Edelmetalle Aktuell
04.12.2006 | Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und die Platingruppenmetalle Palladium, Iridium, Osmium, Ruthenium und Rhodium gehören zum Kerngeschäft der W.C. Heraeus GmbH mit Stammsitz in Hanau. Das Tochterunternehmen Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH ist für den weltweiten Handel der Edelmetalle im Konzern tätig. In einem wöchentlich erscheinenden Marktbericht veröffentlicht das Unternehmen einen Marktüberlick in mehreren Sprachen.
Nach den wilden Marktbewegungen der letzten Woche insbesondere beim Platin, haben die Edelmetalle in den letzten Tagen zunächst eine Pause eingelegt. Bis gestern Nachmittag handelten die vier wichtigsten Metalle dabei in relativ kleinen Handelsspannen und das trotz eines von Anfang an deutlich steigenden Ölpreises und eines sich gleichzeitig abschwächenden Dollars. In den letzten Wochen hätten beide Faktoren jeweils für sich schon ausgereicht, um auf den Edelmetallmärkten eine wesentlich deutlichere Reaktion hervorzurufen. Aber, aufgeschoben war auch in diesem Fall nicht aufgehoben, und als der Euro am Donnerstagnachmittag gegenüber dem Dollar auf über 1,3220 zulegte, begann auch das Gold nach oben auszubrechen. Dabei zog es dann die anderen Metalle einmal mehr mit sich. Als Folge dieser Käufe, sowohl durch längerfristig orientierte Investoren, wie auch durch in der Regel eher kurzfristig eingestellte Spekulanten, erreichten sowohl das Gold, als auch das Silber mehrmonatige Höchststände. Die Kursrallye stoppte dann erst in der vergangenen Nacht, als Ölpreis und Euro eine vorübergehende Verschnaufpause einlegten und gleichzeitig Gold und Silber sich als unfähig herausstellten, die nächsten wichtigen, charttechnischen Widerstandsniveaus zu übersteigen. In den letzten Stunden bis zum Börsenschluss in New York gaben dann beide Metalle wieder etwas nach, halbherzig gefolgt von Platin und Palladium.
In den ersten Tagen dieser Woche dümpelte der Goldpreis in einer schmalen Handelsspanne zwischen 634 $ und 642 $ je Unze. Der Höchstkurs wurde dabei gleich am Montag erreicht, der Tiefstkurs folgte dann am Mittwoch. Interessanterweise ignorierte das gelbe Metall in dieser Phase den gleichzeitigen, deutlichen Anstieg des Ölpreises und den sich fortsetzenden Verfall des US-Dollars. Erst als sich letzterer nach der Veröffentlichung relativ guter Wirtschaftszahlen aus Deutschland am Donnerstag noch einmal verstärkte, regierte auch der Goldpreis mit einer Rallye. Bevor diese einsetzte, notierte das Metall noch bei 636 $ je Unze, allerdings übersprang es danach relativ schnell den Höchstkurs vom Montag und erreichte innerhalb weniger Stunden einen neuen Gipfel bei 649,50 $ je Unze. Dies war der höchste Preis der letzten 16 Wochen. Mit diesem Niveau stoppte der Anstieg des Goldpreises genau auf einem wichtigen charttechnischen Widerstand und dies dürfte auch die Erklärung dafür sein, warum das Metall dann in den letzten 24 Stunden wieder leicht auf 645 $ je Unze nachgab.
Trotz dieses leichten Rückgangs befindet sich das Metall aber weiterhin in einem Aufwärtstrend, der zunächst Unterstützung bei 639 $ und einen deutlichen Widerstand zwischen 649 $ und 651 $ je Unze bietet.
Sollten der Euro/Dollar-Kurs und der Ölpreis in nächster Zeit wieder abbröckeln, ist nicht auszuschließen, dass auch der Goldpreis das untere Ende der oben beschriebenen Handelsspanne testet. Als Ursache hierfür käme in Frage, dass es, wie schon beim Rhodium beschrieben, in den nächsten Wochen zu Gewinnmitnahmen von Fonds kommen könnte. Charttechnisch lägen dann die nächsten Unterstützungspunkte bei 632 $ und weiter unten dann bei 615 $ je Unze. Trotz dieses kurzfristig vielleicht negativen Ausblicks, bleibt das langfristige Bild unserer Meinung nach aber weiter positiv und jede größere Rückschlag könnte sich im Nachhinein als eine günstige Kaufgelegenheit herausstellen.
Zu dem schwächeren Dollar hatten neben den positiven Arbeitsmarktzahlen aus Deutschland auch Anzeichen für eine Verlangsamung der US-Konjunktur beigetragen. Dies könnte zur Folge haben, dass die Phase der Zinsanhebungen in den USA zumindest vorübergehend ein Ende findet. Was den Ölpreis angeht, sind Händler vor allem nervös über die deutlich kälteres Wetter versprechenden Vorhersagen, die einhergehen mit zuletzt massiv gefallenen Vorräten an diversem Ölprodukten in den USA.
Das Privatkundengeschäft in Deutschland, sowohl im physischen Bereich wie auch mit börsengehandelten Produkten verlief in den letzten Tagen vergleichsweise ruhig. Gleiches vermelden unsere Kollegen auch vom chinesischen Markt. Anders sieht es allerdings aus, wenn man nach Amerika blickt: Hier hat sich der Absatz von Gold und Silber an Investoren in Form der börsengehandelten ETFs in dieser Woche noch einmal deutlich verstärkt. Beim Gold überstieg die Gesamtmenge des in diesen Produkten gebundenen Metalls zum ersten Mal die Grenze von 14 Millionen Unzen.
Die Europäische Zentralbank hat heute bekannt gegeben, dass sie 23 Tonnen Gold im Einklang mit dem Goldabkommen der Europäischen Zentralbanken verkauft habe. Das aktuelle (zweite derartige) Abkommen, das von 2004 bis 2009 läuft, war vor etwas mehr als zwei Jahren von einer Reihe von Zentralbanken der Eurozone, von der EZB, sowie den Notenbanken Schwedens und der Schweiz unterzeichnet worden. Die EZB selbst stand seit dem Jahr der Unterzeichnung auf der Verkäuferseite. 2004 hatte sie dabei noch 47 Tonnen Gold abgegeben, im vergangenen Jahr waren es dann bereits 57 Tonnen. Bei ihrem Start hatte die Europäische Notenbank insgesamt 747 Tonnen Gold von ihren Mitgliedsbanken überschrieben bekommen. Diese repräsentierten damals einen Anteil von 15 Prozent der gesamten Währungsreserven. Vor dem jüngsten Verkauf war die Menge auf 662,9 Tonnen gesunken, durch den Anstieg des Goldpreises betrug im September 2006 der Anteil an den Gesamtreserven aber immerhin 25,8 Prozent.
Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg könnte in diesem Jahr in China die Goldnachfrage um bis zu 17 Prozent steigen. Schmuckkäufer und Investoren würden danach rund 350 Tonnen des gelben Metalls abnehmen, das Reich der Mitte damit zum drittgrößten Goldkonsumenten auf dem Globus. Auf der anderen Seite ist China aber auch der viertgrößte Produzent weltweit und für das nächste Jahr wird bereits eine Steigerung der Ausbringung um über 10 Prozent vorhergesagt.
Das Silber erreichte in dieser Woche ein neues 6-Monatshoch und stieg dabei fast ohne Unterbrechung auf mehr als 14 $ je Unze an. Der Hauptgrund für dieses Zulegen war der festere Goldpreis, fundamentalen Nachrichten spielten dagegen so gut wie keine Rolle.
Der Ausblick für das weiße Metall sieht jenem von Gold nicht unähnlich: Sollten der Euro und der Ölpreis ihre jüngsten Kursgewinne nicht weiter ausbauen, dürfte auch das Silber langsam wieder in Richtung der Marke von 13,70 $ zurückfallen. Im schlimmsten Fall wären sogar Kurse von 13,40 $ je Unze vorstellbar, bevor sich die Notierung wieder stabilisieren könnte. Wenn jedoch die oben genannten externen Faktoren ihren Aufwärtstrend doch noch einmal beschleunigen können, würde das Silber sicher auch profitieren. In diesem Fall wären dann selbst die Höchstkurse vom Mai dieses Jahres nicht mehr unerreichbar, auch wenn es für eine solche Bewegung unserer Meinung nach wie vor keine fundamentale Rechtfertigung gäbe.
Richtung Jahresende befindet sich dann auch das Silber grundsätzlich in dem Dilemma, dass es zu Gewinnmitnahmen durch Investoren kommen könnte. Prozentual betrachtet, könnten hier die Verluste sogar jene bei Gold und bei Platin übertreffen, dies wäre dann ohne Zweifel eine Folge des oben schon erwähnten, weniger positiven, fundamentalen Umfeldes.
Nach der Achterbahnfahrt in der Vorwoche waren in den letzten Tagen Händler, aber auch industrielle Marktteilnehmer äußerst vorsichtig, was ihre jeweilige Positionierung im Markt anging. Eine Folge davon war, dass sich das weiße Metall in einer vergleichsweise kleinen Handelsspanne zwischen 1.138 $ und 1.187 je Unze wiederfand. Beide Niveaus wurden interessanterweise gleich am Montag erreicht, dem Tag mit der höchsten Volatilität der ganzen Woche. Danach handelte das Platin nur noch in einer nochmals verkleinerten Spanne.
Die industrielle Nachfrage war, wie erwähnt, in den letzten Tagen gering, potenzielle Käufer warten derzeit offensichtlich darauf, dass weitere Spekulanten ihre Pluspositionen schließen müssen und so den Preis noch einmal nach unten drücken. Gleichzeitig haben sich auch die Investoren mit neuen Anlagen zurückgehalten, sie scheinen mehr und mehr damit zu rechnen, dass ein preistreibender Platin-Fonds in Form eines in den USA notierten ETFs nun doch nicht kommen könnte.
Während ein großer Teil der Kursbewegungen in der letzten Woche angeblich auf Absicherungsgeschäfte im Zusammenhang mit ungedeckten Optionspositionen zurückging, ist der Markt am Dienstag, dem Tag der angeblichen Fälligkeit eines Großteils dieser Optionen vergleichsweise ruhig verlaufen. Der Kassapreis stieg kurz vor der allgemeinen Ausübungszeit (um 15.30 deutscher Zeit) zwar auf 1.175 $ je Unze an, kurz danach fiel er aber schon wieder auf 1.161 $ zurück.
Nach vorne blickend wird nun sehr viel davon abhängen, ob das Metall in der nächsten Zeit die Spanne zwischen 1.140 $ und 1.200 $ je Unze verlassen kann. Für den Fall, dass Gold und Silber ihren jeweiligen Anstieg fortsetzen und gleichzeitig sich die industrielle, wie auch die spekulative Nachfrage verstärken, ist nicht auszuschließen, dass auch das Platin die Handelsspanne dieser Woche auf oberen Seite verlässt. Auf der anderen Seite kann aber bei einem entsprechenden externen Marktumfeld auch ein Test der Marke von 1.140 $ je Unze nicht komplett ausgeschlossen werden. Spätestens auf diesem Niveau sollte allerdings die industrielle Nachfrage so deutlich ansteigen, dass in nächster Zeit ein Test der psychologisch wichtigen Marke von 1.100 $ je Unze sehr unwahrscheinlich zu sein scheint.
Die Platinzinsen haben in dieser Woche wie erwartet weiter nachgegeben. Ohne Einbeziehung der rating-abhängigen Kreditaufschläge können alle Perioden nun wieder unter sieben Prozent geliehen werden.
Nachdem sich in der letzten Woche alles ausschließlich um den Preis zu drehen schien, gab es in den letzten Tagen wieder eine Reihe von fundamentalen Nachrichten. Diese können über die Link-Liste dieses Reports aufgerufen werden.
Auch die Entwicklung des Palladiumpreises verlief in dieser Woche vergleichsweise volatil, dabei verließ das Metall aber einmal mehr nicht seine, seit längerem etablierte Handelsspanne.
Zu Handelsbeginn in dieser Woche notierte es bei 325 $ je Unze und im weiteren Verlauf erreichte es dann gleich zweimal den Tiefstkurs von 315 $, zunächst am Mittwoch und dann ein zweites Mal am Donnerstagnachmittag. Nach diesem zweiten Versuch, aus dem alten Band nach unten auszubrechen, folgte es aber den anderen Edelmetallen und erreichte schnell das Wochenhoch bei 328 $ je Unze. Erst am Ende kam es dann wieder zu leichten Kursverlusten.
Es gab in dieser Woche keine bedeutenderen fundamentalen Nachrichten und so erwarten wir auch für die nächsten Tage den Verbleib in einer Handelsspanne zwischen 310 $ und 333 $ je Unze.
Das Rhodium legte in den vergangenen Tagen deutlich zu und handelt im Moment weit über 4.900 $ Kunden je Unze. Noch immer liegen die Zinsen vergleichsweise hoch und trotz des, bis auf die jüngste Erholung auf den Edelmetallmärkten eher verhaltenen Verlaufs der Rohstoffmärkte in letzter Zeit, sehen wir nicht nur deshalb für das Rhodium weiteres Kurssteigerungspotenzial voraus. Wir würden dabei auch nicht ausschließen, dass das Metall diesmal die Marke von 5.000 $ je Unze, an denen es in den letzten Monaten mehrfach gescheitert war, erreicht und eventuell sogar überschreitet.
Die unserer Ansicht nach einzig mögliche Bedrohung für ein solches Szenario könnte sein, dass es in letzter Minute wegen des bevorstehenden Endes des Quartals und des Kalenderjahres zu Verkäufen kommt. Vergleichbare Situationen hat es in der Vergangenheit bei verschiedenen Edelmetallen einige Male gegeben, als Produzenten Teile ihrer Vorräte zur Bilanzaufbesserung auf den Markt geworfen hatten. In diesem Jahr ist ein solches Verhalten aus zwei Gründen allerdings eher unwahrscheinlich. Zum einen haben die im Jahresdurchschnitt ohnehin hohen Edelmetallpreise ihre positiven Spuren in den Bilanzen der Produzenten schon längst hinterlassen, daneben dürfte es aber in diesem Jahr, anders als im manchen Vorjahren, auch gar keine entsprechenden Vorräte bei Rhodium, aber auch bei Platin und Ruthenium mehr geben.
Allerdings könnte es trotzdem noch zu Abgaben kurz vor dem Jahresende kommen. Diese kämen dann aber nicht von Minengesellschaften, sondern möglicherweise von Investoren. Sie verfügen ohne Zweifel noch über entsprechende Pluspositionen und könnten versucht sein, noch vor dem Jahresende einen Teil ihrer bisher unrealisierten Gewinne einzufahren.
Mehr als jedes andere Metall steigt dieser Tage das Ruthenium an und eine Trendwende ist weiter nicht in Sicht. Die Marke von 400 $ je Unze ist nun nicht mehr weit entfernt, dies bedeutet gegenüber dem Preis der letzten Woche einen Anstieg um diesmal fast 25 Prozent. In der Liste mit den Internet-Links auf dieser Seite findet sich ein Artikel einer Nachrichtenagentur, der die Hintergründe des Anstiegs ein wenig beleuchtet.
Trotz einer ansteigenden industriellen Nachfrage liegt das Iridium weiterhin unverändert bei 400 $ je Unze.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (01.12.2006)
Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.
Nach den wilden Marktbewegungen der letzten Woche insbesondere beim Platin, haben die Edelmetalle in den letzten Tagen zunächst eine Pause eingelegt. Bis gestern Nachmittag handelten die vier wichtigsten Metalle dabei in relativ kleinen Handelsspannen und das trotz eines von Anfang an deutlich steigenden Ölpreises und eines sich gleichzeitig abschwächenden Dollars. In den letzten Wochen hätten beide Faktoren jeweils für sich schon ausgereicht, um auf den Edelmetallmärkten eine wesentlich deutlichere Reaktion hervorzurufen. Aber, aufgeschoben war auch in diesem Fall nicht aufgehoben, und als der Euro am Donnerstagnachmittag gegenüber dem Dollar auf über 1,3220 zulegte, begann auch das Gold nach oben auszubrechen. Dabei zog es dann die anderen Metalle einmal mehr mit sich. Als Folge dieser Käufe, sowohl durch längerfristig orientierte Investoren, wie auch durch in der Regel eher kurzfristig eingestellte Spekulanten, erreichten sowohl das Gold, als auch das Silber mehrmonatige Höchststände. Die Kursrallye stoppte dann erst in der vergangenen Nacht, als Ölpreis und Euro eine vorübergehende Verschnaufpause einlegten und gleichzeitig Gold und Silber sich als unfähig herausstellten, die nächsten wichtigen, charttechnischen Widerstandsniveaus zu übersteigen. In den letzten Stunden bis zum Börsenschluss in New York gaben dann beide Metalle wieder etwas nach, halbherzig gefolgt von Platin und Palladium.
- Gold
In den ersten Tagen dieser Woche dümpelte der Goldpreis in einer schmalen Handelsspanne zwischen 634 $ und 642 $ je Unze. Der Höchstkurs wurde dabei gleich am Montag erreicht, der Tiefstkurs folgte dann am Mittwoch. Interessanterweise ignorierte das gelbe Metall in dieser Phase den gleichzeitigen, deutlichen Anstieg des Ölpreises und den sich fortsetzenden Verfall des US-Dollars. Erst als sich letzterer nach der Veröffentlichung relativ guter Wirtschaftszahlen aus Deutschland am Donnerstag noch einmal verstärkte, regierte auch der Goldpreis mit einer Rallye. Bevor diese einsetzte, notierte das Metall noch bei 636 $ je Unze, allerdings übersprang es danach relativ schnell den Höchstkurs vom Montag und erreichte innerhalb weniger Stunden einen neuen Gipfel bei 649,50 $ je Unze. Dies war der höchste Preis der letzten 16 Wochen. Mit diesem Niveau stoppte der Anstieg des Goldpreises genau auf einem wichtigen charttechnischen Widerstand und dies dürfte auch die Erklärung dafür sein, warum das Metall dann in den letzten 24 Stunden wieder leicht auf 645 $ je Unze nachgab.
Trotz dieses leichten Rückgangs befindet sich das Metall aber weiterhin in einem Aufwärtstrend, der zunächst Unterstützung bei 639 $ und einen deutlichen Widerstand zwischen 649 $ und 651 $ je Unze bietet.
Sollten der Euro/Dollar-Kurs und der Ölpreis in nächster Zeit wieder abbröckeln, ist nicht auszuschließen, dass auch der Goldpreis das untere Ende der oben beschriebenen Handelsspanne testet. Als Ursache hierfür käme in Frage, dass es, wie schon beim Rhodium beschrieben, in den nächsten Wochen zu Gewinnmitnahmen von Fonds kommen könnte. Charttechnisch lägen dann die nächsten Unterstützungspunkte bei 632 $ und weiter unten dann bei 615 $ je Unze. Trotz dieses kurzfristig vielleicht negativen Ausblicks, bleibt das langfristige Bild unserer Meinung nach aber weiter positiv und jede größere Rückschlag könnte sich im Nachhinein als eine günstige Kaufgelegenheit herausstellen.
Zu dem schwächeren Dollar hatten neben den positiven Arbeitsmarktzahlen aus Deutschland auch Anzeichen für eine Verlangsamung der US-Konjunktur beigetragen. Dies könnte zur Folge haben, dass die Phase der Zinsanhebungen in den USA zumindest vorübergehend ein Ende findet. Was den Ölpreis angeht, sind Händler vor allem nervös über die deutlich kälteres Wetter versprechenden Vorhersagen, die einhergehen mit zuletzt massiv gefallenen Vorräten an diversem Ölprodukten in den USA.
Das Privatkundengeschäft in Deutschland, sowohl im physischen Bereich wie auch mit börsengehandelten Produkten verlief in den letzten Tagen vergleichsweise ruhig. Gleiches vermelden unsere Kollegen auch vom chinesischen Markt. Anders sieht es allerdings aus, wenn man nach Amerika blickt: Hier hat sich der Absatz von Gold und Silber an Investoren in Form der börsengehandelten ETFs in dieser Woche noch einmal deutlich verstärkt. Beim Gold überstieg die Gesamtmenge des in diesen Produkten gebundenen Metalls zum ersten Mal die Grenze von 14 Millionen Unzen.
Die Europäische Zentralbank hat heute bekannt gegeben, dass sie 23 Tonnen Gold im Einklang mit dem Goldabkommen der Europäischen Zentralbanken verkauft habe. Das aktuelle (zweite derartige) Abkommen, das von 2004 bis 2009 läuft, war vor etwas mehr als zwei Jahren von einer Reihe von Zentralbanken der Eurozone, von der EZB, sowie den Notenbanken Schwedens und der Schweiz unterzeichnet worden. Die EZB selbst stand seit dem Jahr der Unterzeichnung auf der Verkäuferseite. 2004 hatte sie dabei noch 47 Tonnen Gold abgegeben, im vergangenen Jahr waren es dann bereits 57 Tonnen. Bei ihrem Start hatte die Europäische Notenbank insgesamt 747 Tonnen Gold von ihren Mitgliedsbanken überschrieben bekommen. Diese repräsentierten damals einen Anteil von 15 Prozent der gesamten Währungsreserven. Vor dem jüngsten Verkauf war die Menge auf 662,9 Tonnen gesunken, durch den Anstieg des Goldpreises betrug im September 2006 der Anteil an den Gesamtreserven aber immerhin 25,8 Prozent.
Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg könnte in diesem Jahr in China die Goldnachfrage um bis zu 17 Prozent steigen. Schmuckkäufer und Investoren würden danach rund 350 Tonnen des gelben Metalls abnehmen, das Reich der Mitte damit zum drittgrößten Goldkonsumenten auf dem Globus. Auf der anderen Seite ist China aber auch der viertgrößte Produzent weltweit und für das nächste Jahr wird bereits eine Steigerung der Ausbringung um über 10 Prozent vorhergesagt.
- Silber
Das Silber erreichte in dieser Woche ein neues 6-Monatshoch und stieg dabei fast ohne Unterbrechung auf mehr als 14 $ je Unze an. Der Hauptgrund für dieses Zulegen war der festere Goldpreis, fundamentalen Nachrichten spielten dagegen so gut wie keine Rolle.
Der Ausblick für das weiße Metall sieht jenem von Gold nicht unähnlich: Sollten der Euro und der Ölpreis ihre jüngsten Kursgewinne nicht weiter ausbauen, dürfte auch das Silber langsam wieder in Richtung der Marke von 13,70 $ zurückfallen. Im schlimmsten Fall wären sogar Kurse von 13,40 $ je Unze vorstellbar, bevor sich die Notierung wieder stabilisieren könnte. Wenn jedoch die oben genannten externen Faktoren ihren Aufwärtstrend doch noch einmal beschleunigen können, würde das Silber sicher auch profitieren. In diesem Fall wären dann selbst die Höchstkurse vom Mai dieses Jahres nicht mehr unerreichbar, auch wenn es für eine solche Bewegung unserer Meinung nach wie vor keine fundamentale Rechtfertigung gäbe.
Richtung Jahresende befindet sich dann auch das Silber grundsätzlich in dem Dilemma, dass es zu Gewinnmitnahmen durch Investoren kommen könnte. Prozentual betrachtet, könnten hier die Verluste sogar jene bei Gold und bei Platin übertreffen, dies wäre dann ohne Zweifel eine Folge des oben schon erwähnten, weniger positiven, fundamentalen Umfeldes.
- Platin
Nach der Achterbahnfahrt in der Vorwoche waren in den letzten Tagen Händler, aber auch industrielle Marktteilnehmer äußerst vorsichtig, was ihre jeweilige Positionierung im Markt anging. Eine Folge davon war, dass sich das weiße Metall in einer vergleichsweise kleinen Handelsspanne zwischen 1.138 $ und 1.187 je Unze wiederfand. Beide Niveaus wurden interessanterweise gleich am Montag erreicht, dem Tag mit der höchsten Volatilität der ganzen Woche. Danach handelte das Platin nur noch in einer nochmals verkleinerten Spanne.
Die industrielle Nachfrage war, wie erwähnt, in den letzten Tagen gering, potenzielle Käufer warten derzeit offensichtlich darauf, dass weitere Spekulanten ihre Pluspositionen schließen müssen und so den Preis noch einmal nach unten drücken. Gleichzeitig haben sich auch die Investoren mit neuen Anlagen zurückgehalten, sie scheinen mehr und mehr damit zu rechnen, dass ein preistreibender Platin-Fonds in Form eines in den USA notierten ETFs nun doch nicht kommen könnte.
Während ein großer Teil der Kursbewegungen in der letzten Woche angeblich auf Absicherungsgeschäfte im Zusammenhang mit ungedeckten Optionspositionen zurückging, ist der Markt am Dienstag, dem Tag der angeblichen Fälligkeit eines Großteils dieser Optionen vergleichsweise ruhig verlaufen. Der Kassapreis stieg kurz vor der allgemeinen Ausübungszeit (um 15.30 deutscher Zeit) zwar auf 1.175 $ je Unze an, kurz danach fiel er aber schon wieder auf 1.161 $ zurück.
Nach vorne blickend wird nun sehr viel davon abhängen, ob das Metall in der nächsten Zeit die Spanne zwischen 1.140 $ und 1.200 $ je Unze verlassen kann. Für den Fall, dass Gold und Silber ihren jeweiligen Anstieg fortsetzen und gleichzeitig sich die industrielle, wie auch die spekulative Nachfrage verstärken, ist nicht auszuschließen, dass auch das Platin die Handelsspanne dieser Woche auf oberen Seite verlässt. Auf der anderen Seite kann aber bei einem entsprechenden externen Marktumfeld auch ein Test der Marke von 1.140 $ je Unze nicht komplett ausgeschlossen werden. Spätestens auf diesem Niveau sollte allerdings die industrielle Nachfrage so deutlich ansteigen, dass in nächster Zeit ein Test der psychologisch wichtigen Marke von 1.100 $ je Unze sehr unwahrscheinlich zu sein scheint.
Die Platinzinsen haben in dieser Woche wie erwartet weiter nachgegeben. Ohne Einbeziehung der rating-abhängigen Kreditaufschläge können alle Perioden nun wieder unter sieben Prozent geliehen werden.
Nachdem sich in der letzten Woche alles ausschließlich um den Preis zu drehen schien, gab es in den letzten Tagen wieder eine Reihe von fundamentalen Nachrichten. Diese können über die Link-Liste dieses Reports aufgerufen werden.
- Palladium
Auch die Entwicklung des Palladiumpreises verlief in dieser Woche vergleichsweise volatil, dabei verließ das Metall aber einmal mehr nicht seine, seit längerem etablierte Handelsspanne.
Zu Handelsbeginn in dieser Woche notierte es bei 325 $ je Unze und im weiteren Verlauf erreichte es dann gleich zweimal den Tiefstkurs von 315 $, zunächst am Mittwoch und dann ein zweites Mal am Donnerstagnachmittag. Nach diesem zweiten Versuch, aus dem alten Band nach unten auszubrechen, folgte es aber den anderen Edelmetallen und erreichte schnell das Wochenhoch bei 328 $ je Unze. Erst am Ende kam es dann wieder zu leichten Kursverlusten.
Es gab in dieser Woche keine bedeutenderen fundamentalen Nachrichten und so erwarten wir auch für die nächsten Tage den Verbleib in einer Handelsspanne zwischen 310 $ und 333 $ je Unze.
- Rhodium
Das Rhodium legte in den vergangenen Tagen deutlich zu und handelt im Moment weit über 4.900 $ Kunden je Unze. Noch immer liegen die Zinsen vergleichsweise hoch und trotz des, bis auf die jüngste Erholung auf den Edelmetallmärkten eher verhaltenen Verlaufs der Rohstoffmärkte in letzter Zeit, sehen wir nicht nur deshalb für das Rhodium weiteres Kurssteigerungspotenzial voraus. Wir würden dabei auch nicht ausschließen, dass das Metall diesmal die Marke von 5.000 $ je Unze, an denen es in den letzten Monaten mehrfach gescheitert war, erreicht und eventuell sogar überschreitet.
Die unserer Ansicht nach einzig mögliche Bedrohung für ein solches Szenario könnte sein, dass es in letzter Minute wegen des bevorstehenden Endes des Quartals und des Kalenderjahres zu Verkäufen kommt. Vergleichbare Situationen hat es in der Vergangenheit bei verschiedenen Edelmetallen einige Male gegeben, als Produzenten Teile ihrer Vorräte zur Bilanzaufbesserung auf den Markt geworfen hatten. In diesem Jahr ist ein solches Verhalten aus zwei Gründen allerdings eher unwahrscheinlich. Zum einen haben die im Jahresdurchschnitt ohnehin hohen Edelmetallpreise ihre positiven Spuren in den Bilanzen der Produzenten schon längst hinterlassen, daneben dürfte es aber in diesem Jahr, anders als im manchen Vorjahren, auch gar keine entsprechenden Vorräte bei Rhodium, aber auch bei Platin und Ruthenium mehr geben.
Allerdings könnte es trotzdem noch zu Abgaben kurz vor dem Jahresende kommen. Diese kämen dann aber nicht von Minengesellschaften, sondern möglicherweise von Investoren. Sie verfügen ohne Zweifel noch über entsprechende Pluspositionen und könnten versucht sein, noch vor dem Jahresende einen Teil ihrer bisher unrealisierten Gewinne einzufahren.
Mehr als jedes andere Metall steigt dieser Tage das Ruthenium an und eine Trendwende ist weiter nicht in Sicht. Die Marke von 400 $ je Unze ist nun nicht mehr weit entfernt, dies bedeutet gegenüber dem Preis der letzten Woche einen Anstieg um diesmal fast 25 Prozent. In der Liste mit den Internet-Links auf dieser Seite findet sich ein Artikel einer Nachrichtenagentur, der die Hintergründe des Anstiegs ein wenig beleuchtet.
Trotz einer ansteigenden industriellen Nachfrage liegt das Iridium weiterhin unverändert bei 400 $ je Unze.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (01.12.2006)
Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.