützung auf unteren Seite dann bei 13,10 $ je Unze.
- Platin
Das weiße Metall begann in der vergangenen Woche bei rund 1.180 $ je Unze und damit genau auf dem Schlusskurs der Vorwoche in New York. Schon kurz nach dem Handelsstart im Fernen Osten legte das Platin deutlich zu und der Preis erreichte rasch ein Niveau von 1.265 $ je Unze. Der unmittelbare Anlass für die Käufe wurde auch im weiteren Verlauf der Woche nicht ganz klar, allerdings ist es wohl nicht verkehrt, die Diskussionen um einen möglichen Platin-Fonds(-ETF) als eine der Hauptursachen zu vermuten. So gab es kurz vor dem vorletzten Wochenende Gerüchte, dass es in den darauffolgenden Tagen Neuigkeiten bezüglich eines solchen Investmentproduktes geben würde. Wäre das tatsächlich so gekommen, hätte es wohl nur bedeuten können, dass der ETF trotz des steigenden Widerstands von industriellen Verbrauchern, wie auch von südafrikanischen Produzenten, an der Börse hätte eingeführt werden sollen. Allein diese Umstand löste schon spekulative Käufe aus, hinzu kam aber, Gerüchten zufolge, noch der Umstand, dass ein Hedge-Fonds auf dem Weg nach oben Deckungskäufe für eine Minuspositionen bei Kaufoptionen habe vornehmen müssen. Gerüchteweise sei es dabei um einen Betrag von rund 200.000 Unzen gegangen.
Am Dienstagmorgen geriet die Situation schließlich außer Kontrolle: In Japan kam es zu panikartigen Käufen und der Platinpreis stieg innerhalb von Stunden auf 1.400 $ je Unze an. Damit übertraf die Notierung das bisherige Allzeithoch bei 1.340 $ je Unze vom Mai dieses Jahres mehr als deutlich.
Zusammen mit dem steigenden Kassapreis erreichten auch die Zinsen auf Platin bisher ungekannte Höhen. Während am Montag Leihenehmer für eine Periode von einem Monat noch einen Zinssatz von 15 Prozent p.a. zu zahlen hatten, stieg diese Rate am Dienstagmorgen bereits auf 200 Prozent an. Die Spanne zwischen Geld- und Briefsatz bei den Leihen betrug in dieser Situation bis zu 125 Prozent. So weit wir uns erinnern können, sind die höchsten Leiheraten, die jemals für ein Edelmetall verlangt wurden. Selbst in den Jahren der Palladiumkrise zwischen 1999 und 2001 waren die Zinssätze nie über 140 Prozent p.a. gestiegen. Die Finanzierung einer Minusposition kostete am letzten Dienstag acht bis zehn Dollars pro Unze und Tag. Ein Resultat dieser hohen Zinsen war, dass sich Käufer auf Termin einen schönen Kursabschlag hätten sichern können. In der Phase der größten Übertreibungen beim Preis hätte dies zumindest eine eingeschränkte Entlastung für die industriellen Käufer bedeuten können. Ein Hauptnachteil, der neben dem Zeitfaktor dann am Ende sicher größere Umsätze verhinderte, war jedoch die oben schon erwähnte, superbreite Spanne bei den Zinsen.
Aber nicht nur der Kassapreis und die Zinsen erreichten am vergangenen Dienstag Rekordniveaus. Auch die für die Berechnung von Optionspreisen wichtigen Volatilitäten stiegen in ungeahnte Höhen. So lag die entsprechende Berechnungsgrundlage für einen Monat bei 80 zu 140 Prozent, für ein Jahr bei 35 zu 70 Prozent.
Am Dienstag während der Mittagszeit in Europa kam es schließlich zur Trendwende: Das völlige Fehlen von Anschlusskäufen (wie auch -leihen) wurde von den Inhabern von Pluspositionen als Entschuldigung für erste Gewinnmitnahmen genutzt. Dazu kam, dass auch die Abgaben aus der Industrie in dieser Situation massiv zunahmen. Nur selten haben wir in der Vergangenheit derartig viele Verkaufsanfragen von Recyclingfirmen und Händlern gesehen, wie in diesen Stunden. Dass ein Großteil des angebotenen Materials noch nicht in Form von Standardbarren, sondern als Schwamm zur Verfügung stand, und deshalb mit extremen Abschlägen von bis zu 50 $ je Unze gehandelt wurde, schien in dieser Situation kein Hinderungsgrund zu sein. Zu allem Überfluss musste in den fallenden Markt hinein sicher auch wieder ein Teil des Platins verkauft werden, das vorher zur Deckung der offenen Optionspositionen gekauft worden war.
Der Preis für das weiße Metall fiel in dieser Situation noch am Dienstag um 150 $ je Unze und am Mittwochmorgen wie ein Stein weiter auf nur noch 1.140 $ je Unze. Auf diesem Niveau trat dann erst einmal Ruhe ein, nicht zuletzt wegen des anstehenden, langen Feiertagswochenendes in den USA. Erst kurz vor dem Wochenende legte das weiße Metall in Asien und Europa dann wieder zu, allerdings folgte es dabei dem Gold und entwickelte keine eigenen Impulse mehr. Für den Rest dieser Woche erwarten wir nun, dass sich die Notierung zwischen 1.140 $ und 1.200 $ je Unze stabilisiert. Die Preisschwankungen dürften dabei innerhalb dieses Bandes auch weiterhin vergleichsweise groß ausfallen, in keinem Fall jedoch werden sie das Niveau der Vorwoche erreichen.
Die Leiheraten haben mit dem Kassapreis auf den Weg nach unten nicht Schritt gehalten. Während die längerfristigen Zinssätze (über sechs Monate) sich relativ rasch wieder normalisiert haben, erreichten die kurzfristigen Zinsen ihr Ausgangsniveau noch nicht wieder. Der Satz für einen Monat liegt noch immer zwischen 10 und 12 Prozent. Da allerdings so ziemlich jeder professionelle Marktteilnehmer in der ersten Hälfte der vergangenen Woche überschüssiges Material auf den Weg nach Zürich gebracht haben dürfte, um so die eigene Liquidität zu erhöhen und gegebenenfalls auch den Refinanzierungsbedarf zu verringern, ist wohl spätestens zum Ende dieser Woche hin eine weitere Entspannung auch bei den kurzfristigen Zinssätzen für Platin zu erwarten.
Angesichts der dramatischen Vorgänge auf den internationalen Märkten war in der vergangenen Woche nur wenig Zeit für fundamentale Nachrichten. Einige wenige finden sich allerdings unter den es Internet-Links auf der zweiten Seite dieses Berichts.
- Palladium
Das Palladium hat in dieser Woche auf die Vorgänge auf dem Platinmarkt nur sehr verhalten reagiert und dies war wohl eine der besten Bestätigungen, die dafür möglich war, dass es sich bei der kurzlebigen Platinhausse nur um ein künstliches Ereignis ohne jeden fundamentalen Hintergrund gehandelt hatte.
Ganz ohne Folgen blieb der Anstieg des Platins für das Palladium allerdings nicht und so legte es von einem Niveau bei 318 $ am vorletzten Freitag auf 333 $ je Unze am Dienstag zu. Als sich das Platin anschließend aber wieder nach Süden orientierte, fiel auch das Palladium rasch wieder auf 323 $ je Unze zurück. Auf diesem Niveau blieb es dann bis zum Freitag, bevor es der Anstieg des Goldpreises wieder in Richtung der Marke von 330 $ je Unze befördern konnte.
Wir glauben nicht, dass sich das Palladium in irgendeiner Weise von der Entwicklung bei den anderen Edelmetallen abkoppeln kann. Das heißt, dass es in der nächsten Zeit mit großer Wahrscheinlichkeit in einer Handelsspanne zwischen 310 $ je Unze auf der unteren Seite und dem Wochenhoch vom Dienstag am entgegengesetzten Ende verbleiben wird.
- Rhodium
Das Rhodium war ein weiteres Metall, für dass die Händler in den vergangenen Tagen kaum Zeit aufbringen konnten. Entsprechend hat sich der Preis seit der Vorwoche auf einem Niveau von 4.860 $ je Unze festgesetzt. Angesichts vergleichsweise hoher Leihezinsen (>15 Prozent je nach Zeitraum auf der Briefseite) rechnen wir aber nicht damit, dass das Metall noch viel Luft auf der unteren Seite hat.
Die zweite Woche in Folge hat das Ruthenium fast 15 Prozent an Wert gewonnen. Heute handelte es zuletzt bei 320 $ je Unze, wobei die industrielle Nachfrage unverändert anhält. Das Iridium liegt dagegen weiterhin unverändert bei 400 $ je Unze, hier nimmt das Kaufinteresse allerdings langsam zu.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (27.11.2006)
Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.