Edelmetalle Aktuell
12.12.2006 | Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und die Platingruppenmetalle Palladium, Iridium, Osmium, Ruthenium und Rhodium gehören zum Kerngeschäft der W.C. Heraeus GmbH mit Stammsitz in Hanau. Das Tochterunternehmen Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH ist für den weltweiten Handel der Edelmetalle im Konzern tätig. In einem wöchentlich erscheinenden Marktbericht veröffentlicht das Unternehmen einen Marktüberlick in mehreren Sprachen.
Die vier wichtigsten Edelmetalle wurden in der letzten Woche zunächst von einer Welle kräftig ausfallender Gewinnmitnahmen kalt erwischt. Diese kamen nicht völlig unerwartet, in dieser Intensität aber sicherlich früher als gedacht.
Am vergangenen Montag hatten die Metalle noch nahe den New Yorker Schlusskursen des vorletzten Freitags gelegen. Während sich das Gold in den ersten Handelsstunden der neuen Woche im Fernen Osten noch seitwärts bewegte und das Silber sogar noch einmal nach oben marschierte, haben sich die Platinmetalle unmittelbar in Richtung Süden orientiert.
Händler nannten einmal mehr die Bewegung des Ölpreises als eine mögliche Ursache für die Schwankungen auf den Edelmetallmärkten. Für die vergangene Woche allerdings passte diese Erklärung unserer Ansicht nach nicht 100-prozentig. Während das schwarze Gold nämlich zwischen Montag und Mittwoch nur einen maximalen Verlust von zwei Prozent hinnehmen musste, verloren Gold und Silber später zeitweise über vier Prozent, Platin sogar fast sechs Prozent.
Erst am Donnerstagmorgen erreichten die Edelmetalle einen vorläufigen Tiefststand. An dieser Stelle sorgte dann eine Kombination steigender industrieller Nachfrage und - vor dem Hintergrund von Diskussionen über eine mögliche Förderkürzung der OPEC - auch noch eine Erholung des Ölpreises für einen Wiederanstieg, der Gold und Co. zurück in die Mitte der Handelsspanne der vergangenen Woche brachte. Allerdings dauerte der Aufschwung nur wenige Stunden. Bis zum Börsenschluss in New York gab es dann eine zweite Runde von Verkäufen und die meisten Edelmetalle erreichten sogar noch neue Wochentiefstkurse.
Nachdem das gelbe Metall am vorletzten Freitag noch vergleichsweise freundlich bei 646 $ je Unze geschlossen hatte, startete es in die neue Woche zunächst vergleichsweise ruhig. Diese Ruhe dauerte allerdings nur wenige Stunden, denn schon nach kurzer Zeit setzten Gewinnmitnahmen das Gold unter Druck. In den ersten vier Tagen der letzten Woche fiel es beinahe kontinuierlich auf einen Tiefstkurs von 625 $ je Unze. Die in der letzten Woche an dieser Stelle genannten charttechnischen Unterstützungslinien spielten dabei keine große Rolle: Während die Unterstützung bei 632 $ je Unze überhaupt keinen stabilisierenden Effekt hatte, wurde die nächste Marke bei 615 $ je Unze zunächst deutlich verfehlt.
Verantwortlich für die Verluste waren in erster Linie Abgaben von Spekulanten, sie trafen auf eine mangelnde Nachfrage sowohl von privaten Investoren, wie auch von industriellen Käufern. Im Gegensatz zu den vergangenen Wochen waren die Kursverluste beim Gold nicht das Resultat einer entsprechenden Bewegung entweder des Ölpreises und/oder das US-Dollars. Beide Märkte verharrten vielmehr in einem relativ engen Band, so handelte das US-Öl zwischen 61,50 und 63 $ je Barrel, der Dollar notierte gegenüber dem Euro zwischen 1,3260 und 1,3320.
Nach dem Erreichen der vorläufigen Tiefstkurse am Donnerstag sorgten dann Schnäppchenjäger für eine allerdings rasch wieder vorübergehende Erholung. Am Freitag schloss dann das gelbe Metall in New York mit 624 $ je Unze schon wieder fast 14 $ unter dem Tageshöchstkurs, der vorher nach der Veröffentlichung der neuesten US-Arbeitsmarktdaten erreicht worden war. Die anschließenden Verluste waren das Ergebnis eines nochmaligen Nachdenkens der Händler über die Folgen der vergleichsweise guten Arbeitsmarktdaten in den USA. Sie könnten nämlich bedeuten, dass die erwartete Zinswende in den Vereinigten Staaten nicht so schnell erfolgt, was wiederum den Dollar stützen könnte.
Nach den Verlusten der vergangenen Woche hat sich das charttechnische Bild kurzfristig eingetrübt. Theoretisch könnte der Markt noch immer auf 615 $ je Unze fallen. Sollten dieses Niveau dann nicht halten, so wären sogar Kursverluste in die Region unter 600 $ je Unze denkbar. Aber selbst eine solche Bewegung würde das unserer Meinung nach langfristig eher positive Bild, das bestimmt wird von einer fallenden Produktion und geringeren Zentralbankabgaben, nicht stören.
Die Chancen, dass der Preis auf dieses insgesamt eher freundliche Umfeld schon kurzfristig mit Kursgewinnen reagiert, sind allerdings begrenzt. Das Metall müsste schon über 650 $ je Unze steigen, um es zurück auf die Straße in Richtung des Jahreshöchstkurses bei über 700 $ je Unze zu bringen.
Händler von Banken berichten unterdessen, dass die Nachfrage nach physischem Metall in der Vorweihnachtszeit deutlich unter dem Niveau des Vorjahres liegt. Während einzelne Institutionen ausführen, dass es zumindest noch eine nennenswerte Nachfrage nach den eher als Geschenk denn als Geldanlage geeigneten Kleinbarren mit einem Gewicht zwischen 1 Gramm und 50 Gramm gibt, sind sich alle Adressen einig, dass der Absatz an Investmentbarren mit einem Gewicht von 100 Gramm an aufwärts deutlich unter dem Niveau des Vorjahres liegt. Auch bei den börsengehandelten Derivaten hat die Nachfrage in den vergangenen Wochen deutlich abgenommen.
Im Gegensatz zum Gold, dass sich in der vergangenen Woche ziemlich schnell nach unten orientierte, konnte das Silber in den ersten 36 Stunden zunächst noch an Wert gewinnen. Im Vergleich zum Schlusskurs des vorletzten Freitags legte es beinahe 20 Cents zu und erreichte mit 14,16 $ je Unze am Dienstagnachmittag das höchste Niveau seit Mai dieses Jahres. Händler verwiesen dabei auf die ungebrochene Nachfrage von Investoren für den in New York an der Börse gehandelten Silber-ETF. In Form dieses Produkts sind seit dem 2. Quartal inzwischen nahezu 3.400 Tonnen des weißen Metalls verkauft worden, dazu kommt noch eine vergleichsweise hohe Nachfrage aus eine Reihe von Industriebereichen.
Im weiteren Verlauf der Woche konnte sich das Silber dem immer weiter um sich greifenden negativen Trend aber nicht entziehen. Als das Gold seine Verluste ausbaute, zog das weiße Metall nach und verlor fast 75 Cents auf rund 13,40 $ je Unze.
Erst hier, und damit auf dem gleichen Niveau wie in der vorletzten Woche, konnte das Metall einen Boden bilden. Die Tatsache, dass die Versuche, den Preis nach unten zu drücken, bereits zum zweiten Mal innerhalb von zwei Wochen bei diesem Preis zum Stillstand kamen, sorgte dann wieder für spekulative Nachfrage.
In der Folge stieg das Silber deshalb rasch wieder in Richtung der psychologisch wichtigen Marke von 14 $ je Unze, am Ende konnte es aber auch sie nicht durchbrechen. Die fast logische Konsequenz waren Gewinnmitnahmen, sie brachten schließlich am vergangenen Freitag einen Schlusskurs von 13,65 $ je Unze.
Für die kommende Woche erwarten wir keine größere unabhängige Bewegung des Silberpreises und dies trotz der Tatsache, dass sich das Silber im Gegensatz zum Gold, noch immer in einem Aufwärtstrend befindet. Dieser würde allerdings enden, sobald die Notierung 13,60 $ je Unze fällt. In einem solchen Fall wurde es mit großer Wahrscheinlichkeit zu einem Test der nächsten Unterstützungslinien bei 13,40 $ und 13,20 $ je Unze kommen.
Ohne die Unterstützung eines steigenden Goldpreises musste das Platin in der vergangenen Woche deutliche Verluste hinnehmen. Anlass für die Verkäufe war eine Entscheidung für Gewinnmitnahmen sowohl durch längerfristig orientierte Investoren, wie auch durch eher kurzfristig am Markt agierende Spekulanten. Deren Entscheidung kurz vor dem Jahresende ist durchaus nachvollziehbar, handelte doch das weiße Metall zu Beginn der letzten Woche rund 200 $ je Unze über dem Preisniveau zu Beginn dieses Jahres. Mit dem sich rasch nähernden Jahresende, der sinkenden Wahrscheinlichkeit, dass ein Platin-ETF realisiert werden wird, sowie angesichts einer, in den letzten Wochen und Monaten im Durchschnitt deutlich geringeren industriellen Nachfrage, gab es eine Reihe von Gründen, welche die Abgaben letztendlich wohl rechtfertigten.
Als Folge fiel der Platinpreis in den ersten Tagen der vergangenen Woche kontinuierlich von 1.170 auf 1.095 $ je Unze zurück. Auf seinem Weg nach unten ignorierte das Metall die erste charttechnische Unterstützungslinie bei 1.140 $ je Unze völlig, während das nächste Niveau bei 1.100 $ je Unze dann aber im Großen und Ganzen hielt. Dass dies so kam, war in erster Linie einem deutlichen Anstieg der industriellen Nachfrage zu verdanken. Und nicht nur europäische Industrieunternehmen standen auf der Käuferseite, auch der Absatz an der Shanghai Gold Exchange nahm deutlich zu.
Vor dem Hintergrund dieser neuen Nachfrage konnte das Metall in den letzten 24 Stunden der vergangenen Woche wieder leicht auf etwas über 1.110 $ je Unze steigen. Für diese Woche erwarten wir, dass das Metall in jedem Fall zwischen 1.060 $ je Unze (dem Tief vom Oktober) und dem Tiefststand der vergangenen Woche bei 1.095 $ je Unze einen Boden finden wird.
Einen größeren Anstieg allerdings dürfte es andererseits kurzfristig nur geben, wenn der Goldpreis mit Gewalt nach oben ausbrechen kann und es vielleicht gleichzeitig noch (von uns nicht erwartete) positive Nachrichten über Fortschritte bei der Börseneinführung eines Platin-ETFs gäbe. Nur in einem solchen Fall wäre ein schnelles Zulegen in Richtung der Marke von 1.100 $ je Unze denkbar. Aufgeschoben heißt in dem Fall aber nicht aufgehoben, langfristig bleiben wir für das Platin weiter positiv eingestellt.
Angesichts der bevorstehenden Weihnachtspause gab es in den vergangenen Tagen nur wenige fundamentale Nachrichten, einige Informationen über die Expansionspolitik der südafrikanischen Minenindustrie können aber über entsprechende Internet-Links, die in diesem Bericht aufgeführt werden, aufgerufen werden.
Das Palladium ist nach wie vor in einer engen Handelsspanne gefangen, die in der vergangenen Woche sogar noch weiter schrumpfte. Der Höchstkurs wurde am Dienstag mit 330 $ je Unze erreicht, dass Tief lag dann gerade mal einen Tag später bei 320 $ je Unze.
Aktuelle erwarten wir keine Veränderung der Situation, in absehbarer Zeit könnte das Risiko nach unten allerdings erst einmal noch steigen. Eine ganze Reihe von Spekulanten scheint im Moment in Erwartung höherer Kurse über Pluspositionen zu verfügen. Sie setzen dabei auf eine sich langfristig verbessernde fundamentale Lage und verweisen auf einen steigenden Absatz in der Automobilindustrie sowie eine relativ hohen (wenn auch inzwischen leicht rückläufige) Nachfrage durch die chinesische Schmuckindustrie.
Allerdings könnten die Bullen trotzdem gezwungen sein, ihre Meinung zu ändern, nämlich dann, wenn das Metall zu irgendeinem Zeitpunkt durch die Barriere von 300 $ je Unze fällt. Als Folge wäre ein Test des Tiefstkurs vom Juni, der seinerzeit bei 260 $ je Unze gelegen hatte, nicht länger auszuschließen. Ein derart heftiger Preisverfall würde aber wohl kaum ausschließlich aus charttechnischen Gründen erfolgen. Vielmehr müsste er von einer entsprechenden Bewegung des Platinpreises in Richtung der Marke von 1.060 $ je Unze begleitet sein.
Das Rhodium hat, wie erwartet, die Schallmauer von 5.000 $ nach oben durchbrochen und handelt aktuell sogar oberhalb von 5.075 $ je Unze. In dieser Region ist die Nachfrage kurz vor dem Wochenende dann zwar deutlich zurückgegangen, noch immer gab es aber trotz des hohen Preisniveaus noch vereinzelte industrielle Käufer. Verbraucher werden über die gleichzeitig zu beobachtende Tatsache nicht unglücklich sein, dass auf dem hohen Niveau das Verkaufsinteresse, wenn auch nur leicht, zugenommen hat. Größere Gewinnmitnahmen durch Fonds, die in eingeschränktem Maße wohl noch über einige Pluspositionen verfügen, sind allerdings nirgendwo in Sicht.
Auch nicht in Sicht sind Verkäufe beim Ruthenium. Allerdings hat hier die Geschwindigkeit des Anstiegs etwas nachgelassen. So legte das Metall in der vergangenen Woche "nur" um fünf Prozent auf
420 $ je Unze zu.
Nachfrage gibt es weiter auch nach Iridium. Hier allerdings konnte das Niveau von 400 $ je Unze bisher verteidigt werden.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (01.12.2006)
Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.
Die vier wichtigsten Edelmetalle wurden in der letzten Woche zunächst von einer Welle kräftig ausfallender Gewinnmitnahmen kalt erwischt. Diese kamen nicht völlig unerwartet, in dieser Intensität aber sicherlich früher als gedacht.
Am vergangenen Montag hatten die Metalle noch nahe den New Yorker Schlusskursen des vorletzten Freitags gelegen. Während sich das Gold in den ersten Handelsstunden der neuen Woche im Fernen Osten noch seitwärts bewegte und das Silber sogar noch einmal nach oben marschierte, haben sich die Platinmetalle unmittelbar in Richtung Süden orientiert.
Händler nannten einmal mehr die Bewegung des Ölpreises als eine mögliche Ursache für die Schwankungen auf den Edelmetallmärkten. Für die vergangene Woche allerdings passte diese Erklärung unserer Ansicht nach nicht 100-prozentig. Während das schwarze Gold nämlich zwischen Montag und Mittwoch nur einen maximalen Verlust von zwei Prozent hinnehmen musste, verloren Gold und Silber später zeitweise über vier Prozent, Platin sogar fast sechs Prozent.
Erst am Donnerstagmorgen erreichten die Edelmetalle einen vorläufigen Tiefststand. An dieser Stelle sorgte dann eine Kombination steigender industrieller Nachfrage und - vor dem Hintergrund von Diskussionen über eine mögliche Förderkürzung der OPEC - auch noch eine Erholung des Ölpreises für einen Wiederanstieg, der Gold und Co. zurück in die Mitte der Handelsspanne der vergangenen Woche brachte. Allerdings dauerte der Aufschwung nur wenige Stunden. Bis zum Börsenschluss in New York gab es dann eine zweite Runde von Verkäufen und die meisten Edelmetalle erreichten sogar noch neue Wochentiefstkurse.
- Gold
Nachdem das gelbe Metall am vorletzten Freitag noch vergleichsweise freundlich bei 646 $ je Unze geschlossen hatte, startete es in die neue Woche zunächst vergleichsweise ruhig. Diese Ruhe dauerte allerdings nur wenige Stunden, denn schon nach kurzer Zeit setzten Gewinnmitnahmen das Gold unter Druck. In den ersten vier Tagen der letzten Woche fiel es beinahe kontinuierlich auf einen Tiefstkurs von 625 $ je Unze. Die in der letzten Woche an dieser Stelle genannten charttechnischen Unterstützungslinien spielten dabei keine große Rolle: Während die Unterstützung bei 632 $ je Unze überhaupt keinen stabilisierenden Effekt hatte, wurde die nächste Marke bei 615 $ je Unze zunächst deutlich verfehlt.
Verantwortlich für die Verluste waren in erster Linie Abgaben von Spekulanten, sie trafen auf eine mangelnde Nachfrage sowohl von privaten Investoren, wie auch von industriellen Käufern. Im Gegensatz zu den vergangenen Wochen waren die Kursverluste beim Gold nicht das Resultat einer entsprechenden Bewegung entweder des Ölpreises und/oder das US-Dollars. Beide Märkte verharrten vielmehr in einem relativ engen Band, so handelte das US-Öl zwischen 61,50 und 63 $ je Barrel, der Dollar notierte gegenüber dem Euro zwischen 1,3260 und 1,3320.
Nach dem Erreichen der vorläufigen Tiefstkurse am Donnerstag sorgten dann Schnäppchenjäger für eine allerdings rasch wieder vorübergehende Erholung. Am Freitag schloss dann das gelbe Metall in New York mit 624 $ je Unze schon wieder fast 14 $ unter dem Tageshöchstkurs, der vorher nach der Veröffentlichung der neuesten US-Arbeitsmarktdaten erreicht worden war. Die anschließenden Verluste waren das Ergebnis eines nochmaligen Nachdenkens der Händler über die Folgen der vergleichsweise guten Arbeitsmarktdaten in den USA. Sie könnten nämlich bedeuten, dass die erwartete Zinswende in den Vereinigten Staaten nicht so schnell erfolgt, was wiederum den Dollar stützen könnte.
Nach den Verlusten der vergangenen Woche hat sich das charttechnische Bild kurzfristig eingetrübt. Theoretisch könnte der Markt noch immer auf 615 $ je Unze fallen. Sollten dieses Niveau dann nicht halten, so wären sogar Kursverluste in die Region unter 600 $ je Unze denkbar. Aber selbst eine solche Bewegung würde das unserer Meinung nach langfristig eher positive Bild, das bestimmt wird von einer fallenden Produktion und geringeren Zentralbankabgaben, nicht stören.
Die Chancen, dass der Preis auf dieses insgesamt eher freundliche Umfeld schon kurzfristig mit Kursgewinnen reagiert, sind allerdings begrenzt. Das Metall müsste schon über 650 $ je Unze steigen, um es zurück auf die Straße in Richtung des Jahreshöchstkurses bei über 700 $ je Unze zu bringen.
Händler von Banken berichten unterdessen, dass die Nachfrage nach physischem Metall in der Vorweihnachtszeit deutlich unter dem Niveau des Vorjahres liegt. Während einzelne Institutionen ausführen, dass es zumindest noch eine nennenswerte Nachfrage nach den eher als Geschenk denn als Geldanlage geeigneten Kleinbarren mit einem Gewicht zwischen 1 Gramm und 50 Gramm gibt, sind sich alle Adressen einig, dass der Absatz an Investmentbarren mit einem Gewicht von 100 Gramm an aufwärts deutlich unter dem Niveau des Vorjahres liegt. Auch bei den börsengehandelten Derivaten hat die Nachfrage in den vergangenen Wochen deutlich abgenommen.
- Silber
Im Gegensatz zum Gold, dass sich in der vergangenen Woche ziemlich schnell nach unten orientierte, konnte das Silber in den ersten 36 Stunden zunächst noch an Wert gewinnen. Im Vergleich zum Schlusskurs des vorletzten Freitags legte es beinahe 20 Cents zu und erreichte mit 14,16 $ je Unze am Dienstagnachmittag das höchste Niveau seit Mai dieses Jahres. Händler verwiesen dabei auf die ungebrochene Nachfrage von Investoren für den in New York an der Börse gehandelten Silber-ETF. In Form dieses Produkts sind seit dem 2. Quartal inzwischen nahezu 3.400 Tonnen des weißen Metalls verkauft worden, dazu kommt noch eine vergleichsweise hohe Nachfrage aus eine Reihe von Industriebereichen.
Im weiteren Verlauf der Woche konnte sich das Silber dem immer weiter um sich greifenden negativen Trend aber nicht entziehen. Als das Gold seine Verluste ausbaute, zog das weiße Metall nach und verlor fast 75 Cents auf rund 13,40 $ je Unze.
Erst hier, und damit auf dem gleichen Niveau wie in der vorletzten Woche, konnte das Metall einen Boden bilden. Die Tatsache, dass die Versuche, den Preis nach unten zu drücken, bereits zum zweiten Mal innerhalb von zwei Wochen bei diesem Preis zum Stillstand kamen, sorgte dann wieder für spekulative Nachfrage.
In der Folge stieg das Silber deshalb rasch wieder in Richtung der psychologisch wichtigen Marke von 14 $ je Unze, am Ende konnte es aber auch sie nicht durchbrechen. Die fast logische Konsequenz waren Gewinnmitnahmen, sie brachten schließlich am vergangenen Freitag einen Schlusskurs von 13,65 $ je Unze.
Für die kommende Woche erwarten wir keine größere unabhängige Bewegung des Silberpreises und dies trotz der Tatsache, dass sich das Silber im Gegensatz zum Gold, noch immer in einem Aufwärtstrend befindet. Dieser würde allerdings enden, sobald die Notierung 13,60 $ je Unze fällt. In einem solchen Fall wurde es mit großer Wahrscheinlichkeit zu einem Test der nächsten Unterstützungslinien bei 13,40 $ und 13,20 $ je Unze kommen.
- Platin
Ohne die Unterstützung eines steigenden Goldpreises musste das Platin in der vergangenen Woche deutliche Verluste hinnehmen. Anlass für die Verkäufe war eine Entscheidung für Gewinnmitnahmen sowohl durch längerfristig orientierte Investoren, wie auch durch eher kurzfristig am Markt agierende Spekulanten. Deren Entscheidung kurz vor dem Jahresende ist durchaus nachvollziehbar, handelte doch das weiße Metall zu Beginn der letzten Woche rund 200 $ je Unze über dem Preisniveau zu Beginn dieses Jahres. Mit dem sich rasch nähernden Jahresende, der sinkenden Wahrscheinlichkeit, dass ein Platin-ETF realisiert werden wird, sowie angesichts einer, in den letzten Wochen und Monaten im Durchschnitt deutlich geringeren industriellen Nachfrage, gab es eine Reihe von Gründen, welche die Abgaben letztendlich wohl rechtfertigten.
Als Folge fiel der Platinpreis in den ersten Tagen der vergangenen Woche kontinuierlich von 1.170 auf 1.095 $ je Unze zurück. Auf seinem Weg nach unten ignorierte das Metall die erste charttechnische Unterstützungslinie bei 1.140 $ je Unze völlig, während das nächste Niveau bei 1.100 $ je Unze dann aber im Großen und Ganzen hielt. Dass dies so kam, war in erster Linie einem deutlichen Anstieg der industriellen Nachfrage zu verdanken. Und nicht nur europäische Industrieunternehmen standen auf der Käuferseite, auch der Absatz an der Shanghai Gold Exchange nahm deutlich zu.
Vor dem Hintergrund dieser neuen Nachfrage konnte das Metall in den letzten 24 Stunden der vergangenen Woche wieder leicht auf etwas über 1.110 $ je Unze steigen. Für diese Woche erwarten wir, dass das Metall in jedem Fall zwischen 1.060 $ je Unze (dem Tief vom Oktober) und dem Tiefststand der vergangenen Woche bei 1.095 $ je Unze einen Boden finden wird.
Einen größeren Anstieg allerdings dürfte es andererseits kurzfristig nur geben, wenn der Goldpreis mit Gewalt nach oben ausbrechen kann und es vielleicht gleichzeitig noch (von uns nicht erwartete) positive Nachrichten über Fortschritte bei der Börseneinführung eines Platin-ETFs gäbe. Nur in einem solchen Fall wäre ein schnelles Zulegen in Richtung der Marke von 1.100 $ je Unze denkbar. Aufgeschoben heißt in dem Fall aber nicht aufgehoben, langfristig bleiben wir für das Platin weiter positiv eingestellt.
Angesichts der bevorstehenden Weihnachtspause gab es in den vergangenen Tagen nur wenige fundamentale Nachrichten, einige Informationen über die Expansionspolitik der südafrikanischen Minenindustrie können aber über entsprechende Internet-Links, die in diesem Bericht aufgeführt werden, aufgerufen werden.
- Palladium
Das Palladium ist nach wie vor in einer engen Handelsspanne gefangen, die in der vergangenen Woche sogar noch weiter schrumpfte. Der Höchstkurs wurde am Dienstag mit 330 $ je Unze erreicht, dass Tief lag dann gerade mal einen Tag später bei 320 $ je Unze.
Aktuelle erwarten wir keine Veränderung der Situation, in absehbarer Zeit könnte das Risiko nach unten allerdings erst einmal noch steigen. Eine ganze Reihe von Spekulanten scheint im Moment in Erwartung höherer Kurse über Pluspositionen zu verfügen. Sie setzen dabei auf eine sich langfristig verbessernde fundamentale Lage und verweisen auf einen steigenden Absatz in der Automobilindustrie sowie eine relativ hohen (wenn auch inzwischen leicht rückläufige) Nachfrage durch die chinesische Schmuckindustrie.
Allerdings könnten die Bullen trotzdem gezwungen sein, ihre Meinung zu ändern, nämlich dann, wenn das Metall zu irgendeinem Zeitpunkt durch die Barriere von 300 $ je Unze fällt. Als Folge wäre ein Test des Tiefstkurs vom Juni, der seinerzeit bei 260 $ je Unze gelegen hatte, nicht länger auszuschließen. Ein derart heftiger Preisverfall würde aber wohl kaum ausschließlich aus charttechnischen Gründen erfolgen. Vielmehr müsste er von einer entsprechenden Bewegung des Platinpreises in Richtung der Marke von 1.060 $ je Unze begleitet sein.
- Rhodium
Das Rhodium hat, wie erwartet, die Schallmauer von 5.000 $ nach oben durchbrochen und handelt aktuell sogar oberhalb von 5.075 $ je Unze. In dieser Region ist die Nachfrage kurz vor dem Wochenende dann zwar deutlich zurückgegangen, noch immer gab es aber trotz des hohen Preisniveaus noch vereinzelte industrielle Käufer. Verbraucher werden über die gleichzeitig zu beobachtende Tatsache nicht unglücklich sein, dass auf dem hohen Niveau das Verkaufsinteresse, wenn auch nur leicht, zugenommen hat. Größere Gewinnmitnahmen durch Fonds, die in eingeschränktem Maße wohl noch über einige Pluspositionen verfügen, sind allerdings nirgendwo in Sicht.
Auch nicht in Sicht sind Verkäufe beim Ruthenium. Allerdings hat hier die Geschwindigkeit des Anstiegs etwas nachgelassen. So legte das Metall in der vergangenen Woche "nur" um fünf Prozent auf
420 $ je Unze zu.
Nachfrage gibt es weiter auch nach Iridium. Hier allerdings konnte das Niveau von 400 $ je Unze bisher verteidigt werden.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (01.12.2006)
Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.